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Die Popen lassen sich von ihren Schäfchen durchfüttern

Hello, Freunde der Armut,

alle Linken wollen die Armut abschaffen. Doch wenn sie fromm sind, wollen sie Deutschland in ein armes Land verwandeln. In ein absolut armes oder nur ein relativ armes Land? In einem absolut armen Land herrscht Elend, es wird gehungert, viele Menschen sind krank und sterben, weil ihnen das Nötigste fehlt.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges war Deutschland arm, aber nicht so arm wie Länder, in denen es keine Bauern gibt, die sich selbst ernähren können. Kannte man in Deutschland im Jahre 1945 einen Bauern, war man aufs Land evakuiert, musste man wenigstens nicht verhungern.

Die letzte große Hungersnot in Europa war in Irland zwischen 1845 und 1852, als wegen Kartoffelfäule das Hauptnahrungsmittel der von den Engländern unterdrückten Katholiken ausfiel. Eine Million Iren – etwa 12% der Bevölkerung – starben. Zwei Millionen gelang die Auswanderung nach Amerika, wo sie – zusammen mit den Deutschen – nicht willkommen waren.

In einem relativ armen Land muss niemand um sein Leben fürchten. Das Überleben ist gesichert. Aber auch das gute Leben? Nach Aristoteles wurde der Staat gegründet, um das Überleben zu sichern. Dessen Endzweck aber ist das gute Leben, das man am Glück der Menschen erkennt.

Das gute Leben beginnt, wenn das Überleben gesichert ist. Wenn man nicht mehr

fürchten muss, aus Not zu darben oder in Ängsten seine Lebenszeit mit not-lindernder Maloche zu verbringen. Auf dieser Stufe ist man nur Sklave seiner Bedürfnisse und Zwänge.

Das gute Leben beginnt erst mit der Freiheit selbstbestimmter Tätigkeiten. Das wäre Muße, die mit Müßiggang nichts zu tun hat. Allerdings stellt sich die Frage, wer in einer Muße-Gesellschaft fürs notwendige Überleben sorgt. Dafür sollten bei Aristoteles Sklaven eingesetzt werden, die zum freien Leben nicht fähig sind und eine straffe Hand brauchen. (Sklaven sollte man menschlich behandeln, sagte der Philosoph. Seine Haussklaven waren keine niederen Sklaven im Bergwerk, die geschunden wurden.)

Aristoteles’ Verachtung der lebenssichernden Arbeit wurde von anderen Griechen nicht geteilt. Es ist Hass des christlichen Kapitalismus, der den Griechen Faulenzerei und elitären Snobismus vorwirft. Die wenigsten Philosophen hatten einen gesicherten Besitz, um sich sorgenfrei der Ausbildung ihres Kopfes widmen zu können.

Kyniker mussten nicht selten nachts arbeiten, um am Tage an den Disputationen und Vorlesungen ihrer Philosophenschule teilzunehmen. Hesiod lobte die anstrengende Arbeit auf dem Feld. Bis weit in römische Zeiten hinein war Arbeiten auf dem Landgut eine der vornehmsten Betätigungen der Eliten. Auf dem Feld zu arbeiten war das antike Äquivalent zum heutigen Golfspielen.

In Tolstois Anna Karenina erlebt der reiche Gutsbesitzer Ljewin den Rausch der körperlichen Arbeit bei der gemeinsamen Ernte inmitten seiner Bauern. Auch Sokrates war weit davon entfernt, körperliche Arbeit zu verachten. Wovon er seine eigene Familie ernährte, ist bis heute unklar. Kleines Vermögen? Zuwendungen reicher Gönner? In seiner Jugend hatte er als Bildhauer gearbeitet, bevor er sich einem philosophischen Leben „in Müßiggang“ zuwandte. Seine Familie hat er vernachlässigt, sonst hätte seine Frau Xanthippe nicht den Ruf einer zänkischen Megäre erhalten können.

Kein Wunder, dass viele Denker keine Ehefrauen und Familien hatten. Denken, Überleben und Familie ernähren ist in ökonomisch dominierten Gesellschaften ohne Unterstützung von Freunden und Gönnern unmöglich. Denken ist kein dandyhaftes Hobby, sondern eine Leidenschaft. In Gesellschaften, in denen Sorge, Angst und Not dominieren, kann kein Denken aufkommen. Menschen, die den ganzen Tag unter unwürdigen Umständen schuften müssen, können nicht nebenbei Revolutionen anzetteln. Dazu haben sie den Kopf nicht frei genug, um dem bestehenden Unrecht eine durchdachte Alternative gegenüberzustellen.

Wie so oft sprach Marx Unsinn, als er die Revolutionsbereitschaft der Lohnabhängigen vom Maß des Elends abhängig machte. Das ist Bergpredigt, aber keine nüchterne Psychologie. Selig sind, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden. Wo? Im Himmel – oder im Reich der Freiheit, dem Himmel der Marxisten.

Alles ist gut, wenn alles gut geworden sein wird. Bis dahin ist alles Anarchie, Vorgeschichte, Sündenstaat. Absolut nichts, woran man sich halten kann. Keine Demokratie, keine Moral, keine Menschenrechte. (Das Böckenförde-Diktum, wonach weltliche Demokratie keine verlässliche Moral besitzt, ist nichts als „christogener Marxismus“. Ohne Voranleihe bei jenseitigen oder utopischen Himmeln läuft nichts im demokratischen Lazarett.)

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel. Es soll Linke geben, die täglich darauf warten, dass die repressive Polizei – Büttel des Staates – ihre Tür aufbricht um sie hopps zu nehmen, damit sie dem Schweinesystem fluchen dürfen. Die „Geschichte“ muss dem Menschen entgegenkommen – so Salonrebell Habermas in feinem Gelehrtendeutsch –, damit der Mensch der Geschichte ein wenig unter die Arme greifen kann.

So sitzen sie in ihren Gelehrtenstuben, umringt von mehreren Metern Marx und Lenin, und warten, bis die Geschichte, wie der Messias, an die Türe klopfen wird, um ihre Jünger zu selektieren. Und wenn sie nicht gestorben sind, sitzen sie noch immer hinter heiligen Büchern und warten auf Godot – oder Mutter Merkel, die sie hoffentlich ins große Boot holen wird, um ihnen zu sagen, was Sache ist.

Ist selbstbestimmtes Mußeleben vereinbar mit einer not-wendenden Überlebensmaloche? Marx wollte die antiken Sklaven durch Maschinen ersetzen und die notwendigen Arbeiten auf ein Minimum absenken, sodass jeder mittags angeln und abends ein kritischer Kritiker sein konnte. (Die pure Kennzeichnung der athenischen Polis als Sklavenhalterstaat bei Marx ist genau so doof wie die Diskriminierung der gottlosen Heiden durch Amerikaner. Die Moderne, immer so stolz auf ihre Alternativen, lässt ausschließlich das kleine Jesulein gelten. Den heidnischen Rest in den Orkus.)

Das Grundproblem kennt jeder, der einmal in einer WG lebte. Wenn die ungeliebten Arbeiten gleichmäßig verteilt sind, hat jeder genügend Zeit, Marx mit Hayek zu vergleichen. Genau dies darf heute nicht geschehen. Das wäre leistungskillende Gleichmacherei und der Tod der Selektion: die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Der wahre Grund ist nicht die Unmöglichkeit, Freiheit und Notwendigkeit miteinander zu verbinden, sondern der unbedingte Wille der Töpfchenbewohner, den Kröpfchenkandidaten das Denken abzugewöhnen.

Eliten brauchen Bedienstete, die von morgens bis abends hasten und rennen, damit sie von keinem sinnvollen Gedanken getroffen werden, der sie auf die Idee brächte, das Schweinesystem abzuwracken und in einen menschlichen Garten zu verwandeln. Also Denk- und Utopieverbot und Akkord-Wahnsinn von morgens bis abends.

Damit nicht nur Papa zum Sklaven des Systems erniedrigt wird, muss auch Mama ran, damit die „Quote der Anstandsdamen in oberen Etagen“ von 29,2 auf 30,001 erhöht wird. Die Quote der Männer an Aldikassen ist nur in Nano zu messen.

Vor dreißig, vierzig Jahren sprach man noch vom Maschinenbonus. Allen voran Jeremy Rifkin – vor kurzem noch Berater von EU-Prodi – in dem Buch „Das Ende der Arbeit“. Heute haben sich die Maschinen vermehrt wie Sand am Meer – wo ist der Maschinenbonus geblieben, der den Menschen sinnlose Maloche abnimmt, damit sie ihren Kopf lüften können?

Seltsam, dass die Linken solche Kleinigkeiten vergessen und nur noch mit Begriffen des Schweinesystems hantieren können. Doch der Mensch lebt nicht vom Mindestlohn allein, sondern auch von jeglichem Gedanken, der die Schweinedinge durchschaut und eine gangbare Perspektive bietet. Die Exmarxisten sind so gedankenlos geworden wie ihre Widersacher im Herrn.

Der öffentlich-rechtliche Wortschatz ist zum Wortschatz von Jauch und Plasberg geschrumpft. Die Themen des Presseclubs sind analphabetische Variationen der Sätze: Stehen wir am Abgrund? und: Können wir uns das noch leisten? Antwort: solche restringierten Medien können wir uns nicht mehr leisten, mit ihnen stürzen wir in den Abgrund.

Die selig gesprochenen Armen im Geiste sind die heutigen Wort-Armen, die den Reichtum des Denkens so lange restringieren, bis ihre elaborierten Denkverbote den Wortschatz von Boris Becker und Pocher zum verbindlichen Lernpensum der Grundschule erklärt haben.

Was wollen die Anbeter der Armut? Die linken Christen wie Geißler, die Herz-Jesu-Marxisten wie Blüm und – jaja – auch Seehofer, der sich einst zu diesem frommen Verein zählte? Wollen sie den Ausstieg aus der Wohlstandsgesellschaft? Wollen sie den Kapitalismus auf eine schnucklige soziale Marktwirtschaft reduzieren, damit jeder sein Plätzchen in der Gesellschaft mit ausreichendem Zaster kriegen kann? Oder wollen sie gar den ganzen Kapitalismus ausräuchern? Das wollen sie natürlich nicht.

Pardon, wollten sie natürlich schon, dürfen aber nicht wollen. Dies wäre zu utopisch, und solche Utopien sind vom Pfarrer für unmöglich erklärt worden. Was Hirten von sich geben, muss richtig sein, sie stehen unter Dauereinwirkung der göttlichen Offenbarung, die von vatikanischen Spezialisten ins Korrekte und Verständliche übersetzt werden.

Geißler verweist stets auf die katholische Soziallehre der Freiburger Ordo-Ökonomen. Doch den Besten unter Euckens Freunden kennt er nur dem Namen nach: Alexander Rüstow. Rüstow war vehementer Christentumskritiker und also wurde er für den Diskurs einer abendländisch-christlichen Nation untauglich.

Zudem gibt es keine katholische Soziallehre, sowenig wie eine protestantische Sozial-Ethik, die in Heidelberg bei dem Sozialethiker Tödt aus der Taufe gehoben wurde. Alles nur eklektische Anleihen bei frühen Sozialisten, deren radikale Gedanken man abschwächte, ins Neue Testament hineindeutete, um sie als Originallehre dem Evangelium zu entnehmen.

Das Neue Testament besitzt keine Soziallehre. Sondern Sätze, die man aus dem Zusammenhang reißen muss, damit gutmütige Herz-Jesu-Sozialisten sie ihren Herz-Hayek-Kapitalisten bei Illner (Thema: Können wir uns noch das Herz Jesu leisten?) um die Ohren schlagen können.

Der Messias legte keinen Wert mehr auf die Strukturierung der menschlichen Gesellschaft, morgen früh zur Kaffeestund wollte er aus den Wolken herniederfahren und dem ganzen Spuk auf Erden ein Ende bereiten. Überlasst den irdischen Schrott dem Kaiser, Gott wird alles von der Pike an erneuern und den Himmel auf Erden installieren. Das ist der Sinn seines Wortes: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers und Gott, was Gottes ist.

Mit anderen Worten: der irdische Sündenpfuhl interessiert nicht mehr. Morgen sehen wir uns im Goldenen Jerusalem. Bis zum ultimativen Ende heißt es Unterordnen und der jeweiligen Obrigkeit gehorchen. Jeder bleibe im Stand, zu dem ihn Gott berufen hat. Der Sklave bleibe Sklave und gehorche seinem Herrn.

Das ist das Original der katholischen und protestantischen Soziallehre. Alles bleibe, wie es ist, Korrekturen rentieren sich nicht mehr. Hier hilft nur noch Tabula rasa – alles auf den Höllenmüll – und Neuerfindung aus dem göttlichen Nichts.

Das ist die christliche Soziallehre: unterordnen, Maul halten und inbrünstig beten: Herr, komm, ach komme bald. Alles Irdische noch eine kleine Weile erdulden, dann wird das Alte zerstört und das Neue senkt sich in einem wunderbaren Akt vom Himmel herunter. Aus der überwältigenden Lichtaura – jeder Preisverleih in den TV-Kanälen imitiert die Wiederkunft des Herrn in Glanz und Gloria – tritt der Pantokrator hervor und trocknet alle Tränen der Seinen, die er auf die Bühne bittet, um ihnen triumphierend zu sagen: wer zuletzt lacht, lacht am besten.

In KULTURZEIT wurde die christliche Armut mit dem Wort begründet: Man kann nicht zween Herrn dienen, ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen. Es gehört zu den unergründlichen Dummheiten aller deutschen Intellektuellen, dass sie stolz darauf sind, ein Sätzchen aus dem Konfirmandenunterricht zu rezitieren, ohne einen einzigen Blick in den Zusammenhang der Botschaft zu richten. Sonst würde den überbezahlten öffentlich-rechtlichen Schmeichlern auffallen, dass der Mammon nur dann sündig ist, wenn er mit sündiger Motivation verbunden ist.

Wenn Mammon sich mit Jesus paart, gibt es immer einen guten Klang. Gott verwirft alles, was sich gegen ihn richtet. Wenn man aber mit seinem Mammon gute Werke tut und Gott für seinen Reichtum dankt, ist alles im grünen Bereich.

Mit welcher Intensität sich die Deutschen mit ihrem heiligen Buch betrügen, das ist nicht mehr pathologisch. Das muss Religion sein. „Der Segen des Herrn macht reich.“ „Den Reichen in der jetzigen Welt gebiete, dass sie nicht hochmütig seien, noch ihre Hoffnung auf den unsichern Reichtum setzen, sondern auf Gott, der uns allen reichlich darbietet zum Genuss, dass sie Gutes tun, reich seien an guten Werken, freigebig seien, gern mitteilend, wofür sie für sich selbst einen guten Schatz beiseite legen auf die Zukunft hin, damit sie das wahre Leben erlangen.“

Das nannte Luther Ablasshandel und Werkgerechtigkeit und genau dies ist der Kern der amerikanischen Reichtumsanbeterei. Ohne Kohle kannst du weder Gutes tun, noch etwas für dich beiseite legen, um in Zukunft das wahre Leben zu erkaufen. (Bei Ulrike Herrmann steht der kühne Satz, Max Webers Herleitung des Kapitalismus aus dem Calvinismus sei „widerlegt“. Sie sollte den ersten Brief an Timotheus lesen.)

Jetzt kommen die historisch-kritischen Blender und wissen genau zu unterscheiden zwischen echten, unechten, primären und sekundären Worten.

Den Gläubigen, die das Wort als unfehlbares Diktat vom Himmel betrachten, sind solche Fündlein weltlicher Vernunft teuflische Einflüsterungen. Sie lesen, was sie lesen. Wenn die Bibel eine verbalinspirierte Einheit ist, muss jeder Satz wortwörtlich verinnerlicht werden.

Wollen die linken Jesuaner keine arme Gesellschaft? Oder wollen sie die Situation der relativ Armen in einer absolut reichen Gesellschaft verbessern? Dazu müssten sie die Reichen schröpfen. Arme müssen erhoben, Reiche erniedrigt werden, damit die relative Armut korrigiert werden kann. Doch das wäre keine Seligsprechung der Armut, sondern das politische Programm einer demokratischen Gleichheit. Eine funktionierende Gleichheit war das Herzstück der Urdemokratie in Athen.

Ohne annähernde Gleichheit keine stabile Polis. Wenn die Gesellschaft beginnt, sich in Schichten und Klassen zu zerlegen, die nichts mehr miteinander zu tun haben wollen, ist die Demokratie am Ende und hat der Plutokratie (= Herrschaft der Tycoons) Platz gemacht. In einer solchen Epoche leben wir.

In der Jauch-Debatte schmetterte Prantl das Jesuswort in die Rund – von Jauch sofort abgeblockt, bei kirchlichen Themen darf das biblische Buch nicht zitiert werden, sonst könnten einige Zuschauer auf die Idee kommen, die Schriften nachzulesen, das wäre ein Katastrophe für die Kirche –: „Sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost sie zunichte machen.“ Das Sammeln von Schätzen ist sehr wohl erlaubt, ja geboten. Es müssen nur die richtigen Schätze sein, die Zins und Zinseszins in Ewigkeit bringen.

Will Prantl mit seiner Anbetung irdischer Armut die weltliche Gesellschaft hinterrücks zur jenseitigen Seligkeit zwangsbeglücken und zum wahren Glauben führen? Würde dieses Wort zum sozialen Programm der Gesellschaft, müssten alle, ob Gläubige oder Gottlose, die wahren Schätze erst im Jenseits zu erringen suchen. Glück auf Erden? Vergiss es! Erst wenn du bei seinen Engeln bist, kannst du deine unverrottbaren Schätze zu zählen beginnen.

Ist das Sammeln jenseitiger Schätze der Kern der katholischen Soziallehre? Was denn sonst? Die linken Katholiken wollen nicht primär das Los der irdischen Armen verbessern, sondern aus der weltlichen Gesellschaft eine theokratische Filiale der Kirche machen. Die katholische Soziallehre ist ein heimliches Umerziehungs- und Konversionsprogramm: Kommet her, alle die ihr müde und beladen seid, die Kirchen wollen euch erquicken – wenn ihr das richtige Vaterunser betet.

Das ist keine Übertreibung und wird in den USA längst praktiziert. Wer dort bei kirchlichen Hilfsorganisationen vorspricht, um ein Tellerchen Suppe zu ergattern, muss zuvor eine stundenlange Predigt über sich ergehen lassen.

BILD macht eine hinterlistige Doppelstrategie. Primär unterstützt sie des Volkes Empörung über den Protz-Bischof und verklärt den armen Franziskus, um auf der nächsten Seite knallhart den mammonsüchtigen Kapitalismus zu propagieren und der Armutsanbetung den Mittelfinger zu zeigen.

In einem Interview behauptet ein Schwyzer Ökonom in unmissverständlicher Aggression: Armut ist Diebstahl. In Umkehrung des bekannten Satzes von Proudhon: Reichtum ist Diebstahl. Armut sei ohnehin nichts als ein subjektiv gefühlter Zustand. Also ein Fall für die Seelenklempner. „Was zur Armutsbekämpfung ausgegeben wird, muss zuerst erwirtschaftet werden, es fällt ja nicht vom Himmel. Also kommt vor dem Geben das Wegnehmen, also ist Armut Diebstahl.“ (BILD)

Obwohl BILD und fast alle Gazetten wirtschaftlich den Hals nicht vollkriegen können, wird der neue Papst und seine Armutsshow mit Halleluja gepriesen.

Schauen wir zurück. Franz von Assisi, Vorbild des Franziskus, war nicht nur arm, er entsagte aller Macht – und war stinkfaul. Denn er lebte vom Bettel. Der BILD-Ökonom würde sagen: Franz raubte seine Mitmenschen aus, indem er an deren Mitleid appellierte und sie um ihre mühsam ersparten Groschen brachte. Franz war Parasit im Namen des Heiligen, der es nicht für nötig hielt, durch eigener Hände Arbeit das BIP seiner Heimat zu erhöhen. Das trifft auf alle Hirten zu, die auf Kosten ihrer Schäfchen sich durchs irdische Jammertal schmarotzen.

Haben die Missionare nicht das Recht, ihre göttliche Arbeit mit finanzieller Hilfe der Gemeinden zu leisten? Sie hätten das Recht, sagt Paulus: „Du sollst den Ochsen, die da dreschen, nicht das Maul verbieten.“ Dennoch verzichtet Paulus auf dieses Recht, um der Verkündigung des Evangeliums nicht zu schaden: „Doch wir haben uns dieses Rechtes nicht bedient, damit wir dem Evangelium von Christus kein Schaden zufügen.“

Versteht ihr nun, Schwestern und Brüder, warum die Christen die Bibel nicht lesen sollen? Sie würden erkennen, in welchem Maß die Kirchen den Text der Schrift verraten – und ihn dennoch als unfehlbare Offenbarung anbeten. „Was ist also mein Lohn? Dass ich bei meiner Verkündigung das Evangelium kostenfrei darbiete, um mein Recht am Evangelium nicht auszunützen.“

Fast alle christlichen Popen dieser Welt lassen sich von der Schar ihrer Abhängigen durchs Leben füttern. Sie fordern arme Gesellschaften. Doch wenn ihre Gesellschaft wirklich arm wäre, wäre es aus mit klerikalen Luxusexistenzen.

Dazu die autorisierte Stimme des Herrn vom Himmel: „Prediger, glaubt ihr ernsthaft, ihr nützt meiner Botschaft, wenn ihr euch aushalten lässt? Mit eurer Parasitenhaltung schadet ihr nur meiner Heilsbotschaft. Meinen Dienern werde ich sagen: Bindet ihnen Hände und Füße und werfet sie hinaus in die Finsternis, die draußen ist. Dort wird Heulen und Zähneklappen sein.“