Kategorien
Tagesmail

Faschismus abgesagt

Hello, Freunde Snowdens,

keine Gnade für den Verräter, fordern amerikanische Politiker. Sie haben Recht. Keine Gnade, sondern Recht für Snowden. Ihre Gnade sollten sie an Rudis Resterampe dem Meistbietenden verscherbeln. Auszeichnung für einen Mann, der den Rechtsstaat Amerika retten will.

BILD prostituiert sich zum Einfallstor des rasch anwachsenden amerikanischen Faschismus. Es gibt in Deutschland Amerikahasser und Amerikabewunderer, Kritiker Amerikas gibt es nicht. Es gibt in Deutschland Antisemitismus und Philosemitismus, Kritiker Israels gibt es nicht. Bei befreundeten Staaten ist die Kategorie Kritik abgeschafft. Just von jenen, die sonst ein groß Geschrei gegen Schwarz-Weiß-Denken anstimmen und für unbewertbare Grauzonen eintreten.

Was grau ist, besitzt die Funktion einer Tarnkappe und entzieht sich jeglicher Bewertung. Bald sind alle Vorgänge in heiligen Staaten – Deutschland inbegriffen – vom Grauschleier überzogen. Packt eure simple Moral ein, ihr betretet germanischen Nebelwald. Wer von Grauzonen spricht, will sich seine Finger an moralischen Urteilen nicht schmutzig machen.

Oh ja, nicht alles ist Schwarz oder Weiß, gut oder schlecht. Das Meiste – um nicht zu sagen alles Menschliche – sind Mischungen aus Schwarz und Weiß und dennoch keine moralfreien Grauzonen. Man muss sich die Mühe machen, scheinbares Grau zu sezieren und die zugrunde liegenden Pixelelemente des Richtigen und Falschen voneinander trennen. Wer sich dieser analytischen Arbeit entzieht, hat sich aller Beurteilungspflicht entledigt und ist

zum Mitläufer politischer Mächte und Kräfte geworden.

In wichtigsten politischen Angelegenheiten der Gegenwart will die deutsche Öffentlichkeit keine klare Stellung beziehen. Deutschland ist zur feigen Nation geworden. Feig gegen Freunde, hämisch und schäbig gegen Feinde und Unterlegene. Gab es einst nicht den Begriff Zivilcourage? Heute herrscht zivile Duckmäuserei oder aalglattes Aus-dem-Wege-räumen. Aufsteigen ist zur Haupttugend ehrgeiziger Schleicher geworden, gelobt von Medien, gepriesen von fast allen Parteien.

Wer aufsteigt, kann sich jegliche Kritik an Aufgestiegenen und oben Angekommenen ersparen. Mit Klettern brauchen Kritiker sich gar nicht erst zu beschäftigen. Wissenschaft, Philosophie, Wirtschaft, die Kunst, der Sport, weite Teile der Medien, die Zukunft – sie alle sind moralfreie Zonen geworden. Der Graue Star lässt Demokratien erblinden. (BILD)

Die Benutzung des Begriffs Faschismus ist in Deutschland 70 Jahre nach dem Fall des Dritten Reiches verboten. Verboten durch Experten, die unendlich viele Varianten des Faschismus kennen, aber keinen Faschismus.

Vor lauter Bäumen sehen sie den Wald nicht. Vor lauter minimalen Differenzen sehen sie den gemeinsamen Nenner nicht. Sind nicht alle Demokratien verschieden? Ergo müsste man den Begriff Demokratie aus dem Verkehr ziehen? Sind nicht alle Menschen verschieden? Ergo müsste man den Begriff des Menschen tilgen?

Aus Wut gegen Gleichheit, die als Gleichmacherei und Nivellierung geächtet wird, gewinnt Ungleichheit in Form der Unvergleichbarkeit die Herrschaft über die Welt. Gott ist Inbegriff des Unvergleichlichen, von seinen Erwählten und Gottgleichen fordert er: mach dir kein Bildnis noch Gleichnis. Das Extraordinäre ist nicht definierbar. Definieren heißt ordinär machen.

Vergleichen verboten, hier betreten sie den Tempel der Einmaligkeit und des Exzeptionellen. Souverän ist, wer Regeln ächten kann und die mächtige Ausnahme oberhalb aller Regeln sein darf.

Definieren heißt sich identifizieren mit der Gattung und sich Abgrenzen durch trennende Unterschiede. Jenes Pferd ist ein Schimmel mit einem kleinen schwarzen Fleck an der Nase. Schimmel ist die Gattung, der Fleck unterscheidet diesen Schimmel von andern.

Für den Begriff Faschismus gibt’s keine handhabbare Definition. Er soll entsorgt werden. Dasselbe gilt für Totalitarismus. Stalin ist totalitär, Hitler aber noch viel totalitärer, also kann er mit Stalin keine Ähnlichkeiten haben. Was bleibt, um Hitlerdeutschland zu kennzeichnen? Kennzeichnen heißt vergleichen. Es bleibt der unvergleichliche Begriff Nationalsozialismus. Wenn wir ihn mit nichts vergleichen dürfen, können wir ihn nicht erkennen.

Erkennen heißt, in Beziehung setzen, eine Relation herstellen, also relativieren. Wer nicht relativieren kann, kann nichts benennen und erkennen. Einmalige Dinge sind unerkennbar. Gott ist unerkennbar, weil einmalig. Der Nationalsozialismus ist einmalig, also unerkennbar und – gottgleich. Man könnte vom Bösen sprechen. Solange das Böse unvergleichbar sein soll, muss es göttliche Qualitäten besitzen. Da muss Luther Recht gehabt haben: auch das Böse ist Gott, wenngleich der verborgene.

Die unselige Nolte-Debatte hat nur trostlose Trümmer hinterlassen. Nolte wollte durch Relativieren verharmlosen und die Schuld der Deutschen vermindern, indem er Stalin zum Erfinder des Unheils und Hitler zu seinem bewundernden Plagiator machte. Selbst wenn die historische Herleitung des Nationalsozialismus als Nachahmung bolschewistischer Verbrechen richtig wäre – sie wäre keine Entschuldigung für die Deutschen.

Wer glaubt, die Schweinereien anderer kopieren zu müssen, ist mitnichten unschuldig oder unschuldiger. Die Deutschen waren keine erziehungsbedürftigen Kinder, die einem Rattenfänger verfallen durften.

Erkennendes Relativieren ist kein moralisches Relativieren. Jede Schuld ist absolut. Aber nicht unvergleichlich. Jeder Verbrecher, selbst wenn er geistesgestört ist, muss beurteilt werden, als sei er bei vollem Bewusstsein. Was die jeweiligen Straf-Folgen betrifft, muss wohl unterschieden werden. Wir aber reden nicht von Straf-, sondern von Erkenntnisfolgen. Was die Verantwortung für eine Tat betrifft, darf niemals relativiert werden.

War Hitler nicht krank im Kopf? Waren deutsche Schergen von den Folgen des deutschen Sonderwegs nicht pathologisch infiziert? Kann ein Mensch gesund genannt werden, der einen anderen quält, foltert und zur Strecke bringt?

Nur Moral ist Gesundheit des Geistes. Unmoral ist die Selbstauflösung des Gehirns. Ein gesunder Geist wohnt in einer gesunden Moral – ob der Leib gesund ist oder nicht. Die Nazis machten einen Kult um Gesundheit, sollen wir ergo die Definition der Gesundheit Menschenschlächtern überlassen?

Gesund ist, was das Glück der Menschheit befördert. Moral ist, was das Glück der Menschheit befördert. Also sind Gesundheit und Moral identisch.

Die Kategorie Unvergleichlichkeit durchzieht inzwischen die Weltpolitik. Die USA entziehen sich jeder Kritik der nivellierten Weltbevölkerung durch Hinweis auf ihre exzeptionelle Einmaligkeit. Im Zweifel stehen sie über allem Recht, über allen Rechten der Völker, über allem Völkerrecht. Dank der Despotie der Unvergleichlichkeit. Die Politik der Unvergleichlichkeit ist Faschismus.

Faschismus oder Totalitarismus – Begriffe sind Schall und Rauch, wenn nur der Sachverhalt klar ist – ist Politik im Namen des unvergleichlichen Gottes. Individuum est ineffabile, das Einzelne ist unfasslich – diese Erkenntnis diente den Griechen zur Einsicht, dass es eine Wissenschaft vom Einzelnen nicht geben kann. Das Einzelne und Einzigartige ist nicht benennbar, was nicht benennbar, ist nicht erkennbar. Erkennen heißt benennen: identifizieren und unterscheiden.

Das sind Grundlagen der europäischen Wissenschaft, die im deutschen Historikerstreit zermörsert worden sind. Anstatt zu sagen, die Schuld der Deutschen ist absolut und moralisch durch nichts zu relativieren, sagte man als Satz der historischen Wissenschaft, das deutsche Völkerverbrechen ist ein „Individuum ineffabile“.

Jedes historisches Ereignis ist mit jedem zu vergleichen – und muss sogar verglichen werden. Was nicht verglichen wird, kann nicht verstanden werden. Was nicht verstanden werden kann, kann nicht benannt werden. Was nicht benannt werden kann, ist zur Analyse politischer Ereignisse untauglich.

Wie kann man sagen: Wehret den Anfängen, wenn es keine Benennungen und Begriffe gibt, mit denen drohende Anfänge dingfest gemacht werden können? Der Taubstumme kann nur mit entsetzten Augen gestikulieren. Fehlt ihm die Sprache, kann er niemanden adäquat vor der Gefahr warnen.

Der homerische Zyklop konnte seine Genossen nicht vor dem gefährlichen Odysseus warnen, weil der sich den Namen Niemand zugelegt hatte. Niemand hat mich betrogen, Niemand hat mich geblendet. Ja, zum Donner, was blökst du herum, Genosse, wenn dir niemand etwas zu Leide tat?

Die deutsche Historikerdebatte war eine kollektive Verblendungsorgie mit genau den Folgen, die sie vermeiden wollte. Über Umwege haben die Deutschen ihre Schuld in alle Zeitgeistwinde geblasen:

a) Die Vergangenheit ist vergangen, schaut in die Zukunft. Was so vergangen ist, dass es keine heutige Relevanz besitzt, kann nicht erkannt werden. Das Unerkennbare kann nicht bewältigt werden, es existiert nicht mehr. Wer Vergangenheit aufarbeiten will, darf Vergangenheit nicht ausrotten.

b) Wer sich täglich neu erfindet, hat seine Identität verloren. Der biografische Zusammenhang mit Gestern ist verschütt gegangen. Was haben lächerliche Shoppinggermanen, die sich täglich neu erfinden, mit den Taten ihrer Altvorderen zu tun? Nein, sie tragen keine Schuld mehr an den Gräueltaten. Dennoch werden sie schuldig durch Vergessen und Verdrängen dessen, was sie erkennen müssten, auf dass sich die Schuld ihrer Väter (und Mütter) nicht mehr wiederhole.

c) Wer Begriffe für das Grauen tilgt, kann dieses nicht benennen und durch sinnvolle Erinnerungsarbeit unschädlich machen. Das Unbenennbare ist das Unerkennbare. Das Unerkennbare ist das politisch Unhändelbare. Wobei es unerheblich ist, an welchen Stellen der Erde die Gräuel beginnen. Es muss nicht im eigenen Lande sein.

Pardonnez moi, billiger geht’s nicht: wer Verantwortung für sich übernimmt, muss Verantwortung für die Menschheit übernehmen – im Erkennen und Warnen und Agitieren. Seine Existenz hängt ab von der Existenz der Menschheit. Wenn das Klima die Menschheit bedroht, bedroht es die Existenz jedes Einzelnen und jedes Würmchens.

Wenn die Menschheit zu einem Dorf geschrumpft ist, ist Obama unser Nachbar zur Linken, Syrien unser Nachbar zur Rechten. Ein Kind braucht ein ganzes Dorf, um erwachsen zu werden. Wenn das Dorf die Welt ist, braucht das Kind die ganze Welt, um erwachsen zu werden. Das Dorf braucht umgekehrt jedes Kind, um nicht zur Dorfidiotie oder zur Despotie des Gerüchts zu werden.

Die NSA hat die Menschheit zum transparenten Dorf gemacht. Jeder üble Tratsch am linken Dorfende kann eine Tragödie am anderen Dorfende auslösen. Wenn alles mit allem vernetzt ist, kommt nicht das kleinste Mäuslein solistisch davon.

Die Kategorie „exzeptionelle Erwähltheit“ ist für immer vorbei. Den Traum einiger Milliardäre und digitaler Phantasten, mit Maschinen in den Weltraum zu gelangen oder die Sterblichkeit zu besiegen, um dem irdischen Verhängnis in solitärer Unvergleichlichkeit zu entfliehen, kann man nur als galoppierenden Wahn übergeschnappter Reicher und Kreativer bezeichnen. Ein Wahn, der zur Strafe der Fantasten von Erfolg gekrönt sein sollte. Auf dem Mars oder in der Unsterblichkeit angekommen, werden sie in kurzer Zeit alle Zurückgelassenen um den Frieden ihrer Sterblichkeit beneiden.

Sie haben die Erde und die Menschheit schon längst aufgegeben, wenn sie im Ton der Selbstverständlichkeit erklären: die Erde? Die Erde ist verloren. Die Zukunft der Menschheit liegt im All. Auf dem TV-Kanal N 24 ist eine ganze Sendereihe zu sehen: „Wenn die Natur den Menschen überlebt“.

Verglichen mit solchen Erdenverrätern ist jeder Terrorist ein Liebhaber der Menschheit. Selbst Nietzsches Übermensch-Faschist ist vergleichsweise ein verlässlicher Erdenbewohner, wenn er seinen Zarathustra sagen lässt:

„Bleibt der Erde treu und glaubt denen nicht, welche euch von überirdischen Hoffnungen reden! Giftmischer sind sie, ob sie es wissen oder nicht.“

Überirdische Hoffnungen haben sich aus dem Zustand des Glaubens in realisierbare technische Entwürfe verwandelt. Sie wollen sehen, was sie bislang nur geglaubt. Den Glauben ans Überirdische haben sie konkretisiert in Ekel und Abscheu vor allem Irdischen.

Amerika hat sich auf den Weg ins totalitäre Lager begeben. Wie können wir unsere Freunde, die nur noch Partner sein wollen, vor dem Verhängnis warnen, wenn uns Begriffe dafür fehlen? Wer den Fehler begeht, deutsche Politologen und Historiker zu lesen, der wirft die Bücher mit Grauen in den Müll. Alles so ungeheuer kompliziert, alles nur genialsten Experten zugänglich, dass man für den Rest seines Lebens weder das Wort Faschismus noch den Begriff Totalitarismus in den Mund zu nehmen wagt.

Lass ab, Sterblicher – der du das Vergleichbare noch nicht überwunden hast – von den hohen Dingen, die deinem Verstand für immer unzulänglich bleiben. Du Wurm wagst es, die unvergleichliche amerikanische Demokratie mit Begriffen zu besabbern, die du niemals verstehen wirst?

Deutsche Historiker können aufs Penibelste den Unterschied zwischen 29 Formen des Faschismus, vom albanischen bis zum ungarischen, erklären. Doch Faschismus können sie nicht erklären.

Faschismus soll dem italienischen Mussolini-Regime reserviert bleiben, der deutsche war unvergleichlich viel bösartiger. So ist es: der deutsche Faschismus war vergleichlich viel bösartiger als der italienische. Wie könnte man sie vergleichen, wenn man sie nicht vergleichen darf?

Ein anderer erklärt, Faschismus sei nur charakteristisch für die „Bewegungsphase“, nicht für die „unbewegliche Verbrechensphase“? Solange er sich entwickelte, war er faschistisch, am Ziel angekommen, war er’s auf einmal nicht mehr? Solange der Mensch krank wird, ist er krank – wenn er richtig krank ist, ist er nicht mehr krank? Wie krank müssen deutsche Expertengehirne sein, um solchen Galimathias abzusondern?

„Faschismus als übergeordneter Gattungsbegriff eignet sich mithin allenfalls für die Bewegungsphasen der drei genuin entstandenen, gemeinhin so genannten Faschismen in Deutschland, Italien und Japan. Als umfassender Begriff für die Regimephasen trägt der Ausdruck hingegen nicht und kann der völlig unterschiedlichen Herrschaftsabsicherung nicht gerecht werden. Es würde daher der historischen Wirklichkeit wie auch dem historischen Selbstverständnis der damaligen Regime in Berlin, Rom und Tokio besser entsprechen, den abgegriffenen Faschismusbegriff aufzugeben.“

Greifet einen Begriff ab, wenn ihr ihn loswerden wollt. Sind die Begriffe Nationalsozialismus, Drittes Reich, Völkerverbrechen, Holocaust nicht ganz schön abgegriffen? Weg mit ihnen, sie sind unbrauchbar geworden.

Diese Ungeheuerlichkeiten passieren mitten in der scientific community der Deutschen und des christlichen Westens. Wer solche bestallten Historiker und Experten hat, braucht sich um rechtsradikale Schläger nicht mehr zu sorgen. Warum hat Deutschland vergleichsweise wenige radikale Faschisten? Weil das Land der vorbildlichen Vergangenheitsbewältiger die Vergangenheit durch Begriffsverbot abgeschafft hat. Was nicht mehr existiert, muss nicht mehr permanent bewältigt werden.

Das könnte man deutsche Gründlichkeit nennen. Da war Orwell ein Waisenknabe im Entsorgen der Vergangenheit, die durch mühsame Fälschungsarbeit immer umgeschrieben werden musste. Bei uns wird nichts umgeschrieben und gefälscht, bei uns wird Tabula rasa gemacht. Vergangenheit? Welche Vergangenheit? Faschismus? Welcher Faschismus? Der in der Bewegungsphase, der rumänische, polnische oder litauische Faschismus?

Einen deutschen gab es nie. Und sollte es ihn gegeben haben, waren deutsche Gelehrte so frei, ihn so lange in seine Bestandteile zu differenzieren, dass ihm Hören und Sehen vergangen ist.

Spähen ist notwendig, erklärt die BILD, in freudiger Erregung, dass sich über den Artikel „viele aufregen werden“. BILD sagt, was „niemand auszusprechen wagt“. Ein mutiges, ein tollkühnes Blatt – unter der freundlichen Assistenz der NSA, die als Gegenleistung versprach, die Redaktion nicht mehr anzuzapfen. Was ohnehin überflüssig ist – kommen die Erkenntnisse der Redaktion doch direkt aus dem NSA-Hauptquartier. BILD lässt denken, seine Denkarbeit hat es nach Amerika outgesourct.

Warum muss ausgespäht werden? Nehmt alles in allem, weil die Welt so schlecht ist. Niemand kann niemandem vertrauen. Selbst in Deutschland gibt es unter 60 Millionen Bewohnern noch zwei bis drei potentielle Verbrecher und Knechte des Bösen. Wäre die Religion mit der Erbsünde noch nicht erfunden, man müsste sie subito am europäischen Patentamt anmelden. Solange das Böse existiert, brauchen wir Gott als Herzensfahnder und Richter des Verworfenen, damit das übermütige und blasphemische Menschengeschlecht dem Jüngsten Gericht nicht entkomme.

Als Gott Sodom in Staub und Asche verwandeln wollte ob der Bösewichter in der Stadt, bat Abraham um der Gerechten willen um Schonung der Stadt.

„Willst du mit dem Gottlosen auch den Gerechten ausspähen? Vielleicht sind fünfzig, vierzig, dreißig, zwanzig Gerechte in der Welt, auf dass du nicht die ganze Menschheit beschnüffeln musst?“ Okay, sagte der genervte Herr, als sie bei zehn Gerechten angekommen waren. „Ich will sie nicht ausspähen, um der zehne willen.“

Pech für Deutschland, dass es nicht zehn Gerechte vorweisen kann.