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nichtsdesto-TROTZ LXXX

Tagesmail vom 08.10.2021

nichtsdesto-TROTZ LXXX,

„Das ist das Unglück bei allem, was unter der Sonne geschieht, dass es dem einen geht wie dem andern. So geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dein Tun hat Gott schon längst gefallen. Genieße das Leben mit der Frau, die du lieb hast, solange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat; denn das ist dein Teil am Leben und bei deiner Mühe, mit der du dich mühst unter der Sonne. So freue dich, Jüngling, in deiner Jugend und lass dein Herz guter Dinge sein in deinen jungen Tagen. Tu, was dein Herz gelüstet und deinen Augen gefällt, und wisse, dass dich Gott um das alles vor Gericht ziehen wird. Es ist alles so nichtig! spricht der Prediger. Es ist alles umsonst!“

Eine neue Epoche beginnt. Was, wenn wir‘s nicht schaffen? Wenn wir dem Unheil hilflos ausgeliefert sind? Sollen wir jammern, wehklagen, uns ins Messer stürzen – oder erst recht ranklotzen, die Ärmel hochkrempeln, uns energisch ans Werk machen?

Soll das gerecht sein: die einen bemühen sich – und gehen unter wie die anderen, die Gott einen guten Mann sein lassen? Wer wird sich noch anstrengen, wenn alle unterschiedslos den Bach runtergehen?

Das soll eine neue Epoche sein? Kennen wir doch alles bis zum Überdruss. Wenn Gefahren übermächtig werden, müssten wir uns besonders reinhängen – und dennoch scheint alles aussichtslos.

In einem solchen Moment wurde der Neoliberalismus erfunden: sich anstrengen, aber nicht wissen, ob man erfolgreich sein wird. Niemand kann dir sagen, wie die Dinge funktionieren. Also handle, als ob! Als ob du wüsstest, dass du erfolgreich sein wirst!

Wiederum sah ich, wie es unter der Sonne zugeht: Zum Laufen hilft nicht schnell sein, zum Kampf hilft nicht stark sein, zur Nahrung hilft nicht geschickt sein, zum Reichtum hilft nicht klug sein; dass einer angenehm sei, dazu hilft nicht, dass er etwas gut kann, sondern alles liegt an Zeit und Zufall. Auch weiß der Mensch seine Zeit nicht, sondern wie die Fische gefangen werden mit dem verderblichen Netz und wie die Vögel mit dem Garn gefangen werden, so werden auch die Menschen verstrickt zur bösen Zeit, wenn sie plötzlich über sie fällt. Ich habe unter der Sonne auch diese Weisheit gesehen, die mich groß dünkte: Da war eine kleine Stadt und wenig Männer darin, und es kam ein großer König, der belagerte sie und baute große Bollwerke gegen sie. Und es fand sich darin ein armer, weiser Mann, der die Stadt rettete durch seine Weisheit; aber kein Mensch dachte an diesen armen Mann. Da sprach ich: Weisheit ist besser als Stärke, doch des Armen Weisheit wird verachtet, und auf seine Worte hört man nicht. Der Weisen Worte, in Ruhe vernommen, sind besser als des Herrschers Schreien unter den Törichten. Weisheit ist besser als Kriegswaffen; aber ein einziger Bösewicht verdirbt viel Gutes.“

Hellenische Weisheit der Kyniker und Nichtshaber? Sinnlos! Mit Klugheit das Leben meistern – vergiss es! Die Welt ist unvernünftig, weshalb Vernunft nichts verbessert. Niemand kann die Welt verstehen, denn sie ist unverständlich und undurchschaubar. Vertrau dem Zufall, der wechselnden Zeit.

Bleibt nur eins: das Leben ist ein Lotteriespiel. Wage etwas! Probier dein Glück, du kannst Glück oder Pech haben. Was anderes bleibt dir ohnehin nicht. Vertrau dem Zufall. Sei überzeugt, dass alles in Gottes Händen liegt. Ein Tor, wer sein Schicksal durch Erkennen der Wahrheit meistern wollte.

Das war das Credo von Friedrich Hayek, einem der Begründer des Neoliberalismus aus dem katholischen Österreich, das in Opposition stand zur „protestantischen“ Aufklärung der Preußen. Ökonomie ist keine berechenbare Wissenschaft, sondern ein Spiel mit dem Zufall. Mache der undurchschaubaren Zeit ein Angebot, wage etwas – und warte ab, wie die Zufallswürfel entscheiden.

Der Neoliberalismus ist keine Erfolgsphilosophie. Sondern ein Risikospiel. Womit er den Nerv der Gegenwart getroffen hat. Wer wird denn alles auf Sicherheit setzen? Es gibt keine Verlässlichkeiten oder Sicherheitsgarantien.

Das wären Märchen furchtsamer Kinder. Wer erwachsen sein will, muss sich dem Unbekannten, Unberechenbaren stellen. Das berechenbare Leben ist ein Traum der Philister und Angsthasen. Wir müssen kämpfen – mit dem würfelnden Gott. Das ist wahres Heldentum: dem Risiko in den Rachen greifen.

Doch wie’s auch kommt, das arge Spiel,
Behalt ein tapferes Herze,
Und sind der Feind auch noch so viel,
Verzage nicht im Schmerze.
Steh gottgetreulich, unverzagt,
In deiner blanken Wehre:
Wenn sich der Feind auch an uns wagt,
Es geht um Gut und Ehre!

Ein Lied aus der NS-Zeit. Die deutschen Schergen spielten Roulette. Als sie das Vabanque-Spiel verloren hatten, war ihr Kommentar: wir haben verspielt.

„Besonders bekannt wurde dieser Begriff durch ein überliefertes Gespräch zwischen Hermann Göring und Adolf Hitler anlässlich der britischen Kriegserklärung 1939. Göring riet Hitler: „Wir wollen doch das Vabanque-Spiel lassen“, worauf Hitler antwortete: „Ich habe in meinem Leben immer Vabanque gespielt.“

Die gesamte Ideologie des heutigen Fortschritts ist ein Roulette.

Der Erkenntnis können wir nicht ausweichen: auch die NS-Ideologie war hochmodern. Im tollkühnen Spiel mit Zeit und Zufall wollte sie die Welt erobern.

Die Fortschrittsideologie ist gleichfalls ein Risiko-Spiel mit dem Zufall. Am Anfang steht eine fulminante Erfindung mit Weltbeglückungsambitionen. Intelligente Algorithmen wollen der Welt ein Instrument globaler Vernetzung schenken. Ein ausgezeichneter Gedanke, eine technische Meisterleistung, die dazu in der Lage wäre.

Doch was geschieht: aus der Weltvernetzung wird eine kapitalistische Ausbeutung, ja eine Überwachungsdiktatur der Welt. Was geschieht zur Abwehr der „ungewollten“ Nebenfolgen der Erfindung (deren Eintreten bei kritischer Betrachtung der Digitalisierung wie des wohlbekannten Machthungers des Menschen sehr wohl absehbar war)?

Nichts. Begründung: wir warten auf die nächste geniale Erfindung, die die unliebsamen Folgen dieser Erfindung unschädlich machen wird. Ähnliche Begründung in der Klimafrage. Warum ist die FDP strikt gegen politische Eingriffe und „Verbote“, die die Umweltgefahren eindämmen sollen? Weil sie auf die nächsten genialen Technikerfindungen wartet, die die Gefahren der Naturverwüstung ausschließen wird.

Bis jetzt gibt es nicht den geringsten Beleg für eine solche Maschine. Wie war die typische, also erwartbare, Entwicklung der Silicon-Valley-Giganten?

„Die digitalen Konzerne beschäftigen Heerscharen von Ingenieuren und Psychologen, um unsere Aufmerksamkeit zu binden und sie in Richtungen zu lenken, die den Werbekunden nutzen. Das war ursprünglich nicht so geplant. Die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin haben noch 1998 werbefinanzierte Suchmaschinen scharf kritisiert, weil diese den Interessen der Werbekunden dienen und den Nutzern nicht die besten Suchergebnisse liefern. Sie schrieben damals, dass eine Suchmaschine wissenschaftlich ausgerichtet und transparent sein müsse. Page und Brin machten eine Kehrtwende und entwickelten ein werbefinanziertes Geschäftsmodell, in dem die Nutzer nicht mehr die Kunden sind, sondern die Firmen, die die Werbung bezahlen. Etwa 50 Prozent der Erwachsenen sind sich immer noch nicht im Klaren, dass die ersten Suchergebnisse nicht jene sind, die die relevantesten oder beliebtesten sind, sondern den Werbekunden dienen. Nutzer sollten auch lernen, zu unterscheiden, welche Webseiten seriös sind und welche nicht. Das kann man vor allem durch laterales Lesen: Um zu erfahren, welche Interessen hinter einer Seite stehen, sollten Sie diese verlassen, bevor Sie alles gelesen haben, und auf andere Seiten gehen, um herauszufinden, wer mit welchem Interesse dahintersteckt.“ (Sueddeutsche.de)

Zuerst die vorbildlichen Absichten der Google-Gründer, dann die Kehre, der erwartbare Sündenfall. Jetzt haben wir den Schlamassel am Hals – und kein Politiker kümmert sich ernsthaft um die Folgen, die zu totalitären Überwachungsinstrumenten à la China führen können.

‘s wird schon, sagen die Fortschrittsfanatiker, die jeden Versuch politischer Kontrolle ablehnen. Die anfänglichen Erfolge der Weltvernetzung verwandeln sich in Horrorinstrumente einer globalen Überwachungsdiktatur.

 ’s wird schon, sagen die Fundamentalisten einer Welterlösung durch Technik. Sie ähneln punktgenau den Frommen, die auf Gottes Reich warten – und in der Hölle landen werden.

Ein sorgsamer Umgang mit mächtiger Technik wäre die penible Überprüfung ihrer Maschinen von Anfang an. Welche Gefahren gibt es und welche Kontrollen muss es geben?

Im Zweiertakt gottähnlicher Erwartungen und verdrängter Höllenängste schaukeln wir uns langsam, aber sicher ins Unumkehrbare.

Der Mensch will nicht Herr seines Geschicks sein. Er will Punching-Ball spielen mit einem unberechenbaren Schicksal.

Der abendländische Mensch, seit Tausenden von Jahren als Sündenkrüppel geboren, kann das Böse nicht ausschließen. Dem unberechenbaren Schicksal muss er sich stellen. Wäre er Herr seines Schicksals, wäre er perfekt. Perfektion aber ist schlimmer als Untergang durch eigene Unvollkommenheit.

Nehmen wir die Eltern, die allmählich verstanden haben, dass die neoliberale Christengesellschaft mit Kindern verständnislos und rüde umgeht. Kinder dürfen sich in dieser Gesellschaft nicht selbstbestimmt entwickeln.

Mit Frontalunterricht im getakteten Fließbandunterricht und mit der Peitsche omnipräsenter Zensuren werden sie zu Nachwuchsmarionetten einer mit allen Völkern konkurrierenden Wirtschaft abgerichtet.

Und siehe da, die Eltern kapieren allmählich, was mit ihren Kindern geschieht – und beginnen an allen Ecken und Enden zu mosern und zu rumoren. Da die Eltern nur zum Teil erneuerte Wesen, zum großen Teil aber immer noch die alten sind, fällt ihr Protest voraussehbar aus. Er folgt der Devise ihres Herrn:

„Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“

Also wollen die Eltern in vollkommene Weise für ihre Kinder eintreten und alles streng kritisieren, was nicht perfekt scheint.

In preußischer Überlegenheitspose werden sie zu unerträglichen Besserwissern und Querschlägern. Doch da haben sie nicht mit den wachsamen Logen-Beobachtern gerechnet, denen das neue Zickengehabe mächtig auf den Wecker fällt:

„Es ist der Hang zum Perfektionismus, der uns Eltern zu ungemütlichen Mitmenschen macht, dieser Drang zum »Nur das Beste für meine Brut«. Wir wollen die beste Kita, die beste Schule, die sichersten Helme, den progressivsten Pädagogikansatz (der Saison) und finanziell gepampert (sic!) werden von der Politik. Und wer das nicht zu hundert Prozent erfüllt, wird von Eltern als »kinderfeindlich« gebrandmarkt, was ganz tief unten auf der sozialen Leiter steht, nur knapp über »Politiker« oder gar »Journalistin«. Wir füttern damit einen Markt für den Frühförderwahnsinn, Ratgeberliteratur, Paartherapeutinnen, Kinder- und Jugendpsychologen, Scheidungsanwälte. Ja, klar, will ich auch das Beste für mein Kind. Aber was ist das Beste? Und natürlich will ich Schaden von ihm abwenden, im Zweifel auch Schaden durch sich selbst (siehe ewiger Streit und Kampf um Handynutzung etc.): Aber ab wann entferne ich mich dabei von der Verantwortung hin zur Selbstgerechtigkeit? Eltern halten sich heute für die besseren Erzieher, die besseren Lehrerinnen, die besseren Ärztinnen und Ärzte, die professionellsten Trainer und natürlich auch die einzig wahren Freunde. Dabei könnte es wirklich entspannter sein, wenn wir Eltern bei uns selbst anfangen würden, mal die Maßstäbe überprüfen. Hinreichend gute Mütter und hinreichend gute Väter sind völlig ausreichend. Wenn wir das erkennen und akzeptieren, verzeihen wir vermutlich anderen auch eher ihre Unzulänglichkeiten und menschlichen Makel. Und dann hält man es im dicken B wieder aus. Denn was man trotz allem von Berlin für sein Leben als Eltern lernen kann: Das Unperfekte mag oft ärgerlich erscheinen. Es ist aber Leben.“ (SPIEGEL.de)

Die positionslosen Besserwisser der Nation – die im Wahlkampf mal wieder zeigen konnten, wie sie stumpfsinnigen Politikern rhetorisch überlegen sind – ertragen es nicht, mit besserwisserischen Eltern konfrontiert zu werden.

Unerträglich perfekt, alles niedermachend: das nervt die Journaille. Sowas macht man nicht. Lockere Skribenten ertragen es nicht, auf Menschen zu treffen, die so tun, als hätten sie die neue Pädagogik mit Löffel gefressen.

In allen Dingen muss der erfolgreiche Mensch eine Eins plus im Zeugnis haben. Pünktlich, zuverlässig, innovativ, risikofreundlich, profitkompatibel, weltkundig, wortgewandt, jedes Publikum um den Finger wickelnd – und nicht zuletzt einige Millionen auf dem Konto. Dann schaunmermal.

Diese neue Elterngeneration ist eine Plage: sie meint es ernst mit Kritik. Nervende, maulende Kritik, wer soll die täglich ertragen, wenn man seine eigenen Politerwartungen längst am Schultor abgegeben hat?

Eben noch konnte man kritische Artikel über die Vernachlässigung der Kinder im Allgemeinen und Corona-Besonderen lesen. Kaum haben die Eltern diese Artikel gelesen, beginnen sie aufzumucken. Eben diese – gewiss auch verkrampfte – Kritik stört die Schreiber. Aus journalistischen Kritikern werden Beschwichtiger. Nun langsam, ihr Übereifrigen. Lasst die Kirche im Dorf. Wie kann man jede Kleinigkeit so ernst nehmen? Wenn deutsche Eltern einmal kritisch werden – wie reagiert die Vierte Gewalt? Sie wird zur Verbündeten der Mächtigen und kritisiert die Eltern: ihr nervt mit eurer maßlosen, an allem herummeckernden Kritik.

Dasselbe Spiel bei den Armen und Schwachen. Kaum haben viele von ihnen sich ein solches Plätzchen im soliden Mittelstand erobert, kommt eine Anwältin der wirklichen Schwachen und Armen und ruft: Alarm. Bin ich, Sarah Wagenknecht, nicht die geborene Führerin der wirklich Elenden, um mich darum zu kümmern, dass unsere Schwächsten zehn Euro Hartz4-Knete monatlich mehr kriegen – oder zwei Euro mehr an Grundlohn? Für Lifestyle-Linke aber hänge ich mich nicht rein.

Diesen Lifestyle-Linken geht es nämlich zu gut. Ein gutes Leben wollen sie mit ökologischem Protest vereinbaren. Geht’s noch perfektionistischer? Eine wahre Helferin der Elenden ist da nicht mehr gefragt. Wohin mit meinem Helfersyndrom, fragt die Ex-Marxistin, wenn es den meisten zu gut geht? Von wem werde ich noch gebraucht?

Der Mensch wird geboren in Sünde und stirbt in Sünde – es sei, dass priesterliche Medien (oder Politiker) sich ihrer annehmen und stellvertretend für sie sprechen, weil sie dazu nicht mehr in der Lage sind.

Spielt nicht die Perfekten, ermahnte Sahra Wagenknecht ihre Lifestyle-Mandanten, setzte sich in ein Flugzeug und verschwand in ihrer Lifestyle-Villa im Saarland.

In der Perfekten-Liga fehlt noch wer? Die moralisierenden Intellektuellen und wohlhabenden Mittelschichtler, die inzwischen alles perfekter als perfekt machen wollen:

Die Geldelite wurde also durch eine Tugendelite ersetzt. Puh, das rettet zwar vielleicht die Welt, klingt aber komplett spaßbefreit. Ja, den Eindruck kann man manchmal haben. Dafür haben die Mitglieder der aufstrebenden Klasse aber das Gefühl, gute Menschen zu sein und das Richtige zu tun. Dieser Gedanke befriedigt sie. Oft geht es den Menschen auch – oder sogar vor allem – darum, den Nachbarn oder Bekannten zu signalisieren, wie unglaublich bewusst sie sich verhalten. Manche etwa pappen Aufkleber mit dem Namen der Privatschule ihrer Kinder aufs Auto, um zu zeigen, dass sie 30 000 Dollar im Jahr für gute Bildung ausgeben. Selbstverständlich spricht nichts dagegen, bewusst zu leben und Wissen zu nutzen, um ein besserer Mensch zu werden. Das ist wunderbar für die Betroffenen. Die Frage ist nur: Machen die Menschen mit ihren Entscheidungen auch die Welt insgesamt besser oder nur ihr eigenes Leben? Ich glaube, dass wir uns manchmal einreden, dass wir Gutes für die Welt tun, obwohl wir in Wahrheit nur Gutes für uns selbst tun. Die neue Elite neigt dazu, ihren Lebensstil für den einzig korrekten zu halten und andere zu bevormunden. Statt auf Andersdenkende herabzuschauen, sollten wir aber das Gespräch mit ihnen suchen und respektieren, dass Menschen unterschiedlich sind. Und wir sollten Leute nicht verurteilen, weil sie Fox News schauen, sondern lieber neugierig sein und uns bemühen zu verstehen, warum sie zum Beispiel Zweifel haben, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Bewusst zu leben, ist selbstverständlich besser, als rücksichtslos zu leben. Aber: Es ist ein Luxus, sich Gedanken über Bio-Tomaten machen zu können, es ist ein Luxus, Yoga-Stunden zu nehmen, und es ist ein Luxus, am Dienstagvormittag zum Bauernmarkt zu gehen. Dabei wurde mir klar, dass Kinder heute eines der Vehikel sind, mit denen wir unseren sozialen Status demonstrieren: von der Entscheidung, zu stillen oder die Flasche zu geben, über die Wahl der Schule bis zur Frage, in welchem Debattierklub wir die Kleinen anmelden. Wir lesen Artikel, wir machen Yoga und Pilates. Vielleicht sollten wir uns alle wieder ein bisschen mehr Faulheit. gönnen und einfach mal sagen: Ich setze mich jetzt hin und tue nichts anderes, als eine Illustrierte zu lesen und eine Cola zu trinken.“ (Sueddeutsche.de)

Die neue Gesellschaft kündigt sich an und scheint es bitter ernst zu meinen. Doch was als politischer Fortschritt daherkommt, wird unerträglicher als die alten Zustände – in denen die Zeitgenossen nur herumpfuschten.

Die Perfektion der Überheblichen ist Pfusch. Das muss noch wesentlich besser werden. Vor allem nicht so moralin-sauer! wenn ich bitten darf.

Allen Geschwistern rufe ich zu: Gelassenheit, Gelassenheit. Mehr Spaß an der Freud. Ihr werdet eure Kritik an der Moderne doch nicht tierisch ernst nehmen!?

Lernt von eurer Kanzlerin, wie man sich durchs Gelände schummelt. Die Gefahr der Perfektion ist ihr fremd. Sie weiß, dass das Böse nicht besiegt werden kann, denn es muss fürs finale Gericht aufbewahrt werden. Also: wurstelt euch durch. Tut nicht, als könntet ihr das Reich des Himmels auf Erden errichten.

Lasst euch von Pietisten belehren, was Gelassenheit ist. Dann ahnt ihr vielleicht, wohin euer Weg in die Zukunft führen wird:

Gelassenheit ist, „wenn der Eigenwille erstirbt, die Vernunft gefangen genommen und in kindlicher Demut Gott überlassen wird.“

Gelassene Demut mit Cola – und im entspannten Gleichschritt in den Untergang!

Fortsetzung folgt.