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Donnerstag, 07. Februar 2013 – Der Herd als Forum

Hello, Freunde der Erde,

Terra Mater ist überwältigend schön, schwärmen Astronauten, die die Erde aus riesiger Distanz wahrnehmen. Der ESA-Astronaut Christer Fuglesang: „Es sei „überwältigend“, die Erde bei einem Weltraumspaziergang zu betrachten, sagt er. Diese Momente machten ihn „zugleich aber auch demütig“.

Aus riesiger Entfernung macht Schönheit demütig, aus der Nähe hochmütig? Dann sollten alle Menschen einmal im Leben obligat in den Orbit geschossen werden, um ihren Hochmut gegenüber der Mutter Erde abzulegen. Distanz schafft Freundschaft und Weisheit.

Aber warum demütig? Warum nicht stolz? Werde ich demütig, wenn ich eine schöne Frau sehe oder bin ich hingerissen von den Müttern des Menschengeschlechts? Demut ist erzwungene Kleinheit, die beste Voraussetzung zum Hochmut. Nur Minderwertige müssen sich allmächtig fühlen.

Gottgleichheit werfen dreiste Priester (wie Ex-Bischof Huber) der säkularen Moderne vor. Haben sie vergessen, in welchem Heiligen Buch die Gottebenbildlichkeit des Menschen propagiert wird, zusammen mit ihrem komplementären Gegenteil, der kreatürlichen Nichtswürdigkeit?

Warum kraxeln Hochmütige auf die Berge? Um ihre Kleinheit zu besiegen. Warum bauen sie ihre Häuser mit grandioser Aussicht über Land und Meer? Wegen der imperialen Perspektive der Feldherren, die das Schlachtfeld überschauen wollen, die beherrschte Natur, die untertane Erde. Ganz oben auf dem Berg steht das Kreuz, das die Welt

überwunden hat – bei Caspar David Friedrich. Der Wanderer über dem Nebelmeer in Herrscherpose, er hat sich die Erde mit dem Feldherrnstab gefügig gemacht.

Das Kreuz, das Tod und Teufel besiegt hat, leuchtet in Stahlgewittern über die Welt. Die Szenerie des Tetschener Altars bezieht sich auf die Versuchung Jesu durch die Schönheit der Welt. „Wiederum nimmt ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihre Herrlichkeit und sagt zu ihm: Dies alles will ich dir geben, wenn du dich niederwirfst und mich anbetest. Da sagt Jesus zu ihm, Hinweg, Satan. Denn es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm allein dienen. Da verlässt ihn der Teufel, und siehe, Engel traten herzu und dienten ihm.“

Hier haben wir alles beisammen: verbotene Schau- und Herrscherlust, versteckt hinter der Demutsgeste. Jesus darf sich nicht der Natur erfreuen, sonst wird Vatern im Himmel eifersüchtig. Also darf er die Schönheit der Welt nur schauen, indem er sie nicht sieht. Hätte er Deutsch gesprochen, hätte er seinem Erzfeind Sexismus mit der verführerischen Mutter Erde vorwerfen können.

Jesus als Pantokrator hinter einer demütig leidenden Kruzifixpose. Der wahre Herrscher der Welt widersteht dem falschen Herrn, dem Teufel, doch seine Triumphgefühle muss er noch im Modus des Leidens verbergen. Noch ist seine Zeit nicht gekommen. Noch müssen die Kopfnickerköpfe gesenkt werden, damit niemand am Glitzern der Augen den finalen Triumph erkennen kann.

Kaum aber ist der Widersacher zum Teufel gegangen, wird die Leidenspose fallen gelassen. Die Engel, seine Bodyguards mit dem Flammenschwert, treten zu ihm und dienen ihm: dies ist der wahre Herrscher der Welt. Menschen, kniet nieder. Himmlische Drommeten und Halleluja. Das Kreuz wird zur Krone, der Leidende zum Herrscher des Alls.

Was für eine Absurdität. Mit technischem Riesenaufwand muss der Mensch ins All geschossen werden, damit er die schöne Natur erkennt. Wie wär‘s mit Natur aus intimer Nähe, direkt vor Deinen Augen? Schau aus dem Fenster, hast Du schon den Baum erblickt? Jetzt noch wintergrau und unscheinbar, in wenigen Wochen hat er für DICH seine Blätter angelegt. Er wird alles geben, um Dir zu gefallen und Schutz und Schatten zu schenken, Du blinder Narr.

Pogrome gegen Priester, sieht der Großinquisitor des Papstes über die arme wehrlose Kirche kommen. Angriff ist die beste Verteidigung. Die Schändung der Kinder in den heiligen Hallen der Kirche soll aus den Augen, aus dem Sinn.

Die Kirche hat einen guten Magen, hat viele Menschen aufgefressen und hat noch nie sich übergessen, die Kirche allein, meine lieben Nonnen, hat die Herrschaft über den Menschen gewonnen.

Die Kirche hält sich stramm an Luthers Maxime: sündige tapfer, nur glaube.

Zur Abwechslung mal bei den Nonnen im katholischen Irland. Mareen Sullivan kam mit 12 in den Orden zum Guten Hirten. „Die Nonnen nahmen ihr die Bücher weg, ersetzten ihren Namen durch eine Nummer und steckten sie in die Wäscherei. Dort musste sie zwölf Stunden täglich ohne Bezahlung schuften. Wenn sie zu langsam arbeitete oder mit einem anderen Mädchen redete, stießen ihr die Nonnen ein Kreuz in die Rippen und beschimpften sie. Zu essen bekam sie Brot und Tee, manchmal etwas Bratfett. Kontakt zur Außenwelt wurde strikt unterbunden. Nach sechs Jahren kam Sullivan frei. Sie lebte jahrelang auf der Straße. Einmal versuchte sie, sich umzubringen.“

Nicht nur Priester, sondern glaubensstarke katholische Polizisten sorgten dafür, dass die Kinder der Rute der Nonnen nicht entfliehen konnten. Staat und Kirche standen in Eintracht auf gemeinsamem Boden christlicher Werte. Die heute 60-jährige Mareen gehört zu den 10 000 Mädchen und Frauen, die zwischen 1922 und 1996 in den Heimen der Nonnen wie Sklavinnen gehalten wurden. Ralf Sotschek in der TAZ.

Es gibt Theologen, die dreist behaupten, die Sklaverei sei von den Kirchen aufgehoben worden. Natürlich haben sie immer mal einen Menschen, dem die Augen übergehen, wenn er sah, was seine Glaubensgenossen mit der Fabrikware Mensch anstellten. Da gab es einen deutschen Priester, der für einen andern Menschen ins KZ ging. Prompt ist die ganze Kirche ein Nest voller Märtyrer und Widerständler gewesen. Der zuständige Bischof hatte den „Idealisten“ noch gerüffelt, bevor er die SA-Horden ins Münster begleitete und ihnen den Segen des Herrn gab.

In Frankreich gab es Arbeiterpriester, die das armselige Leben der unteren Malocherschichten teilten. Als die Taten der Solidarität publik wurden und das Licht der französischen Bischöfe – die aus purer Solidarität das Luxusleben des Adels teilten – durch die Medienberichte in den Schatten gestellt wurden, war das Ende der Arbeiterpriester gekommen. Sie mussten zurück ins normale Parasitenleben des Klerus.

Der Dominikanerpriester De Las Casas war von der Schinderei der indianischen Urbevölkerung durch seine bestialischen Landsleute so erschüttert, dass er viele Schriften dagegen schrieb. Als Ersatz für die arbeitsuntauglichen Indios empfahl er die Versklavung robuster Nigger aus Schwarzafrika. Heute gilt der Pater als Held der Menschheit und Vorerfinder der Menschenrechte.

Petrus Claver war spanischer Jesuit, Missionar, der in Südamerika die einlaufenden Schiffe erwartete und die Sklavenmassen mit Lebensmitteln und Süßigkeiten bewirtete, sie medizinisch behandeln ließ, bevor er etwa 300 000 Taufen spendete und seine Wohltaten durch Konversion zum katholischen Glauben bezahlen ließ. Er ist der Schutzheilige Kolumbiens und gilt seit 1985 als Patron der Menschenrechte.

Die wenigen Guten der Kirche, zumeist Priester aus dem Volk, die es fertigbrachten, trotz des Evangeliums ihr Menschsein nicht zu verlieren, müssen herhalten, um das Image der liebenden Kirche in toto zu stützen. So schlängelt und lügt sich die Kirche durch ihre gesamte Unheilsgeschichte.

Zum ersten Mal nahm die irische Regierung zur Sklavenhaltergesellschaft der Papisten Stellung. „Von Entschädigungen war jedoch keine Rede, als der konservative Premierminister Enda Kenny am Dienstagabend Stellung zu dem Bericht nahm. Er sprach nicht mal eine formale Entschuldigung aus.“ Tschuldigung für diesen Pogrombericht gegen die reine Menschenliebe der Priester, Erzbischof Gerhard Müller aus Regensburg! (DER SPIEGEL)

 

Männer verteilen großzügig ihren Samen, zeugen Kinder und verdünnisieren sich. Nicht nur die Großlieferanten der Samenbanken, deren Anonymität jetzt durch einen Gerichtsbeschluss aufgehoben wurde. Juristisch zu Recht, wie Christian Bommarius in der BLZ bemerkt.

Wir sind nicht mehr auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft, wir sind am Ziel angekommen. Die Väter sind aus dem Leben der Kinder verschwunden. Bevor die Kinder morgens zum Frühstück kommen, sind die Väter bereits aus dem Haus. Wenn sie abends nach Hause kommen, sind die Kinder im Bett. Einmal im Jahr spielen sie den Weihnachtsmann und ihre Kinder fürchten sich vor dem fremden Mann. Das war euer Vater, sagen dann die Mütter, der euch liebt und nichts Höheres kennt als seine Familie.

Wo verstecken sich denn die Väter? Tagsüber hausen sie in arbeitsgeteilten Männerhorden und wenn sie nicht schwer malochen dürfen, geht’s ihnen schlecht. Mit dem Ablassgeld, das sie als Knechte anderer Männer verdienen, halten sie sich ihre Fern- und Fremdfamilien, die sie emotional nur brauchen, wenn ihnen gekündigt wird. Wenn sie von den Stärksten der Männerhorden an die Luft gesetzt wurden. Dann gehört Vati wieder der ganzen Familie die ihn nur schwer erträgt, denn der Arbeitslose lässt seine miese Stimmung an der ganzen Familie ab. Dann ist aus dem unbekannten Vater der bekannte Loser der Familie geworden, den diese schnell wieder loswerden will. So genau wollte die Familie ihren Mann und Vater nun auch nicht kennen.

Man denkt, die Samenspender seien eine kleine Clique voller Mitleid für zeugungsunfähige Männer oder weibliche Singles. Im Prinzip aber würden die Menschen dieser Kultur ihre Väter kennen. Ihre leiblichen schon. Aber nicht den, der der wahre Vater aller Menschen sein will und die Väterschaft der irdischen Männer verbietet: „Nennet auch niemand auf Erden euren Vater; denn einer ist euer Vater, der himmlische.“

Wer ist der Vater, von dem alle Dinge sind? Als Moses seinen Gott fragte, was soll ich den Israeliten sagen, wer mich geschickt hat, welches ist sein Name? Antwortete der Gott: Ich bin, der ich bin. Sag den Israeliten, der „Ich bin“ hat mich zu euch gesandt. Mit solchen anonymen Tricks kann jeder Zeuger sich den Alimenten entziehen. Der schlaue Odysseus nannte sich Niemand, um den einfältigen Zyklopen zu überlisten. Niemand hat mich angegriffen, schrie der Zyklop um Hilfe, da waren seine Kollegen beruhigt und gingen wieder.

Gott will der einzige Vater aller Menschen sein, kein irdischer Zeuger soll sich Vater nennen. Das christliche Abendland lebt in einer vaterlosen Gesellschaft. Die biologischen Väter dürfen keine sein, der wahre Vater im Himmel ist namen-, bild- und ortlos. Ich bin, der ich bin, ist genau genommen eine Frechheit. Der Schöpfer der Welt entzieht sich der Identifizierung, der Voraussetzung aller Verantwortlichkeit.

Wer hat diese Idiotenwelt erschaffen? Der Ichbin. Wer hat das Böse erschaffen? Der Ichbin. Redundant ist eine Nachricht, die keine Information enthält. Gottes Selbstbezeichnung ist redundant, also inhaltslos. Der Urmensch gab allen Tieren im Paradies einen Namen. Die Namengebung war Zeichen seiner Herrschaft über Pflanzen und Tiere. Über Gott darf der Mensch keine Macht haben, sonst wäre jener nicht allmächtig.

Gegenüber der Natur ist der Mensch allmächtig, gegenüber Gott ohnmächtig. Flapsig könnte man sagen: nach unten treten, nach oben buckeln, das ist das Gesetz des Glaubens.

Wer war der Vater des Erlösers? Da könnte jede kommen und sagen: der Heilige Geist hat mich bei Nacht und Nebel überschattet. Heute geschieht solches mit KO-Tropfen und ist ein Verbrechen. Wenn ein Gott dasselbe tut, ist es ein Wunder. Früher war es üblich, einen unehelichen Bankert einem geilen Zeus in die Schuhe zu schieben oder einem Fürsten, der auf seinem Recht der ersten Nacht bestand.

Pater semper incertus, heißt so viel wie: welcher Pater das Weib zu Hause schwängerte, wenn das Bäuerlein auf dem Felde war, konnte man schwer feststellen, zumal es noch keine DNA-Methoden gab. Mater certa. Die wahre Mutter hingegen war immer sicher.

Womit wir am zentralen Geheimnis der christlichen Religion angelangt wären. Wer ist der Vater der Menschen, der Gläubigen, der Auserwählten, der Frommen, ja der Unfrommen und Heiden? Der Ichbin. Wir wissen es nicht, Er sagt es uns nicht.

Die Erfindung der Erlösungsreligion ist der Übergang von der sicheren Mutter des Matriarchats zum unsicheren Vater der Männerhorden, die es nicht länger ertrugen, dass sie beim Kindermachen keinerlei Wichtigkeit zu haben schienen und aus Eifersucht den Weibern die Zeugungsurheberschaft entrissen. Ganz und gar konnten sie die Geburtsfähigkeit der Frauen nicht verleugnen. Doch sie konnten sie zur minderwertigen erniedrigen und eine zweite Geburt, die Wiedergeburt als wahre Geburt des Menschen ausrufen. „Wenn jemand nicht neu geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“

Als Nikodemus die naheliegende Frage stellte: wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? antwortet der Herr: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren ist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Ihr müsst von oben neu geboren werden.“ ( Neues Testament > Johannes 3,1 ff / http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/3/“ href=“http://www.way2god.org/de/bibel/johannes/3/“>Joh. 3,1 ff)

Da haben wir den Salat mit dem Geist und keine Feministin protestiert gegen den gigantischen Sexismus unter dem Etikett der Religion. Alles, was die Frau gebiert, ist wertlos wenn es nicht durch eine Wiedergeburt des Mannes geadelt und geheiligt wird. Eine schlimmere Entwertung des Weiblichen kann‘s nicht geben. Und dies unter dem Namen Geist.

Der Geist ist Widersacher der Seele, wie Ludwig Klages schrieb? Geist war für ihn kalte Vernunft, Seele und Leib waren eine Einheit. Nein, Geist ist der religiöse Geist, der sich die Natur unterwirft. Geist ist das Gegenteil der Vernunft: der über- und antinatürliche männliche Geist über der weiblichen Natur.

Wenn die Menschheit davonkommen will, muss sie ihre Kultur des Geistes gegen die Natur beenden, sie muss die Erlöserreligion ad acta legen. Nur Natur in Gestalt der Frau kann Leben hervorbringen. Der Geist hat sich die Symbole des Zeugens erschlichen, indem er sich eine zweite männliche Geburt ausdachte.

Der Kapitalismus ist Teil männlicher Geistkultur, die sich paradoxerweise mit materiellen Mitteln die materielle Natur unterwirft. Vor Jahren unterschied man zwischen praktischem und theoretischem Materialismus. Der letztere war der Sozialismus, der erste der Kapitalismus mit seiner materiellen Produktinflation. Materie ist das Weibliche, die Gegner des Materialismus hassten das Weibliche.

Inzwischen ist der theoretische Materialismus verschwunden, der praktische hat die Welt erobert. Doch der praktische ist kein Materialismus, sondern ein Spiritualismus. Geist heißt Spiritus und Spiritus hasst das Fleisch. Fleisch ist das Materielle auf biblisch. Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach, bedeutet: der männliche Geist wäre gern vollkommen, doch das Weib oder das Fleisch hindert ihn, perfekt zu werden.

Das Weib ist Fortschrittsbremse oder das Perfektionshindernis für den Menschen. Also muss das Weib unschädlich gemacht oder ausgerottet werden. Das betrifft nicht nur den christlichen Kulturkreis. Wie viele weibliche Föten werden täglich überall auf der Welt getötet und abgetrieben?

Die westliche Kultur erledigt den Kampf gegen das Weib eleganter und dezenter. Mit viel Geist werden technische Apparate erfunden, um die altmodische Gebärweise der Frau überflüssig zu machen. Die Frau als Erzieherin soll überflüssig gemacht und in die Industrie gelockt werden, dass der Mann als abwesender Vater nicht ins Hintertreffen gerate. Der schlechte Vater fühlt sich entlastet, wenn die Mutter so schlecht wird wie er.

Wir sind auf dem Weg zur elternlosen Gesellschaft. Die Kinder haben das Nachsehen. Sie werden zur lästigen Population, die den schnurrenden Betrieb des Profitmachens stört. Im Mittelalter waren Leben, Arbeit, Familie, Eltern und Kinder eine Einheit. Die Kinder sahen, was die Eltern taten und wuchsen wie von selbst ins Leben.

Der Frühkapitalismus begann mit der Arbeits- und Lebensteilung, indem zuerst der Vater außer Hauses musste und sich Frau und Kindern entfremdete. Arbeitsteilung wurde zur Lebensteilung, die Familie wurde getrennt. Das Malocherleben des Mannes entfernte sich vom Leben der Restfamilie.

Es entstand der Kontrast zwischen kalter Gesellschaft und familiärer Nestgemeinschaft und führte zu zwei kollidierenden Moralen: der Moral der gegenseitigen Hilfe und der Moral des beinharten Wettbewerbs. Diese Zerrüttung genügt dem männlichen Geist noch immer nicht. Die Familie muss vollends zerbrochen werden, auch die Mutter muss sich dem Kind entfremden. Natürlich immer unter rationalen Gründen der Lebenssicherung.

Das Einkommen des Mannes wurde so lange geschrumpft, bis es zur Existenzsicherung der Familie nicht mehr reichte. Die Frau muss extern arbeiten, sonst geht’s der Familie schlecht.

Das Leben am Herd, einst der Mittelpunkt des Clans, wurde diffamiert, als sei Herd identisch mit sozialer Isolierung. Das Gegenteil ist der Fall. Der Herd ist das Zentrum einer lebendigen Gruppe, die von der Industrie nicht ferngelenkt werden kann. Für die Großfamilie war der Herd, was die Agora für die Polis war: das Forum, die Begegnungsstätte, das Zentrum einer vitalen Urzelle.

Früher war die Küche der wichtigste Raum des Hauses, heute ist sie zu einer winzigen Maschinenzelle degeneriert. Die Menschen können sich in eigenen vier Wänden nicht mehr treffen. Sie müssen ins Außerhäusige, wo sie nur noch gegen Geld geduldet werden. Der Herd war eine politische Einrichtung, denn an der Feuerstelle wurden Gott und die Welt erörtert. Der Herd ist keine Isolierzelle für eine Mutter-Kind-Dyade, sondern der anheimelnde Treffpunkt der Gemeinde, an dem über die Probleme der Gesellschaft palavert werden konnte. Der erwerbstätige Mann ist fast vollständig der Politik entzogen.

Den Besserverdienenden wird das Gemeinwesen immer suspekter. Sie verstecken sich hinter vermauerten Parallelwelten, die dem Staat misstrauen und die Demokratie zunehmend ablehnen.

(Wer gated communities in einer Demokratie genehmigt, ist ein ökonomischer Feudalist oder ein verbrecherischer Oligarch. Wenn sich zwei Parallelgesellschaften unverbunden, ja feindlich gegenüber stehen, ist eine Gesellschaft nicht mehr möglich. Dass die Besserverdienenden den Sozialstaat ablehnen, hängt auch mit der Entfernung der einen Schicht von der andern ab. Wer die Nöte der andern Schicht nicht mehr unmittelbar vor Augen hat, muss sie als Parasitenschicht dämonisieren. Wer vis à vis lebt, müsste unmenschlich sein, wenn er den hartherzigen Egoisten spielen könnte.)

Die nächste Stufe der Lebensteilung exerzieren die Eliten schon heute: ihre Kinder werden in pädagogische Provinzen ausgelagert, weil die überlasteten Eltern keine Zeit für sie haben. Versteht sich von selbst, dass die Internate der Unterschichten Gefängnisse sein werden wie Amerika es uns längst vordemonstriert. Nicht das Kind in seiner freien Entfaltung steht im Mittelpunkt des Kapitalismus, sondern naturschädliche Geldbeschaffungsmaßnahmen.

Es darf keinen Freiraum, keine Freizeit mehr geben, in der die Menschen machen können, was sie für richtig und wichtig halten. Freizeit ist Muße, kein Müßiggang. Genau dies soll der Mutter durch Erwerbsdespotismus genommen werden. Wenn schon der Mann sich nicht politisch betätigen kann, soll demokratische Mitbestimmung auch der Frau genommen werden, indem sie als unpolitisches Dummerchen am Herd verhöhnt wird.

Dass die Mutter noch die letzte, über ihre Zeit verfügende Person in dieser Gesellschaft war, wird unter den Teppich gekehrt. Dasselbe beträfe den Mann, wenn er seine Vaterzeit beanspruchen würde. Die paar Monate Väterzeit sind nur jämmerliche Alibizeiten.

Selbst wenn alle Kitas, Schulen auf höchstem Niveau der Pädagogik wären gäbe es dennoch ein grundsätzliches Defizit beim externen Erziehen der Kinder: die aushäusigen Eltern hätten keine Chance mehr, sich von ihren Kindern erziehen zu lassen. Die beste Erziehung ist die wechselseitige. Kinder sind intelligenter als ihre Eltern, sehen die Welt unbefangener und schärfer.

Davon wollen heutige Autoritäten nichts wissen. Sie ersticken den frischen Blick der jungen Generationen, von dem sie Wesentliches lernen könnten. Sie selbst wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll und flüchten in den Rausch des Immer schneller und Immer weiter.

Die Kinder spüren, dass ihnen die Zukunft genommen wird. Ihren bohrenden Fragen wollen die Erwachsenen entfliehen. Die Kultur des Geistes ist die Kultur der Spaltung des Menschen in Vereinzelte, die sich gegenseitig keine Rechenschaft mehr abgeben müssen.

Fazit: nicht nur der himmlische Vater ist abwesend, anonym und für nichts verantwortlich. Auch die irdischen Väter ahmen ihren Vater im Himmel nach, indem sie im Alltag nicht mehr vorhanden sind. Die Foren der Gemeinschaft werden immer leerer.

Nun soll auch die Mutter dem Kind und der Gemeinschaft entrissen werden, indem man sie der Ökonomie unterwirft. Wenn jeder gegen jeden kämpft, hat sich das Wort Jesu erfüllt: „Und jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen verlassen hat, der wird es vielfältig im illusionären Himmel ererben.“

Wenn der Mensch seine vertraute Welt verlassen hat, um dem Geist zu folgen, hat er das Raumschiff Erde aufgegeben.