Tagesmail vom 27.01.2025
Die ERDE und wir. XLVII,
Von vorne beginnen?
Müsste die Menschheit nicht einig sein, die Kloakenwege ihrer Vergangenheit zurückzumarschieren, um eine große Katharsis zu veranstalten über die Frage:
Was ist der Mensch?
Träum weiter, Narr.
Was wäre das Ergebnis der Menschheitsentwicklung bis zum heutigen Tag? Kluge Aliens würden sagen: ein seltsamer Planet mit vielen Errungenschaften, die offenbar keinen anderen Zweck haben, als sich am nächsten Morgen in die Tiefe zu stürzen.
Was danach kommen kann, weiß niemand. Doch sie träumen von einer unbekannten gigantischen Zukunft
Ist die unendliche Zukunft, der sie sich mit ihren schlauen Maschinen nähern, etwas Besseres als eine erfahrungsgesättigte Utopie?
Solche Fragen zu beantworten, überlassen sie der Zunft ihrer visionären Algorithmen.
Aber eins ist klar: endlos viele Menschen werden diese Reise in die Zukunft nicht überleben. Die Natur ist bereits jetzt kaum noch fähig, die unübersehbaren Menschenmassen zu füttern und mit dem Nötigsten zu versorgen.
Den KI-Führern geht es nicht um die Rettung der Menschenmassen, sondern nur um die Rettung der besonders Begabten und Erfolgreichen – und das sind sie selbst.
Natürlich haben auch sie Visionen, aber die gelten nur für wenige Erwählte. Solche Trivialitäten könnte man auf Erden wissen, aber die Allzuvielen wissen es nicht, sie wollen es gar nicht wissen. Denn mit dem Horror einer Nichtzukunft zu leben, wäre für sie unerträglich.
99,9 % aller Menschen müssten sich klar machen: die Zukunft der KI-Futuristen ist ihnen verschlossen, denn sie sind nicht begabt genug. Sie gehören zu jenen Begleitmassen, die von den Wenigen noch verschont werden müssen, um die Menschheit nicht allzu früh in Unruhe zu versetzen.
Die Propaganda-List der Wenigen ist leicht zu durchschauen: redet, als ob eure Visionen für alle gelten würden, aber handelt, als ob nur Erwählte für die Reise auf den Mars in Frage kämen.
Dieser offene Betrug seift die Menschheit ein – aber diese macht weiter, als ob die Reise ins Nirgendwo nie enden könnte.
Sind Menschen so töricht, dass man sie nach Belieben führen kann, wohin man will – ohne ihnen die Wahrheit zu sagen?
Nein, sie sind nicht töricht, aber seit 1000en von Jahren werden sie töricht gemacht. Mit einer Religion, die ihnen Unaussprechliches verspricht, aber im Schrecklichen verenden lässt. Nein, eben nicht verenden lässt, sondern sie endlos im Unerträglichen treiben lässt.
An diese Spaltung der Menschheit hat sich der normale Mensch gewöhnt. Unfasslich, aber wahr. Jedes religiöse Elend, das sich als Weltpolitik verwirklicht, wird als vorübergehendes Übel verstanden, das man nur eine Zeitlang überstehen muss, um die gigantischen Zukunftsvisionen der Fortschrittler mit Jauchzen zu erleben.
Der Täuschungstrick ist: der Einzelne hält sich für einen Auserwählten, obwohl er längst auf der Untergangsliste steht.
Er wundert sich, dass sein Nachbar so unklug ist, diesem Trick zu glauben, obwohl er genau dasselbe glaubt.
„Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird es sein beim Kommen des Menschensohns. 38 Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche hineinging; 39 und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohns. 40 Dann werden zwei auf dem Felde sein; der eine wird angenommen, der andere wird preisgegeben. 41 Zwei Frauen werden mahlen mit der Mühle; die eine wird angenommen, die andere wird preisgegeben. 42 Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. 43 Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen. 44 Darum seid auch ihr bereit!“
Die Sintflut ereignet sich immer wieder: danach kommt der Wohlstand über die Menschen, sie essen, trinken und heiraten – und dann passiert es erneut: seltsamerweise sind es zwei Frauen, über die das Schicksal kommt: eine wird erwählt, die andere verworfen.
Da stehen wir heute: Luxus bis zum Erbrechen, dennoch werden die Frauen prophylaktisch ausgesiebt.
Dabei lässt der Erlöser keinen Zweifel, dass es letztlich um Erwählte und Verstoßene gehen wird. Das wird sich noch zur irdischen Zeit des Erlösers abspielen:
„Wahrhaftig, das sage ich euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.“ Demgemäß erwarteten die ersten Christen das Ende der Welt schon so bald, dass sie keinen Sinn mehr darin sahen, zu heiraten und Kinder zu kriegen, die nicht mehr hätten heranwachsen können – dies war einer der Hauptgründe dafür, dass die Christen die Hochzeit ablehnten. Eine Mutterschaft würde den Frauen in den Erschütterungen der letzten Tage nur Leid bringen. „Wehe den Frauen, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen. Denn eine große Not wird über das Land hereinbrechen: der Zorn Gottes wird über das Volk kommen.“ (Das geheime Wissen der Frauen)
Sind die Deutschen nicht schon dabei, immer weniger Kinder zu erzeugen? Sind wir nicht schon „das sterbende Volk“?
Die wirtschaftlich schwachen Länder quellen über von Kindern, die wirtschaftlich starken werden immer weniger – mit Ausnahme der Reichen, die große Sippen benötigen, um ihren Reichtum in vielen Händen abzusichern.
Die Heilige Schrift – diese religiösen „Märchen“ – sind der Stoff des Unbewussten der westlichen Welt. Sie werden geglaubt, aber niemand gibt zu, dass er glaubt.
Die kinderreichen Völker überschwemmen die kinderarmen, die kinderarmen wissen nicht, wie sie die Flut bewältigen sollen. Verblendet, wie sie sind, haben sie keine Ahnung, dass die Kinderreichen allzu oft die schrecklichsten Schicksale erleben mussten. Das kann nicht ohne psychische Folgen bleiben.
Nun streiten sie sich, wie man am besten die Flüchtlinge abschreckt, besonders wenn einzelne von ihnen schreckliche Taten vollbringen. Aber sie stellen sich nicht die Frage, wie aus normalen Menschen böse Kriminelle werden können.
Das Böse hierzulande ist das Böse der „christlichen Märchen“: es ist die freie Erfindung von Bösen, die böse sein wollen. Bös ist bös, da helfen keine Pillen.
Dabei hatte Sokrates diesen Unfug schon längst vom Tisch gewischt: Niemand fehlt freiwillig – niemand ist freiwillig böse. Es gibt immer bestimmte Ursachen, die den unschuldigen Menschen zu einem Bösen machen. Diese Ursachen muss man durch Erfragen herausfinden, damit der Unhold versteht, warum er selbst zum Opfer geworden ist, bevor er einen anderen Menschen zum Opfer machen musste.
Ein Psychoexperte im Interview:
„Dass es wahrscheinlich ein Fall ist wie so häufig: Ein junger Mann mit großen Hoffnungen schlägt sich durch schwierige Bedingungen nach Deutschland durch. Oft haben diese jungen Männer schon in ihrer Kindheit und Jugend Gewalt erfahren. Das sind psychisch vulnerable Personen. Sie haben die Hoffnung, in Deutschland an sozialen Status zu gelangen und Geld nach Hause zu schicken. Das wird dann kläglich enttäuscht.“ (SPIEGEL.de)
Diese Krankheitsgeschichte jedes Neurotikers ist bei den Deutschen noch nicht angekommen. Im Land H. E. Richters und Alexander Mitscherlichs weiß man nichts mehr von Freud und Fromm.
Die Deutschen reden immer nur von größerer Schärfe, mit der sie gegen die Sintflut der Fremden vorgehen wollen. Für sie ist das Böse die Tat bewusster Teufels, die man mit der allergrößten Strafe des deutschen Gesetzes bestrafen muss.
Kein Wunder, dass es mit den Deutschen bergab geht – und dass sie immer mehr Fremde abweisen müssen. Nicht nur ihre Autos werden immer schlechter, sondern auch die Geisteswissenschaften verrotten im Dreck.
Immer mehr Quiz, immer mehr Sport in allen deutschen TV-Sendern. Da ist kein Platz mehr für „brennende Themen des Alltags“.
Ihr Wohlstand hat ihnen das Gehirn verrammelt. Z.B. bei Ludwig von Mises:
„Haben die oberen Schichten einmal eine bestimmte Lebensgewohnheit angenommen, dann empfängt die Produktion die Anregung durch Verbesserungen des Verfahrens es dahin zu bringen, dass auch die ärmeren Schichten sich bald in die Möglichkeit versetzt sehen, es den reicheren nachzutun. Das ist die fortschrittsfördernde Funktion des Luxus. Die Neuheit „ist die Laune einer Elite, bevor sie ein Bedürfnis des Publikums wird und zum Notwendigen gehört. Denn der Luxus von heute ist das Bedürfnis von morgen.“
Wer also sind die größten Helfer der Armen? Die Reichen. Selig sind die Reichen, denn sie werden die Armen retten. Das ist Erlösung auf den Kopf gestellt. Die Abendländer wissen nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht.
Auf diese „positivistischen“ Erleuchtungen beziehen sich noch immer die Medien von heute, die nur schreiben, was ist:
„Die Wissenschaft kann sie nie entscheiden: sie kann kein Urteil über Wert oder Unwert der gesellschaftlichen Organisationsformen abgeben.“
Keine zwei Zeilen später fährt Mises fort:
„Es gibt nur einen Prüfstein für ihre Leistungsfähigkeit: den Erfolg.“
Nicht die Objektivität oder Neutralität macht den Erkenntniswert dessen, was ist, sondern der Erfolg. Nicht bloße Fakten sind die Ursachen einer erfolgreichen Zeitung, sondern der „Erfolg“ durch Scholz’sche Dummheiten und Merz’sche Haudrauf-Methoden.
Warum hat der Neoliberalismus heute einen so großen Erfolg, dass ganz Amerika den Herren Trump und Musk zu Füßen liegt?
Weil die beiden Herren ihre Heilige Schrift kennen:
„Der Arme ist auch seinem Nachbarn verhasst, der Reiche aber hat viele Freunde. Reichtum hat viel neue Freunde, aber der Arme wird von seinem Freunde verlassen.“
Da gibt’s den Erich Fromm, der, wie Borneman, noch matriarchalisch denken kann:
„Viele Übel der heutigen kapitalistischen und kommunistischen Gesellschaften wären durch die Garantie eines jährlichen Mindesteinkommens zu beseitigen. Diesem Vorschlag liegt die Überzeugung zugrunde, dass jeder Mensch, ob er arbeitet oder nicht, das bedingungslose Recht hat, nicht zu hungern oder obdachlos zu sein. Das Mindesteinkommen bedeutet echte Freiheit und Unabhängigkeit.“ (Haben oder Sein)
Dieses Gesäusel wird von Mises abgeräumt:
„Der Kapitalismus kennt keine Gnade oder Ungnade, er unterscheidet nicht mehr gestrenge Herren und gehorsame Knechte; alle Beziehungen sind sachlich und unpersönlich, sind rechenbar und vertretbar. Mit der Rechenhaftigkeit der kapitalistischen Geldwirtschaft steigt die Freiheit aus dem Reich der Träume in das der Wirklichkeit herunter.“
Der Neoliberalismus hat es geschafft, aus dem gnaden- und ungnadenreichen Christentum eine geldgetriebene Maschine zu machen.
„Daher geht mit der Entwicklung des Kapitalismus das Bestreben, im Staate alle Willkür und alle persönliche Abhängigkeit auszuschalten. Das freie Ermessen der Behörden möglichst einzuschränken, ist das Ziel der bürgerlichen Freiheitsbewegung. Sie fordert Recht, nicht Gnade.“
Die Reichen müssen nicht mehr arbeiten, um dennoch immer reicher zu werden? Antwort: „Dass die Besitzenden auch ohne zu arbeiten leben können, ist ein Gewinn … ohne jemand, etwa die Nichtbesitzenden zu schädigen.“
Dem Neoliberalismus ist es gelungen, die verachtete Ideologie der Reichen in die wahre Botschaft der Christen zu verwandeln. Halleluja.
Fortsetzung folgt.