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Tagesmail

Exzellenz-Festung

Hello, Freunde der Exzellenz-Festung,

„Die Raben ziehen krächzend zumal
Nach dem Hochgericht, zu halten ihr Mahl.
Wen flechten sie aufs Rad zur Stund?
Was hat der Grieche getan? wie ward es kund?
Europa bracht es an den Tag.“

Europa, die Exzellenz-Festung, hält Gericht. Nicht nur Amerika kennt die Todesstrafe. Der Grieche hat gegen alle heiligen Regeln Europas verstoßen. Er muss hinab ins Reich der Finsternis. Es ist die Höchststrafe für ununterbrochene Majestätsverbrechen.

Oh Freund, mich schaudert. Was tat der Grieche, dass man ihn vor aller Welt ins Reich der Dunkelheit stößt? Weshalb nur muss er fünf Jahre lang auf kleinstem Feuer geröstet und gequält werden? Zur Todesstrafe gehöre das „Risiko einer gewissen Qual“, antworten die höchsten Richter.

Am Montag erklärte die wunderbar milde Queen Europas, es mache „keinen Unterschied, ob die EU den Griechen mit einem gewaltigen Schlag in Stücke zerhaue oder den Verurteilten mit einer Vierteilung langsam zu Tode quäle, oder ihn auf einem Scheiterhaufen verbrenne.“ So oder so, der Grieche wird tranchiert. (TAZ)

Der Grieche muss herhalten als Opfer der missratenen europäischen Völkergemeinschaft. Er ist ein Klotz am Hals Europas, das seine Exzellenz-Festung ungehindert ausbauen muss. Damit es nicht zum Gespött der Weltkonkurrenten werde, die den morschen Kontinent im Triumphgeheul überrunden.

Wir erleben eine Gruppensteinigung mit unübersehbaren Folgen. Obama warnt vor militärischer Schwächung der südöstlichen Flanke Europas im Angesicht des

russischen Erbfeindes. NATO-Chef Stoltenberg fordert strikte Erhöhung des militärischen Haushaltes – gleichgültig, ob der Grieche noch einen Groschen besitzt oder nicht. Deutschlands Waffenschmieden dürfen unter griechischen Defekten nicht leiden. Waffen sind lebensnotwendig, Brot ist Luxus.

Allmählich klären sich die Dinge, die Krise bringt es an den Tag. Die Stellungnahmen unserer Griechenverächter werden täglich unverblümter. Der dünne Firnis humaner Feiertagsreden wird abgekratzt.

Die Übermenschenideologie der Deutschen zeigt sich nicht mehr rassistisch, sondern klerikal-ökonomisch. Ausführlich werden Merkels Predigten in Phönix, dem Sender der Hochjournaille, übertragen. Deutschland will Europa und die Welt retten, und wenn die ganze Welt dabei unterginge. Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.

Lange Zeit haben sie Bitte gesagt: „Bitte, bitte, lasst uns helfen! Bitte, bitte, nehmt unsere Milliarden!“

Doch jetzt reichts: „Schluss mit diesem unwürdigen Spiel! Noch nie ist so unverschämt versucht worden, aus der großen Idee vom geeinten Europa baren Gewinn zu schlagen.“ (BILD)

BILD-Kommentare werden demnächst von Robotern verfasst, die Diekmanns Hauptschlagzeile in genialer Monotonie repetieren: Schluss mit… Schluss mit alten und neuen Griechen. Schluss mit linken Systemstürmern. Schluss mit den „Verlierern der Moderne“.

Deutschland hat seine furchterregende Vergangenheit erfolgreich überwältigt, indem es Stukas und Krupp-Kanonen in Export-Walzen, Fremdschuldenakkumulation und eine strangulierende Wirtschaft verwandelte. Wir sind wieder da angekommen, wo das Elend begann, nur in leicht veränderter, gemäßigt scheinender Maskerade. Am deutschen Export soll die Welt genesen – oder verrecken.

Wie der Grieche zu retten ist, weiß Berlin am besten. Und willst du, Hellas, nicht von mir gerettet sein, so schlag ich dir den Schädel ein. Amerika verlegt sich immer mehr auf Futuro-Faschismus und Europa auf zwangsbeglückendes Ersticken und ökonomisches Luftabschnüren.

Welch Glück, dass Geschichte sich nicht wiederholt. So können wir getrost negieren, dass sie sich wiederholt. Wenn TTIP den amerikanischen und europäischen Ökonomiefaschismus verbündet, kann sich der Rest der Welt warm anziehen. Schlussspurt im Kampf um die planetarische Herrschaft. Die christliche Welt muss sich verbünden, um es den Heiden zu zeigen.

Aus einem SWF-Kommentar zur Griechenkrise: Niemand in Griechenland weiß, wie es weiter geht. Nicht einmal die vielen Götter, an denen das Land keinen Mangel hat.“

Das Wort vom Kreuz, den Griechen eine Torheit, muss die Weisheit der Heiden zur Torheit vor Gott machen. Schluss mit der griechischen Demokratie. Schluss mit dem autonomen griechischen Logos. An seine Stelle tritt der offenbarte Logos, jenes Wort, das bei Gott war. Schluss mit den gottlosen griechischen Philosophen. („Als die athenischen Philosophen von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten sie“.)

Rainer Hank vernichtet mit dem kleinen Finger die gesamte Demokratiegeschichte Europas. Den Herodot erklärt er zum typisch griechischen erfindungsreichen Lügner. Tatsächlich erzählte Herodot gelegentlich Mythen, dennoch ist er der Begründer der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung. Er sammelte nicht nur wahllos historischen Stoff, er versuchte, das Material „ordnend und erkennend zu durchdringen, indem er den Kausalzusammenhang der geschichtlichen Ereignisse festzustellen bestrebt war.“ (Wilhelm Nestle, Vom Mythos zum Logos)

Europa müsse aufhören, sich mit „der Pflege und Verköstigung von Sorgenkindern“ aufzuhalten. „Es wird Zeit, dass sich der Kontinent als Hochlohnregion und Kulturlandschaft weiterentwickelt.“ So Ulf Poschardt in der WELT.

Poschardt gebührt das Verdienst, den arischen Übermenschenmythos in modernisierter Form ohne Wenn und Aber einzufordern. Schluss mit humanen Albernheiten. Sorgenkinder und Schwächlinge sollen sich selbst überlassen bleiben. Europa braucht seine Energien, um sich zu einem rundum erneuerten ökonomischen Brahmanenstaat zu erheben.

„Wen hasse ich unter dem Gesindel von Heute am besten? Das Sozialisten-Gesindel, die Tschandala-Apostel, die den Instinkt, die Lust, das Genügsamkeits-Gefühl des Arbeiters mit seinem kleinen Sein untergraben, – die ihn neidisch machen, die ihn Rache lehren … Das Unrecht liegt niemals in ungleichen Rechten, es liegt im Anspruch auf ›gleiche‹ Rechte …“ (Nietzsche)

Poschardt wettert gegen Tsipras, der den alten Sozialismus auf Kosten Europas wolle:

„Tsipras und seine Regierung der Extreme wollten den Sozialismus aufbauen und sich das von den Steuerzahlern der reichen Länder kofinanzieren lassen. Das musste scheitern. Bezeichnend ist der Sound der europäischen Linken, auch in Deutschland, die mit Zorn und Wut über Banken und Märkte schimpfen, um als Kerntugend des Europäischen die Solidarität auszurufen. Bis hinein in die SPD, verkörpert von der Grande Dame des Sozialsentiments, Gesine Schwan, wird die nahezu endlose Geduld von Gläubigern und Troika als antisozialer Neoliberalismus gegeißelt.“  (Ulf Poschardt in WELT.de)

Poschardt verbündet sich mit Nietzsche, an dessen markigen Sätzen sich SS-Horden berauschten:

„Der Sozialismus – als die zu Ende gedachte Tyrannei der Geringsten und Dümmsten, der Oberflächlichen, der Neidischen und der Dreiviertels-Schauspieler. Wir sind keine Humanitarier; wir würden uns nie zu erlauben wagen, von unsrer ‘Liebe zur Menschheit’ zu reden – dazu ist Unsereins nicht Schauspieler genug! Nein, wir lieben die Menschheit nicht; wir sind, mit einem Worte – gute Europäer.“

Die gängigen Moralphrasen müssen fallen, damit Europa exzellent werden kann. Ökonomische Übermenschen sollen das neue Europa bilden – unter der Leitung Merkels, die sich zu ihren wahren Zielen bekennen muss. Die Welt soll regiert werden von futuristischen und superreichen Herrenmenschen, zu denen das loser-bereinigte, gesund geschrumpfte und sehnig gewordene Europa gehören muss. Altlasten müssen auf den Müll. Das finanzstarke Britannien gehört zum Europa der Übermenschen. Die Griechen sollen den Abflug machen.

„Merkel muss jetzt tun, was ihr nicht liegt: aufhören zu moderieren und ins Risiko gehen. Sie muss sich an die Spitze des Fortschritts stellen. Mit Gleichgesinnten für ein Europa der Exzellenz.“

Poschardt ist ein miserabler Beobachter. Merkel moderiert nicht. Sie heizt unaufhörlich ein – wenngleich mit moderat klingenden Täuschungssätzen. Unter dem eiskalten Glacis der Pastorentochter glüht der Vulkan unersättlicher Weltüberwindung. „Seid getrost, Deutsche, der Begründer eures Glaubens hat die Welt überwunden. Ihr seid doch Christen, oder?“

Während Poschardt die erstarkte neue Elite Europas beschwört, verhöhnt Götz Aly in der BLZ den Pöbel, der sich anmaßt, in der Demokratie eine Meinung zu haben. Ganz im Stil deutscher Gelehrter, die in der Weimarer Zeit die Demokratie unterhöhlten, um die wilhelminische Obrigkeit zurückzuverlangen, betet Aly Merkels Regierung an:

„Wer schon erlebt hat, welche lächerlichen Streitigkeiten einen Schulelternabend, kleine Vereine, Universitätsinstitute oder Eigentümergemeinschaften lähmen können, muss den deutschen Politikern insgesamt dankbar sein. Sie handeln pragmatisch, wahren die Formen und arbeiten am Ausgleich widerstreitender Interessen. Mit Engelsgeduld versuchen sie, die Verhandlungsfäden selbst zu extrem schwierigen, doppelzüngigen oder bockigen Verhandlungspartnern nicht abreißen zu lassen, ob sie nun Putin, Tsipras oder Poroschenko heißen.“ (Götz Aly in der BLZ)

Auch Aly wandelt in den bewährten Spuren des deutschen Herrenmenschen, der inmitten demokratischer Horden nicht atmen kann. Das Leben ist keine Idylle minderwertiger Faulpelze und Risikovermeider, sondern unaufhörlicher Vernichtungskampf, Härte, Verletzung und Beschädigung der Feinde:

„Wo das Volk isst und trinkt, selbst wo es verehrt, da pflegt es zu stinken. Leben selbst ist wesentlich Aneignung, Verletzung, Überwältigung des Fremden und Schwächeren, Unterdrückung, Härte, Aufzwängung eigner Formen, Einverleibung und mindestens, mildestens, Ausbeutung.“ (Nietzsche)

Die blonde und blauäugige Bestie ist zur Geldbestie geworden. Zur Roboterbestie. Zur Fortschrittsbestie. Zur Spaltbestie, die die Menschheit in Erfolgreiche und Verlierer trennt.

Nietzsche will den Sieger, Merkel will dasselbe. Nietzsche will den Erfolgreichen, der seine Konkurrenten in den Schatten stellt. Was will Merkel anderes? Oder predigt sie Nächstenliebe? Fürwahr – doch nur denjenigen, die Konkurs angemeldet haben.

Eine caritative Tat ist wie eine letzte Ölung für Versager. Wer Fürsorge als Gnadenakt benötigt, wird aus dem Buch der Geschichte gestrichen. Wer Nächstenliebe benötigt, hat keinen Zutritt zur Ruhmeshalle der Fortschritts- und Reichtumshelden. Der Hass der Lutheraner, die nur auf alleinseligmachende Gnade hoffen dürfen, zeigt sich in ihrem Zwang, alle Menschen, die auf Gnade angewiesen sind, erbarmungslos ihres Selbstwerts zu berauben. Keine Gnade für Almosen- und Gnadenempfänger.

Der Kreis schließt sich. Am Beginn des 21. Jahrhunderts kehren wir zurück zu Platons Beglückungszwang. Nicht, dass Platon den Faschismus erfunden hätte. Seit Erfindung der männlichen Hochkultur gab es viele Theokratien, die ihre Untertanen zum Glück erwählter Herren zwangen. Doch Platon war der erste, der den totalitären Zwang in die politische Philosophie einführte.

Als der Sokratesjünger zusehen musste, wie sein bewunderter Lehrer zum Tode verurteilt wurde, weil er die Athener wie einen Stachel im Fleisch animieren wollte, denkend und streitend zu guten Demokraten zu werden, konnte er sich nur noch einen perfekten Staat vorstellen. Nach dem Motto: und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Belehren, unterrichten auf jeden Fall. Doch was, wenn die ganze Liebesmüh vergeblich wäre? Dann mussten die Uneinsichtigen zu ihrem Besten gezwungen werden. Es entstand der politische Urfaschismus als Aufbau eines idealen Staates. In den Worten Poppers, der als erster diese für deutsche Ohren unerträgliche Botschaft formulierte:

„In den „Gesetzen“ fordert Platon für ehrliche und ehrenhafte Leute die strengsten Strafen, wenn ihre Ansichten über die Götter von den vom Staate vertretenen Ansichten abweichen. Ihre Seelen sind von einem nächtlichen Rat von Inquisitoren zu behandeln; wenn sie nicht widerrufen oder wenn sie ihr Vergehen wiederholen, dann bedeutet die Anklage der Gottlosigkeit den Tod. Hat Platon vergessen, dass Sokrates als ein Opfer gerade dieser Anklage gefallen ist?“ (Popper, Der Zauber Platons)

Einst waren die Deutschen graecoman und verabscheuten die Demokratie. Weshalb Poppers Platonkritik in ihren Ohren wie Blasphemie klang. Heute sind sie umgekippt zu Griechenverächtern und tun, als seien sie ausgewiesene Volksfreunde. Und noch immer lehnen sie die Popper‘sche Zurückführung des Faschismus auf ihren toten Helden ab.

Faschismustheorien gibt es wie Sand am Meer. Eine ist wirrer und unübersichtlicher als die andere. Definitionen haben heute den Zweck, das zu Erklärende als unerklärbar auszugeben. Weshalb es bis heute keine einzige Erklärung gibt, die sich für den Tagesgebrauch einnisten konnte. Ausgerechnet die Deutschen, die ihren Faschismus – in der verschärften Form des Hitler-Totalitarismus – bewältigt haben wollen, können nicht kurz und knapp erklären, was sie denn überwunden haben wollen.

Der Begriff Faschismus, in 68er Zeiten inflationär gebraucht, ist inzwischen vom Erdboden verschwunden, sodass wir keine passenden Begriffe haben, um die techno-futurische und ökonomische Variante des Faschismus zu kennzeichnen.

Die Verdrängung des Faschismus wird durch die Mär bestärkt, Geschichte könne sich nicht wiederholen. Wozu dann das ganze Betroffenheitstheater der Holocaust-Erinnerer, wenn keine Gefahr der Wiederholung besteht? Der wirklich gefährliche Antisemitismus ist nicht an bloßen Begriffen und Sätzen abzulesen, sondern lauert in den gedanklichen Katakomben der Gegenwartsphilosophie und der Theologie.

A) Gibt es keine Wahrheit, kann es auch keine historische Wahrheit geben. Wahrheit wäre nichts als subjektive Sicht im Auge des Betrachters.

B) Gibt es keine Wiederholung der Geschichte, können wir uns Erinnerung als Bearbeitung des Geschehenen schenken.

Wer Geschichte aufarbeiten will, muss Wahrheit und Wiederholung des Schrecklichen für möglich halten. Verdrängtes und Verleugnetes stehen uneingeschränkt unter Wiederholungsgefahr. Freud wird von den Matadoren der vergangenheits-befreiten Zukunftsidylle wie ein toter Hund behandelt. Von Einstein stammt der Satz:

„Wahnsinn bedeutet, stets das Gleiche zu tun und dennoch ein anderes Resultat zu erwarten.“

Wie kam es zur verhängnisvollen Wendung von der griechischen Demokratie zum platonischen Urfaschismus, der despotischen Erziehungsgewalt der Weisen?

Die Kehre ist das Kind der Verzweiflung. Die athenische Demokratie hatte ihren Zenit überschritten und verlor zusehends den Glauben an die freie Selbstbestimmung der Bürger. Die Menschenrechtsbewegung der sokratischen Schulen befand sich erst in den Anfängen und wurde nur von wenigen geteilt. Die äußeren Feinde Athens, alles andere als Demokratien, wurden immer bedrohlicher. Der Tod des Sokrates endlich war der Tiefpunkt aller Hoffnung auf die Selbstheilung der Polis.

Um seinen Pessimismus zu überwinden, kam Platon auf die Idee, die Machtausübung im Staat einer Elite zu reservieren. Anstatt das ganze Volk zum gleichberechtigten Mitregieren zu verpflichten, stellte Platon die Frage: „Wer soll herrschen? Oder wessen Wille soll der höchste sein?“ (Popper)

Nachdem er das einfache Volk als Pöbel verachten gelernt hatte, wollte der Adelssprössling die Regierung der Polis einer ausgewählten Elite zuschanzen. Wer aber war kompetenter und fähiger zur Machtausübung als die Weisesten der Weisen – die ausgebildeten Philosophen? So entstand die Politeia, der perfekte Staat unter der absoluten Herrschaft der Weisen. Und Platon, der zweimal gescheitert war beim praktischen Umsetzen seines Ideals in die Tat, war der künftige Ausbilder dieser Alleinherrscher.

Heute befinden wir uns in einer ähnlichen Lage wie Platon. Anstatt die Mängel unserer Demokratie zu analysieren und von jedem Citoyen zu fordern, in seiner Umgebung alles zur Verbesserung der Demokratie beizutragen, wird schon wieder die Frage gestellt: sollten nicht Experten den unfähigen Pöbel ablösen und die totale Macht übernehmen?

Immer mehr Wirtschaftsbosse fordern ungeniert eine faschistische Regierung der Fachmänner und solcher, die sich dafür halten. Der Glaube an die Kompetenz des Volkes wird angezweifelt und unterminiert.

„Die Frage: Wer soll regieren? sollten wir durch die Frage ersetzen: Wie können wir politische Institutionen so organisieren, dass es schlechten und unfähigen Herrschern unmöglich ist, allzugroßen Schaden anzurichten?“(Popper)

Das wären die unbestreitbaren und unersetzlichen Vorzüge regelmäßiger demokratischer Wahlen. Jeder Gewählte erhält Macht auf Zeit. Und kann zum Teufel gejagt werden, wenn er Mist baut.

Demokratisch gewählte Macht auf Zeit wird heute von zwei Seiten bedroht: a) von der Wirtschaft, die sich anmaßt, jede gewählte Regierung zu verachten und ihre legitime Gestaltungskraft als Inkompetenz anzugreifen. b) von ungewählten Wirtschaftsbossen mit unbegrenzter Machtfülle.

Was ist das Ergebnis dieser schleichenden Entmächtigung der Demokratie durch subversive Eliten? In den Worten von James Galbraith:

„Die neue Gesellschaftsschicht der reichen Eliten machte sich daran, den Staat zu übernehmen und zu kontrollieren, um als Gruppe folgende Ziele zu erreichen: So viel Geld wie möglich anzuhäufen, ihre Macht so wenig wie möglich einschränken zu müssen und sich die besten Chancen auf staatliche Rettung zu verschaffen, falls irgendetwas schief gehen sollte. Und also begannen sie den amerikanischen Wohlfahrtsstaat zu plündern. Die Wohlsituierten sind von Natur aus räuberisch: Sie rauben, weil dies Teil ihres Wesens ist. Die „feinen Leute“ glauben das Recht zu haben, von der Arbeit anderer Leute zu leben.“ („Der geplünderte Staat“)

Um Eliten vor ihren Plünderungszwängen zu schützen, muss man ihre Macht energisch beschneiden. Die gegenwärtige Weltwirtschaft, die immer gigantischere Monopole und Oligopole anwachsen lässt, ist komplett auf dem Holzweg. Wenn Gewaltenteilung in der Demokratie richtig ist, kann sie in der Ökonomie nicht falsch sein.

Zerschlagt alles, was sich der Kontrolle der Völker entzieht. Es gibt nur eine Exzellenz, die sich human nennen darf: das gleichberechtigte Mitspracherecht jedes einzelnen Individuums auf der Plaza, dem Marktplatz, der Agora jedes Volkes.

Solche Exzellenz braucht keine Festung, um fremde und notleidende Menschen mit Gewalt fernzuhalten.