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nichtsdesto-TROTZ XCIII

Tagesmail vom 08.11.2021

nichtsdesto-TROTZ XCIII,

„Da sagt etwa der BMW-Finanzchef zu Ihnen, BMW wolle immer höhere Gewinne machen, worauf Sie fragen, woher das Geld dann kommt, mit dem die Käufer immer mehr kaufen sollen. Darauf folgt ein langes Schweigen und eine so rührende Ratlosigkeit, dass man fast in Tränen ausbrechen kann.“ (Sueddeutsche.de)

Wirtschaft ist der Blutkreislauf der Moderne: des Fortschritts, des Reichtums und der Macht über Mensch und Natur – weshalb niemand den Kreislauf verstehen darf. Verstehen wäre die Gefahr, das System gedanklich so zu durchdringen, dass es durch Erkennen durchschaut und verändert werden könnte.

Verstehen der Natur führte zu ihrer Unterjochung durch die Erkennenden.

Verstehen des Kapitalismus würde seine weltweite Macht ins Wanken bringen.

„Es gibt ja auch kein Schulfach, das sich mit diesen Fragen beschäftigt, und in den Wirtschaftswissenschaften wird mit ökonomischen Modellen hantiert, die nur sehr unzureichend die Realität beschreiben. Es wird auch in Talkshows nie über Themen diskutiert, die mit dem Zusammenhang von Geld, Schulden und Wirtschaftswachstum zu tun haben. Wer versteht, kann sich ein Urteil bilden über das Verstandene. Ihm könnte die Idee kommen, das Durchschaute für schlecht zu erklären, um es vollständig umzubauen. Das wäre der Tod des Kapitalismus und das Ende der Moderne.“

Schulen und Universitäten wurden zu Denk-Verbots-Zentren.

Auch Ökonomen verstehen das System nicht. Sie können es nur pragmatisch händeln, solange das fragile Gebäude nicht grundsätzlich attackiert oder in Zweifel gezogen wird.

Die Experten verfügen über begrenzte Erfahrungswerte, um das System durch einen sich selbst berauschenden Erfolgsfaktor immer weiter voranzutreiben. Besinnungslose Beschleunigung soll jede Selbsterkenntnis verhindern.

Ruhige Selbstbesinnung wäre der Tod des Systems. Wer stehenbleibt, hat schon verloren. Atemlos durch die Zeit in wachsender Geschwindigkeit, ist das eiserne Gesetz der Moderne.

Ruhe wäre Beschaulichkeit, sehen, wahrnehmen, erstaunt sein, tatenloses Verharren auf der Stelle – oder Theorie, Kontemplation.

„Pythagoras verglich das menschliche Leben mit einem Festspiel, bei dem Wettkämpfe veranstaltet werden. Zu dem Fest kämen manche als Wettkämpfer, die den Preis erringen wollten, andere als Händler, die Besten aber als Zuschauer. So sei es auch im Leben: Die einen seien nach Ruhm oder Gewinn gierig, die anderen – die Philosophen – wollten nach Wahrheit forschen. In der Ruhm- oder Gewinnsucht zeige sich eine sklavische Gesinnung, die im Gegensatz zur philosophischen Haltung stehe. Der Philosoph gebe der Betrachtung und Erkenntnis vor allen anderen Bestrebungen den Vorrang.“

Philosophisches Leben und erfolgsgierige Hatz schließen sich aus. Ein philosophisches Leben als Suchen nach Wahrheit ist unverträglich mit der Jagd nach Macht und Reichtum. Entweder ein philosophisches – oder ein ökonomisches Leben. Ein Drittes gibt es nicht. Je stärker die Moderne von der Ökonomie dominiert wurde, je bedeutungsloser wurde die Philosophie, die heute keinerlei Anspruch mehr erkennen lässt, die Gegenwart zu prägen. Den Wettbewerb mit der Ökonomie hat sie verloren und sich ins bedeutungslose Abseits verabschiedet.

Anaxagoras war der erste jonische Naturphilosoph, der die theoria nach Athen gebracht hatte, die er ganz bewusst in Gegensatz stellte zur Politik.

„Das der Beschauung (theoria) gewidmete Leben des Naturforschers – und das der Politik gewidmete Leben des Staatsmanns schließen sich gegenseitig aus. Es ist ein neues Lebensideal, wenn Anaxagoras „die Betrachtung der Sonne, des Mondes und des Himmels“ als ausschließlichen Lebenszweck bezeichnet und sich von ihr eine geistige Befreiung verspricht.“ (Nestle)

Anaxagoras verzichtet auf sein gesamtes Vermögen und lebt von der freigebigen Freundschaft des Perikles.

Sokrates versucht, die Theorie in den Dienst der demokratischen Praxis zu stellen und provoziert seine Zeitgenossen auf dem Marktplatz mit Fragen, ob sie überhaupt in der Lage wären, eine freie Gemeinschaft aufzubauen.

Eine lebendige Demokratie ohne spürbaren Einfluss einer humanen Philosophie ist nicht denkbar. Eine Ursache ihres Zerfalls ist resignative Flucht der Denker ins Abseits, wo sie sterile Bildungsvermittlung mit Kontemplation verwechseln.

Den letzten Todesstoß erhielt die Philosophie im Werturteilsstreit, wo das Vorbild mathematischer Naturwissenschaften jegliches Beantwortenwollen der Frage: was sollen wir tun? strengstens verbot.

Könne Moral nicht wie mechanische Naturgesetze bewiesen werden, habe sie im Feld der Wissenschaften nichts zu suchen. Wissenschaft könne kein Sollen verkündigen, sie müsse sich darauf beschränken, zu erforschen, was ist.

Die heutigen Medien haben dieses Sollensverbot übernommen und beschränken sich auf die Wiedergabe dessen, was sie vorfinden. Damit stehen sie auf dem Boden des Positivismus, der sich jede Bewertung der faktischen Realität verbietet.

Haben sich positivistische Wissenschaften und Medien die Kontemplation zurückerobert? Kontemplation war kompromisslose Suche nach der Wahrheit. Postmoderne Medien denken nicht daran, sich als Wahrheitssucher zu betrachten. Eine objektive Wahrheit leugnen sie: alles sei relativ, jeder betrachte die Wirklichkeit aus seiner Perspektive, die sich mit keiner anderen vergleichen lasse.

Der Kampf gegen die Wahrheit wird mit der Gefahr eines totalitären Rechthabens begründet. Wer nur das dualistische Entweder-Oder von wahr und unwahr, richtig oder falsch zulasse, riskiere einen tödlichen Kampf zwischen Hell und Dunkel.

Deshalb sei Toleranz notwendig, die kein Hell oder Dunkel, wahr oder unwahr anerkennen würde. Der postmoderne Relativismus hält sich für den einzig wahren Friedenserhalter der Welt, womit er sich selbst widerspricht.

Im Namen des unbedingten Gegensatzes zwischen Hell und Dunkel seien die Glaubenskämpfe der Vergangenheit geführt worden. Dieses Erbe der Erlösungsreligionen müssten wir bedingungslos entsorgen, weshalb wir jede objektive Weisheit der Welt als Torheit vor Gott ans Kreuz nageln.

Ergo müssen wir übergehen zum Nebeneinander der verschiedenen Meinungen und ein prinzipielles Sowohl Als auch tolerieren. Max Weber war einer der entschiedensten Vertreter der Werturteilsfreiheit. Was ist seine Alternative?

„Wie man es machen will, zwischen dem Wert der französischen und deutschen Kultur zu entscheiden, weiß ich nicht. Hier streiten eben auch verschiedene Götter miteinander, und zwar für alle Zeit. Es ist wie in der alten noch nicht von ihren Göttern und Dämonen entzauberten Welt. Über diesen Göttern und in ihrem Kampf waltet das Schicksal, aber ganz gewiss keine Wissenschaft. Je nach der letzten Stellungnahme ist für den Einzelnen das eine der Teufel und das andere der Gott, und der Einzelne hat sich zu entscheiden, welches für ihn der Gott und welches der Teufel ist. Die alten vielen Götter, entzaubert und daher in Gestalt unpersönlicher Mächte, entsteigen ihren Gräbern, streben nach Gewalt über unser Leben und beginnen untereinander wieder ihren ewigen Kampf. Ihr dient, bildlich geredet, diesem Gott und kränkt jenen anderen, wenn Ihr Euch für diese Stellungnahme entschließt. Das Leben … kennt … nur die Unvereinbarkeit des Kampfes der letzten überhaupt möglichen Standpunkte zum Leben, die Notwendigkeit also: zwischen ihnen sich zu entscheiden.“ (Wissenschaft als Beruf)

Hier sehen wir das Verhängnis der deutschen Unfähigkeit, zwischen griechischem und christlichem Erbe zu unterscheiden. Moralisches Auseinandersetzen in der Polis war rationales Streiten, bei dem es möglich war, sich mit Argumenten zu einigen: das führte zur Entdeckung der Demokratie. Streitigkeiten im Abendland führten regelmäßig zu hasserfüllten Religionskriegen.

Die besseren Argumente sollten die Oberhand gewinnen. Seine „Niederlage“ einzugestehen, war für niemanden leicht und erforderte ein solides Selbstbewusstsein, das seinen Irrtum eingestehen konnte. Das Leben in der Demokratie forderte ein solches Selbstbewusstsein, sonst hätten sie sich das Streiten in der Volksversammlung ersparen können.

Unser beschädigtes Ich-Bewusstsein hingegen empfindet jede Niederlage als Gesichtsverlust. Wenn rationales Streiten unmöglich wird, weil aus Angst vor Gesichtsverlust alles Argumentieren verpönt ist, kann keine Demokratie überleben.

„Einer anderen Meinung zu sein, darf Widerspruch und meinetwegen auch Widerstand erzeugen. Aber keinen Hass. Und da stehen wir gerade. Mein Unterhaltungsmantra »Es geht doch um nix« hat ausgedient. Es geht mittlerweile immer um alles. Die Guten gegen die Bösen. Woke oder tot. Die Aufgewachten gegen die Entschlafenen. Dazwischen gibt es nichts. Ich vermisse diesen Freiraum. Im Graubereich zwischen richtig und falsch durfte man ein Suchender sein, der zwar immer strebend sich bemüht, aber eben auch irrlichtert, blödelt und provoziert.“ (Thomas Gottschalk in SPIEGEL.de)

Wenn es um nix geht, kann gar nicht gestritten werden. Dass es die ganze Zeit scheinbar um nix ging, entlarvt die Merkel-Epoche als geistloses Nix, in der nichts Not-wendiges entschieden wurde und die Kanzlerin sich keineswegs durch geistreiches Argumentieren auszeichnete.

Die fahrlässige Gedankenlosigkeit des Immerweiterso bescherte uns die abschüssige Gefahrenlage von heute. Eine Gesellschaft, in der alles auf „automatisch“ gestellt wird, wird selbst zum toten Automaten.

Worum geht es heute? Um nichts weniger als um Alles oder Nix. Das Überleben der Gattung steht auf dem Spiel. Hier zu erwarten, dass keine tieferen Gefühle oder Affekte im Spiel sein sollten, wie der Entertainer fordert, ist abwegig.

Wie lange war es den Untertanen verwehrt, ihre Meinungen zu bilden und in der Öffentlichkeit zu vertreten? Wen wundert der stinkende Pfuhl, der sich heute angesammelt hat, um alle Äußerungen mit Hass und Aggressionen zu vergiften?

Selbst „normalen“ Leuten fällt es schwer, in schicksalsschweren Zeiten die Contenance zu bewahren. Denn es geht nicht um akademische Belanglosigkeiten. So schwer es fällt: wir müssen versuchen, unsere eigenen Erregungen wie die heftigen Äußerungen unserer Streitgegner zu verstehen, um sie nach Möglichkeit in zielführende Gespräche zu verwandeln.

Die argumentativen Fehlzeiten der Merkel-Epoche kommen jetzt über uns. Fehler der Vergangenheit vergehen nicht von selbst, sie müssen erinnert und durchgearbeitet werden. Besonders schwer in Zeiten, die alles Gestrige verdrängen, um sich einer glanzvollen Zukunft in die Arme zu werfen.

Das griechische Argumentieren kennt keinen Gott-oder-Teufel-Dualismus, wohl aber das Entweder-Oder von wahr und falsch. Das Wahre aber ist kein Geschenk von Oben, das Falsche kein radikal Böses. Wer irrt, ist kein Bösewicht, wer erkennt, kein Unfehlbarer. Zwischen erkennen und irren handelt es sich um überwindbare Gräben.

Max Weber schrieb seinen Artikel ein Jahr nach Ende des Ersten Weltkriegs. Auch für ihn war er ein Glaubenskrieg, der mit rationalen Diskursen nicht lösbar gewesen wäre. Nein, über Werte könne man nicht streiten wie über naturwissenschaftlich-mathematische Thesen. Doch. Man kann auch ohne Mathematik sinnvoll miteinander streiten, indem man Erfahrungen austauscht und den Standpunkt der Gegner zu verstehen sucht.

Naturwissenschaften sind keine unfehlbaren Scharfrichter aller sinnvollen Äußerungen. Es gibt andere Methoden zur Überprüfung von Meinungen als Formeln zu erfinden und nachzurechnen. Es zeugt von erschreckender Geistesarmut, Gefühle und Gedanken nicht in empathische Worte zu verwandeln, um Gesprächspartner zu ermutigen, aus ihrem Herzen keine Mördergrube zu machen. Der Mensch ist kein Knecht naturwissenschaftlicher Gesetze, die man ausrechnen könnte.

Die naturphilosophische Kontemplation des Anaxagoras war apolitisch. Sokrates hingegen versuchte Theorie und Praxis, Denken und Handeln zusammenzubringen. Die junge Demokratie durfte nicht den Starken und Reichen überlassen werden, die sie in kürzester Zeit in eine Oligarchie verschandelt hätten. Hier beginnt der philosophische Kampf gegen die Macht der Kapitalisten, die in der Moderne zur Alleinherrschaft der Monopole und Superreichen geführt hat.

„Dass man fast in Tränen ausbrechen könnte“ – so der Zustand rasender Geldeliten, die ihre Ratlosigkeit selten zugestehen. Obwohl die Suprematie der Reichen bereits mit der Entstehung des Kapitalismus begann, darf man sie heute nur angreifen, wenn man die vernichtende Gegenkritik des Neids nicht scheut.

Neid – gegenüber Reichen, die mit pubertierenden Raketenspielen die ökologischen Probleme und Verelendung der Massen ungerührt missachten, keine Probleme haben, den Reichtum der Welt mit jahrhundertealten Rankünen an sich zu reißen, von Gerechtigkeit nichts wissen wollen oder das Unrechtssystem gar als darwinistische Gerechtigkeit verteidigen: wer gewinnt, hat Recht, wer unter die Räder kommt, hat‘s verdient.

Es geht nicht nur darum, zu viel Geld zu scheffeln, es geht darum, mit übermäßigem Reichtum die Demokratien zu destabilisieren und illegitime Macht über die Bevölkerung an sich zu reißen. Es geht darum, mit legal geraubten Geldern die Menschheit daran zu hindern, ihre politischen Probleme zu lösen.

„Die Superreichen in aller Welt leben einer Oxfam-Studie zufolge wie ökologische Vandalen. Sie verursachen demnach zigfach mehr klimaschädliche Treibhausgase als der Rest der Menschheit. Dagegen bleiben die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung auch 2030 weit unter der angestrebten 1,5-Grad-Grenze bei der Erderhitzung. Die reichsten zehn Prozent überschreiten 2030 den Wert aber voraussichtlich um das Neunfache, das reichste Prozent sogar um das 30-fache.Das reichste ein Prozent – das sind weniger Menschen als die Bevölkerung Deutschlands – wird laut Oxfam bis 2030 für 16 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich sein. Nafkote Dabi, Klimaexpertin bei Oxfam, sagte dazu: „Eine kleine Elite gönnt sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas.“ Dies habe katastrophale Folgen für Millionen Menschen, die bereits jetzt mit tödlichen Stürmen, Hunger und Not konfrontiert seien. Mit einem einzigen Weltraumflug verursache ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringe.“ (Sueddeutsche.de)

Die winzige Schicht der Superreichen beschert der Welt ein Übermaß an Verpestung der Luft, an Verwüstung der Natur und an der Verelendung der Massen.

Jetzt sind sie auf die glorreiche Idee gekommen, mit vereinzelten guten Taten sich einen guten Leumund zu kaufen. Es ist das Rezept einer deutschen Kanzlerin, sich mit gnadenhafter Agape den Himmel zu erkaufen. Das Christentum kennt keine Erlaubnis, den Zustand der Welt zu verbessern. Das ist den Erwählten sogar verboten, denn der Zustand der bösen Welt darf erst im Jüngsten Gericht vom Himmel geahndet werden.

Stöcker berichtet vom zweifelhaften Altruismus der Silicon-Valley-Giganten:

„Denkt man all das mit den Unsterblichkeitsfantasien von Leuten wie dem Milliardär und bekennenden Trump-Fan Peter Thiel und den Weltraumabenteuern von Superreichen wie Musk und Jeff Bezos zusammen, ergibt sich ein unangenehmes Gesamtbild: Kann es sein, dass die ultrareichen Finanziers der Longtermism-Idee daran vor allem eins mögen: dass sie eine gute Ausrede zu sein scheint, sich nicht mit dem Leid und den existenziellen Gefahren der Gegenwart beschäftigen zu müssen? Sondern lieber mit den eigenen Hobbys? Schließlich geht es doch um »das Potenzial der Menschheit«, nichts Geringeres?“ (SPIEGEL.de)

Für E. F. Schumacher war das zufällige Gnadenverhalten der Christen ein alter Hut:

„Die Botschaft an die Reichen lautet, so klug zu sein und den Armen von Zeit zu Zeit zu helfen, denn auf diese Weise würden sie noch reicher werden. Ihr Reichtum beruht darauf, dass sie unangemessen großen Gebrauch von den begrenzten Schätzen der Welt machen, und dadurch begeben sie sich auf Konfrontationskurs – nicht in erster Linie mit den Armen (die sind zu schwach und wehrlos) , sondern mit anderen Reichen.“

Statt die sozialen Schutzgesetze der Staaten zu verbessern, um die Lage der Armen zu humanisieren, kaufen sich christliche Regierungen und Superreiche frei durch willkürliches Gnadenverhalten. So verkommen die christlichen Nationen zu Spielwiesen der Mächtigen, die dem Volk das mühsam erarbeitete Produkt ihrer Maloche rauben und die Regierungen zu ihren Marionetten degradieren.

Musk verspricht, all seine Milliarden zu spenden, um das Los der Armen zu mildern – wenn, wenn ihm jemand zeigen könne, wie man diesen Elenden helfen könne. Gottlob hat er noch keinen gefunden – und darf seine Moneten weiter gebirgsweise anhäufen.

Die höchst liberale WELT verteidigt sogar die zu Unrecht verleumdeten und beneideten Reichen:

„Superreiche sollen Milliarden Dollar spenden, um den Hunger auf der Welt zu besiegen, fordert der Chef des UN-Welternährungsprogramms. Seine Aussage ist ein Skandal. Denn sie lenkt, wider besseren Wissens, von den wahren Ursachen und Problemen ab. Und lenkt ab davon, wie sehr die Verantwortlichen in den reichen Ländern – Minister und Regierungschefs, nicht die Milliardäre – dabei versagt haben, einen mehr als kleinen Unterschied bei der Bekämpfung der Unterernährung in der Dritten Welt zu machen.“ (WELT.de)

Der herzensinnigen Verteidigung der Superreichen entspricht in ökologischer Hinsicht die Verteidigung der Regierungen: „Nicht die Politiker, die Menschen verhindern den Wandel.“ (SPIEGEL.de)

Ernst Ulrich von Weizsäcker, Spross der altadligen Familie derer von Weizsäcker, gehörte vor Dezennien zu den führenden ökologischen Experten Deutschlands. Dann trat er in die SPD ein, hielt eine Rede – und verschwand aus der Öffentlichkeit bis heute. Wo blieb seine warnende Stimme in den letzten Jahrzehnten?

Oh pardon, Wissenschaftler sind keine Marktschreier. Mit Werten der guten oder bösen Art machen sie sich nicht gemein.

Seine illustre Familie verstand es, im Dritten Reich ebenso zur Machtelite zu gehören wie heute in der Demokratie. Natürlich muss er seine vertrauten Eliten schützen, indem er die Schuld am Klimadesaster den „Menschen“ in die Schuhe schiebt.

Die Verhältnisse verschärfen sich. Die Eliten begnügen sich nicht länger, ihren Einfluss per Think-Tanks indirekt in die Gesellschaft zu infiltrieren. Sie beginnen, direkt und ohne Wenn und Aber zurückzuschlagen. Der offene Schlagabtausch kann beginnen.

(Die genauere Besprechung des Kapitalismusfilms von Carmen Losmann – in der nächsten Tagesmail. Zu sehen ist der Film heute Abend in 3-SAT um 22.25 Uhr.)

Fortsetzung folgt.