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Leichenrede

Hello, Freunde der Leichenrede,

in der europa-begründenden Leichenrede des Perikles ließ Thukydides, der vermutlich beste Historiker aller Zeiten, den primus inter pares der athenischen Polis die Grundelemente der Demokratie knapp zusammenfassen. Als zweieinhalb Jahrtausende später Europa auf demokratischer Ebene zusammenfinden wollte, wurde ein grundlegendes Perikles-Zitat des Thukydides aus dem europäischen Verfassungsentwurf gestrichen:

„Im Juni 2004 haben 23 der damals 25 europäischen Außenminister entschieden, ein Zitat aus einer bei Thukydides überlieferten Rede des Perikles, das bis dahin wie ein Motto Bestandteil des europäischen Verfassungsentwurfs gewesen war, zu streichen. Es lautet: „Unsere Verfassung heißt Demokratie, weil die Macht in den Händen nicht einer Minderheit, sondern einer größtmöglichen Menge liegt. (Olaf Rader in Süddeutsche.de)

Das Streichen des Zitats aus der perikleischen Leichenrede könnte zur Leichenrede des modernen Europa werden. Wirtschaftliche Konkurrenz auf Hauen und Stechen könnte das Prinzip der Solidarität zwischen den Staaten zu Grabe tragen.

Berlin, die Hauptstadt eine der demokratiefeindlichsten und gefährlichsten Nationen Europas, heute Machtzentrum des Abendlands, signalisiert über Nacht die Bereitschaft, Griechenland, die Mutter der Demokratie, wegen ökonomischer Defizite zu einem EU-Mitglied zweiter Klasse zu degradieren. Der Ausschluss aus dem Euro wäre noch nicht der Ausschluss aus dem europäischen Staatenverbund – und doch wäre er es.

Griechenland wäre das erste Land in der EU mit einem offiziellen Kainszeichen. Es könnte zu einer unberechenbaren Kettenreaktion und zur

Auflösung der EU kommen. Die Kanzlerin wirft anderen Menschen Hass und Fremdenfeindlichkeit vor, ihre eigene Politik strotzt vor Verachtung aller, die ihren monomanischen Wirtschaftsmaßnahmen nicht entsprechen.

Die gesamteuropäische Lügengeschichte beginnt mit dem Beitritt Griechenlands in die EU. Alle europäischen Eliten wussten, dass amerikanische Eliten griechischen Eliten halfen, mit gefälschten Zahlen den EU-Beitritt zu erschwindeln, um den griechischen Eliten Zugang zu europäischen Milliardensubventionen zu ergaunern.

Nicht nur Kohl & Konsorten, alle europäischen Eliten wussten Bescheid, alle stimmten zu. Es war keine kritische Solidarität mit dem gebeutelten Land, es war eine Lügen-Kumpanei, die nicht das geringste Interesse daran hatte, den Griechen beizustehen, ihre desolate Eliten-Ausbeuter-Wirtschaft grundlegend zu sanieren.

Als die Macht der gemeinsamen Lügen zerbrach und Griechenland die Bedingungen der Wirtschaftsunion auch fassadär nicht mehr einhalten konnte, entlarvte sich, was elitäre Insider längst wussten: das Land war von seinen marodierenden Eliten bis auf die Grundfesten geplündert worden.

Die eingeleiteten Hilfsmaßnahmen ähnelten dem Versuch, einen sterbenskranken Patienten durch Strangulieren zu retten. Unter unangetasteter Privilegierung der Privilegierten sollte die Regierung ihre Staatsschulden reduzieren, indem sie der hilflosen Bevölkerung die Kehle zudrückt. Die Arbeitslosigkeit der griechischen Jugend ist exorbitant, die Stimmung der Bevölkerung verbittert und ohne Hoffnung.

Berlins starke Frau ist zur mächtigsten Frau der Welt avanciert. Ihre Pilger- und Demutsphase ist absolviert, nun beginnt sie, Tatzen zu zeigen. Ihre Auferstehung zur Stella Maris, zum Leitstern des sündenbewegten Meeres, ist in Körpersprache und ecclesiogener Wortwahl täglich unverhüllter und bedrohlicher zu erkennen. Die Magd des Herrn ahmt ihren männlichen Heiland und Erlöser nach. Männlicher als ihre Machtdemonstration kann keine Männerpolitik sein.

„Stern des Meeres, leuchte uns und führe uns auf unserem Weg!

„Ohne Gegenleistung keine Leistung“, assistiert SPD-Oppermann mit leerem Bubengesicht. Seine Partei ist längst zur Schleppenträgerin des weiblichen Pantokrators abgesunken. Wie vertragen sich Leistungsprinzip und Solidarität?

Solidarität ist nur gefordert, wenn Leistungspartner nicht mehr auf gleicher Augenhöhe sind. Gleichwertige Leistungsstarke benötigen keine Solidarität. Sie handeln nach dem Motto: do ut des, ich gebe, damit du gibst. Doch in der Not erst zeigen sich Freundschaft und Solidarität.

Griechenland liegt am Boden und benötigt europäische Verbundenheit – nicht ohne Kritik –, doch was macht die arrogante Herrscherin Europas? Auf den Griechen trampelt sie in unerbittlicher Gefühllosigkeit – und pragmatischer Borniertheit – herum. Ein Europa, das seine Mitglieder so schäbig behandelt wie die Pastorentochter die Wiege der Demokratie, schädigt sich selbst.

Die Rückwirkungen dieser Kollektivstrafe für eine moralische Nationalschuld werden sich in Bälde einstellen. Die Welt wird bemerken, dass die Angst- und Demutshaltung der Beliebtesten unter allen Völkern eine Strategie des Sandstreuens ist.

Nach tausenden Jahren der Christianisierung werden die erwählten Völker wohl die paradoxe Strategie ihres Herrn und Meisters verinnerlicht haben. Hochmut erniedrigt den Menschen, Gott aber ist mit den Demütigen. Die berliner Exklusions- und Bestrafungspolitik wird auf seine Exekutoren zurückfallen. Europa beginnt, sich von schwachen Bündnispartnern zu trennen und Ballast abzuwerfen. Das wird die Bestrafer und Ausschließer selbst langfristig schwächen und ruinieren.

Das Streichen des Thukydides-Zitates war die Unfähigkeit des christlich sein wollenden Abendlands, sich zum griechischen Ursprung der Demokratie zu bekennen.

Wer stolz ist auf die religiösen Grundlagen seines Kontinents, kann unmöglich einer heidnischen Nation für die Erfindung der Freiheit und Gleichberechtigung aller Menschen dankbar sein. Selbst „objektive“ Historiker wie Heinrich August Winkler stehen unter dem Denkverbot der Frommen und sehen die Grundlagen des demokratischen Europas in der Gottebenbildlichkeit des gläubigen Menschen oder im mosaischen Dekalog. Verheerender kann die Verblendung der „Kühlen und Kalten“ nicht sein.

Wir gehen einem neuen Mittelalter unter der Despotie der Heilsgeschichte entgegen. Einem Mittelalter mit technischer und naturwissenschaftlicher Dekoration, geschmückt mit dem Zierrat unendlichen Fortschritts und dem militaristischen Glitter, die Natur in die Knie gezwungen zu haben.

Bald werden wir die völlig überschätzte Erde ihren Hitzewallungen überlassen und uns auf die Reise ins Universum machen: der gütige Herrscher des Alls winkt uns schon lange zu. Wenn ER nicht zu uns kommt, müssen wir ihm entgegeneilen. Machet im Weltall eine grade Straße unserem Gott. Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel soll sich senken. Das Höckerige soll zur Ebene werden. Kein Stein soll auf dem andern bleiben. Das Gras verdorrt, die Blume welkt, wenn der Hauch des Herrn darüber weht.

In der Tat, Thukydides war kein Demokrat, er vertrat das Naturrecht der Starken. Und dennoch formulierte er in unbestechlicher Objektivität die neue Wirklichkeit der Demokratie, einer politischen Erfindung der Menschheit, die bis heute einmalig ist.

Das Auslöschen des Thukydides-Zitats ist der Versuch, die Erinnerung an dieses außerordentliche Ereignis zu eliminieren. Mit solcher Erinnerungsverweigerung wird Europa keine Identität erringen, die den Staatenbund durch die Zeiten begleitet und beschützt. Olaf B. Rader hat Recht, wenn er von einer europäischen Selbstkastration spricht:

„Der antike Ursprung der Demokratie, wie wir sie heute verstehen, wurde jedoch mit dieser Streichung als politisch unkorrekt deklariert und führte im Grunde zu einer identitätsspezifischen Selbstkastration. Doch was haben die EU-Parlamentarier mit dem Streben nach absoluter kultureller und geschichtlicher Neutralität eigentlich gewonnen? Nichts! Außer vielleicht der Folge, dass es nun noch weniger an europaeigenem Zusammenhalt gibt.“

Was war der Grund für die verhängnisvolle Streichung? Sollte etwa – wie im frommen Germanien – der Gott in die Verfassung? Da Gott keine Chance hatte, sollte auch das Heidentum tot geschwiegen werden?

Die offizielle Begründung war noch dämlicher: die athenische Polis war nicht vollkommen. Frauen und Sklaven waren keine gleichberechtigten BürgerInnen.

Auch Marx wollte von der Vorbildfunktion Athens nichts wissen. Also sprach er permanent von Sklavenhaltergesellschaft. Dass die alten Griechen schon mehr über die Autonomie des Menschen und die Gesetze des Klassenkampfes wussten als alle modernen Sozialisten – Marx & Engels inklusive –, wollte er nicht wahrhaben. (Obgleich er eine Doktorarbeit über die Griechen geschrieben hatte.)

Auch hier sind sich Linke und Rechte einig: von der Vergangenheit können wir nichts lernen. Die Moderne ist einmalig und lässt sich mit Rezepten von früher nicht kurieren. Wer sich täglich neu erfinden muss, kann auf das Alte nur pfeifen.

Athen war work in progress, ein Menschheitsprojekt in langer Entwicklung. Wie lang schon war der Abstand zur homerischen Adelsgesellschaft? Wie viel Arbeit und Mühe von Hesiod, Herodot, den Naturphilosophen, Solon, Xenophanes, Themistokles, über die kriegerische Auseinandersetzung mit der damaligen Weltmacht Persien bis zu Euripides und Sokrates hatte der Weg zur klassischen Demokratie gekostet? Und wie weit sollte der Weg über die völlige Gleichberechtigung, die Deklaration der Menschenrechte und die Gleichheit aller Menschen von Antiphon über die Kyniker bis zu den Stoikern noch gehen?

In mancher Hinsicht war Athen noch reaktionärer als die jonischen Städte an der gegenüberliegenden Küste des Mittelmeers. In der Sklavenfrage war Aristoteles ein Hinterwäldler. Selbst Alexander ignorierte die rassische Arroganz seines Lehrers und brachte die Botschaft vom gleichen Menschen in die Welt. Wenn heute jemand die griechische Polis erwähnt, erwähnt er mit überlegenem Grinsen Aristoteles – und aus ist die Maus. Von der Entwicklung der Humanität in den sokratischen Nachfolgeschulen weiß er nichts und will er nichts wissen.

Die christliche Moderne misst mit zweierlei Maß. Die kleinste Schwäche der Heiden dient ihr zur Verleugnung der unbestreitbaren Stärken der griechischen Kultur, ohne die wir heute nichts wären. Was aber ihre Heilige Schrift und ihre abendländische Geschichte betrifft, quillt sie über vor Verständnis und Entschuldigung. Kreuzzüge? Für damalige Zeiten verständlich, nicht mehr nachvollziehbar für moderne Ohren. Die schrecklichen Hass- und Rachesprüche der beiden Testamente? Müssen heute vollständig neu gedeutet, sprich, in modernem Sinn verfälscht werden.

Befragen wir im Gegenzug die modernen Demokratien! Brachte die Französische Revolution die Emanzipation der Frau? Die Amerikanische Revolution die Gleichberechtigung der Schwarzen?

Nicht mal heute sind amerikanische „Neger“ den Weißen faktisch gleichgestellt. Die amerikanischen Gefängnisse quellen über von schwarzen Delinquenten. Fast jeder Dunkelhäutige hat Angst vor einer Begegnung mit weißen Polizisten, deren Pistolen locker sitzen, wenn sie schwarz sehen. Wie viele Schwarze werden mit List und Tücke aus den Wahlregistern gestrichen, dass sie ihrem Wahlrecht nicht nachkommen können?

Alles Gründe, die französische und amerikanische Demokratie aus der Liste der Demokratien zu streichen?

Es gibt nichts Bigotteres als die doppelte Buchführung moderner christlicher Nationen, die alles Gute dem Heiligen zuschreiben, alles Schlechte und Verdorbene den unerleuchteten Heiden.

Nur nebenbei: Freuds Neurosen benannte er ausschließlich nach griechischen Figuren und Legenden. Einen Abraham- oder Judas-Komplex gibt es bei ihm so wenig wie eine Marien-Neurose oder eine Apokalypsen-Paranoia.

Fast in allen Geschichtsbüchern über relevante Themen fehlt – das Christentum. Bei negativen Themen kann es nicht die Ursache sein, bei positiven versteht sich von selbst, dass das Gute die Frucht des Heiligen ist.

Auch in Jeffersons Unabhängigkeitserklärung gibt es nicht den kleinsten Hinweis auf antike Vorläufer. Stattdessen eine Reverenz an den „Schöpfer.“ Nicht nur für Dabbelju Bush ist Freiheit ein Geschenk Gottes, die ganze Demokratie ist eine Gnadengabe des Himmels an irdische Sündenkrüppel, die diese Gabe nicht verdient haben.

Wie können fromme Amerikaner ihre Demokratie verteidigen, wenn sie sie nicht in politischer Autonomie erarbeitet haben? Gnadengaben kommen und gehen, man weiß nicht woher und warum. Selbstverständlich sind die Wahrheiten der demokratischen Grundrechte auf keinen Fall für den, der sie gegen den Widerstand des Adels und des Klerus mühsam erkämpfen musste.

„Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind; dass dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören; dass zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingesetzt werden, die ihre rechtmäßige Macht aus der Zustimmung der Regierten herleiten.“ (Aus der Unabhängigkeitserklärung der USA)

Thudydides war ein Vorläufer Darwins oder Nietzsches. Das Gesetz, dass „der Schwächere sich dem Stärkeren fügen muss, ist für ihn keine Ausgeburt menschlicher Willkür, sondern ein ewig wirksames Naturgesetz. Wer danach handelt, befindet sich mit dem Göttlichen mehr im Einklang als wer dem naiven Glauben huldigt, die Gottheit werde der „gerechten Sache“ zum Sieg verhelfen. Das Gesetz der Macht, die sich keinem „idealen Recht“ unterwirft, sondern die Recht schafft (Macht ist Recht), ist das Grundgesetz der Politik und der Geschichte. Wer glaubt, sich dagegen stemmen zu können, wird zermalmt.“ (Zitiert nach Nestle, Vom Mythos zum Logos)

Aber! Seine eigene Philosophie hindert den Objektivsten unter den Historikern nicht, in seinem Geschichtswerk über den Peloponnesischen Krieg dem Perikles die akkurate Definition der Demokratie in den Mund zu legen. Mag sein: idealisiert. Doch jede Definition ist eine ideale Typisierung, an der die Realität sich lernend ausrichtet – oder von jener kritisch gemessen und beurteilt wird. Demokratie kann nie genug vertieft und vervollkommnet werden. Insofern ist sie immer eine Norm, ein Ideal, dem nachgestrebt werden soll.

Für Karl Popper ist die perikleische Leichenrede der Kern der europäischen Demokratie. Im ersten Band seiner Offenen Gesellschaft zitiert er ausführlich die Gefallenenrede: „Das Athen des Perikles ist für Popper „nicht nur die Schule Griechenlands […], sondern die der Menschheit; für Jahrtausende die vergangen sind und die noch kommen mögen. Unsere abendländische Zivilisation kommt von den Griechen her. Sie, so scheint es, waren die ersten, die den Schritt von der Stammesmoral zu humanitärer Gesinnung taten.“

Aus der Rede, die Popper zitiert:

„Wir ahmen nicht unsere Nachbarn nach, sondern versuchen ein Beispiel zu sein. Unsere Verwaltung begünstigt die vielen und nicht die wenigen: daher wird sie eine Demokratie genannt. Die Gesetze gewähren allen in gleicher Weise Gerechtigkeit. Wenn ein Bürger sich hervortut, dann wird er vor anderen gerufen werden, um dem Staat zu dienen, nicht aufgrund eines Privilegs, sondern als Belohnung für sein Verdienst; und seine Armut ist kein Hindernis … Die Freiheit, der wir uns erfreuen, erstreckt sich auch auf das gewöhnliche Leben; wir verdächtigen einander nicht, und wir nörgeln nicht an unserem Nachbarn herum, wenn er es vorzieht, seinen eigenen Weg zu gehen … Aber diese Freiheit macht uns nicht gesetzlos. Wir werden gelehrt, die Ämter und die Gesetze zu achten und nie zu vergessen, die zu schützen, die unter Unrecht leiden. Und wir werden auch gelehrt, jene ungeschriebenen Gesetze zu beachten, deren Schutz einzig in dem allgemeinen Gefühl dessen liegt, was recht ist. … Unsere Stadt steht der Welt offen; wir vertreiben nie einen Fremdling … Wir sind frei, genauso zu leben, wie es uns gefällt, und doch sind wir immer bereit, jeglicher Gefahr ins Auge zu sehen … Wir lieben die Schönheit, ohne uns Träumereien hinzugeben, und obgleich wir versuchen, unseren Verstand zu stärken, so schwächen wir doch nicht dadurch unseren Willen … Seine Armut zuzugeben bedeutet für uns keine Schande; wir halten es aber für schändlich, keine Anstrengung zu unternehmen, um sie zu vermeiden. Ein athenischer Bürger vernachlässigt die öffentlichen Angelegenheiten nicht, wenn er seinen privaten Geschäften nachgeht … Wir betrachten einen Menschen, der am Staate kein Interesse hat, nicht als harmlos, sondern als nutzlos; und obgleich nur wenige eine politische Konzeption entwerfen und durchführen können, so sind wir doch alle fähig, sie zu beurteilen. Wir halten die Diskussion nicht für einen Stein des Anstoßes auf dem Wege der politischen Aktion, sondern für eine unentbehrliche Vorbereitung zum weisen Handeln … Wir halten das Glück für die Frucht der Freiheit und die Freiheit für die Frucht der Tapferkeit, und wir schrecken nicht vor der Gefahr des Krieges zurück … Alles in allem – ich behaupte, dass Athen die Schule Griechenlands ist und dass der einzelne Athener heranwächst, um eine glückliche Vielseitigkeit zu entwickeln: um in allen Nöten bereit zu sein und sich auf sich selbst verlassen zu können.“

Athen war nicht nur die Schule Griechenlands, es ist noch heute die Schule aller Gemeinwesen in der Welt, die sich bemühen, eine Demokratie zu sein.

Diese heute fast unbekannte Rede müsste jeder Schüler in der Schule, jeder Wähler, jeder Abgeordnete, jeder Minister, vor allem jede protestantische Kanzlerin geradezu auswendig kennen. Es wäre sinnvoller als das Herunterleiern des Vaterunsers.

Wenn Europa eine vorbildliche Demokratie sein will, müsste in seiner Verfassung die ganze Gefallenenrede des Perikles in goldenen Lettern abgedruckt werden.

Unmöglich, dass Griechenland, der Ursprung dieser Rede, aus dem europäischen Verband ausgeschlossen werden darf. Eher verzichten wir auf eine Berliner Regierung, die dabei ist, dem Moloch Wirtschaft die ganze Demokratie zu opfern.