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Tagesmail

Donnerstag, 19. April 2012 – Der Verbrecher und seine Richter

Hello, Freunde der Palästinenser,

wer nach Israel fliegen will, um sich für palästinensische Belange einzusetzen, wird von Fluggesellschaften wie Air-France oder der Lufthansa daran gehindert – die im Auftrag israelischer Behörden agieren. Dann fällt es nämlich nicht so auf, wie viele Aktivisten vor Ort abgefangen, in Haft kommen und wieder abgeschoben werden.

Ausländische Firmen als Hilfsbüttel Jerusalems. Man könnte ja Schwierigkeiten bekommen, das Land anfliegen zu dürfen. 40 Mitglieder der Kampagne „Willkommen in Palästina“ sitzen noch in Abschiebehaft.

Entgegen eigenen Prinzipien wirbt Nestle mit Comics und Trickfilmen für überzuckerte Kinderprodukte. Die Lebensmittelindustrie sorgt für Nachschub bei Ärzten, die den Wonneproppen Pillen gegen Übergewicht verpassen.

Jetzt ist es amtlich. Kassenpatienten müssen bei Fachärzten wesentlich länger warten als Privatversicherte. So muss es sein, sagt Futurologe Horx. Gleichheiten sorgen nur für Chaos und Murx. Es muss wieder Unterschiede und Hierarchien geben, Schwarmintelligenz gehört ins Tierische.

Die Rangskala der Rangskalen im Magazin TIME. Immer wieder von SPIEGEL und BILD freudig begrüßt, wenn Angie auf der Liste zu finden ist. Heuer auf Platz 86. Auf Platz 82 ein Benjamin Netanjahu. 89: Hillary Clinton. Der mächtigste Mann der Welt

immerhin auf Platz 62. Auf Platz 1 ein Basketballer.

In welchem Maße und von wem haben Tagesschreiber sich inspiriert und unterhalten gefühlt? Das war die Frage der Fragen. Die Nummer 1 ist groß, wendig und blitzschnell. Moppel-Ich Merkel ist durch blitzschnelle Wendigkeit bisher noch nicht aufgefallen. Wann endlich kommt Breivik auf die Liste, der die Mediokratie in herausragendem Maße inspiriert, über ihre Rolle nachzudenken?

Vor allem FDP-PolitikerInnen fallen durch erschummelte Doktortitel auf. Sollte die ganze Partei eine Schwindel- und Mogelpackung sein?

In Österreich, das bekanntlich mitten in Europa liegt, denkt man wieder über die Todesstrafe nach. Bei Kinderschändern zum Beispiel. Die bibelfesten Befürworter: „Außerdem heißt es ja „du sollst nicht töten“ und nicht „du darfst nicht töten“. Wozu brauchen wir Salafisten, wenn wir solche kreativen Bibelexegeten haben?

Das Magazin mit der größten Auflage ist nicht mehr der SPIEGEL, sondern LANDLUST. „Bärlauch bringt im zeitigen Frühjahr frische Würze in die Küche“. „Wenn Anfang April die ersten Nestlinge schlüpfen, beginnt für die Vogeleltern eine arbeitsame Zeit.“ „Die Kübelpflanzen wie Oleander, Olivenbäume, Lorbeer oder Zitruspflanzen wollen jetzt an die Sonne und regelmäßig gegossen und gedüngt werden, damit sie zu Hochform auflaufen.“

Was sagt uns der Erfolg eines Magazins mit doppelnamiger Chefredakteurin? Die Menschen wollen keine Hektik mehr, bevorzugen die Wiederholungen des ewig Gleichen. Keine Sorge, auch das protestantische Arbeitsethos kommt nicht zu kurz: Natur ist arbeitsam und will zu Hochform auflaufen.

Auch beim Durchlesen des Magazins kann man sich Zeit lassen, es erscheint nur alle zwei Monate. Eine gelungene Hegel‘sche Synthese aus Hochform und Idylle. Kassenpatienten dürften unter den Bärlauchfreunden weniger zu finden sein.

 

Fortsetzung des norwegischen Bilder- und Schreibeverbots.

Regelmäßig bei schlimmen Gewaltverbrechen verfällt die westliche Presse in Exorzistenfieber mit Selbstmitleid und Fremdgeißelung. Nicht die Angehörigen der Toten, es sind die Gazetten und Kanäle, die am meisten unter dem Monstrum zu leiden haben.

Wie sie‘s machen, ist es falsch. Ausführlich berichten, so knapp wie möglich? Momentan sprechen sie vor allem über sich selbst, in wehleidigem und sich selbstbemitleidendem Ton. Total anders als der Angeklagte, der sich nur wehleidig selbst bemitleidet.

Passiert etwas Schreckliches, geschieht stets dasselbe Ritual. Am dritten Tag berichten die Medien nur noch über sich selbst: welche Bilder sind erlaubt, welche müssen tabuisiert werden? Der Kern des Ereignisses verschwindet hinter der problematisierten Form der Inszenierung.

Das Numinose gibt es in guter und böser Form. Man kann es nicht oft genug wiederholen: laut Heiliger Schrift sind Gott und Teufel identisch und sprechen: Du sollst dir kein Bildnis noch Gleichnis machen, weder der teuflisch vorgereckten Faust noch der „kruden, wirren, plagiierten, in sich selbst zerfallenden“ Botschaft, die dennoch so viel Faszination, nein, nicht auf die ausgekochten Berichterstatter, sondern auf die leicht erreg- und verführbare Schwarmdemenz des Großen Rüpels auszuüben vermag.

Selbst das Faustrecken hat dieser infame Mensch bei ehrbaren Leuten abgekupfert. Im Lande des urfaustischen Strebens muss die Faust zurückerobert werden.

ER zeigt kein Mitgefühl mit den Opfern, Ihn rührt nur die eigene Propaganda, schreibt die einfühlsame ZEIT, voller Mitgefühl mit dem Angeklagten, den sie für einen Täter hält, obgleich alle Täter Opfer sind. Wären Täter keine Opfer ihrer idyllischen Verhältnisse, hätten sie keine Täterkarriere machen können.

Warum rührt Ihn nur die eigene Propaganda? Vielleicht deshalb, weil er in seinem Leben nie ausreichend von Anderen bemitleidet worden ist? Doch die Rede von der kalten, gefühllosen Gesellschaft gehört bei gutgeführten Medien in die Abteilung „Wirtschaft und Gesellschaft“, nicht in die forensische Selbstmitleidsabteilung mit verschärfter Bigotterie.

In Alt-China sollen Eltern bestraft worden sein, wenn ihre Kinder aus dem Ruder liefen. In unserer nächstenliebenden Westgesellschaft werden die Kinder dafür bestraft, weil sie sich die falschen Eltern ausgesucht haben.

Kinder brauchen Führung, sagte gestern bei ZDF-Lanz – kurz vor den heiteren Passagen des Gruppen-Gesprächs – ein lockiger Kinderpsychiater in jovialem Ton. Da werden doch nicht die Führer des kruden Verwirrten selbst verwirrt gewesen sein und in ihrer verwahrlosten Führung versagt haben?

War da nicht von einem Diplomatenvater zu lesen, der sich früh von seinem vielversprechenden Sohn hat scheiden lassen und sich nun rechtzeitig zu spät Vorwürfe macht? Der arme Mann. Nun wird ihm noch sein eigenes Fleisch und Blut aufs Konto gerechnet.

Wenn das nicht eine faschistoide Erziehungskausalität bedeutet, sich für seine Kinder verantwortlich fühlen zu müssen, wo doch jeder selbst in freier Gesellschaft seines Unglückes Schmied ist.

Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Gesellschaft, in der er lebt. Heute wird dieser Satz in allen Variationen auf den Kopf gestellt. Nicht die Gesellschaft ist pervers, sondern diejenigen, die deren Perversion ausagieren müssen, weil sie – horribile dictu – die Schwächsten, Reizbarsten und Empfänglichsten für die perversen Signale der Gesellschaft sind.

Warum heult das Monstrum über seinen eigenen Film, fragt ihn die Staatsanwältin. „Weil ich daran denken musste, dass unser Land dabei ist zu sterben. Und dass meine eigene Ethnie dabei ist zu sterben. Es ist die Sorge darüber, zusehen zu müssen, wie das eigene Land und das eigene Volk dekonstruiert werden.“

Nur Mitleid für sich? Hat das Monstrum nicht Mitleid für sein geschundenes Land, das er retten will? Könnte man nicht umgekehrt von zu wenig Mitleid bei normalen Leuten, empfindungslosen Medien und gefühllosen Wirtschaftseliten sprechen?

Aber die Analyse des Monstrums ist doch völlig falsch und pervers! Wenn sich jemand irrt, gibt es Gründe, warum er sich irrte. Deshalb ist er noch lange nicht gefühllos. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Da könnte jemand zu viel Gefühl, zu viel Mitleid mit seinem Land, ein zu überdimensioniertes hilfloses Helfersyndrom haben, das ihm zum Verhängnis wurde.

Gab es so was nicht schon vor 2000 Jahren, als jemand aus einem unermesslichen Grandiositäts-Ich die ganze Welt retten wollte, dafür zum Märtyrer wurde und aus Rache gegenüber der Undankbarkeit der Welt, sich nicht helfen zu lassen, in endzeitlichen Vernichtungsphantasien endete?

Gibt es nicht in fast jeder Generation einen Jesus-Darsteller, der sich im Katechismusunterricht insgeheim schwor, zum Retter und Heiland seiner Familie, seines Clans, seines Volkes, der ganzen Menschheit zu werden?

Es schlägt die Stunde deutungsaggressiver Psychiater. Wo sind eigentlich die verstehenden Psychotherapeuten, Freudianer, Jungianer, Adlerianer und Gesprächstherapeuten? Die Psychiater dominieren das Feld, von der Kinderdressur – lasst ruhig die Kinder weinen – bis zur Deutungshoheit über Verrückte und Verbrecher.

Da muss ein alter Witz erzählt werden. Woran erkennt man in einer psychiatrischen Anstalt den Fachmann? Daran, dass er den weißen Kittel trägt. Die Psychiater benutzen ihre Krankheitskategorien wie Metzger ihr Hackebeilchen. Sie wollen nichts verstehen, weil es nichts zu verstehen gibt. Organische Gehirndeformationen lassen sich so wenig verstehen wie die Erklärung des Bösen.

Von den Tiefenpsychologen haben sie den inflationären Begriff „Narzisstische Störung“ übernommen, der auf alles passt, was bei drei nicht auf den Bäumen ist.

Der junge Popper, als er noch in Wien lebte, ist an seinem Mentor Adler irregeworden, da der bei allen verschiedenen Fällen, die sein Schüler vortrug, die ewig gleiche Diagnose hatte: Minderwertigkeitskomplex. Popper musste sich zu einem bedeutenden Wissenschaftstheoretiker entwickeln, um in seinem Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ der Psychoanalyse eine doppelt verschanzte Immunisierungsstrategie vorzuwerfen.

Wer alles erklärt, mit immer dem gleichen Etikett, erklärt nichts.

Dass jeder Medienfuzzi sich als Nachschwätzer der Krankenverurteiler betätigt, kann niemanden mehr verwundern. Gestern Abend wusste eine Berliner Obergutachterin in PHÖNIX in Ferndiagnose, ohne ein einziges Wort mit dem Monstrum gewechselt zu haben, dass ER zweifelsfrei eine narzisstische Störung habe, bei vollständig erhaltener Schuldfähigkeit, sonst hätte ER sein Verbrechen nicht so kaltblütig exekutieren können.

ER weine über seine eigene Vortrefflichkeit, wusste ein Rechtspsychiater, er habe keine Empathie und besitze ein aufgeblasenes Bild von sich. Da muss man nur einige Edelgazetten lesen, die Diagnosen aufsummieren und eine Diagonale ziehen, dann kann man sich bereits als forensischer Gutachter niederlassen. „ER wirkt so, als sei seine gefühlsmäßige Kapazität ganz auf seine eigene Person begrenzt.“

Hat man einen Schwerverbrecher, der nicht zur humanen Selbstbeschreibung einer modernen Nation passt, endlich dingfest gemacht, wird er zwiefach gerichtet: einmal durch die Strafe, dann durch das psychopathologische Kainszeichen: Dieses Monstrum gehört nicht zu uns. Er stammt aus einer anderen Welt. Seine kruden Botschaften sind uns völlig unbekannt.

Krude ist das Lieblingswort der Täterrichter geworden. Wenn ihnen sonst nichts einfällt, ist die Botschaft des Unholds roh und im unbearbeiteten Urzustand. Wäre den Damen & Herren eine sublime, fein tarierte, hochkomplex angereicherte Killerideologie lieber, mit vielen Zitaten aus Bibel, Talmud, Koran, Nietzsche, Chamberlain, Rosenberg?

Man kann das Wort des Abscheus über das Monstrum noch wesentlich steigern. Dann landet man bei Arschloch, wie beim dem TAZ-Artikel, der sich vor Arschloch überschlägt. Zu steigern wäre dieses Glanzstück linker Tiefendeutung rechten Frevels nur noch, wenn man alle sonstigen kostbaren Wörter der deutschen Sprache sich ersparte und sich mit der Repetition der ewigen Wiederholung des Arschlochs begnügte.

Reinhard Haller ist Gerichtspsychiater und befindet in SPIEGEL über den Delinquenten. (Das waren noch Zeiten, als im SPIEGEL ein Gerhard Mauz sich über das Innenleben einer fehlgeleiteten Persönlichkeit auslassen durfte. Der noch wusste, dass Täter erst mal Opfer sind, bevor sie zu Tätern werden. Jeder Täter ist Opfer, das kein Opfer mehr sein will und tun muss, als sei er fähig, seiner Opferrolle zu entkommen. Und wenn nicht anders mit dem Flammenwerfer. Niemand käme auf die Idee, zu morden und zu töten, wenn an ihm selbst nicht seelisch gemordet worden wäre. Menschen, die keine Opfer sind, haben keine Chance, Täter zu werden).

Haller befürchtet einen Nachahmungseffekt, wenn allzu opulent in Bild und Ton über das Monstrum berichtet wird. Es gebe eine stille Absprache zwischen Psychiatern und Tagesschreibern, dass über suizidale „Vorkommnisse“ nicht berichtet werde, sagte der oben zitierte Experte. Der Nachahmungseffekt sei eminent. Desgleichen auch bei Amokläufen.

In den Kreis der Tabus, die es bei uns nicht gibt, wäre auch die Berichterstattung über Finanzschwindel, Wetter- und Klimakatastrophen einzuschließen – und überhaupt alle apokalyptischen Gefahren, die sich die Gattung selber eingebrockt hat. Da berichten sie tagtäglich über Katastrophen in der Welt, um ihr Publikum bei Laune zu halten und Herrn Professor Hörisch nicht mit Gutem zu langweilen, aber über Katastrophen darf nicht berichtet werden?

Gibt es denn schon eine geheime Liste über aufbauende und negative Desaster? Hier zeigt sich das Misstrauen der Eliten in die psychische Stabilität der demokratischen Öffentlichkeit, die sie zwangsbeglückend-patriarchalisch von allem fern halten wollen, was den unmündigen Schäfchen schaden könnte. Wir leben längst in einer Mischung aus Platons Zensurstaat und Orwells 1984.

Schon der Laie könne erkennen, dass das Monstrum wahnhaft ist. Da muss ich ein verdammter Experte sein, dass mir diese laienhaften Einsichten nicht zu Gebote stehen.

Was ist ein Wahn? Wenn einige Verrückte auf die Idee kommen, per Krieg am Hindukusch, im Irak oder Iran, Frieden zwischen den Völkern zu „implementieren“? Wenn einige des Wahns sind, auf den Mond und Mars zu düsen, um bei Kollaps der Menschheit auf Erden eine neue zweite Heimat zu erobern? Gibt’s noch was Gehirnverbrannteres?

„Die völlige Gemütskälte, die Mitleidlosigkeit, nicht die Spur einer Reue“ – das sollen untrügliche Zeichen von Wahn sein? Dann sind alle ökonomischen und politischen Welteliten wahnhaft, die massenhaftes Elend über Mensch und Natur bringen.

Er habe der Menschheit einen Dienst tun wollen: wahnhaft? Okay, alle Albert Schweitzers, Gandhis, Mütter Theresas, Erlöser am Kreuz, Entwicklungshelfer e tutti quanti – alle in die Psychiatrie zu Professor Haller, dass er sie von ihren paranoiden Menschheitsverbesserungswahnideen heile. Vielleicht mir der hochtherapeutischen Lektüre von Darwin, Malthus, Stalin, Hitler und Pol Pot?

War er nicht ein hoffnungsloser Aufschneider, Versager und Gescheiterter, der sich eine schreckliche Heldentat ausbrüten musste, um als Herostrat in die Schlagzeilen zu kommen? Nicht zu leugnen. Doch, halten zu Gnaden, kein Vergleich mit jenen Karrieristen und Lebensmittel-Zockern, die nicht nur 70, sondern Hunderttausende von Menschen in Not und Tod bringen?

Hat der Mensch einen freien Willen, ist er überhaupt schuldfähig? Darüber könne sich die Justiz kein eigenes Urteil erlauben, so Haller. Sie müsse einen „pragmatischen Standpunkt“ einnehmen, um handlungsfähig sein. Dennoch halte sie grundsätzlich daran fest, dass der Mensch im Allgemeinen frei sei. (Pragmatisch und grundsätzlich sind Gegensätze, Herr Rechtsgutachter). Es sei denn, er habe eine narzisstische Störung am Backen.

Pragmatisch bedeutet hier, mit der Theorie eines Thomas von Aquin wird der Mensch zu einer biografielosen Entscheidungsmaschine mutiert, die sich willkürlich einmal so und einmal anders entscheidet. Das war die Lehre von einem Gott über allen Gesetzen der Vernunft, dessen absolute Freiheit in absoluter Willkür besteht .

Wer einen solch göttlich freien Willen hat, liebt an einem Tag seine Nächsten wie sich selbst und schießt sie am nächsten Tag über den Haufen. Auf diesem morschen mittelalterlichen Fundament hat die moderne Justiz ihr Rechtsgebäude errichtet und ist nicht in der Lage, sich im Geiste neuer Erkenntnisse fortzuentwickeln.

Was ist der Unterschied zwischen einem Fanatiker und einem Wahn-Sinnigen? Den Fanatiker zeichne noch ein gewisses Realitätsbewusstsein aus, der Wahnkranke hingegen ist jenseits von Gut und Böse. Erkennbar daran, dass er sein ganzes Leben und Handeln nach einer Idee ausrichte.

Dann müssten alle Idee-alisten, in der Adenauerzeit noch hoch gerühmt, zu Vollidioten geworden sein. Als da sind alle Schwärmer, die die Idee von einer besseren Welt, von Gerechtigkeit und Frieden noch nicht in der nächsten Mülltonne entsorgt haben.

Fazit: Im Fall Breivik will die Gesellschaft sich von ihrem Wahn befreien, indem sie ihr eigenes Gewächs verleugnen und zu einer Giftpflanze aus einem ganz anderen, fremden und bösen Revier verfälschen muss.

Alle Krankheiten, körperliche und seelische, sind unbewusste Ausdünstungen der Widersprüche einer desolaten Gesellschaft, die von den Sensibelsten, Unglücklichsten und Trotzigsten aufgenommen und gegen die Gesellschaft in Militanz zurückgewendet werden.

Der Täter hält eine Gesellschaft für böse, die ihn zwingt, im Dienste des Guten „böse“ zu werden. Wie Hitler und Judas muss er den Schein des Bösen auf sich nehmen, um den Fortgang des Guten zu bewirken. Im religiösen Fundus der Gesellschaft findet er genügend Vorbilder, die nichts anderes taten, als die böse Welt mit Gewalt dem Heil zuzuführen.

Zurzeit erleben wir die medial-gleichgeschaltete Selbstreinigungsorgie einer Gesellschaft, die an allem unschuldig sein will. Das Stück heißt: Der Verbrecher und seine scheinheiligen Richter, die den Sünder mit Abscheu angiften, als sei er ein noch nicht festgestelltes wildes Tier.

Sage mir, wie eine Gesellschaft ihre Kranken und Verbrecher traktiert und ich sage dir, wie krank und verbrecherisch die Gesellschaft ist. 


Zum Breivik-Gesamt-Kommentar siehe: Kontroversen – Der Fall Breivik