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Heiligsprechung

Hello, Freunde der Heiligsprechung,

hätte die Kanzlerin heute den Friedensnobelpreis erhalten, wäre sie von ihrem Volk zur Heiligen erklärt worden.

Sie ist leer ausgegangen: die profane Welt hat ihre „magischen, vollkommenen, christlichen, angstfreien, unerschütterlichen, zuversichtlichen“ Engelsqualitäten nicht erkannt. So in hymnischen Worten ihre medialen Bewunderer. Nur Deutsche sind fähig, die wahren Herzensregungen Merkels zu erkennen, sich um sie zu scharen und sie vor der neidischen, eifersüchtigen Welt abzuschirmen.

Deutschland ist dabei, sich aus einer weltlichen Republik in eine Charismatische Herrschaft zu verwandeln. Wir erleben eine Transsubstantiation irdischer Politik in Religion, einer Allerwelts-Demokratie in eine deutschnationale Theokratie.

Das muss uns die Welt erst mal nachmachen. Mit Angela – die aus einer unscheinbaren Mutter zur strahlenden Himmelskönigin emporstieg – hat Deutschland seine historische Schuld endgültig überwunden. Mit einer religiösen Lichtgestalt hat sich das räudige Deutschland zur ersten vorbildlich-barmherzigen Obrigkeit in der Welt gewandelt.

Deutschland, eine heilige Familie mit einer glaubensfesten Kanzlerin, die in vielen Irrungen und Wirrungen gelernt hat, ihrem Namen Angela alle Ehre zu machen! Von unbedeutenden Störelementen abgesehen, muss der staunenden Welt gezeigt werden: die BRD ist zur mütterlich-völkischen Symbiose geworden, auf der das Auge des Herrn mit Wohlgefallen ruht.

Charisma ist Gnadengabe. Eine charismatische Herrschaft ist ein Gemeinwesen, das alle heidnisch-demokratischen Regeln abgelegt und sich in eine

Seelengemeinschaft gleich fühlender und gleich glaubender Untertanen mit ihrer gottgesandten Führerin verwandelt hat.

„In der charismatischen Herrschaft hat die Gnadengaben-Trägerin eine Führungsposition, die ihr Autorität und Befehlsgewalt verleiht. Diese bleibt bestehen, solange die Charismagläubigen bereit sind, blinden Gehorsam zu leisten. Der Glaube an die charismatische Führerin bleibt an die Wahrnehmung ihrer Bewährung gebunden. Die Autorität der Begnadeten gründet auf herausragenden Eigenschaften der vom Himmel erwählten Führungspersonen, welche zur Identifikation der Untertanen mit Zielen und Visionen der Charismaträger motivieren. Es entwickeln sich enthusiastische Beziehungen zwischen Führenden und Geführten, die keinen Wert mehr auf demokratische Legitimationen legen.“

So könnte man Max Webers Gedanken zur Charismatischen Herrschaft zusammenfassen. Charismatiker treten in Krisen und Notzeiten einer desorientierten Gesellschaft auf. Solange sie Anführer minderwertiger Unterschichten sind, werden sie von den herrschenden Eliten als Populisten und Rattenfänger bekämpft. Elitäre Populisten hingegen sind die wahren und authentischen Charismatiker, die ihre Beglaubigung direkt vom Himmel beziehen.

Europas Krise weitet sich aus, ergreift immer tiefere Schichten. Nicht mehr lang und wir nähern uns dem Untergang des Abendlands. Zeit für Heilande und Erlöser, wie sie in der Weimarer Zeit überall in deutschen Landen auftraten. Wenn es um Sein oder Nichtsein geht, benötigen wir auratische Persönlichkeiten, die „Zuversicht und Haltung“ beweisen.

Früher waren es Väterfiguren wie der Kaiser oder Hindenburg – von anderen Führern ganz zu schweigen. Heute darf es auch eine Mutter sein, die – nachdem man sich anfänglich ihretwegen schämte – in der Welt Ehre für die Deutschen einlegte.

Wie stolz sie auf Muttern sind, wie sie einen Kordon um sie bilden, ihre Schwierigkeiten und Nöte verstehen, sich um sie sorgen und kümmern. Nicht ihre Taten werden beurteilt, sondern ihre Herzensregungen.

Von Psychologie halten die Deutschen nichts, entschuldigen sich bei der geringsten psychischen Einschätzung, das wäre nur – pardon – eine unerlässliche Prise Küchenpsychologie. Und plötzlich schauen sie ihrer Mutter Courage direkt ins Herz. „Wir schaffen das“: der Satz soll eine spontane Regung des Herzens gewesen sein. Plötzlich besitzen sie unmittelbaren Zugang zum Innern der Kanzlerin, als hätten sie ein psychisches Radargerät erfunden, das zwischen oberflächlichem Getue und seelischer Substanz präzis unterscheiden könnte. Ist das Herz rein, müssen alle Taten makellos sein. Mit weltlicher Menschenerkenntnis hat das nichts zu tun. Aber viel mit religiöser Dogmatik.

„Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung. Das sind Stücke, die den Menschen verunreinigen.“

Merkels Herz aber ist schneeweiß wie Rosenrot, aus ihrem unbefleckten Herzen kommen nur unbefleckte Taten. Die Deutschen sind über Nacht, nein, nicht zu soliden Menschenkennern, sondern zu erleuchteten Mutterkennern geworden.

Die religiöse Familiensymbiose kann nur funktionieren, weil das Religiöse von den Deutschen ignoriert wird. Sie wollen nicht daran erinnert werden, dass sie ohne stabile Kirche-im-Dorf ihre psychische Balance verlieren. Selbst wenn sie das Gotteshaus nur an Hochzeiten und Beerdigungen betreten. Mütterchen muss fromm sein, Frömmigkeit aber darf durch Reden nicht entheiligt werden.

So entsteht die bizarre Situation, dass die Deutschen die Kanzlerin bis aufs Herz durchschauen, ihre biblische Herzensstruktur aber völlig ignorieren. Sie wissen, dass Merkel aus einem protestantischen Pfarrhaus kommt, doch was lutherische Frömmigkeit ist, wollen sie nicht wissen. Das religiöse Tabu darf nicht gelüftet werden, sonst verfällt der Bann. Der verlorene Sohn will nicht daran erinnert werden, dass er sich nach der opulenten Obhut des Vaters sehnt. Zu sehr empfindet er die Rückkehr ins Patriarchale als blamable Niederlage. Wenn gottlose Horden aber ihre Religion angreifen, stehen die verlorenen Söhne Gewehr bei Fuß: solche Blasphemie darf nicht geduldet werden. So haben sie Religion, als hätten sie keine.

Merkels schwankende Frühphase gründete nicht in mangelnder Entscheidungsfreude. Lange und sorgfältig musste sie ihre Antennen ausfahren, um Witterung aufzunehmen für die subkutanen Bedürfnisse ihrer Untertanen. Mit untrüglicher Instinktsicherheit spürte sie, welche Pfade ins Abseits und welche auf festen Boden führten.

Als sie bemerkte, dass ihre Untertanen religiös sein wollten, ohne religiös zu sein, stand ihre Strategie fest. Sie verkörperte die in Gottes Urvertrauen stehende Botin des Himmels, die die verleugneten Anlehnungsbedürfnisse ihrer WählerInnen stillschweigend befriedigte.

Je stürmischer die Wogen der internationalen Weltpolitik, je stabiler der Gang der glaubensgepanzerten Magd Gottes. So oft sang sie den Gesang von der Alternativlosigkeit, bis sie selbst alternativlose Kanzlerin geworden war.

Mittlerweilen hat sie einen national-religiösen Absolutismus installiert. Deutsche, wenn ihr nicht meinem Kurs folgt, habt ihr mich gesehen. Das ist Erpressung. Noch nie besaß ein deutscher Nachkriegspolitiker so große Macht wie die Kanzlerin. Blankes Entsetzen befällt das leicht irritierbare Publikum beim Gedanken, Muttern könnte über Nacht abhanden kommen.

Nachdem Merkel bis vor zwei Wochen den neoliberalen Amoralismus vertrat, hat sie – unter dem Sog der phänomenalen Hilfswelle der deutschen Basis – das Gute entdeckt. Ihren Untertanen machte sie das überraschende Geschenk, sich von ihren altruistischen Guttaten anstecken zu lassen. Das Bekehrungserlebnis der pastoralen Tochter führte zurück zur väterlichen Predigt, die sie in ihrer politischen Karriere schmählich verraten hatte.

Nun verbündet sie sich mit blauäugigen Moralisten gegen ihre eigenen Parteigenossen, die am alten Kurs wirtschaftlicher Prioritäten festhalten. Erst jetzt hat sie ihre Irrungen und Wirrungen hinter sich gebracht und eine Synthese aus sündiger Politik und christlicher Barmherzigkeit gefunden. Immer unverhohlener offenbart sie den christlichen Kern ihrer Politik. Ihr habt Angst vor Fremden? Dann geht in die Kirche und lest eure Bibel, rät sie denen, die sich vor muslimischer Überfremdung fürchten.

„Wenn so eine Aufgabe sich stellt und wenn es jetzt unsere Aufgabe ist – ich halte es mal mit Kardinal Marx, der gesagt hat: „Der Herrgott hat uns diese Aufgabe jetzt auf den Tisch gelegt“ –, dann hat es keinen Sinn zu hadern, sondern dann muss ich anpacken.“ (Deutschlandfunk.de)

Wie Freiheit für Dabbelju Bush ein Geschenk Gottes – und nicht das Werk selbstbestimmter Menschen –, so ist Flüchtlingspolitik für Merkel nicht die Aufgabe autonomer Menschen, sondern ein Imperativ Gottes. Politik wird zur sentimentalen Religion von willkürlich Erwählten.

Merkel will das Gute. Die Edelschreiber, bis vor kurzem noch skeptisch bis zynisch, applaudieren ihr in plötzlichem Enthusiasmus, um von ihrer früheren Ablehnung abzulenken. Das Gute in alternativloser Erpressung durchzusetzen, ist die Probeversion einer faschistoiden Zwangsbeglückung.

Wer das Gute will, muss es mit guten Methoden realisieren. Gute Methoden sind demokratische Methoden. Davon ist bei Merkel keine Rede mehr. Ihre Rede ist: Ich, ich und ich, mein, mein und mein. Weder fragt sie das Volk, wie die Politik der religiösen Nächstenliebe – keinesfalls identisch mit kosmopolitischer Humanität – zu bewältigen sei. Noch die europäischen Nachbarn, denen sie das Gute in pfingstlicher Selbstergriffenheit diktieren will.

Christliche Gesinnung, die für die Folgen ihres Tuns nicht aufkommen muss, soll zur leitenden Devise der europäischen Politik werden. Jegliche Kritik erstickt Merkel in machterprobter Lindigkeit. Schlägt ihr jemand auf die linke Wange, reicht sie ihm die rechte – und macht, was sie will. Sie hasst Debattieren. In Pfarrhäusern und im real existierenden Sozialismus ist Streiten eine Sünde. „Nerven ist keine Kategorie“, degradiert sie ihre Kritiker zu lästigen Wadlbeißern. Sie habe Besseres zu tun, als sich mit oppositionellen Stimmen auseinanderzusetzen. Ihre bräsigen Antworten ersticken jede Anfrage. Sie müsse hart arbeiten, habe keine Zeit, herumzuschwatzen wie die Nörgler und Miesmacher der Republik.

Anne Will hat ihr eine öffentliche Schaubühne geboten, auf der sie sich wirksam in Szene setzen konnte. Belanglose Alibifragen, kein einziges Nachhaken bei eklatanten Widersprüchen und Unklarheiten. Will hat sich das Bundesverdienstkreuz am Bande verdient. Immer wenn Merkels Popularitätskurve sinkt, eilt sie zur netten Anne, die sie in vorteilhaftem Lichte präsentiert.

Hart arbeiten: der amerikanische Ausdruck zeigt, dass Merkels Christentum zunehmend amerikanische Züge trägt. Die führenden Demokratien des Westens werden immer mehr von christogenen Dogmen überwuchert. Nicht mehr lange und Merkel wird die messianische Rhetorik Obamas beherrschen. Noch präsentiert sie sich im restringierten Sprachcode der demütigen Magd Gottes, die mehr Taten zeigen als folgenlose Worte machen will. Sie weiß, dass sie eines finalen Tages über jedes ihrer Worte Rechenschaft wird ablegen müssen.

In der BLZ beschreibt Brigitte Fehrle die Politik der Kanzlerin mit den Worten „Haltung, Magie und Vollendung“: „Merkel war immer sie selbst, und ist es jetzt in Vollendung“.

Stefan Kuzmany schreibt im SPIEGEL eine wahrhafte Liebeserklärung an seine bislang ungeliebte Kanzlerin:

„Angesichts Tausender Menschen, die aus Krieg und Not nach Deutschland kommen, setzt Merkel auf Freundlichkeit und Offenheit, auf die Pflicht zur Solidarität, man könnte auch sagen: auf eine protestantisch geprägte christliche Nächstenliebe.“

Nach Max Weber ist christliche Nächstenliebe verantwortungs- und folgenlose Gesinnungsethik. Der Mensch kann säen, Gott aber gibt das Gelingen – oder eben nicht.

Barmherzigkeit ist Ethik inappellabler Gnade, aber kein verbrieftes Recht, das der Mensch einfordern kann. Merkel verwechselt das willkürliche Handeln Gottes mit dem allgemeinen Gesetz, das für jeden gilt und das sich der mündige Mensch selbst gegeben hat.

Die ZEIT beschreibt Merkels Politik als Befreiung von alten Männern: „Dabei fühlt sich Angela Merkel frei, frei von alten Männern und fernen Mächten, frei auch von der Notwendigkeit der Machterhaltung. Ein beneidenswerter Zustand“.

Das Gegenteil ist richtig: Merkel ist zurückgekehrt zur lutherischen Gesinnungsethik ihres pastoralen Vaters und des allmächtigen Vaters im Himmel. Nachdem sie jahrelang neoliberale Brutalitätspolitik exerzierte, zuletzt in gnadenloser Härte gegen die Griechen, hat die spontane Hilfe des Volkes sie an den Glauben ihrer Jugend erinnert.

Wie die Kirchen seit jeher sich an die Spitze einer Bewegung zu setzen wussten, die sie nicht mehr verhindern konnten, so die listige Kanzlerin, deren Stärke darin besteht, sich ständig unterschätzen zu lassen. Ihre forsche lutherische Haltung: jetzt will ich‘s wissen, ist nichts als nachträgliche Kompensation ihrer Flucht in die Welt.

Dass die Medien überraschend ihrem moralischen Kurs folgen, zeigt, dass sie während der neoliberalen Alleinherrschaft ein schlechtes Gewissen hatten, das sie nachträglich besänftigen wollen. Ein uralter antikapitalistischer deutscher Reflex hat sich als kollektives Fieber in die Tagespolitik zurückgemeldet. Wussten die Deutschen untergründig nicht schon immer, dass sie bessere Menschen waren als angelsächsische Krämer und Ausbeuter?

Eine moralische Politik muss zuversichtlich und leidenschaftlich sein. Doch wenn sie das Blaue vom Himmel verspricht, das sie niemals einhalten kann, ist sie nicht leidenschaftlich, sondern selbstzerstörend. Besser ein gemäßigtes Ziel, das realisierbar ist, als ein grenzenloses Versprechen, das nur verheißt und nichts erfüllt. Eben dies ist das Merkmal aller biblischen Verheißungen und Nicht-Erfüllungen.

Merkel schadet der guten Sache, wenn sie wie ein schwadronierender Teenager die Frage nach der Realitätstüchtigkeit ihrer messianischen Versprechungen vom Tisch fegt. Gerade das Beispiel Obamas, der seine Amtszeit mit illusionären Visionen begann und in fast allen Dingen scheiterte, müsste ihr zu denken geben.

Doch Deutsche belieben nicht über ihren provinziellen Tellerrand zu blicken. Gewiss, die Deutschen können viel mehr Flüchtlinge aufnehmen, als sie noch vor Wochen vermutet hätten. Konsequente Solidarität mit den Flüchtlingen aber erforderte, wozu Merkel nie bereit wäre: das Ende des machtgeleiteten EINPROZENT-Kapitalismus.

Da Merkel sich für unangreifbar und unfehlbar hält, denkt sie nicht an die Folgen ihrer Politik. Gott wird es schon richten.

Nur die TAZ war fähig, Merkels Politik in Pro und Contra zu bewerten: „Christliche Nächstenliebe – oder verlogene Gesten?“

Heiko Werning geht mit Merkels Heuchelpolitik scharf ins Gericht: „Aber wie sieht es denn aus, dieses freundliche Gesicht Deutschlands, das die Flüchtlinge so gütig anstrahlt? Mit genau diesem Gesicht exportiert Deutschland die Waffen in alle Welt, mit denen die Häuser der späteren Flüchtlinge in Schutt und Asche geschossen werden. Dieses Gesicht lächelt gewinnend bei jedem Geschäftsabschluss mit arabischen Despoten, die später zur Wahrung ihrer Machtinteressen genau jene islamistischen Terroristen nähren, vor denen die Menschen dann fliehen. Es wirkt auch sehr warmherzig bei Vertragsabschlüssen für Handelsabkommen, die wirtschaftliche Strukturen in den Herkunftsländern so zu zerstören, dass es Menschen als attraktivere Alternative erscheint, ihre Heimat zu verlassen und durch die Wüste in Richtung Europa zu irren.“

Das jetzige Chaos der Flüchtlingspolitik ist die Folge jahrzehntelanger Versäumnisse, imperialen Ausraubens „unterentwickelter“ Länder und klimatischer Verwüstungen. Von diesen Kleinigkeiten hört man von Merkel kein einziges Wort.

Ilija Trojanow hat in der TAZ die Hauptelemente der westlichen Habgier und Naturschändung zusammengetragen:

„Denn das, was zu sagen wäre, mit lauter Stimme, was nottäte, wäre ein Hinweis auf die komplexen Zusammenhänge und inneren Widersprüche unseres globalen Systems, die sich seit Jahren und Jahrzehnten zuspitzen. Denn die Berichte über das Voranschreiten der Wüste in der gesamten Sahelzone, über Landgrabbing in vielen Regionen Afrikas, über Waffenlieferungen großen Stils seitens der Rüstungskonzerne in führenden Ländern der Nato und nicht zuletzt die Angriffskriege im Nahen Osten hätten uns schon früh auf die kommenden Fluchtbewegungen hinweisen müssen. Fast die gesamte Region von der Westsahara bis zum Horn von Afrika ist inzwischen ein einziges Bürgerkriegsgebiet. Übrigens haben die Konflikte in Syrien auch einen ökologischen Hintergrund – das Land hat eine schreckliche, fünfjährige Dürre durchlebt. Wir sollten also zum Beispiel einmal darüber reden, was wir gegen den Klimawandel tun müssen, tun ganz im Sinne von handeln, anstatt das dümmliche Mantra zu wiederholen: „Wir können doch nicht alle bei uns aufnehmen.“ Das analytische Betrachten der Welt ist eine Art Frühwarnsystem.“

Bevor Wernings und Trojanows Menetekel in der Flüchtlingspolitik nicht berücksichtigt und erörtert werden, sollten wir über unsere intellektuelle Redlichkeit und ach so großzügiges Helfen eher schweigen.

Deutschland ist endgültig regrediert. Es ist zurückgefallen in die Epoche der Romantik, die Politik in schwärmerisches Christentum verfälscht hat. Die Republik wird zur Familie, die Mutter der Nation verschwimmt mit der Königin Luise, die in der Not der Niederlage gegen Napoleon ihr Land mit vorbildlicher Glaubensstärke stützen musste.

„In unseren Zeiten haben sich wahre Wunder der Transsubstantiation ereignet. Warum sollte er nach dieser existentiellen Erfahrung nicht glauben, dass die unendliche Idee der Liebe in jedermann wirklich werden und diese Wirklichkeit die Welt tatsächlich verwandeln könne, wie es ihm selbst widerfahren war? Verwandelt sich in der Anschauung der idealen Wirklichkeit nicht ein Hof in eine Familie, ein Thron in ein Heiligtum, eine königliche Vermählung in einen ewigen Herzensbund? Wer den ewigen Frieden jetzt sehen und lieb gewinnen will, der reise nach Berlin und sehe die Königin. Dort kann sich jeder anschaulich überzeugen, dass der ewige Friede herzliche Rechtlichkeit über alles liebt und durch diese sich auf ewig fesseln läßt.“ (Novalis)

Man ändere einige Begriffe und erhalte: Wer eine Kanzlerin sehen will, die in Flüchtlingsfragen das Blaue vom Himmel verspricht und mit solchen Vermessenheiten selbst das gefährdet, was den Deutschen möglich wäre, reise nach Berlin und – kritisiere mit scharfen Worten das gesinnungstriefende Chaos der Merkel‘schen Politik, die sich längst in religiösen Dunst aufgelöst und zerstäubt hat.

Zeit, diese Kanzlerin heilig zu sprechen.