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Die ERDE und wir. XXXVIII

Tagesmail vom 13.12.2024

Die ERDE und wir. XXXVIII,

Mit Deutschland geht’s bergab, im Gegensatz zur Menschheit, die schon dabei ist, eine zweite Welt zu erschaffen.

Trump übernimmt Amerika und somit die ganze Welt.

Weihnachten steht vor der Tür: der Herr kommt, alles wird heller, lichter und verheißungsvoller. Den Pessimismus des ersten Klimaschocks haben wir hinter uns gelassen.

Musk, Trumps Mephisto, hat das Ruder übernommen, greift sich das riesige Geld der Welt und mit ihm die Macht über die Erde.

Musk ist der amerikanische Mephisto, womit wir nicht sagen wollen, Trump sei Faust zwei.

Doch Musk ist nicht nur ein Marsgewinner, er erfindet unsere Welt gänzlich neu. Er hat das geniale Maschinenwesen auf seiner Seite, „welches in gewissem Sinn das in Wirklichkeit verwandelt hat, was einem der weisesten unter den Griechen – Aristoteles – als ein Typus des Unmöglichen erschien.“ (Gomperz, Griechische Denker III)

„Mephisto ist es auch, der Fausts Landgewinnungsprojekt vor der Meeresküste ins Werk gesetzt hat, mithilfe der Drei Gewaltigen, seiner wüsten Handlanger, einer dämonischen Garde von Gewalttätern: Raufebold, Habebald und Haltefest. […]. Jeden Augenblick kann das große Werk durch eine Flutkatastrophe vernichtet werden. Und in der Tat wird diese immanente Zerstörung von Mephisto bereits hämisch vorausgesagt:

„Du bereitest schon Neptunen
Dem Wasserteufel, großen Schmaus.
In jeder Art seid ihr verloren
Die Elemente sind mit uns verschworen,
Und auf Vernichtung läufts hinaus.“

Ein gewaltiges Werk, das vom erfinderischen, unternehmerischen und rücksichtslos risikobereiten Menschen zwar ausgedacht, geplant und umgesetzt, nicht aber kontrolliert werden kann – wem kommen da nicht die Krisen der Weltrisikogesellschaft in den Sinn, mit denen wir es heute immer öfter zu tun bekommen? Krisen, die das Resultat des Versagens menschengemachter Technologien und sozialer Institutionen sind.“ (Deutsche-Welle.com)

Mephisto Musk hat nicht nur drei Raufebolde, sondern ein ganzes heiliges Revier in der Neuen Welt, das ihm ununterbrochen die Verwandlung der alten morschen Welt in eine blitzblanke, auf Knopfdruck funktionierende Maschine liefert.

Oh, sind das illustre Namen, die sich in seine Gemächer drängen und die Schöpfung in eine Rechenmaschine transformieren. Sie sehen sich bereits auf dem Mond, auf dem Mars – mit der abgenutzten Erde weit unter ihnen.

Ach wie niedlich, die Alpträume der Sigrid Löffler, wenn sie ihre Ängste offenlegt:

„Ein gewaltiges Werk, das vom erfinderischen, unternehmerischen und rücksichtslos risikobereiten Menschen zwar ausgedacht, geplant und umgesetzt, nicht aber kontrolliert werden kann – wem kommen da nicht die systemischen Krisen der Weltrisikogesellschaft in den Sinn, mit denen wir es heute immer öfter zu tun bekommen? Krisen, die das Resultat des Versagens menschengemachter Technologien und sozialer Institutionen sind.“

Nicht kontrolliert werden kann? Hier hat selbst Goethes Phantasie versagt. Heute gibt es nichts mehr, was den omnipotenten Maschinisten unmöglich wäre. Und wenn nicht heute, dann irgendwann in endloser Zukunft.

Aber woher die plötzlichen Übergefahren, denen wir nichts mehr entgegensetzen können?

„Wo die Gesellschaft zu Goethes Zeiten noch mit Naturgefahren konfrontiert war, die jederzeit plötzlich hereinbrechen können, müssen wir uns nun zunehmend mit Gefahren auseinandersetzen, die wir selbst heraufbeschworen haben, aber nicht beherrschen können. Die Moderne selbst generiert also spezifische Risiken, die sich von Zeit zu Zeit manifestieren und die Welt in einen Zustand der kollektiven Krise versetzen. Es sind die unbeabsichtigten Nebenfolgen von Technologien, die sich nicht mehr meistern lassen.“

Nicht Natur ist das Supergefährliche, sondern der Mensch selbst, dessen eigene Creationen nicht mehr gebändigt werden können. Für die geniale Maschine gibt es nichts, was sie nicht nur erfinden, sondern auch despotisch beherrschen kann. Wer etwas erschaffen hat, hat es auch im Griff.

Oh, das ist wahrhaft eine superneue infinite Macht. Alte Gewissheiten und Glaubenssätze waren ein Nichts dagegen. Was hingegen ist schon die Erde, diese schäbige uralte Schöpfung, die in den letzten Zügen liegt?

„Denn so spricht der HERR Zebaoth: Es ist nur noch eine kleine Weile, dass ich Himmel und Erde, das Meer und das Trockene erschüttere. 7 Dann will ich alle Völker erschüttern, dass aller Völker Kostbarkeiten kommen, und ich will dies Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht der HERR Zebaoth. 8 Denn mein ist das Silber, und mein ist das Gold, spricht der HERR Zebaoth. 9 Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses größer werden, als die des ersten gewesen ist, spricht der HERR Zebaoth.“

Noch heißt Musk nicht Zebaoth. Doch wartet noch ein Weilchen und ihr werdet superneue Taufen erleben.

Die alte Schöpfung geht vorüber, die neue Herrlichkeit steht vor der Tür. Dort stehen die agilen Jüngelchen mit ihrem KI-Spielzeug in den Händen, mit dem sie es den alten Schöpfungsanbetern zeigen werden.

„Denn alles Wild im Walde ist mein und die Tiere auf den Bergen zu Tausenden. 11 Ich kenne alle Vögel auf den Bergen; und was sich regt auf dem Felde, ist mein. 12 Wenn mich hungerte, wollte ich dir nicht davon sagen; denn der Erdkreis ist mein und alles, was darauf ist. Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.«

Mag die alte Schöpfung untergehen, die neue steht vor der Tür. Die Abneigung gegen alles Alte ist heute schwindelerregend. Das Neue und Superneue muss her. Dazu braucht man neue Menschen mit Maschinen, die alles Bisherige himmelweit überragen.

Wir stehen vor Weihnachten. In heiligen Schriften steht geschrieben, was damals geschah. Die Frommen hören die Worte jedes Jahr, doch die Botschaft vernehmen sie nicht:

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung[1] war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe[2]; die war schwanger.“

Warum die Parallelisierung vom römischen Kaiser, dem Gott der Welt,  mit dem unbedeutenden Kindlein in der Krippe? Ein frommer Gelehrter formuliert es perfekt:

„Wer ist es, der da kommen soll? Der Kaiser oder der Christus?“ (Jesus und das Geld, von Heinz Schröder)

„Da sie den Stern sahen, waren sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein … und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“

Da brauchen wir keine armen Schlucker, um die unermesslichen Reichtümer an der Krippe niederzulegen. Hier müssen Superreiche her, die ihre unermesslichen Schätze dem kommenden Herrn widmen.

Doch der Reichtum allein macht’s noch lange nicht.

„Genau um Christi Geburt senkte sich der Titel „Erlöser“ auf Augustus, den erhofften „Friedenskaiser, zugleich strömte der ägyptische Horus-Mythos vom göttlichen Kind mit dem Retterbild zusammen.“

Das war nicht nur echt römisch, sondern hatte alle messianischen Hoffnungen jener Zeit auf sich versammelt – eine Konkurrenz zu allen jüdisch-christlichen Endzeiterwartungen.

Nach 2000 Jahren historischer Konkurrenz zwischen politischen und religiösen Endzeiterwartungen: welche hat sich durchgesetzt, welche hat gewonnen und die Herrschaft über die Menschheit übernommen?

Sorry, die Frage ist nicht zu beantworten. Mr. Trump wütet wie ein Gottloser und ist plötzlich dabei, mit süßlichem Munde Frieden auf Erden und ein goldenes Reich zu verkündigen.

Selbst der Himmel hat mit der Hölle einen Kompromiss geschlossen. Kein Wunder, dass die braven Deutschen den Kompromiss als heilige Formel anbeten.

Die technische Welt ist die Kompromissformel der Gegenwart. Sie verheißt politische und religiöse Utopien. Das Neue muss das Vergangene ablösen.

Deutsche Denker kannten keinen Mittelweg: bevor das Neue kommt, muss das Alte ausgelöscht werden.

Und das ist das Mysteriöse der gegenwärtigen Krise: muss das Alte und Bekannte erst vernichtet werden – mit einem kleinen Atomkrieg, mit drolligen Drohnen und niedlichen Raketen? – bevor das Neue sich über die Erde erstrecken kann?

Da gibt es eine fast-göttliche Intelligenz aus dem fast-göttlichen Amerika und die sagt klipp und klar:

„Das Universum zu erwecken und – indem wir es mit unserer menschlichen Intelligenz in ihrer nichtbiologischen Form durchdringen – über sein Schicksal zu entscheiden, das ist unsere Bestimmung.“ (in Ray Kurzweil, Das Geheimnis des menschlichen Denkens)

Untergangsszenarien sind alt und pessimistisch. „Die Kosmologen etwa streiten sich, ob die Welt in einem Feuer (dem sogenannten „big crunch“ als Kontrast zum „big bang“, dem Urknall) oder im Eis (durch den Tod der Sterne, wenn diese in ewiger Expansion zerstäuben) untergehen wird. Aber diese Szenarien unterschlagen die Macht der Intelligenz. Doch wie immer das sei: das Universum zu erwecken und – indem wir es mit unserer menschlichen Intelligenz in ihrer nichtbiologischen Form durchdringen – über sein Schicksal zu entscheiden, das ist unsere Bestimmung“ (ebenda)

Wenn der schlaue Maschinenmensch über solche ungeheuren Möglichkeiten verfügt – lauern da keine Gefahren für das Sein? Gottlob gibt es den SPIEGEL, der das Weltgenie Nimmer eins unter die Lupe genommen hat:

„Natürlich sieht ein Visionär wie er die größten Gefahren nicht dort, wo die anderen sie sehen. Der Klimawandel zum Beispiel ist ihm allenfalls eine Randnotiz wert. Die Diskussion darüber findet er lästig. Er ist davon überzeugt, dass sich das Problem von selbst lösen wird. Es ist gespenstisch, wie Kurzweil glaubt, eine solche Katastrophe verhindern zu können: Gefahren, welche die Technik hervorbringt, müsse man auch mit Technik begegnen.“ (SPIEGEL.de)

Der Mensch ist – fast – überflüssig geworden. Er muss nur maschinell genialer werden, dann – Abschied aus der Geschichte. Denn dann kommt der Herr als biologischer Erlöser für die Frommen oder als Maschine für die Digitalgehirne.

Hier kann sich jeder selbst auswählen, zu welcher Partei der Geschichte er gehören will.

Kann der Mensch all seine Hoffnungen auf die menschenüberragende KI setzen?

„»Wenn KI irgendwann intelligenter ist als ihre menschlichen Schöpfer, könnte sie möglicherweise einen Weg finden, alle getroffenen Vorsichtsmaßnahmen ins Leere laufen zu lassen«, schreibt Kurzweil. Gerade weil eine solche KI dem Menschen immer um einen Schritt voraus sei, gebe es keine Strategie, dieses Dilemma zuverlässig zu lösen. Die Hoffnung mag Kurzweil jedoch auch angesichts dieser Bedrohung nicht fahren lassen. Die KI, so argumentiert er, sei von Menschen erschaffen, deshalb spiegele sie die Werte von Menschen wider. Sie werde stets so handeln, wie es ihr ihre Schöpfer vorgegeben haben. Der beste Weg, die KI der Zukunft besser zu machen, sei folglich, dafür zu sorgen, dass wir selbst bessere Menschen werden.“

Wird uns demnächst die KI in den Schatten stellen – oder bleiben wir unbesiegbare Statthalter Gottes auf Erden?

Armer homo sapiens: solange du deiner Maschine nicht überlegen bist, wirst du nichts erreichen. Alles hängt von der Frage ab: Ist die Maschine dein Knecht – oder dein Gott?

Geh und frage deine KI!

Fortsetzung folgt.