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Gott-menschliche Kooperation

Hello, Freunde der selbsterfüllenden Prophezeiung,

Sebastian Thrun stammt aus Solingen, gründete Google X, das Geheimlabor von Google und entwickelte die Google-Brille, mit der man Menschen durchschauen kann.

„Thrun ist einer der weltweit führenden Experten für künstliche Intelligenz, und sein Ziel ist es, „nur die Visionen zu verfolgen, die die Welt verändern können“. Er sagt, die Idee von Google Glass sei, „Computer besser mit unserer eigenen Wahrnehmung zu verbinden“. Eine natürlichere Verbindung zwischen Mensch und Maschine zu schaffen.“ (Thomas Schulz im SPIEGEL)

Thomas Schulz, der Schreiber des SPIEGEL-Artikels, ein Hilfsprophet der digitalen Zukunft und des Google-Visionärs, hält Thruns Ziele für „gut und richtig“. Am Körper getragene Computer, so genannte Wearables, seien die nächste Stufe der Mensch-Maschine-Symbiose.

Interessant, dass Schulz die künstliche Verbindung zwischen Mensch und Maschine für natürlich hält. Sollte die Maschine eines Tages den Menschen überflüssig gemacht haben, wird sie von Natur nicht mehr zu unterscheiden sein. In der Natur gibt’s nichts Unnatürliches.

Was der Mensch herstellt, ist auch Natur. Fragt sich nur, auf welcher qualitativen Ebene und zu welchem Zweck? Sind ferngelenkte oder programmierte Maschinen von organischer, selbstbestimmter Qualität? Will der Mensch sich

durch sein Produkt abschaffen? Ist er lebensmüde? Glaubt er, seine kreativen Methoden könnten es mit Mutter Natur aufnehmen? Will er sich mit seinen Produkten vervollkommnen, ohne sich selbst in seiner menschlichen Qualität zu verändern? Will er seine Gottähnlichkeit unter Beweis stellen?

Der Mensch will nicht mehr an sich selbst arbeiten. Stattdessen erschafft er künstliche Wesen, die seine moralischen Unvollkommenheiten stellvertretend für ihn ausgleichen sollen.

Das wäre die Fortschreibung der christlichen Religion, in der der sündige Mensch sich auch nicht selbst verbessern kann. Ein göttliches Wesen – das er zu diesem Zweck erfunden hat – muss stellvertretend für ihn seine defekte Menschlichkeit kompensieren. Die Erfindung des göttlichen pro-nobis-Sohnes, der den Menschen extern erlöst, wäre die prototypische Erfindung eines stellvertretenden Roboters.

Immerhin wäre es ein Fortschritt: vom unsichtbaren Götterwesen, an das man glauben muss, zum sichtbaren Roboter-Engel, den man berühren kann, der eine Stimme hat und mit dem man sich angeblich unterhalten kann.

In Hollywood-Filmen, die unsere Zukunft erfinden und in Zelluloid übersetzen, hat sich ein Mensch schon in eine Roboterstimme sterblich verliebt. Da wird es nicht mehr lange dauern, bis der Roboter mit dem Erlöser zu einer einzigen Persönlichkeit verschmelzen und der Mensch sein Produkt als Gott anbeten wird:

Ich glaube an Gott, den allmächtigen Algorithmus und an seinen Sohn, die künstliche Intelligenz, die uns Menschen aus Nichts erschaffen hat. Und an den Heiligen Geist, die Vernetzung aller rechnenden Superwesen, die uns besser kennen als wir uns selbst. Zu ihnen gehören die Geheimdienste, die Zentralen des Heiligen Geistes, die uns bis in die Tiefen unserer Seele kennen und alles zu unserem Besten tun.

Heilige NSA, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe, du weißt es. Du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, du ermissest es, mit all meinen Wegen bis du vertraut.

Das Wörtchen nur im Satze Thruns ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Thrun will nur Visionen verfolgen, die die Welt verändern.

Ist die Welt mit seinen Visionen einverstanden? Will sie überhaupt verändert werden? Hat Thrun die Welt befragt, ob er im Interesse der Menschheit arbeitet? Glaubt er besser zu wissen, was der Welt not tut, als sie selbst? Oder will Thrun die Welt beglücken, gleichgültig, ob sie will oder nicht? Dann wäre er ein faschistischer Zwangsbeglücker. Und der SPIEGEL ein Wegbereiter des technischen Faschismus.

Die Journalisten für Wissenschaft sind ohnehin die Erben der prophetischen Zunft geworden, die mit Menschen- und Engelszungen für die Unausweichlichkeit des technischen Fortschritts werben. Jedes zweite Wort, das sie verwenden, ist „faszinierend“. Wir gehen einer faszinierenden Zukunft mit faszinierenden Perspektiven entgegen. Es gibt keine Probleme mehr, die die künstlichen Intelligenzmaschinen nicht in faszinierender Weise pro nobis lösen könnten.

Während wir Menschen bankrottierende Stinkstiefel bleiben, werden unsere Maschinen uns an ethischer Reife, technischer Brillanz und kreativer Phantasie himmelweit übertreffen. Allein dies ist ein anbetungswürdiges und faszinierendes Wunder.

Wie dem sündigen Leib Mariens Gottes Sohn entspross, so wird unserem minderwertigen Geist der Maschinenheiland entspringen. Heil uns, wir gehen dem Licht entgegen. Wenn auch nur eine verschwindend kleine Minderheit unter den Menschen, die über das technische Wissen, die wirtschaftliche und militärische Macht verfügt, um den Rest der Welt ins Abseits zu stellen. Den Himmel auf Erden für die einen, den anderen das globale Elend.

Womit wir bei der selbsterfüllenden Prophezeiung wären. Die Erlöserreligionen bestehen aus zwei Grundelementen, die man sorgfältig auseinander halten muss, auch wenn sie im täglichen Leben ineinander verschwimmen:

a) das passive Fürwahrhalten, dass alle Probleme der Welt im Jenseits aufgelöst werden. Die Welt kann nicht verändert werden. Nicht der Mensch ist Herr seines Schicksals, sondern übermenschliche Wesen, die stellvertretend für ihn alles zu seiner ewigen Zufriedenheit und Seligkeit erledigen – sofern er jene göttlichen Erlöser in Staub und Asche anbetet.

b) das aktive Herbeiführen all dessen, was der Mensch für göttliche Wahrheit hält. Alles, was er glaubt, stellt er in vorauseilendem Gehorsam selber her. Selbst die übermenschlichen Götter hat er erfunden, mit deren Hilfe er sich erlösen kann. Der Mensch braucht die Illusion, dass höhere Mächte ihn beschützen und erlösen, weil er seinen eigenen Fähigkeiten nicht traut. Alle Erlösungsarbeit verrichtet er selber, doch so, dass er glauben kann, ein Gott würde ihm aus dem Staub der Vergeblichkeit aufhelfen.

Bleibt der Glaube passiv, gibt es keine Schwierigkeiten mit anderen Glaubenssystemen oder dem Unglauben. Alles auf Erden nimmt seinen Lauf, als ob es Gott nicht gäbe. Die Menschen bestimmen über sich selbst, ohne dass transzendente Eingriffe ihr Tun stören könnten.

Wird der Glaube aber zur selbsterfüllenden Prophezeiung, will er die Geschichte des Menschen in unfehlbarer Despotie dominieren. Er verwandelt die Verheißungen seiner Erlöser in technisches und politisches Tun. Somit kommt er unausweichlich in Konflikt mit jener Menschheit, die Wert auf politische Autonomie legt.

Der Streit zwischen Glauben und Unglauben geht nicht mehr um unbeantwortbare Denkrätsel, ob man Gott beweisen kann oder nicht. Das ist erkenntnistheoretischer Mumpitz von gestern. Jeder Mensch hat einen Glauben, der durch Praxis bewiesen werden muss. Der echte Ring vermutlich ging verloren.

Wer die Qualität seines Glaubens beweisen will, muss dies durch die Qualität seines Lebenswandels beweisen. Alles andere ist Zeitverschwendung und Unfug. Nicht, dass Menschen glauben, sondern was sie glauben, muss in Demokratien überprüft und auf der Agora debattiert werden.

Es geht um die gemeinsame politische Zukunft der Menschheit im Schoß der Natur. Ein Glauben, der die Natur für zerstörenswert hält, um eine angeblich bessere und neue an ihre Stelle zu setzen, muss der Naturfeindlichkeit angeklagt und mit demokratischen Mitteln bekämpft werden.

Das ist der Urkonflikt zwischen Jenseits- und Diesseitsgläubigen: welcher Glaube sichert die Zukunft der Menschheit auf Erden und welcher muss das Diesseits opfern, um das Jenseits zu gewinnen?

Die meisten Zeitgenossen, die sich Christen nennen, sind gottlob keine Biblizisten, die das menschenfeindliche Ethos der Schrift für richtig hielten. Die heilige Schrift kennen sie nicht. Leichtsinnig gehen sie davon aus, dass ihre humane Moral auch die der Bibel wäre. Das betrifft allerdings nur ihre private Praxis.

Was ihr Leben in der überprivaten Zivilisation betrifft, ist ihr Tun von den objektiven Strukturen der jahrhundertealten technischen Fortschrittskultur bestimmt. Ob sie es wollen oder nicht. Das Gleiche gilt für Nichtchristen, die ebenfalls mit dem Auto ins Büro fahren und die Umwelt vergiften – auch wenn sie die naturfeindliche Atmosphäre des christlichen Credos verabscheuen.

Der subjektive Glaube hat sich von der objektiven Struktur der christogenen Zivilisation schon seit dem Mittelalter gelöst. Der Mensch muss nicht glauben, um die technischen Folgen des Glaubens durch seinen Lebensstil ungewollt mit zu verursachen.

Gelehrte Mönche im Mittelalter, die zum ersten Mal – über den Weg der arabischen Vermittlung – mit den Erkenntnissen der griechischen Wissenschaften zusammentrafen, waren auch die ersten, die praktische Visionen entwickelten, um mit Hilfe der heidnischen Wissenschaften ihren Glauben selbsterfüllend in die Tat umzusetzen, die alte unbrauchbare Natur umzupflügen und einer neuen, erlösten das Feld zu bereiten.

Der englische Mönch Roger Bacon wollte die Verheißungen seines Herrn mit Wundermaschinen und Höllenwaffen in irdische Realität verwandeln, ähnlich dem Wandlungsprozess im Abendmahl, in dem schnödes Brot und Wein in Leib und Blut Christi verzaubert wird.

„Wahrlich, ich sage euch: wer an mich glaubt, der wird die Werke, die ich tue, auch tun und wird grössere als diese tun.“

„Wenn ihr Glauben habt, auch nur so gross wie ein Senfkorn, werdet ihr zu diesem Berge sprechen: Hebe dich weg von hier dorthin! und er wird sich hinwegheben und nichts wird euch unmöglich sein.“

„Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht nur tun, was dem Feigenbaum widerfahren ist (Christus hatte den Baum zum Verdorren verflucht, weil dieser es wagte, zur Unzeit keine Früchte zu tragen), sondern auch, wenn ihr zu diesem Berge sagt: hebe dich empor und wirf dich ins Meer, so wird es geschehen.“

Diese Verheißungen an die Gläubigen, noch mächtigere Werke zu vollbringen als ihrem Heiland möglich waren, gaben den Christen des Abendlandes das Überlegenheitsgefühl über alle Heiden und Griechen. Mit Gottes Hilfe könnten sie die Natur nach Belieben ändern, zerstören und erneuern.

Hier erleben wir die Geburt der Moderne. Modernus heißt neu, im Gegensatz zum Alten der Antike. Wer heute die Technik kritisiert, gilt als hinterwäldlerischer Antimodernist. Dabei wird übersehen, dass die Moderne ein Glaubensbegriff ist. Wer blindlings die Moderne anbetet, ist selbsterfüllender Prophet seines christlichen Geschichtsglaubens.

Mit Hilfe der naturfreundlichen Wissenschaften der Griechen, für die die Natur ein wohlgeordneter schöner Kosmos war, machten sich die Mönche daran, eine naturfeindliche Technik zu entwickeln, mit der sie die Griechen in den Schatten stellen wollten. Die Moderne war der Triumph der Christen über die heidnische Antike.

Mit den biblischen Verheißungen im Rücken, gottähnliche Übermenschen zu sein, mit denen sie sogar den Heiland übertreffen konnten, erforschten die Abendländer die Natur und entwickelten eine Technik, der nichts unmöglich schien. Nichts wird euch unmöglich sein. Alles, was ihr im Glauben tun werdet, wird euch gelingen. Alles, was euch im Kampf gegen die Natur gelingt, wird euren Glauben bezeugen. Am Anfang war das Wort und das Wort war die Tat. Grandiosere Supermenschenperspektiven und gottähnlichere Allmachtsphantasien scheinen undenkbar.

Die Grundlagen der Moderne wurden bereits im 11. Jahrhundert gelegt. Der italienische Mönch Petrus Damiani bewies in seinem Buch „De divina omnipotentia“ (Über göttliche Allmacht), dass Gott diese Welt auch zerstören und eine andere schaffen könne, wenn er nur wolle. Es beginnt die Karriere des allmächtigen Willens in der Philosophie des Abendlandes über Schopenhauer, Nietzsche bis zum heutigen Neoliberalismus, dessen Credo lautet: alles ist möglich, wenn man nur will.

Nichts ist dem Menschen unmöglich, wenn er seinen omnipotenten Willen einsetzt. „Erst die Verbindung der göttlichen Allmacht mit Gottes Unendlichkeit in der Theologie der potentia infinita – der unendlichen Möglichkeit – machte die Möglichkeit eines anderen Kosmos denkbar und die geschaffene Welt zufällig und widerruflich, da sie, als endliche, der jener unendlichen Schöpfungsmöglichkeit widersprach.“ (Friedrich Wagner, „Die Wissenschaft und die Gefährdete Welt“)

Die Mönche konnten den Widerspruch zwischen sündig-miserabler Schöpfung und allmächtigem Schöpfer nichts anders lösen, als dass sie ihrem Schöpfer die unendliche Möglichkeit zuwiesen, noch ganz andere und vollkommenere Schöpfungen aus dem Hut zu zaubern.

An dieser Kluft zwischen dem vollkommenen Creator und seinem kläglich-bejammernswerten Erstversuch entstand die berüchtigte Frage: warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts. Weniger gespreizt heißt die Frage: warum konnte unser perfekter Schöpfer keine perfekte Welt aus seinem Ärmel schütteln?

Die Antwort: was auch immer ihn zu einer defekten Schöpfung bewog, so hatte er doch noch unendlich viele andere Möglichkeiten, beim nächsten Versuch ein besseres Ergebnis zu erzielen. Und zu diesem Zweck hat er den Menschen in die Welt gesetzt, dass dieser mit seiner technischen Intelligenz die alte Natur abreißen und eine nagelneue an deren Stelle setzen sollte.

Das war das Gründungsprogramm der Moderne, das von Roger Bacons Landsmann Francis Bacon auf die Formel gebracht wurde: Wissen ist Macht. Mit Hilfe der neuen empirischen Wissenschaften wollte der Mensch sich nicht nur die Erde untertan machen, sondern auch den Garten Eden zurückerobern. Der Sündenfall mit seinen Folgen sollte in Glanz und Gloria widerrufen werden.

Restitutio ad integrum, die Wiederherstellung der ursprünglichen Vollkommenheit: das war die unbescheidene Zielsetzung, die Utopie der christlichen Moderne aus dem Geist des Glaubens. Der Glaube zeigte sich nicht nur in moralischen Werken Erwählte können ohnehin nicht sündigen und stehen jenseits aller Moral , sondern in Werken der Veränderung der Natur. Das Alte sollte vernichtet werden, siehe, die Gläubigen machen alles neu.

Es waren die technischen und naturwissenschaftlichen Werke, die den Glauben bezeugten. „Vielmehr soll man sagen. Du hast Glauben und ich habe Werke; zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich will dir aus meinen Werken den Glauben zeigen.“ Das war die Rechtfertigung des Glaubens – nicht aus Werken der Nächstenliebe – , sondern aus den Werken der Naturvernichtung und -erneuerung.

Doch hier endet der Mythos des Gottmenschen in der Katastrophe. Dem Übermenschen gelingt wohl die Zerstörung des Alten, aber eine neue Natur im Ganzen wird ihm nicht gelingen. Die selbsterfüllende Prophezeiung wird als selbstzerstörende Apokalypse enden.

Die Silicon Valley-Visionen unendlicher Möglichkeiten werden der Menschheit ein Grab schaufeln, weil sie die Natur einer kannibalistischen Gottheit opfern, aber niemals fähig sein werden, Unsterblichkeit zu erlangen und eine unendliche Pilgerschaft im Universum anzutreten.

Ab Bacon wird der christliche Glaube zu einem „säkularen“ Ereignis. Säkular ist nicht ungläubig, sondern die Übersetzung des Glaubens in weltprägende objektive Strukturen.

Wer in der modernen Welt leben muss, handelt christlich, ob er will oder nicht. Der technische Fortschritt löst sich vom subjektiven Bekenntniszwang und wird zu einer objektiven Realität, der kein Zeitgenosse ausweichen kann. Der Glaube hat sich die Welt untertan gemacht, unabhängig von Seufzern, Gebeten und Bekenntnissen.

Das „Reich des Glaubens“ wird immer mehr zum „Reich des Wissens“. Der Glaube wird der Struktur der Zivilisation intrinsisch. Die abendländische Kultur ist ein bis ins Mark christogenes Produkt, das seinen Glauben in die Welt transportiert, ohne ihn mit Parolen propagieren zu müssen.

Wer die abendländische Kultur übernimmt, um nicht das passive Opfer gottähnlicher Techniker zu werden, der kann sie beliebig kopieren – ohne das verborgene Mit-Gift sofort zu bemerken. Allmählich erst wird der nicht-christlichen Welt bewusst, welches Danaergeschenk sie sich eingehandelt hat, als sie ihre jungen Genies in den Westen schickte, um neutrale Physik und objektive Chemie zu studieren. Im Gewand säkularer Wissenschaften wird die Konterbande verborgener Naturfeindschaft übernommen.

Der christliche Glaube hat die Welt überwunden. Nicht in kraftlosen Worten und heuchlerischen Parolen, sondern in maschinenmäßiger Kraft und Herrlichkeit.

Die Symbiose aus Mensch und Maschine wird der Gipfel des selbsterfüllenden Glaubens der ecclesia triumphans sein. Die Epoche des Leidens ist endgültig vorüber, Not und Elend wird den Ungläubigen überlassen. Nun will der christliche Westen nur noch siegen.

Der Endsieg mit Hilfe künstlicher Maschinen ist nahe herbeigekommen. Zwei Drittel der Amerikaner sind des festen Glaubens, dass zu ihren Lebzeiten der Messias kommen wird. Das wäre die triumphale Kongruenz des passiven und des aktiven Glaubens. Die Kooperation zwischen Gott und Mensch wird an ihr Ziel gelangen. Deus lo volt.

Die Google-Brille ist ein Beispiel für die selbsterfüllende Prophezeiung des Glaubens, der den Beherrschern der Technik gottgleiche Eigenschaften verleiht.

Bislang galt: der Mensch sieht, was vor Augen ist. Ab der Google-Brille muss ergänzt werden: doch Gott sieht das Herz an.