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Philanthropie und Nächstenliebe

Hello, Freunde der Menschenliebe,

sind Philanthropie und Nächstenliebe dasselbe? Dann wären Griechentum und Christentum auf praktischer Ebene vereinbar. Die philosophischen und theologischen Hintergründe könnte man ausklammern, sie wären belanglos.

Wenn Theorien oder Glaubensbekenntnisse die Liebe zu den Menschen nicht beeinträchtigen, sind sie nur für jene wichtig, die sie benötigen, um Menschen zu lieben. Ansonsten könnte man sie als Hilfswerkzeuge der Liebe ad acta legen.

Wenn Liebe zu den Menschen nicht nur oberstes Gebot, sondern ungeheuchelte Tatsache wäre und das Leben der Menschheit mit Leidenschaft bestimmte – wie müsste man sich die herrschende Weltpolitik vorstellen? Gäbe es noch Armut und Elend, Verachtung und Hass, Klimagefahren und endzeitliche Naturverwüstungen?

Sind Weltkatastrophen nicht das Maß unserer planetarischen Lieblosigkeit? Schaut auf eure unlösbaren Probleme und ihr seht das Maß eurer akkumulierten Lieblosigkeit. Ist es nicht der Gipfel phantastischen Gutmenschentums, an eine allgemeine Menschenliebe zu „glauben?“ Oder ist Menschenliebe die einzige Therapie, um unsere Weltprobleme zu lösen?

Wollen wir die Probleme lösen? Dürfen wir sie lösen? Dürfen wir glauben, wir könnten sie lösen? Oder müssen wir an die knallharte Offenbarung der Egoisten, Machiavellisten, Hobbesianer, Nietzscheaner, Darwinisten, Interessenideologen, Beschädigungs- oder Vernichtungsrivalen glauben?

Ich glaube an das Survival of the fittest, die Selektion der Tüchtigsten, an die gottgewollte Weltherrschaft der Besten, besonders wenn sie

amerikanisch sind und ein Kaugummi für mich haben. Stimmet ein in den höheren Chor: Lobet die Herren, die mächtigen Könige der Konkurrenz, die Wölfe der Wölfe. Lobet die Lieblinge der Evolution, die man biologisch die Bestangepassten nennt, im Gegensatz zu den Unangepassten, die als Spreu aussortiert werden.

Es gab einmal eine 68er-Revolution, die Anpassung als Sünde wider den Geist betrachtete. Dieselben Guys predigen heute die Lehre von der selektiven Konkurrenz, der Eliminierung der Unangepassten und das Evangelium der Erfolgreichen: Work hard, have fun, make history.

Früher waren es wenige große Männer, die Geschichte schrieben. Heute schreibt jeder autistische Programmierer Weltgeschichte, wenn er eine windige Idee hatte, die ihm viele Dukaten einbringt, weil er sie in algorhitmische Befehle verwandeln konnte: Schaut, deutsche Hinterwäldler, eine Silicon-Legende!

Lobet den Herren, der alles so herrlich regiert, denket daran, was der Allmächtige kann. Heute sind es die Allmächtigen, die alles so herrlich regieren – ohne dass wir deren Allmacht zur Kenntnis nehmen müssten.

Zu Darwins Zeiten, als der Westen lange schon christlich war, wanderten die bösen Heiden – in die Tierwelt. Die Gläubigen der westlichen Moderne liebten sich perfekt wie sich selbst. Blieben nur noch die geistlosen Viecher, denen man am Raubtiergebiss, am lauernden Blick, am viehischen Sex die satanische Verruchtheit ansah.

Je vollkommener die weiße Männerwelt, je mehr wurde das Böse exportiert: nach Afrika, ins Unbewusste, in die triebhaften Weiber und in die ödipalen kleinen Sündenkrüppel, die Kinder.

Das Bewusstsein des weißen Mannes war vollkommen geworden, doch wehe, wenn ich ans dunkle Ende sehe. Das innere Ausland, das triebgesteuerte Afrika in uns, das zwanghaft gebändigte ES, das unterdrückende Über-Ich, all das war die alleinseligmachende Mär von der größten Bestie der Geschichte, dem gottgleichen Natur- und Menschenfresser, die der weiße Edelmensch von sich abgespalten hatte. Das Unbewusste wurde zum tierischen Bereich des zivilisierten Mannes, dessen technisches und ökonomisches ICH die Spitze der Evolution eingenommen hatte.  

Erst vor drei oder vier Dekaden entdeckten die Tierfilmer, dass ihre wilden Hauptdarsteller zu liebreicher Brutpflege, aufopfernden Mutterinstinkten und zärtlicher Fürsorge fähig waren. Von Jahr zu Jahr und von Tierfilm zu Tierfilm mehr verwandelten sich die asozialen Wesen von der untersten Schöpfungsleiter in fürsorgliche Hordenmütter und schützende Alphamännchen. Heute sind die Tiere in endlosen TV-Zooreihen zu rundweg liebenswerten Geschöpfen mutiert.

Wo ist Darwin und sein schreckliche Kampf ums Überleben geblieben? Der Zoo ist zur Diakonie domestizierter Tiere geworden. Verstößt eine Bestie gegen das Gebot der Nächstenliebe und bricht einem unvorsichtigen Käfigwächter das Genick, ist das eine blitzschnelle Meldung für die gesamte Weltpresse wert. Man hat sich so daran gewöhnt, dass Tiere die besseren Menschen sind – was selbstredend stimmt –, dass man den Paradigmenwechsel der letzten Jahrzehnte nicht wahrnahm.

Der weiße Mann ist privat herzensgut, spendet Almosen und sieht aus wie der grundgütige Bill Gates. Wenn Gates seiner geliebten Melinda eine Niere spendet, wird er stante pede in das Pantheon erhoben, wo Münte und Steinmeier ihn mit Freuden im Klub der selbstlosen Nierenspender erwarten.

Das Gute ist identisch geworden mit dem Tun der weißen Männer. Das afrikanische Elend ist zur abgespaltenen Kloake der weißen Suprematie geworden. Was nicht unserem Selbstbild entspricht, verdrängen und projizieren wir ins grauenhafte Kongobecken, wo man den Menschen die Haut bei lebendigem Leibe abziehen durfte.

Privat ist der weiße Mann moralisch gut. Doch als Ernährer seiner Familie muss er Vertreter des Realitätsprinzips sein, ob er will oder nicht. Dort geht’s um knallharte Wirtschaft, nicht um Wohltätigkeitsveranstaltungen. Wer würde noch malochen, wenn wir uns alle über die Maßen liebten?

Zuerst muss mit harten Bandagen fürs Überleben gesorgt werden. Dann erst kann überlegt werden, wie man aus dem Diktat des Müssens zur milden Selbstlosigkeit aufsteigt. Privat ein Lamm, ökonomisch ein reißender Wolf.

Die Tiere verlieren mittlerweile ihren wölfischen Charakter und werden handzahme Kuschelwesen im Zoo. Was nicht im Zoo kaserniert ist, hat noch immer ein bestialisches Gerüchlein und muss ausgerottet werden.

Was früher inneres Ausland war, ist inzwischen zur neoliberalen Weltwirtschaft geworden. Das Böse ist aushäusig geworden und hat sich in despotische Wirtschaft und triumphierende Maschinen verwandelt. Ohne böse Konkurrenten und technische Allmacht kann das Wachstum der Wirtschaft nicht mehr garantiert werden.

Würde das Böse aus Ökonomie und Technik eliminiert werden, drohte der Menschheit eine unerhörte Blamage: auf dem Niveau eines luxuriösen, ja, selbstschädigenden Wohlstands müsste sie Stagnation anmelden. Selbst wenn der Wohlstand gerecht verteilt wäre, Armut und Elend unbekannt wären, hätten wir noch immer Überfluss für die gesamte Menschheit. Wir bersten vor Reichtum und gehen mitten im Luxus unter.

Obgleich wir keine Not mehr haben, dürfen wir noch immer keine liebende Mitmenschen sein. Es liegt ein Verbot auf uns, gut und weise zu werden und einen menschlichen Garten auf Erden einzurichten. Nicht als Erfüllung einer Heilsgeschichte, sondern als Einrichtung des gesunden Menschenverstands, der sich nicht länger einbläuen lässt, Teufel und Bestie zu sein.

Wir sind böse, weil wir nicht merken, dass wir böse sein müssen. Wir sind gehorsam und vorbildlich böse, damit wir die Botschaft erfüllen, dass der Mensch von Natur aus böse ist.

Der titanische Naturbezwinger, der geniale Waffenerfinder, der bedenkenlose Menschenretter, der rigorose Zwangsbeglücker, das wissenschaftliche Genie, der unübertreffliche Menschenfreund: sie alle wollen das Gute – indem sie gnadenlos böse sind.

Gut ist, dass die Natur dem Menschen zu dienen hat – also muss sie rundrum rasiert werden.

Gut ist, dass Menschen sich mit Waffengewalt gegen die Bösen schützen – also muss es immer schrecklichere Waffen geben.

Gut ist, dass die Menschheit erlöst wird – also müssen göttliche Erlöser die Herrschaft über die Menschen erringen und alle Ungehorsamen ins Feuer werfen.

Gut ist, dass Genies und Menschenfreunde die Gattung vor dem Untergang bewahren – also müssen sie Maschinen erfinden, die die Menschheit reglementieren.

Das Böse ist Treibstoff des Guten. Das ist die urchristliche Botschaft, die vom Abendland übernommen wurde. Ohne Böses wären wir im Abyssus des Guten längst abgestürzt. Stimmet ein im Choral: Lobet das Böse, den König der Fortschritts. Ohne das Böse wären wir hoffnungslos gut und jämmerlich selbstzufrieden.

Welch unerträglicher Anblick böte sich uns, wenn wir uns als Aliens dem Planeten näherten. Massen abstoßend liebenswerter, abscheulich rechtschaffener, entsetzlich friedlicher und erbarmenswürdig freundlicher Wesen, die sich in ekelhafter Menschenliebe ständig übertreffen wollten.

Dank also der grausamen Mutter Natur, dem jähzornigen und rachsüchtigen Vater Gott für die unverträgliche, missgünstig konkurrierende Eitelkeit und die scheele Erfolgssucht, für die nicht zu befriedigende Begierde zu Haben oder zum Herrschen. (Steht nicht in der Bibel, sondern in Kants „Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht“.)

„Du hörest ja, von Freud‘ ist nicht die Rede.

Dem Taumel weih ich mich, dem schmerzlichsten Genuß,

Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß.

Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist,

Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen.“

Was ist das höchste Glück auf Erden für Faust, dem Urbild aller Deutschen? „Am End will auch er zerscheitern.“ Gelingen ist nichts, Scheitern ist alles.

Wer fragt noch, warum Warschau ein Fehlschlag war? Es war ein Triumph der Menschheit, die sich das Scheitern nicht ausreden lässt und es kategorisch ablehnt, mit Verständnis und Wohlwollen einen abgeschmackten Weltfrieden zu erarbeiten. Das einzig Verantwortliche ist, wirkliche Verantwortung zu verwerfen und in aufrechter Haltung auf hoher See unterzugehen.

Freunde, wie staunenswert und über die Maßen böse wir sind. Das lassen wir uns von keinen idealistischen Spießern nehmen. Das Universum, wenn es denn Notiz von uns nähme, würde sich vor Neid krümmen, wenn es unsere gottgleiche diabolische Qualität erkennen würde. Das Satanische haben wir unübertrefflich kulturiert. Es ist ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Würde es das Gute schaffen, wenn es nicht das Böse wollen dürfte?

Wir müssen immer noch böser werden, damit wir gut sein können. Vernichten wir uns, damit wir uns ultimativ retten. Wir töten, was wir lieben. Lieben wir uns nicht genug? Denn noch immer rotiert die Erde, als sei nichts geschehen. Diese Schweinereien müssen aufhören. In diesem Sinn war Warschau ein erfreuliches Signal. Schluss mit der honigsüßen Moral, die uns ins Verderben zieht. Wir müssen uns zu dem bekennen, was uns groß und unüberwindbar gemacht hat: zu den Finessen des Bösen, die uns den endgültigen Sieg – im Niedergang bescheren.

Ist christliche Nächstenliebe dasselbe wie griechische Philanthropie?

Davon kann keine Rede sein. Agape ist eine Währung, um sich Seligkeit im Jenseits zu kaufen. Philanthropen hingegen wollen hienieden eine Gesellschaft der Selbst-zu-Friedenheit. Ihr Glück wollen sie selbst machen, auf göttliche Friedensbringer können sie verzichten.

Christliche Nächstenliebe ist nichts als die Goldene Regel, die fast jede Kultur kennt. Die Christen preisen sie als eigene Erfindung und als höchste Form der Liebe, die je unter der Sonne erdacht wurde. Sie sollen ihren Nächsten lieben wie sich selbst, doch wie, wenn sie sich als Sündenkrüppel hassen müssen? Vergesst die Nächstenliebe.

Darwin war studierter Theologe, sein Survival of the Fittest war biblische Selektion der Menschheit in Erwählte und Verworfene. „Unvorteilhafte Individuen“ würden eliminiert, so das Gesetz der Evolution, ein Tarnbegriff für den biblischen Gott.

Die christliche Moderne ist unübertrefflich im Erfinden ständig neuer Maskenbegriffe für das ewig gleiche uralte Glaubensbekenntnis: Der Töpfer erwählt, wen er will und verwirft, wen er will.

„Was ihr meinen Brüdern Gutes getan habt, das habt ihr für mich getan“: das Gute soll nicht um der Menschen willen getan werden, sondern um des Messias willen. Sind es die Menschen nicht wert, um ihretwillen geliebt zu werden? Sind sie nur Marionetten für den abwesenden Gott? Menschen dürfen nur scheinbar geliebt werden, nur Jesus verdient es, um seinetwillen geliebt zu werden.

In der Postmoderne ist Menschenliebe nicht angesagt. Philanthropie ist degeneriert zum Almosengeben, um seinen illustren Namen in der Zeitung zu finden. Liebe ist ein Gottesgeschenk, ohne Glauben brauchst du gar nicht zu beginnen. Der Mensch ist von Natur aus pervers und böse: das ist das Credo der Moderne. Kein neues Credo, sondern das älteste des Sündenfalls. Wer behauptete, aus eigener Kraft Menschen zu lieben, wäre eine Ausgeburt der Hölle, die Gott als Lügner hinstellen würde.

Nietzsche und Freud sind keine Gegner des Christentums, sondern Schüler des Sündenfalls. Auch bei ihnen ist der Mensch von Natur aus liebesunfähig.

Nietzsche: „Daß man die untersten Instinkte des Lebens verachten lehrt, daß man in der tiefsten Nothwendigkeit zum Gedeihen des Lebens, in der Selbstsucht, das böse Princip sieht: daß man in dem typischen Ziel des Niedergangs, der Instinkt-Widersprüchlichkeit, im ‚Selbstlosen‘ im Verlust des Schwergewichts in der ‚Entpersönlichung‘ und ‚Nächstenliebe‘ grundsätzlich einen höheren Werth, was sage ich! den Werth an sich sieht! Wie? Wäre die Menschheit selber in décadence?“

Der Pfarrersohn verteidigt seinen früh verlorenen Vater und besteht darauf, dass der Mensch ein Sündenkrüppel und Bösewicht ist. Er preist das Teuflische, doch der Teufel ist die Voraussetzung des christlichen Gottes. Gott und Teufel sind zwei verschiedene Ansichten derselben Medaille. Im Credo ist das Böse positiv: ohne Böses ist kein Messias möglich. Der Kranke braucht keinen Arzt, der Gute keinen Erlöser. Nur das Böse rechtfertigt die Erfindung des göttlichen Erlösers.

Freud: „Das Gebot ist undurchführbar; eine so großartige Inflation der Liebe kann nur deren Wert herabsetzen, nicht die Not beseitigen.“

Das klingt nach Volkswirtschaft, nicht nach Psychologie: je größer das Angebot an Liebe, desto wertloser wird es. Sollte Freud wirklich befürchtet haben, Nächstenliebe werde eines Tages im Überfluss angeboten und müsse dann billig verramscht werden?

Kann es denn Liebe im Überfluss geben? Nur, wenn nüchterne Menschenliebe mit deutschem Gefühlsüberschuss verwechselt wird. Müssen wir Liebe fein dosieren und mit dem Gegenteil untermischen, damit wir ihrer nicht überdrüssig werden? Heute hasse ich dich zur Abwechslung, sagte die Mutter zum Kind. Damit du nicht verzärtelt wirst.

Unter diesem Aspekt ist die heutige Weltlage ein vergnügliches Variete-Theater. Heute Krieg und Taifun, morgen die Diakoniewelle des liebenden Westens. Wir müssen uns nicht langweilen.

Alle großen Religionen haben Liebesgebote. Alle auch das Gegenteil. Was gilt nun? Minus mal Plus ist Minus. Wenn Liebe und Hass gleichwertig sind, muss ich keine Menschen lieben, um selig zu werden. Nur Gott muss ich lieben und Ihm gehorsam sein. Gottesliebe und Menschenliebe sind wie Feuer und Wasser. Ich kann Völker abschlachten, um Gott die Ehre zu geben.

Mischreligionen sind eindeutige Hassreligionen. Unter dem Deckmantel der Liebe kann ich die ganze Welt hassen. Liebe Gott – und tu mit den Menschen, was du willst. Diese Liebe schließt keine Schandtat aus. Im Gegenteil: sie stellt sich als liebende Dekoration für das Böse zur Verfügung. Unter der Maske der Liebe ist alles Böse erlaubt. Böseres ist nicht denkbar, als im Talar der Liebe.

Wie kann ich meine Nächsten lieben, wenn ich Vater, Mutter und die ganze Welt hassen muss – um meine Liebe zum Herrn zu beweisen? Ich liebe Jesus, wenn ich die Welt hasse? Das ist die äußerste Pervertierung aller Liebe im Dienst einer so genannten Liebesreligion:

„Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater und seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und seine Schwestern und dazu auch sein Leben hasst, kann er nicht mein Jünger sein. Wenn jemand die Welt liebhat, ist die Liebe zum Vater nicht in ihm. Habet nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist.“

Mit Christentum kann es keine Menschenliebe auf der Welt geben. Die meisten Christen allerdings haben diesen lästerlichen Standpunkt längst aufgegeben. Dennoch bleiben sie dabei, sich Christen zu nennen. Ohne zu ahnen, dass sie mit der törichten Selbstbezeichnung das menschenhassende Evangelium am Leben erhalten.

Längst haben die meisten Monotheisten ihre lebensfeindliche Religion moralisch überwunden. Das genügt nicht. Sie müssten sich bewusst vom religiösen Hass auf die Welt trennen. Unwissentlich decken sie alle Schandtaten, die im Namen der Religion exekutiert werden.

Griechische Liebe ist Liebe zu allen Menschen und zur ganzen Welt. Nicht als erfüllte Tatsache, sondern als weltpolitisches Programm. Es geht um politische Liebe, die nicht ins Jenseits zieht, sondern die irdische Welt gestaltet.

In einem athenischen Text lesen wir: „Das Wesentliche, worauf es ankommt, ist, dass unter den Bürgern Eintracht und die Gesetze herrschen. Der Staat soll einer durch Menschenliebe – philanthropia – verbundenen Familie gleichen, in der die verschiedenen Individualitäten sich ineinander schicken und harmonisch zusammenleben, wodurch allein die Gesamtwohlfahrt (eudaimonia) verbürgt wird.“ (Nach Nestle, Vom Mythos zum Logos)

Für solch eine humane Utopie wird man im christlichen Credo mit Hölle, in der christlichen Postmoderne mit höllischem Gelächter bestraft.