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nichtsdesto-TROTZ IV

Tagesmail vom 14.04.2021

nichtsdesto-TROTZ IV,

seit mesopotamischen Zeiten beherrscht uns die befehlende Megamaschine – seit Athen im Dauerclinch mit dem streitenden und Verständigung suchenden Marktplatz der Polis. Wer wird gewinnen?

Der technische und militärische Allmachtsstaat rüstet sich zum Endkampf. Die Demokratien sind ermattet. Sie wollen – solange sie noch ahnen, was sie zu verteidigen haben – nicht in Effektivität konkurrieren, sondern in Verständigung. Spontaneität ist Zeichen des Lebens, Funktionalität Zeichen mechanischer Scheinlebendigkeit. Nur spontanes Leben wird den Tod des Gehorsams bezwingen.

„Spontaneität ist das Vermögen, Vorstellungen selbst hervorzubringen. Auf der reinen Spontaneität des Denkens gründen sich alle Begriffe.“ (Kant)

Funktionalität ist Unvermögen, Begriffe und Vorstellungen selbst hervorzubringen – oder die Unfähigkeit, selbst zu denken.

Mündigkeit als Vermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen, wäre im Modus des Funktionierens ausgeschlossen.

Wir aber nähern uns im Eiltempo dem Zustand totalen Gehorsams oder eines auf Knopfdruck reagierenden Scheinlebens. Wenn die Menschheit zu einem weltumfassenden Einheitsroboter zusammengeschweißt ist, wird Natur ihren Geist aufgeben.

Maschinen haben keine Empfindungen für die Schäden ihres Tuns. Es darf gerätselt werden, ob die Menschheit zuerst perfekte Intelligenzmaschinen herstellen oder sich selbst in einen gattungsmäßigen Roboter verwandeln wird. Je mehr es ihr gelingt, der Maschine ihre Intelligenz zu vermachen, je mehr wird sie sich selbst in einen Gesamtroboter (Golem) transformieren.

In seiner Gottähnlichkeit will der Mensch die Maschine nach seinem Bilde erschaffen – und merkt nicht, dass es dieser längst geglückt ist, ihren großmäuligen Schöpfer auf ihr Niveau zu heben? oder zu senken?

Entweder wird die Menschheit zur Kollektivmaschine oder die Maschine wird die Menschheit nach ihrem Bilde erschaffen. In beiden Fällen wäre das Schicksal der Natur besiegelt.

Ein Leben mit der Natur wird es nur geben, wenn der Mensch Empathie entwickelt mit Tieren, Pflanzen und Mitmenschen. Leben ist Spontaneität; der Triumph des Funktionalen wird der Untergang der Gattung sein.

Die Entdeckung der Maschine ging einher mit der Entdeckung männlicher Macht, die er glaubte, ins Endlose steigern zu können. Sollte es ihm gelingen, den Mars in einen menschen-verträglichen Planeten zu verwandeln, wird er nicht mehr davor zurückschrecken, der alten, verbrauchten Erde einen Tritt zu versetzen und das Kapitel Erdgeschichte für immer zu beenden. Weltraumforscher und Techniker finden es faszinierend, die Bedingungen zu erforschen, unter denen sie der Evolution des Menschen ein Ende bereiten können. Gibt es Spannenderes, als dem eigenen Begräbnis zuzuschauen?

Die Megamaschine hatte die Form einer Pyramide. Ganz oben der Einzige und Unvergleichliche. Unter ihm die Schichten seiner Untertanen in der Reihenfolge abnehmender Macht. Ganz unten der arbeitende Pöbel, der nur arbeitsfähig war, weil er sich aus dem spontanen Leben ausgegliedert hatte. Genauer: mit Gewalt wurde er aus seiner Ursprungsfamilie entfernt:

„Die Arbeitskräfte der Megamaschine bestanden aus Junggesellen, losgelöst von Familie, Verantwortung, kommunalen Institutionen und normalen menschlichen Bindungen, ein Junggesellenleben, wie wir es heute noch in Armeen, Klöstern und Gefängnissen finden. Denn die andere Bezeichnung für Arbeitsteilung – wenn sie erst mal den Punkt der lebenslangen Beschränkung auf eine einzige Aufgabe erreicht – ist: Zerstückelung des Menschen.“ (Mumford)

Wir erleben den Akt der vorletzten Loslösung oder fast vollständigen Zerstörung der Nestfamilie. Alleinstehende Mütter tragen die Last der endgültig zerrütteten Familie. Zuerst musste die Frau in den Anfängen des modernen Kapitalismus sich vom Nest lösen und in der Fabrik mitarbeiten. Unter schrecklichen Bedingungen, oft so lang, dass sie in den stinkenden und verrußten Betrieben übernachten musste.

Mit dem Aufkommen der Arbeiterbewegung verbesserte sich einiges. Doch der Neoliberalismus ertrug es nicht, dass die Frauen von den „Vorteilen“ absoluter Abhängigkeit verschont würden. Also wurde das Giftwort vom Heimchen am Herd erfunden, um den Frauen einzureden: nur unter den Fittichen profitgieriger Männer könnt ihr euch Anerkennung verdienen.

Das Nest, die Quelle allen Lebens, wurde nach allen Regeln der Verleumdung zum Pfuhl der Zurückgebliebenheit. Wer störte? Die Kinder. Also mussten sie outgesourct werden in Kitas, Vorschulen, Schulen bis zum Abitur. Dann war‘s höchste Zeit für den Abflug.

Wir befinden uns im vorletzten Stadium der Familienzerstörung, der sozialistischen Kollektiv-Vorerziehung, komplett übernommen vom ethisch überlegenen, christlichen Kapitalismus.

Der letzte Akt wird sein: Die Familie wird in Arbeitslagern kollektiviert, die Kinder ab der Geburt den Müttern entzogen: das Ende der sentimentalen, wirtschaftlich unproduktiven Familie ist gekommen. Im futurischen Urkommunismus der Nichtshabenden, überwölbt von der Herrenschicht der Allesbesitzer, wird es unten kein Mein und Dein geben. Eigentum wird zum Privileg derer, die immer mehr haben; sie sollen alles haben.

Womit der Kreis geschlossen wäre. Der Höhepunkt der Megamaschine wäre identisch mit seinen Anfängen:

„Von nun an war die zivilisierte Gesellschaft in zwei Hauptklassen geteilt: eine Mehrheit, die zu einem harten Leben harter Arbeit verdammt war und nicht nur arbeitete, um selber überleben zu können, sondern um die Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft zu befriedigen. Vor allem aber, um eine vornehme Minderheit, die Arbeit verachtete, mit Luxus zu überhäufen. Die Sozialpyramide Ägyptens und Mesopotamiens blieb bis zum heutigen Tag das Modell für jede „zivilisierte“ Gesellschaft. An der Spitze stand eine von Stolz und Macht geblähte Minderheit, angeführt vom König, seinen Ministern, Adligen, Kriegsherren und Priestern.“

Das war das Ende des Kinderglücks: jedes Kind braucht ein ganzes Dorf, um in die Welt hineinzuwachsen. Der heutige Spruch enthält die letzte unterirdische Erinnerung an das neolithische Dorf, das der Revolution der männlichen Hochkultur zum Opfer fiel.

„Im neolithischen Dorf – von Bachofen Matriarchat genannt – herrschten friedliche, nicht-räuberische Lebensformen, in denen Nachsicht und gegenseitige Hilfe dominierten.“

Jenes Dorf war die Domäne der Mütter, in der demokratische Verhältnisse herrschten. Warum wohl werden die Erkenntnisse Bachofens und vieler Forscher auf aller Welt von den Ideologen der Gier vergessen und begraben?

Das Grundmuster der Sozialpyramide hat sich bis heute erhalten und verschärft sich täglich:

„Das System geht davon aus, dass Reichtum, Muße, Komfort, Gesundheit und ein langes Leben rechtens nur der herrschenden Minderheit zustehen, während schwere Arbeit, ständige Not und Entsagung und früher Tod zum Los der Menschheit wurde.“

Heute wird der Kapitalismus damit gerechtfertigt, dass viele Menschen und Völker der Armut entrissen worden seien. Von Armut zu reden, wenn Völker sich mit dem begnügen, was ihnen die Natur beschert, ist blanker Hohn.

Noch wichtiger ist, dass die Abstände zwischen Oben und Unten unverändert blieben, ja sich ausweiteten. Die Macht der Führungsschichten durch monströse Geldvermehrung ist heute gewaltiger als in früheren Zeiten. Die Verquickung der Superreichen mit der politischen Macht ist fast zur Identität verschmolzen. Das Einkommen weniger Milliardäre hat das Gesamteinkommen vieler Nationen in den Schatten gestellt. Just in Coronazeiten zeigt sich, dass das Schicksal der Reichen mit den Sorgen der Habenichtse nichts mehr zu tun hat. Weit abgelegen von allen Pestrevieren der Völker genießen die Privilegierten ihr sorgenfreies Leben auf kostbaren Yachten oder einsamen Trauminseln.

Das Heimchen am Herd suggeriert intellektuelle Minderwertigkeit und politische Rückständigkeit. Das Gegenteil ist der Fall. Männer verstecken sich hinter Aufstieg und Karriere und überlassen die Tagespolitik Gott, der Frau und den Spatzen. Was sie mit ihrem Einfluss nicht dirigieren können, muss wertlos sein.

Am deutlichsten zeigten sich die Geschlechtsunterschiede in der Epoche der Romantik, in der sich der Frühkapitalismus auszubreiten begann. Männer verließen die Frauen und überließen ihnen das Heimische: in der Ferne suchten sie Abenteuer, das Risiko, das Dekadente und Untergangssüchtige.

Es war der Trieb des Mannes nach Rausch, Maß- und Regellosigkeit, der ihn das Weite suchen ließ. Der Trieb nach jener Freiheit, von der jeder Weltenbummler und Urlauber träumt, wenn er die Pflichten des Alltags abgelegt hat. Deutsche Freiheit ist Chaos, Sehnsucht nach Ruhm, Exzellenz und Genialität. Kind, was willst du werden? Etwas Außerordentliches will ich werden, etwas Besonderes und Unvergleichliches.

Brav, mein Kind. Dafür aber musst du dich jetzt von deinen Eltern trennen. Sie haben dich so lieb, dass sie es nicht ertrügen, wenn du ein Genie würdest oder keines würdest. Weg mit dir: erobere die Welt, mach deinen Eltern keine Schande. Erst wenn wir unseren Verstand verloren haben, darfst du wiederkommen und mit uns Alten machen, was wir mit dir machten, als du Kind warst: abschieben, abschieben, uns aus der nicht mehr vorhandenen, mitfühlenden Familie entfernen.

Draußen in der Welt musst du alles auf eine Karte setzen:

Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen,
steigen dem Gipfelkranz zu,
in unsren Herzen brennt eine Sehnsucht,
die läßt uns nimmer mehr in Ruh.

Mit Seil und Haken, den Tod im Nacken,
hängen wir in der steilen Wand.

Wir kommen wieder, denn wir sind Brüder,
Brüder auf Leben und Tod.

Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen,
der eiskalten Winde rauhes Gesicht.

Seht ihr hoch droben die Fahne sich wenden,
die blutrote Fahne, ihr Seeleut habt acht!

Wir treiben die Beute mit fliegenden Segeln,
wir jagen sie weit auf das endlose Meer.
Wir stürzen auf Deck und wir kämpfen wie Löwen,
hei unser der Sieg, viel Feinde, viel Ehr!

Ja, wir sind Piraten und fahren zu Meere
und fürchten nicht Tod und Teufel dazu!
Wir lachen der Feinde und aller Gefahren,
im Grunde des Meeres erst finden wir Ruh!

Das ist das Piratengefühl kapitalistischer Welteroberer. Frauen sollen zu Hause bleiben und die Ruinen aufräumen, auf die Helden warten, bis sie aus der sibirischen Gefangenschaft zurückkommen. Dann husch husch zurück an den Herd.

Die Heimchen am Herd waren die seelischen Zentralen des intakten und freien Dorfes. Sie seien unpolitisch? Sie müssen jene Familien zusammenhalten, in denen die Helden des Profits sich erholen können. Am Wochenende profitieren sie von der Nestwärme jener Familie, die sie finanzieren, mit der sie aber psychisch nichts zu tun haben wollen.

Frauen suchen nicht die Karriere, sondern die solide Sacharbeit in NGOs, in kommunaler Verantwortung, in Flüchtlingshilfe. Frauen sind weltweit die tapferen Anführerinnen gegen Männerdespoten und totalitäre Machtmaschinen.

Das Dorf ist nicht unpolitisch, es ist das politischste Verantwortungsrevier in Demokratien und jenen Gesellschaften, in denen Männer die Spitze der Megamaschinen darstellen.

Der kapitalistische Trieb der Männer nach Ruhm und Ehre ist kein Deut anders als der romantische Trieb nach der blauen Blume – oder ins blanke Nichts:

„Die Ferne überhaupt, nicht nur Italien, wird dem Dichter zum Symbol für das gefährliche, verlockende und verderbliche Prinzip im Menschen, das dunkle Reich der Leidenschaft. Das Thema von dem Wanderer, dem „die schöne Fremde log“ und der darüber zugrunde geht, wird bei Eichendorff unerschöpflich behandelt. Bald ist das Lockende der Abgrund, der mit bleiernen Gewichten hinabzieht.

Wir sehnen uns nach Hause
Und wissen nicht, wohin.“ (R Huch, Die Romantik)

Nirgendwo sind sie zu Hause, nur dort, wo der Rubel rollt. Sie wissen es nicht: ihre lebenslange Unruhe ist augustinischer Herkunft:

„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“.

Wo dein Herz ist, da ist dein Gott. Ihr Gott ist pecunia, Penunzen, Diridari.

Das Heimchen am Herd durfte das Nest nur notdürftig beschützen, auf dass die Welt zur rasenden Transitstrecke werden konnte. Es darf keine Heimkehr geben im Reich der Sternensehnsucht. Mutter ist die Hüterin der Natur – da werden schon die Männerhände überm Kopf zusammengeschlagen: welch eine Schwärmerei. Sie selbst schwärmen von der todbringenden Zukunft. Das ist astreine Technik und gesicherter Fortschritt für jene, die ihre Piratensehnsucht aus Sümpfen der Mystik und Romantik beziehen – übersetzt in Raketen und Flügen ins All.

Die Megamaschine hat das Dorf weggefegt. Seitdem ist der Mensch aus seinen sozialen Beziehungen herausgebrochen. Momentan sind nur noch Reste der ruinierten Familie zu besichtigen. Gewiss, es gibt viele Nachteile selbst der besten Familie. Doch diese Defekte werden nicht dadurch korrigiert, dass man sie am Boden zerstört. Sondern dadurch, dass die Urgruppen lernen, stabile Nestqualitäten zu entwickeln. Was ist der schlimmste Feind des Kapitalismus? Eine verlässliche Urgruppe, die niemanden im Stiche lässt. In der sich niemand seine Anerkennung durch Leistung und Erfolg verdienen muss.

Warum erleben junge Menschen in Coronazeiten wachsende Schwierigkeiten mit sich und der Welt und was können Eltern dagegen tun?

„Feinfühligkeit ist gefragt. Es besteht die Gefahr, dass man sich zu viel kümmert und damit eine übermäßige Abhängigkeit fördert. Ohne Unterstützung hingegen können die jungen Menschen pseudounabhängig werden. Sie sind oft verwirrt von ihren unterschiedlichen Bedürfnissen, wissen nicht genau, ob sie gerade Halt brauchen oder spüren wollen, dass die Eltern ihnen Eigenständigkeit zutrauen.“ (Sueddeutsche.de)

Man soll sich um die Jugendlichen kümmern, indem man sich nicht so viel um sie kümmert? Ja, sie – loslässt? Wie konnten sie derart in seelische Schwierigkeiten geraten, wenn sie ein stabiles Verhältnis zur Familie gehabt hätten, voller Vertrauen und aufrichtiger Kritik? Auch die Schulen müssen vollständig versagt haben, wenn sie ihre Abhängigen unreif und unvorbereitet dem unbekannten Leben überlassen. Soll das Erziehung sein, wenn die Jugendlichen lebensfern und lebensuntüchtig aufwachsen mussten?

Nie hört man von Psychologen ein einzig kritisches Wörtchen zur Gesellschaft. Dabei stammen alle Probleme aus der Gesellschaft und geraten über die Agentur der Einzelfamilie zum Einzelnen. Alles wird von den Seelenspezialisten an privaten Personen und Familien festgemacht, nie stellen sie Forderungen an Kultusministerien und Pädagogen.

Widersprüchlicher könnten die Ratschläge nicht sein:

„Wir sind soziale Wesen und leben in sozialen Beziehungen. Wir sprechen zwar landläufig von Social Distancing, aber gemeint ist eigentlich Physical Distancing. Wir brauchen die emotionale Nähe zu Menschen. Man sollte für kleine Inseln von Freude und Leichtigkeit sorgen.“

Einerseits Distanz, die plötzlich rein körperlich, nicht psychisch sein soll, gleichzeitig Ratschläge, die trivialer nicht sein könnten?

„Es geht um gemeinsames Erleben. Das kann eine Wanderung sein, mal ein neues Spiel ausprobieren oder was Besonderes kochen. Das schweißt zusammen.“

Wie wär‘s mit Verstehen und Erklären? Welche Familienstrukturen haben die Leiden der jungen Menschen verursacht? Und welche Probleme der Eltern waren es, die das Verständnis der Kinder verhindert haben?

Das Geschwätz vom Loslassen hat versagt. Sich um jemanden sorgen, heißt nicht, ihn zu entmündigen. Selbstbewusste Kinder haben gelernt, sich gegen Dominanzversuche zu wehren: kann ich selber!

Wenn Jugendliche nicht wissen, was sie vom Leben wollen, wenn sie Gesellschaft als bedrohlichen Block empfinden, haben Schule und Gesellschaft versagt. Die Probleme der Jugendlichen sind Vernachlässigungsprobleme. Die Eltern fühlen sich den „Herausforderungen“ der immer rasanter werdenden Moderne nicht mehr gewachsen. Ihre Unfähigkeit münzen sie um in hohle Distanz, die Kinder selbst entscheiden lassen will, wie sie ins „Leben eintreten“ wollen. Fürsorglichkeit ist keine faschistische Zwangspädagogik. Wahrlich, Eltern versagen oft. Aber auch nur deshalb, weil sinnvolles Reden in der Familie nicht zu den „Bildungsanforderungen“ erwachsener Menschen gehört. Eltern wollen erfolgreiche Kinder, damit ihr ständig drohendes Versagen nicht auf sie selbst zurückfällt.

Wie überwand Hunter Biden, Sohn Joe Bidens, die Rauchgiftkrise seines jungen Lebens? Durch die Liebe seiner Familie, durch die Fähigkeit, seine Probleme so zu erklären, dass seine Autobiographie von seinen Nächsten mit Stolz und Anerkennung gelesen wurde.

Was wird aus den Beziehungen der Generationen, wenn Großeltern krank und pflegebedürftig werden? Muss das Loslassen abrupt ins Gegenteil verdreht werden – obwohl niemand weiß, wie man Nähe konstruktiv erlebt?

„Was passiert, wenn die Großeltern im Alter stark pflegebedürftig werden? „Die Menschen wollen oder können sich das beim Zusammenziehen nicht vorstellen, aber solche Situationen treten öfter ein, als viele wahrhaben wollen“, sagt Günter Reich. „Es braucht aber eine klare, offene Absprache, was in fünf, zehn oder 15 Jahren ist. Damit so ein Projekt funktioniert, müssen alle Beteiligten bereit sein, sich ihrer eigenen Vorstellungen bewusst zu werden“. Damit das Projekt Mehrgenerationenfamilie im Alltag funktioniert, sind Einfühlungsvermögen und Toleranz gefragt. Konflikte und Unzufriedenheiten sollten angesprochen werden.“ (TAGESSPIEGEL.de)

Das klingt durchdachter und einfühlsamer als die kaltschnäuzige Floskel vom Loslassen.

Wenn das Nest sich falschen Versprechungen des Kapitalismus überlässt, hat es die letzte Zelle des Lebens verraten.

Spontane Vitalität – und funktionierendes Buckeln, Selbstbestimmung – und maschinelle Außenlenkung: all das passt nicht zusammen.

Man hat Verbindungen, aber keine Freunde. Man pflegt Beziehungen, aber ohne Nähe. Man hat Familie, die aber kalt sein soll wie ein Betrieb: das wäre der endgültige Sieg der Maschine über das Leben.

Fortsetzung folgt.