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nichtsdesto-TROTZ XVI

Tagesmail vom 12.05.2021

nichtsdesto-TROTZ XVI,

lauter Skandale!

Skandale, Skandale: schafft endlose Skandale – dann wird es bald keine mehr geben.

Denkste! Nicht in Deutschland. Wenn Skandal für das Böse steht, kann das heilige Vaterland nicht genug davon kriegen. Denn das Böse ist sein Lebenselixier – schreibt einer der deutschesten aller deutschen Philosophen, ein Schuster aus Görlitz, der die gesamte Denker-Elite Deutschlands beeinflusst hat. Denn das sei der große Unterschied zwischen den westlichen Nachbarn und dem Reich der Mitte:

„Die westeuropäische Grundeinstellung beruht auf dem scheinbar trivialen Gedanken, dass das Leben umso sinnvoller wird, je weniger Sinnwidriges es darin gibt; die deutsche Grundeinstellung dagegen hat den scheinbar paradoxen Gedanken zur Voraussetzung, dass gerade die sogenannte Sinnwidrigkeit im Leben es ist, die dieses Leben überhaupt erst sinnvoll macht. Je mehr Sinnwidriges es gibt, um so mehr wird dadurch an unsere Freiheit und an unseren kämpferischen Einsatz appelliert, um so stärkere Kraft wird in uns geweckt, einen umso größeren Sinnzuwachs können wir dem Leben verleihen. Die Unentbehrlichkeit des Bösen wird bei den großen deutschen Denkern Meister Eckart, Nicolaus von Cues, Luther, Paracelsus, Kepler und Jakob Böhme bejaht und rücksichtslos anerkannt. Das Böse muss unausrottbar sein. Erst dann ist das Leben wahrhaft lebenswert. Hier wird dem Menschen nichts erspart und nichts erleichtert, hier wird niemandem Zufriedenheit oder Glück in dieser Welt versprochen, denn hier geht es nicht um Bildung oder Verstandeswissen oder bloßen Nutzen und Erfolg, um moralischen Fortschritt der Menschheit oder gar um allgemeine Weltbeglückung.“ (August Faust über Jakob Böhme , den philosophus teutonicus, in: „Das Deutsche in der deutschen Philosophie“, 1942)

Was ist der Unterschied zwischen dem Westen und Deutschland?

Der Westen will Fortschritt: nicht irgendwelchen, sondern den technischen, der den moralischen mit sich führt. Ein moralischer Fortschritt an sich sei überflüssig, ja kontraproduktiv, denn der technische führe von selbst zum moralischen. Technik wird zur eigentlichen Moral.

Der Glaube an die Kraft der moralischen Vernunft stirbt seit Bacons Parole: Wissen ist Macht. Fortschritt als endlose Herstellung von Gütern werde das Glück und die Humanität der Menschen ins Grenzenlose vermehren.

„Indem Bacon aus der Wissenschaft praktische Konsequenzen zog, suchte er zu zeigen, dass selbst jene, die sich mit abstrakten Beobachtungen oder Experimenten befassen, letztlich der Menschheit große Dienste erweisen können – größere als jene, die die Menschen durch Moral oder Politik zu bessern trachteten.“ (Mumford)

Seit Bacon veränderten sich die Aufgaben der Royal Society. Die Naturwissenschaftler gingen die Verpflichtung ein, sich nicht länger mit „Theologie, Moral, Politik oder Logik“ zu beschäftigen.

Das war eine der kolossalsten Umbrüche in der Geschichte des Denkens und Forschens und führte zur Gründung der Neuzeit, in der wir gegenwärtig leben, weben – und nicht mehr lange sind, wenn wir uns nicht radikal ändern. Denn die Abspaltung der Politik und Moral aus dem Horizont der Wissenschaft führte zur Abkehr der Wissenschaftler von der gesamten Gesellschaft.

„Im Sinn jener neuen Ethik trug die Wissenschaft nur noch Verantwortung sich selbst gegenüber. Ein großer Bereich des Lebens wurde aus der Domäne der wissenschaftlichen Theorie verbannt: als da sind die meisten Phänomene des menschlichen Bewusstseins und der gesellschaftlichen Entwicklung.“

Die Weltfremdheit der Naturwissenschaftler zeigte sich in erschreckender Weise in der Coronakrise, in der Mediziner in plattester Weise aus der Anzahl der Viren auf notwendige politische Therapiemaßnahmen schlossen.

Fast alle Probleme der Psyche – eines quantitativ unfassbaren Fastnichts – fielen unter den Teppich. Was nicht berechenbar war, weil es nichts mehr verdiente oder noch nichts, wurde „nüchtern und sachlich“ an den Rand geschoben. Zuerst die Alten, dann die Jungen. Wer in Geld nicht berechenbar ist, existiert nicht.

„Deutschland hasst Kinder. Das kann man spätestens seit der Pandemie so sagen. Ungenügende Strategien für Kita- und Schulschließungen und die dementsprechend benötigte Betreuung, nicht genug Geld für Coronatests für Kinder, nicht genug Geld für Luftfilter, stattdessen ständiges Lüften im Winter, schrottige Digitalisierung der Schulen, nachbesserungswürdige Regelungen für private Treffen, bei denen Kinder dabei sind, keine Impfpriorisierung für Eltern, verwirrende Impf-Informationen für Stillende und Schwangere, Ausflüge nach Mecklenburg-Vorpommern bitte ohne die potenziell keimigen Kleinen. Dass sehr viele Kinder und Jugendliche seit über einem Jahr schon unnötig viel leiden, ist theoretisch bekannt, politisch aber wenig wirksam.“ (SPIEGEL.de)

Die Ignorierung des Geistes durch Erkenntnis der Naturgesetze führte zur Ignorierung der Geistträger, herkömmlich Menschen genannt. Damals erholten sich die Naturwissenschaften von den Zänkereien der Theologen, die stets zu schrecklichen Religionskriegen führten, indem sie sich auf Verständigung durch objektive Naturgesetze beschränkten.

Bei großen Umbrüchen wird das Kind stets mit dem Bade ausgeschüttet. Mit der Eliminierung des göttlichen Geistes wurde zugleich der menschliche aussortiert. Kein Mensch kann mit dem Erkennen dessen, was ist, sein Leben führen. Er muss auch wissen, nach welchen Regeln er sein Leben gestalten soll. Dies herauszukriegen, wäre die Pflicht und Fähigkeit seiner Vernunft.

Die Medien sind Plagiatoren der Galilei‘schen Wirklichkeitsspaltung und Geistesaversion.

Geist ist ein allgemeiner Begriff für Vernunft, mit der homo sapiens sein Leben regulieren sollte. Dieser Pflicht verweigerte sich die Naturwissenschaft. Sie hatte die Nase voll von Streitigkeiten, die nie zu schlichten waren. Auch die Medien haben die Vernunft zur Beantwortung der Sollensfrage vergeblich erhalten.

Die neue Parole war verlockender. Wissen ist Macht, die stets neue Macht hinzugewinnt. Hier musste nicht mehr endlos gestritten werden. Das in Maschinen transformierte Wissen enthielt keine Verständigungsschwierigkeiten. Eine Universalsprache war entstanden – aber nur für Fragmente der Wirklichkeit. Das saftige Leben des Alltags blieb außen vor, es galt als irrational und unwissenschaftlich.

Die Wissenschaft begann, die Welt zu durchdringen und zu beherrschen. Ihre Machtmethoden wurden zum Vorbild der westlichen Staaten bei der Eroberung der Welt.

Auch der Imperialismus, der zur Unterjochung fast aller Länder dieser Erde führte, hat seinen Ursprung in Wissenschaft und Technik. Die edleren Ambitionen, von denen Bacon noch geträumt hatte, erwiesen sich als Illusionen. Nie waren sie frei von persönlichem und nationalem Egoismus.

Der Geist des Menschen aber, das Vernunftzentrum seines Ichs, mit dem er fühlend, wollend und denkend sein Leben gestaltet, wurde nachhaltig geächtet. Wer heute eine These wagt, ohne sie durch quantitative Untersuchungen abzusichern, gilt als Schwätzer. Im Bereich der Zahlen und Figuren zählen keine Argumente, denn die logische Grundlage des gegenseitigen Überzeugens wurde mit der Politik und Moral herausoperiert.

Wissenschaftler fühlen sich selten zuständig, wenn es um die Frage der Anwendung ihrer Genieleistungen geht. Sie sind überzeugt vom immerwährenden Fortschritt ihrer Erkenntnisse. Erst seit Hiroshima fühlen sie sich genötigt, auch gewisse Nachteile des automatischen Fortschritts einzuräumen. Mit dem Messer, so das Paradebeispiel, kann man nicht nur Brot schneiden, sondern auch jemandem den Hals aufschlitzen. Sollte man deshalb das Messer im Orkus versenken?

Die Reduktion der Wirklichkeit auf Berechenbares brachte die Herabwürdigung der Alltagsrealität:

„Form, Farbe, Geruch, Gefühl, Gemütsbewegungen, Begierde, Triebe, Stimmungen, Vorstellungen, Träume, Worte – jene Vielfalt von Leben, die selbst das bescheidenste Lebewesen zeigt, kann in keiner mathematischen Gleichung gelöst und in keine geometrische Metapher umgewandelt werden, ohne dass ein großer Teil der Erfahrung eliminiert wird.“

Die Beschneidung des vollen Lebens nennt Mumford Galileis Verbrechen. Die Romantik versteht man nicht, wenn man ihre berechtigte Kritik an einer durch Wissenschaft verarmten Wirklichkeit nicht verstanden hat.

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen,
Wenn die so singen oder küssen
Mehr als die Tiefgelehrten wissen
Wenn sich die Welt ins freie Leben,
Und in die ‹freie› Welt wird zurückbegeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit werden gatten
Und man in Märchen und Gedichten
Erkennt die ‹alten› wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort
. (Novalis)

Wie berechtigt die romantische Kritik an der Verarmung der Naturwissenschaft auch war, so muss dennoch konstatiert werden, dass sie das Kind mit dem Bade ausschüttet. Das richtige Argument verband sich mit einer Volte rückwärts in den Bereich des Heiligen und Geheimen. Die Religion wurde rehabilitiert.

Auch der Frühkapitalismus wurde wegen Naturverwüstung und Menschenverachtung zurückgewiesen. Neukantianer verurteilten die Amoralität des Bereicherungswahns. Dennoch gelang es ihnen nicht, die anschwellende Attraktivität des Raffens, Messens und Zählens zu beenden.

Der Hass auf Kinder zeigt sich in deren Verwandlung in bloße Lernmaschinen. Den ökonomischen Wert der Schüler kann man ermitteln, wenn man die Corona-Ausfall-Zeiten der beschädigten „Bildungsmaschinen“ ausrechnen kann. Kinder haben kein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, sondern sind vorprogrammierte Nachwuchskandidaten für den kapitalistischen Betrieb. Der Unterrichtsausfall wäre kein Problem, wenn man den Jugendlichen die Freiheit ließe, selbst nach der wahren Bildung zu suchen. Die Entfaltung des Geistes ist kein Absolvieren vorgeschriebener Trainingseinheiten. Von Bildung kann ohnehin nicht die Rede sein, es handelt sich um Wissensdressur in synchronen Stechuhrzeiten.

Ja, wahre Bildung muss geradezu verhindert werden. Sie könnte die Eleven auf den Gedanken bringen, ihre schimmelpilz-verseuchten, schlecht gelüfteten Maschinenhallen in die Luft zu sprengen.

Wie können Demokratien vital bleiben, wenn das autonome Volk nicht lernen darf, seine Vernunft in Freiheit zu nutzen? Vernunft hätte die Pflicht, die Verfälschung des Lebens in Recheneinheiten rigoros zu verhindern.

Schulen sollen Aufsteiger produzieren, also Wesen, deren Ehrgeiz einzig darin besteht, sich von allem zu lösen, was ihnen in der Kindheit wichtig war. Sollten die Erfahrungen aber schlecht gewesen sein, hätte Politik die Pflicht, jene Verhältnisse zu humanisieren. Wenn Einzelne nur das Lager wechseln, ändert sich an der Gesamtgesellschaft nichts.

Gerechtigkeit entsteht nicht durch Separieren der Guten von den Schlechten. Das wäre nur die Übertragung der religiösen Sonderung in Erwählte und Verworfene auf das Gebiet der Wirtschaft. Was soll das für eine bessere Gesellschaft sein, in der eine Handvoll Aufsteiger in die oberen Etagen abschwirrt, die Teilung in Arme und Reiche aber unverändert geblieben ist? Eine gerechte Gesellschaft erkennt man daran, dass es keine Schichten gibt, die erniedrigend oder erstrebenswert wären. Stattdessen fühlt sich jeder als gleichwertiger Citoyen – gleichgültig, an welchem Ort der Gesellschaft er lebt.

Enthält das Grundgesetz einen Artikel über schichtenabhängige Würde? In den unteren Rängen suchst Du Deine Würde vergeblich, in den oberen wird sie Deinem Reichtum nachgeworfen?

Ist es Zufall, dass ausgerechnet ein Pädagoge der Baconzeit die Vision einer von Oben gesteuerten Massenbildung auf mechanischer Zeitbasis entwarf?

Das pädagogische „Objekt“ entwarf er als Maschine mit uhrwerkartigen Bewegungen der Seele:

„Das wichtigste Rad ist der Wille; die Gewichte hingegen sind die Wünsche und Neigungen, die den Willen zu diesem oder jenem Weg bewegen. Die Hemmung ist die Vernunft, die misst und bestimmt, was, wo und inwieweit etwas angestrebt oder vermieden werden soll. Ich behaupte, dass es einem Lehrer nicht nur möglich ist, einige hundert Schüler gleichzeitig zu unterrichten, sondern, dass es auch unbedingt notwendig ist.“ (Comenius)

Unter keinen Umständen, so warnt der pädagogische Theologe Comenius, sollte der Lehrer individuellen Unterricht geben. Heute müsste Comenius als Vorläufer, ja als Erfinder der mechanisch programmierten Erziehung betrachtet werden.

Nichts trennt ihn von den Schulmaschinisten der Gegenwart, die – vorausgesetzt, das digitale Netz funktioniert – Massen an SchülerInnen gleichzeitig fernprogrammieren können.

„Es wird nicht schwerer sein, Schüler in jeder gewünschten Anzahl zu unterrichten, als mittels Druckerpresse täglich 1000 Blätter mit der saubersten Schrift zu bedecken.“

Da nach John Locke jeder Mensch als unbeschriebenes Blatt auf die Welt kommt, kann jeder Experte die nach fremder Prägung schreienden leeren Blätter mit seiner hoheitlichen Schrift prägen.

„Erziehung nach meinem Plan ausgeführt zu sehen, wird so erfreulich sein, wie eine automatische Maschine zu betrachten und der Prozess wird so fehlerlos sein wie diese mechanischen Vorrichtungen, wenn sie geschickt konstruiert worden sind.“ (Comenius)

Wer wissen wollte, wie „gebildet“ die Jugend eines fremden Landes ist, müsste sich nur dessen akribisch ausgearbeiteten didaktischen Pläne zuschicken lassen, in Verbindung mit dem despotischen Zeitsystem.

Die absurden Pisa-Tests scheren alle Kinder Europas über den gleichen Kamm, ausgebrütet im Labor jener Gebildeten, die ihre privaten Erkenntnisse als allgemeinen Kanon betrachten. Alles wird über einen Kamm geschoren, wie alles nach ökonomischer Leistung und Verdienst. Die entscheidenden Pädagogen der Zeit sind Bildungsökonomen, die den Wert jedes Schulabsolventen ebenso ausrechnen können wie das jährliche Wirtschaftswachstum.

Mumfords Kritik an Galilei ist an Schärfe nicht zu überbieten:

„Besonders schlimm war, dass Galilei einen Dualismus zwischen der objektiven und subjektiven Welt einführte, der sogar noch krasser war als jener, den die christliche Doktrin herstellte, als sie das Himmlische; Vollkommene und Ewige vom Irdischen, Unvollkommenen und Sündigen trennte. Um sich vom Organischen, Autonomen und Subjektiven zu befreien, muss sich der Mensch in eine Maschine verwandeln, besser noch in den Bestandteil einer größeren Maschine, die den Fortschritt der Gesellschaft mechanisch steuert. Damit begingen sie mit umgekehrten Vorzeichen den Fehler der Kirchenväter, die jedes Interesse an der natürlichen Welt unterdrückt hatten, um sich auf das Schicksal der Seele in der Ewigkeit zu konzentrieren. Galilei hat in aller Unschuld die Eigenart des Menschen aufgegeben: die der Erinnerung werte Erfahrung, kurz: die aufbewahrte Kultur. Indem er die Subjektivität verwarf, exkommunizierte er den mehrdimensionalen Menschen in seiner Eigenart.“

In der Maschinenwelt gibt es keine qualitative Individualität, es gibt nur quantitativ unterschiedene Uniformität, deren nivelliertes Glück in wirtschaftlicher Überlegenheit über konkurrierende Mitmenschen besteht.

Woran erkennt man das gleichgeschaltete Quantitätsglück der Systemrädchen? Gerade jetzt in Coronazeiten? Wonach sehnen sich die meisten Epidemie-Eingeschlossenen? Unisono nach Urlaub in weit entfernten Landen. Da, wo du nicht bist, da ist das Glück von der Stange. Im normalen Leben darf niemand auf seine Kosten kommen: Urregel der neoliberalen Gesellschaft.

Das Leben in der Produktionsmaschinerie, eingepfercht in erstickenden Wohnungen, ist das Gegenteil von Glück. Die Eingepferchten leben davon, dass sie einmal im Jahr ihr Rädchendasein draußen in der Welt an den Nagel hängen können.

Wo bleibt die Freiheit? Wo kann man seine Zwänge abwerfen und seinen Bedürfnissen folgen? Wo trifft man Menschen, die heiter und gelöst scheinen? Im Urlaub?

Urlaub ist das einzige Aphrodisiakum eines leblosen homo ex machina, der sich wie ein deus ex machina vorkommen will.

Und dennoch und dennoch: just so trostlos, unglücklich und schwer erträglich die Welt auch sein mag: just so will es die deutsche Seele, die das „Böse“ als ständige Herausforderung benötigt. Denn ordinäres Glück lähmt, der Mangel an Herausforderungen und Risiken schläfert ein. Nur das Mephistophelische reizt die Erwählten zu immer neuen Hochleistungen.

„Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will – und stets das Gute schafft.“ Ohne böse Absicht kein Gutes.

„Was in der Welt seit Adam Böses geschehen ist, ist durch gute Gründe gerechtfertigt.“ (Hegel)

Wer ein Schöpfer sein muß im Guten und Bösen: wahrlich, der muß ein Vernichter erst sein und Werte zerbrechen. Also gehört das höchste Böse zur höchsten Güte: diese aber ist die schöpferische.

Die großen Epochen unsres Lebens liegen dort, wo wir den Mut gewinnen, unser Böses als unser Bestes umzutaufen.

Die Guten nämlich — die können nicht schaffen: die sind immer der Anfang vom Ende.“ (Nietzsche)

Nietzsche war Vollender der deutschen Philosophie, die (bis heute) das Gute und Moralische verachtet und von der Freiheit des Zügellosen und Eigensüchtigen träumt. Das Böse ist die Herausforderung, die der Deutsche benötigt. Nicht, um es zu bezwingen, sondern um es als Stachel im Fleisch zu erleben, ohne den er antriebslos und konkurrenz-unfähig wäre.

Das wissen die Mächtigen und bedienen die geheime Sehnsucht nach dem Desolaten. Nur wenn‘s allen schlecht geht, krempeln die Untertanen die Ärmel hoch. Niemand spricht darüber, weder Täter noch Opfer. Gerade im kollektiven Verstummen ereignet sich das Trostlose: die Suche nach dem Glück, das sich selbst widerlegen muss.

Eine stumme Kanzlerin war die Hüterin des allseits Misslungenen, das die Deutschen ans irdische Jammertal kettete: selig sind die Versager, denn auf Erden werden sie keinen Trost finden.

Fortsetzung folgt.