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Tagesmail

Gemeinsame Fuck-Werte

Hello, Freunde gemeinsamer Fuck-Werte,

„fuck the EU“ – US-Diplomatin Victoria Nuland.

“Fuck the US-Imperialism” – Nicht-Diplomat Oskar Lafontaine.

„Fuck Lafontaine“ – so ein deutscher Graf namens Alexander Lambsdorff: natürlich nicht. Ein deutscher Graf fuckt doch nicht. Doch er fackelt nicht lange, deutsche Politiker als Verschwörungstheoretiker abzufuckeln.

„Mit diesen absurden Beschimpfungen ist Oskar Lafontaine endgültig im Lager der Verschwörungstheoretiker angekommen. Wer angesichts der schweren Völkerrechtsverletzungen durch Russland und mit dem menschlichen Leid in der Ostukraine vor Augen nichts Besseres zu tun hat, als den USA Aggression und Kriegstreiberei zu unterstellen, diskreditiert sich selbst. Lafontaine lässt sich damit bereitwillig in Putins Desinformationskampagne einspannen.“

So der Spross des deutsch-baltischen Uradelsgeschlechts von der Wenge gen. Lambsdorff in BILD, die ihrerseits alles niederfuckt, was sich dem adels- und menschenliebenden Blatt in den Weg stellt sofern es sich bei den Menschen nicht um schlemmende Griechen, russische Steppenhorden, Hartz4-Schmarotzer, Eindringlinge ins deutsche Sozialparadies, Antiamerikaner, NSA-Kritiker, Antikapitalisten, Antimilitaristen, blauäugige Gutmenschen, Gerechtigkeitsfanatiker, profitgefährdende Moralisten, Klima- und Naturbewahrer, Anti-Antiökologen, Antimilliardäre, israelkritische Israelfreunde, Palästinensersympathisanten, Antiwestler und sonstige antichristliche Feinde abendländischer Grund- und Bodenwerte handelt, mit denen man trefflich wuchern und die Erde erobern kann. Zum Besten der Erde und eines grenzenlos in den Himmel wachsenden Wohlstands der Erdenbesitzer. (BILD.de)

BILD leitet Auftrag, Ethos und sakrale Berufung in direkter Offenbarung vom

zweiten der Zehn Gebote ab:

Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.

BILD macht sich kein objektives Bildnis, kein überprüfbares Gleichnis von der Welt. Täglich neu erfindet sie die Realität, wie sie sich vorfindet im schöpferischen Kopfe Kai Diekmanns und seines schwarmverblendeten Kollektivs. Die Wirklichkeit eins zu eins abzubilden nach Art vernunft-verherrlichender Heiden, mediterraner Eseltreiber und lächerlicher Naturanbeter ist unter der Würde des BILD-Kreators, der nicht aus Nichts erschafft – soviel Demut muss sein , sondern aus den Tiefen seines gläubigen Wertebewusstseins und seiner Berufung, die missratene Realität zum Bildnis und Gleichnis der unvergleichlichen BILD zu machen.

Die Wirklichkeit abzupinseln, wie sie ist, ist eine Majestätsbeleidigung für eine Gazette, die die Realität nicht unterwürfig abkupfert, sondern eigenmächtig konstruiert und erschafft. In diesem Sinn befindet sich BILD auf höchstem philosophischem Niveau der Moderne, die es ablehnt, sich von der schnöden Realität vorschreiben zu lassen, was es zu erkennen gibt. BILD konstituiert die Welt, wie Fichtes allmächtiges Ich das Sein.

„BILD setzt sich selbst, und es ist, vermöge dieses bloßen Setzens durch sich selbst; und umgekehrt: BILD ist, und es setzt sein Seyn, vermöge seines bloßen Seyns. – Es ist zugleich das Handelnde, und das Produkt der Handlung; das Thätige, und das, was durch die Thätigkeit hervorgebracht wird; Handlung, und That sind Eins und dasselbe; und daher ist das: Ich, BILD, bin, Ausdruck einer Thathandlung.“ (Diekmann-Fichte, Grundlage der gesamten medialen Gottähnlichkeitslehre)

Wie die theologische Hermeneutik ablehnt, sich vom objektiven Buchstaben der Schrift kujonieren zu lassen und freihändig bestimmt, was der Text zu sagen hat, so lässt sich die moderne Erkenntnistheorie von der Realität nicht vorschreiben, was sie zu erkennen hat. Was sie erkennt, bestimmt sie allein – indem sie das zu Erkennende prägt, erfindet und konstruiert.

Der Radikale Konstruktivismus bestreitet die menschliche Fähigkeit, eine vom Menschen unabhängige Wirklichkeit zu erkennen, mit der Begründung, dass jeder Mensch „sich seine Wirklichkeit im eigenen Kopf konstruiert“.

Was wir erkennen, haben wir selbst hergestellt. Wie Gott die Welt erkannte, da er sie aus Nichts erschuf, wie Adam Eva „erkannte“ (= koitierte), weil sie aus seiner Rippe konstruiert wurde, so erkennt der moderne Mensch die Realität, weil er sie mit Hilfe seiner genialen Synapsen selbst zusammen-baute.

Wenn erkennen koitieren bedeutet, wäre konstruierendes Erkennen nichts anderes als – Onanieren. Die moderne Welt wäre ein Ejakulat der Machos. Sie erkennen nichts als sich selbst. Hier von erkenntnistheoretischem Narzissmus zu sprechen, wäre geschmeichelt. Denn der schöne Narziss wusste nicht, dass er es war, in den er sich unsterblich verliebte. Der Geschlechterkampf verwüstet die Welt bis in die Grundfesten.

Der neapolitanische Philosoph Vico war der erste Abendländer, der den modernen Konstruktivismus in Worte fasste:

„Der scholastischen Gleichung: Verum est ens – das Sein ist die Wahrheit – stellte er seine Formel entgegen: Verum quia factum. Als wahr erkennbar ist nur das, was wir selbst gemacht haben.“ (Wiki)

Wer etwas selbst gemacht hat, kann es auch selbst vernichten. Das ist das gottähnliche Selbstzerstörungsprogramm der gesamten Moderne. Gott erschafft aus Nichts und vernichtet ins Nichts. Die Moderne erschafft eine zweite Natur, um die erste überflüssig zu machen. Also kann sie dieselbe wieder ins Nichts zurückbefördern.

Ein tiefsinniger Schwabe in Berlin (friderizianische Berliner mögen keinen dialektischen Tiefsinn und hassen ergo die Schwaben) hat diese biblische „Erkenntnis“ – die keine ist, sondern paulinischer Glaube – an den Anfang seiner Logik gesetzt: „Das reine Sein und das reine Nichts ist dasselbe“. (Hegel)

Wenn natürliche Realität sündig und menschliche Erkenntnis minderwertig ist – so Paulus –, dann kann es keine autonome Erkenntnis der unabhängigen Mutter Natur geben. Die griechische Erkenntnistheorie wäre damit erledigt.

Der Konstruktivismus der Moderne ist eine totale Abkehr von den Griechen, eine eins-zu-eins-Imitation des griechenhassenden Paulus. Man könnte auch von Glauben sprechen, der sich im Konstruktivismus als Philosophie tarnt. Die überwiegende Anzahl der zeitgenössischen Philosophien sind ehebrecherisch auf der Kirchenbank gezeugte Bastarde der Theologie (Bankerte).

Platons Erkennen war objektives Beobachten und Wahrnehmen einer vom Menschen unabhängigen Natur. Da der Mensch selbst zur Natur gehört – und nicht von einem naturfernen Gott erschaffen wurde – kann er Natur erkennen, weil er dieselben Erkenntnisstrukturen in sich hat wie die Natur. In bewusstseinsloser Form. Durch sinnliche Erkenntnis erweckt er seine unbewussten Naturelemente zum Bewusstsein: der Mensch erkennt.

Erkennen ist Wiedererinnern meiner natürlichen Ideen, die sich mit den Sinneswahrnehmungen im Akt des Erkennens zur ursprünglichen Einheit zusammenschließen. Erkennen ist Wiedererinnerung, Rückkehr in die partiell verloren gegangene Einheit mit der Natur. Indem ich Natur erkenne, erkenne ich mich selbst. Nicht als allmächtiger Konstrukteur, sondern als begrenztes Geschöpf der Natur.

Bei den Griechen ist der Mensch abhängig von der Natur. Platonisches Erkennen ist Heimkehren zum Kosmos. Das Fremde kann ich erkennen, weil es mein Eigenes ist, das ich nicht erschaffen habe, da ich kein naturerschaffendes gottähnliches Wesen bin.

In der Moderne ist Natur vom Menschen abhängig, die er nach Belieben konstruieren und wegwerfen kann. Warum lehnte Platon Experimente ab? Warum hatten die Griechen keine naturwissenschaftliche Technik? Weil sie es ablehnten, zerstörend in die Natur einzugreifen. Indianern ähnlich, die den Pflug der Weißen mit dem entrüsteten Satz ablehnten: sollen wir unserer Mutter den Bauch aufschlitzen? lehnten die Griechen eine technische Verwüstung der Natur ab.

Griechisches Naturerkennen blieb reine Theorie. Nicht im Modus steriler Abstraktheit und praktischer Belanglosigkeit, sondern als ekstatisches Schauen: wir sind Natur. In die Natur werden wir nicht als Fremdlinge geworfen. In ihr sind wir an unserem Ursprung. Natur und Mensch sind eins. Unbewusste Einheit mit Mutter Natur wird durch Erkennen ans Licht der Vernunft gebracht.

Womit wir wieder elegant bei BILD angekommen wären, die ihre selbst-konstruierten Wahrheiten aller Welt überstülpen muss. Und wehe, diese werden nicht als deutsche Unfehlbarkeiten akzeptiert. Dann werden die Gegner mit Gift und Galle überschüttet.

Oskar Lafontaine kritisiert nicht etwa die USA, er giftet gegen die Weltmacht Nummer eins. Israel wird nicht etwa aus solidarischen Gründen vor Menschenrechtsverletzungen gewarnt, die leiseste Kritik an Netanjahu muss Antisemitismus sein.

Das Gegenteil ist allerdings auch nicht automatisch richtig, weshalb man viele Symptome sammeln muss, um eine kausale Reihe unbewusster Hassgefühle zu vermuten. Bloße Wiederholungen von Nazibegriffen, selbst heftige Emotionen, sind kein absoluter Beweis für Antisemitismus. Dass nahestehende Partner und Freunde heftiger kritisiert werden als weit entfernte Fremde, ist Netanjahu & Co nicht zu vermitteln, die die leiseste Kritik an ihrer unfehlbaren Politik als Majestätsbeleidigung abqualifizieren. Selbst emotionale Fehlleistungen könnten nichts als übermäßige Reaktionen gegen strafbewehrte Denkverbote sein.

Motivationsanalysen sind Vermutungen auf unterschiedlich belastbarer empirischer Indizienbasis. Nur eindeutige Aggressions-Taten wären zweifelsfrei zu deuten. BILDs ungezügelte Schmähattacken gegen unbotmäßige Russen und Griechen sind projektive Ersatzemotionen als Folge selbstverordneter verbotener Amerika- und Israelkritik. Aus unterdrücktem Selbstekel vor hündischer Gefolgsamkeit gegen heilige Kühe des Westens muss BILD alles in den Boden stampfen, was sich ihren Tiraden und Schmähattacken widersetzt.

Der Westen scheint in einem kolossalen Widerspruch befangen. In Allmacht muss er die Welt von vorne erfinden, gleichzeitig die Heilsgeschichte in selbsterfüllender Prophezeiung vollenden und Mensch und Natur in apokalyptischem Gehorsam vernichten.

Der Widerspruch ist nur scheinbar. Allmacht und Ohnmacht haben denselben Zweck: die Selbstvernichtung der Gattung. Die Amerikaner wissen um die politischen Konsequenzen ihres biblizistischen Endzeitglaubens. Einerseits leben sie schon in Gottes eigenem Land, andererseits muss die Zeit gänzlich erfüllet werden, das Reich Gottes für alle sichtbar erscheinen, die Erde in Katastrophen ihre sündige Gestalt abstreifen und sich in einen neuen Himmel und eine neue Erde verwandeln.

Die Deutschen, die sich auch für christlich halten, haben keine Ahnung vom Buchstaben der Schrift, den sie verächtlich unter den Teppich kehren. Amerikaner und Deutsche: sie glauben, dieselben religiösen Werte zu haben, übersehen aber, dass sie ihren Glauben unterschiedlich, ja unverträglich interpretieren. Amerikaner sind wortwörtliche Buchstabengläubige, die Deutschen frei phantasierende Mischwesen aus verblasstem Glauben und entmythologisierter Aufklärung, denen endzeitliche Aussagen schnuppe sind.

Machtpolitisch und religiös sind die USA die Speerspitze des christlichen Westens. Sie vollstrecken wirtschaftlich und militärisch, was sie täglich beten: komm, Herr, ach komme bald. Die Menschheit muss in Gute und Böse aufgeteilt werden. Den Guten sollen Gottes Liebestaten zuteil werden, den Bösen die Vorerfahrungen des höllischen Feuers.

Wenn Amerika keine Feinde hat, müssen sie durch Sticheln und Diskriminieren aus den Rippen geschnitten werden. In allen Politanalysen wird die vorbildliche Friedensepoche unter Gorbatschow verleugnet. Moskau muss wieder mit aller Macht zum Reich des Bösen werden. Putin, Narr mit Unterlegenheitskomplex, tut Obama den Gefallen und spielt den unberechenbaren Rabauken, der mit allen erdenklichen Winkelzügen zur Weißglut gereizt werden soll.

Amerika bestimmt die Außenpolitik der EU, die es nicht mal schafft, simple Geldprobleme in gleichberechtigter Partnerschaft zu lösen. Beide Seiten rüsten wieder auf. Was noch vor kurzem undenkbar schien, ist in aberwitzigem Maß Realität geworden. Drohgebärden eskalieren. Das Wettrüsten nimmt bedrohliche Ausmaße an.

„Die jüngsten Aufrüstungsverlautbarungen aus Washington und Moskau sind mehr als nur Säbelrasseln: die 40 neuen atomaren Interkontinentalraketen, deren Stationierung Wladimir Putin in Reaktion darauf öffentlichkeitswirksam ankündigte, sind Teil eines schon längst angelaufenen Programms zur „Modernisierung“ von Moskaus Atomwaffenarsenal.“ Schreibt Andreas Zumach in der TAZ.

Es war nicht Putin, der den Konflikt begann. Es war Gottes eigenes Land, das den Satan als Feind benötigte, um seine militärischen Muskeln spielen zu lassen. Merkel, schwache Griechen drangsalierend, vor Obama buckelnd, denkt nicht daran, sich der überlegenen Führungsmacht der USA zu widersetzen. Amerika hat den neuen Kalten Krieg begonnen, indem es internationale Abrüstungsverträge einseitig aufkündigte. Zumach:

„Damals kündigten die USA den ABM-Vertrag mit Russland zur Begrenzung von Raketenabwehrsystemen einseitig auf.“

Der Westen kennt keine Selbstkritik. BILD ist nur der größte Schreihals unter den Selbstgerechten des heiligen Westens. Selbstkritik würde die Einsicht voraussetzen, „dass die Politik der Nato gegenüber Russland sowie die EU-Politik gegenüber Kiew seit 2005 wesentlich zur Entstehung des Ukrainekonflikts beigetragen haben. Doch eine solche Selbstkritik ist – zumindest öffentlich – bislang selbst bei jenen westlichen Politikern nicht erkennbar, die sich wie Bundesaußenminister Steinmeier stets um Vermittlung bemühten.“

Merkel fuckt nicht. Sie kastriert sofort – wenn auch in perfektem Schalmeienklang. In ihrer Regierungszeit wandelte sich Frieden in Europa widerstandslos in eine allseitige Droh- und Schreckenskulisse. Ihre schneidige Waffenministerin von der Leyen hält es für richtig, alle Friedensmaßnahmen mit kriegerischen Gebärden zu unterlaufen:

„Vor zwei Tagen stellte sie sich an die Spitze der gegen Russland gerichteten Manöver der Nato in Polen und heißt überflüssigerweise auch die eskalierenden Pläne des Pentagons gut.“

Amerika ist regrediert in eine biblische Armaggedon-Politik. Die Welt muss geschieden sein in Erwählte und Verworfene. Die Heilsgeschichte muss zeigen, wer Sieger und Verlierer im Universum werden soll.

Europa inszeniert Sündenbockspiele mit verheerenden Folgen für die wirtschaftlich Schwachen. Der einst vorbildliche Staatenbund begnügt sich mit einer lächerlichen Repetition des Wiener Kongresses von 1815: viel Streicheln, Lachen und Lästern, gemeinsame Diners, folgenlose Geselligkeit, aufgeheizte Endspielszenarien, große Worte und wenig Taten. „Was dringt durch die Türen“, fragt Plasberg seinen Kollegen Krause. Nichts dringt durch die Türen. Denn hinter den Türen geschieht – nichts.

Die europäische Demokratie ist zur Schlüssellochdemokratie verkommen. Mit einer Handvoll Akteuren, die seriöse Geschäftigkeit vorgaukeln – und einem ganzen Kontinent belangloser Voyeure. Pakete eins bis drei; Papiere, die rund um die Uhr im Höchsttempo berechnet werden müssen, der verstohlene Blick in die Geheimkabinette eitler Selbstdarsteller. Kein europäisches Parlament debattiert in öffentlicher Rede und Gegenrede das zukünftige Geschick der EU.

Ökonomische Regeln eines Altösterreichers werden wie Regeln Gottes verehrt und durchgepeitscht. Undurchschaubare Mechanismen werden dem tumben Publikum als Nachrichten präsentiert, als könnten sie etwas erklären. Dabei sollen sie nichts erklären. Das Publikum soll in demütiger Ignoranz verstummen und wie Hiob bekennen:

„Darum habe ich geredet in Unverstand, Dinge, die zu wunderbar für mich, die ich nicht begriff.“

Die Eliten können es nicht. Sie sind ausgebrannt. Die Völker dürfen sich nicht länger betrügen, indem sie sich in die Irre führen lassen. Europa muss nicht neu erfunden werden. Es hat wunderbare politische Leitgedanken hervorgebracht, die nicht veralten können. Sie müssen nicht länger beschworen, sie müssen realisiert werden.

Der Mensch ist dem Menschen weder Wolf noch Engel. Sondern ein Mensch.