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Tagesmail

Dystopie und Utopie der Menschheit

Hello, Freunde des Schlafmittels,

Merkel ist Opium des Volkes. Merkel ist Opium fürs Volk, verabreicht von Merkel, verabreicht vom Volk. Jedes Volk hat das Schlafmittel, das es braucht. Besonders vor Wahlen, die nach Gabor Steingart für Erleuchtung sorgen sollen. Bei Wahlen soll das Beste aus den Wählern herausgeholt, der unbrauchbare Rest des Wählermaterials für die nächsten 4 Jahre entsorgt werden.

Es ist provinziell, nur Merkel als nationale Beruhigungsdroge zu bezeichnen. Jede demokratische Regierung, die wieder gewählt werden will, singt das Eiapopeia der Beruhigung und Entspannung: schlaft, Untertanen, schlaft, die Regierung wacht und sorgt für euch.
Oh Freund, nenne mir eine einzige Regierung, die dem Tage ungefiltert ins Auge blickt und sich mit ihren BürgerInnen illusionslos berät, wie man den Schrecken des Tages begegnen soll.

Machen wir einen planetarischen Rundblick, dann sehen wir die gegenwärtige Menschheit in nie ausruhen dürfender Überwachheit und zunehmender Raserei auf der einen Seite  und einer drogenartigen Verpenntheit und Geistesabwesenheit, vor sich hin lallender Übermüdetheit und torkelnder Bewusstseinslosigkeit auf der anderen. Kein Mensch hält diese vegetative Zerrissenheit auf Dauer aus  und auch die Menschheit wird die traumatische Gespaltenheit nicht mehr lange ertragen.

Dann wird’s rund gehen auf Erden, wenn der überwache und unruhig schlafende Weltrüpel sich die Augen reibt und allmählich wahrzunehmen beginnt, was er

durch selbstverschuldete Unmündigkeit bislang ertragen hat. Das Fieber rund um den Globus steigt.

Die Menschheit rast in den Zustand kollektiven Ausgebranntseins, was wirtschaftliche Sucht nach Trennung der Menschheit in Bettler und Superreiche und die technische Sucht nach Allmacht und Beherrschung des Planeten anlangt. Die Menschheit döst und schlafwandelt immer mehr vor sich hin, was planetarische Probleme der Naturzerstörung, des Klimawandels und der entsetzlichen Hunger-, Verelendungs- und Flüchtlingsprobleme betrifft.

These 1:
Wenn die Menschheit sich nicht grundlegend ändert, wird sie ihre Existenz auf Erden gefährden. Entweder werden wenige Erwählte unendlich vielen Verelendeten gegenüberstehen, sie technisch nach Belieben beherrschen und als Sklaven aussaugen und ausbeuten. Oder die Naturprobleme verschärfen sich derart, dass auch die Oasen der Privilegierten sich nicht mehr halten können und sich unwiderstehlich zerstören. Finis hominis.

These 2:
Die Menschheit kann sich grundlegend verändern. Bis zum Beweis des irreversiblen Gegenteils gilt: der Mensch ist ein lernfähiges Wesen.

These 3:
Lernen ist ein Akt der Wahr-nehmung und der Erinnerung des Vergangenen, das nicht vergangen ist.

These 4:
Wahr-nehmung setzt Wahrheit voraus, die „genommen“, also erkannt werden kann. Wahrheit ist Erkenntnis der Wirklichkeit, um sich mit ihr ins Einvernehmen zu setzen. Wer Wahrnehmung und Wahrheitssuche verleugnet, will mit subjektiver Unwahrheit den Sieg davon tragen, auch und wenn er – zusammen mit der Menschheit – drauf ginge. Das wäre der Triumph seelischer Deformation über die Unversehrtheit des Lebenkönnens in der Natur.
Der Triumph der Lebensfeindschaft über die Lebensfreude in der Natur wäre der Suizid der Menschheit. Die Logik der Neurose ist der Sieg des Kranken über das Gesunde, auch wenn das Kranke danach eingeht.

These 5:
Die Menschheit wird sich nur verändern, wenn sie sich die Veränderung selbst, aus eigener Kraft, zutraut. Jeder Glaube an übermenschliche Mächte macht sie abhängig von Illusionen und schwächt ihre eigenen Fähigkeiten.

These 6:
Eine Zukunft der Menschheit auf Erden mit Übernatur- & Erlösungsreligionen wird es nicht geben. Nur der Glaube an Natur und Mensch – der ein Naturwesen ist – wird in selbsterfüllender Prophezeiung fähig sein, die Existenz der Gattung auf Erden zu sichern. Völlig absurd die Annahme, der Glaube an eine Übernatur könne uns retten, wenn diese Übernatur – mit übernatürlichen Göttern und Teufeln – die vorhandene Natur zerstören muss, um ans Ziel der Geschichte zu gelangen.
Nur Religionen und Philosophien, die an den Menschen in der Natur glauben, können dem Menschen weiterhelfen. Die Übernatur der Erlöser ist eine Gegennatur. Erlöser hassen die Natur und die Kompetenz der Menschen.

These 7:
Das Lernen der Menschheit besteht im Erinnern und Durcharbeiten ihrer bisherigen Leistungen und katastrophalen Fehler. Der Mensch hat in der Vergangenheit schon so vieles gelernt und Weisheiten gesammelt, dass wir diese Weisheiten nur erwerben und nutzen müssten, um einer friedlichen Zukunft entgegen zu sehen.

These 8:
Die natürliche Weisheit der Völker wird von einer übernatürlichen Weisheit im Namen allmächtiger Götter  die gar die Welt erschaffen haben wollen  systematisch zunichte gemacht. Der Mensch muss seiner eigenen Weisheit und seinem eigenen Denkvermögen entsagen, um blindlings der Stimme naturfeindlicher Offenbarungen zu folgen.

These 9:
Der krankhaft einseitige Blick in die Zukunft ohne Erinnern und Aufarbeiten der Vergangenheit wird jede Zukunft unmöglich machen.

These 10:
Wer in der Natur überleben will, muss Abschied nehmen von jeder Geschichte, die eine zielgerichtete, von übernatürlichen Mächten gesteuerte Heilsgeschichte sein will.

These 11:
Natur kennt keine Geschichte als Heilsgeschichte. Der Mensch in der Natur erfährt schicksalhaft nur das, was er sich selbst eingebrockt hat. Solange die Natur ihn nicht durch unberechenbare Katastrophen vernichtet, ist der Mensch für sein Geschick auf Erden selbst verantwortlich. Die Geschichte der Menschheit ist das Spiegelkabinett seiner Taten. Willst du wissen, Mensch, wer Du bist, schau Deine Geschichte an.

These 12:
Nur der Glaube an die Vernunft kann den Menschen vor seinen aufgetürmten Problemen retten. Beides ist ein Glaube: der Glaube an die Vernunft und der Glaube an die Offenbarung. Jeder Glaube ist von etwas überzeugt, was es noch nicht gibt und erst hergestellt werden muss. Der Glaube an die menschliche Vernunft realisiert sich durch aktive Kraft des Menschen, der Glaube an Gott durch passive Erwartung an eine Fiktion.
Der Glaube an einen Gott kann nur eingeklagt, erbeten und erhofft werden. Der Glaube an die eigene Vernunft muss vom aufrecht gehenden, mündigen Menschen in Eigenregie erfüllt werden. Der Glaube an einen jenseitigen Gott ist ein Glaube an einen Glauben, der Glaube an die Vernunft beruht auf dem Vertrauen in die eigene Lern- und Entwicklungspotenz.

These 13:
Vernunft und Offenbarung sind unverträglich.

These 14:
Kein Mensch hat einen privilegierten Zugang zur Vernunft. Die Vernunft ist das kooperative Denkvermögen der gesamten Menschheit und stellt sich her durch gemeinsame Gespräche unter allen Menschen, die gleichberechtigte Schwestern und Brüder in der Vernunft sind. Päpste und Priester sind unfehlbar und führen keine ernsthaften Debatten mit abhängigen Schäfchen.

These 15:
Nur in Demokratien kann sich Vernunft als Gespräch des Volkes mit sich selbst peu à peu herauskristallisieren. Der öffentliche Marktplatz der Polis ist der Hebammenort gemeinsamer Vernunft, die sich streitend, verstehend, in Versuch und Irrtum, in Konflikten, Übereinstimmungen und Entscheidungen, zum Instrument des Überlebens und guten Lebens heranbildet.
Jeder Mensch hat Vernunft als Gabe der Natur komplett in sich, er muss sie nur, im Widerstand gegen alle übernatürlichen Denkverbote, aus sich herausarbeiten und gelassen und selbstbewusst zur Entfaltung bringen.

These 16:
Die verschiedenen Kulturen, jahrtausendelang von verschiedenen Religionen geprägt, sind von diesen Religionen imprägniert. Der christliche Westen ist keine säkulare, religionsfreie Kultur, sondern mehr denn je von christlichen Strukturen durchzogen. Er hat eine christliche Psychologie, eine christliche Wirtschaft, eine christliche Politik und eine christliche Geschichtsauffassung.
Doch nicht ganz und gar ist der Westen christianisiert, sonst wären wir verloren.
Das Abendland besteht aus zwei Hauptströmungen, die sich seit 2000 Jahren bekämpfen, zu vereinigen suchen und immer wieder in zwei inkompatible Teile zerfallen: dem griechischen und dem christlichen Erbe. Solange der Westen sich die neurotischen Widersprüche seines doppelten Erbes gestattet, kann er nicht einhellig mit sich werden. Eine Kultur, endlos mit sich selber wütend und sich gegenseitig fressend, hat keinerlei Zukunft.

These 17:
Die Erinnerungsarbeit des Westens muss selbstbestimmte von fremdbestimmten Elementen trennen und die Erlösungsreligion für immer als jugendliche Verwirrung im Archiv seiner biografischen Selbsterforschungen ablegen. Auch als Warnung an alle folgenden Generationen, zu welchen Irrtümern die Menschheit fähig gewesen war.

These 18:
Die Menschheit kann nur zusammenwachsen, wenn jede Kultur ihr religiöses oder philosophisches Charakterprofil vorstellt und im Gespräch der Völker ihre Vor- und Nachteile mit Vor- und Nachteilen anderer Kulturen vergleicht, abwägt und beurteilt. Das Motto einer zukünftigen Menschheit, die den Titel einer wahrhaft menschlichen verdienen will, muss sein: Alles prüfet, das Beste behaltet. Jede Kultur hat Sinnvolles und Bewahrenswertes zu bieten, jede muss selbstkritisch vor der eigenen Tür kehren.

These 19:
Die Globalisierung war kein kosmopolitischer Akt, sondern ein chaotisches Entfesseln wirtschaftlicher Giganten des Westens, um mit Hilfe dominanter Ökonomie die Weltherrschaft zu übernehmen.

These 20:
Kosmopolitismus wäre Abschiednehmen vom völkertrennenden Wettbewerbsprinzip zugunsten planetarischer Zusammenarbeit und Verträglichkeit. An die Stelle der Entweder-Oder-Rivalität muss Kooperation aller mit allen treten.

These 21:
Zurzeit herrscht die Sucht jeder großen Nation, alle gefährlichen Rivalen auszustechen und alle schwachen Nationen an die Kette der eigenen Botmäßigkeit zu legen. Nicht die Idee einer weltumspannenden und friedlichen Demokratie hat sich durchgesetzt (wie etwa bei Fukuyama), sondern der Gedanke einer unvermeidlichen Kollision aller Kulturen mit allen, bei der die Giganten sich durchsetzen werden (wie etwa bei Huntington).
Unter der dünnen Attrappe genereller Menschenrechte  die von vielen westlichen Intellektuellen schon begraben wurden  herrscht ein Hauen und ein Stechen um Alles oder Nichts. Oder um die ultimative Weltherrschaft.
Die gigantische Ausspähbehörde der USA hat alle bisherigen Grundregeln souveräner Nationen außer Kraft gesetzt und beansprucht die Alleinherrschaft über den Globus, unterstützt von wirtschaftlichen und militärischen Allmachtsbestrebungen.

These 22:
Wenn jetzt die Weichen in solchen Schicksalsfragen nicht zugunsten der Selbstbestimmung der Völker und Individuen gestellt werden, könnten sich derartig gigantische, bislang in der Geschichte der Menschheit nicht gekannte Supermächte bilden, dass sie alle oppositionellen Bewegungen bereits im Keim ersticken könnten. Das Ergebnis wäre eine Utopie der schrecklichsten Art.

These 23:
Nur wenn dieser Dys-Topie (einer höllengleichen Utopie) eine humane Utopie entgegengestellt wird, kann die Menschheit auf eine humane Zukunft hoffen. Nicht in fremdbestimmter Erlösungserwartung, sondern in freudiger Zuversicht und im Urvertrauen auf eigene Fähigkeiten.

These 24:
Vernunftbegabte Menschen aller Völker: vereinigt euch.