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Die ERDE und wir. XLV

Tagesmail vom 20.01.2025

Die ERDE und wir. XLV,

Er legt die Hand auf die Bibel und beteuerte in feierlichem Lügen-Ton:

„Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und zwinget alle Völker zum Gehorsam und taufet sie im Namen der KI.“

„Und er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist 19 und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben durch die Wirkung seiner mächtigen Stärke. 20 Mit ihr hat er an Christus gewirkt, als er ihn von den Toten auferweckt hat und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel 21 über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und jeden Namen, der angerufen wird, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. 22 Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, 23 welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.“

„Wir haben euch aufgespielt und ihr habt nicht aufgerüstet,
Wir haben euch Kriegslieder gesungen und ihr habt euer Militärbudget nicht erhöht.“

Wie reich die Herrlichkeit seines Erbes ist, wissen wir längst:

Bald werden es Billionäre sein, die den gesamten Reichtum der Welt zusammengerafft haben. Der lächerliche Rest der Menschheit ist ihnen gleichgültig.

„Bei ihrer Auswertung kommt die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation zu dem Schluss, dass die Welt innerhalb eines Jahrzehnts bereits fünf Dollar-Billionäre haben könnte. Im vergangenen Jahr sei das Vermögen der Milliardäre dreimal stärker gewachsen als noch im Vorjahr. Es sei von 13 auf 15 Billionen US-Dollar angestiegen.“ (SPIEGEL.de)

Wie lauten die Verheißungen des Kapitalismus?

Bald wird er die selbstwachsende Natur vernichtet haben und zum automatischen Wachstum des Geldes übergegangen sein.

Ist der heutige Tag ein Schicksalstag? Jeder Tag ist ein Schicksalstag, an jedem Tag entscheidet die Menschheit über ihr Schicksal. Niemand sonst. Kein Gott, keine höhere Ökonomie, keine mythischen Mächte.

Die Welt ist so rasend dumm, dass sie heult und wimmert, aber den Schicksalsspielern freie Hand lässt.

Demnächst gibt es keine USA mehr, sondern das Vereinigte Trumpreich&Kanada&Grönland&Panamakanal. Danach kommt Russland hinzu, denn Putin wird in den Tiefen Asiens verschwinden.

Nach Russland kommt die wankelmütige EU, danach bleibt nur noch China. Bezos und Musk sind bereits dabei, überintelligente Atombomben aus dem All auf das Gelbe Reich werfen zu können.

Dann feiert das MAGA-Weltreich unter dem Kommando Washingtons seinen uralten Traum: die Herrschaft über die Erde.

Bleiben nur noch Netanjahu und Ben Gvir, um die entscheidende Frage zu stellen: Die Christen – oder wir? Momentan liegt diese Frage noch tief unten im Atomkeller.

Heute beginnt die Katharsis der Welt – die Reinigung vom globalen Müll oder vom radikalen Bösen.

Papst Franziskus wird die Superreichen segnen und sie beauftragen: zuerst die verdreckte Erde vom Müll der Sünde zu reinigen, dann aber die Müll-iardäre ins Universum schicken, um dort das Böse zu beseitigen.

Die Inauguration des Wüstlings mit dem Kinderschreckgesicht will ein umfassender Schicksalstag sein, er ist nur ein Möchtegern-Schicksalstag.

Trump will das Böse beseitigen, indem er selbst radikal böse agieren will. Ist alles böse, gibt es kein Böses mehr.

Bislang kennt er nur 48 Gesetze der Macht. Auf den ersten Blick klingen diese Gesetze abschreckend und fürchterlich. Beispiele:

„Gesetz 3: Halte deine Absichten stets geheim.
Gesetz 24: Spiele den perfekten Höfling.
Gesetz 17: Versetze andere in ständige Angst: Kultiviere die Aura der Unberechenbarkeit.“

Doch das sind Gesetze aus dem Kinderspiel: betrüge deine Mitspieler und wirf sie aus dem Spiel.

Teils widersprechen sich die Gesetze, teils sind sie jedem Dummkopf bekannt.

Wer wird Trump glauben? Wer Musk anbeten – außer Meloni? Wer wird Zuckerberg für berechenbar halten?

Entfernen wir uns von der Erde und beschauen wir sie von weitem: was sehen wir im historischen Überblick?

Vor 4000 Jahren erfanden die Menschen Religionen, um das Böse zu zertrümmern. Das Böse war das Üble und Schlechte, was die Menschen partout nicht beseitigen konnten. Also stilisierten sich die Hilflosen zu Göttern, um das böse gewordene Schlechte für immer zu zerschlagen.

Doch wer sollte das böse gewordene Schlechte erschaffen haben, wenn der gut sein wollende Gott auch allmächtig sein sollte?

Also brauchten sie zwei Götter: den wahren und guten, der die Herrlichkeit der Schöpfung erschuf – und den satanischen Erschaffer des Bösen.

Wer sollte wen im apokalyptischen Entscheidungskampf überwältigen? Natürlich der Gute den Bösen.

Das war der Stand jener Religionen, die ihre Erlösungen in die Welt schickten, um – nach einer gewissen Heils- oder Unheilszeit – das irdische Gut- und Böse-Massaker zu beenden. Die einen Religionen für immer, die anderen mit totaler Selbstzerstörung und einer folgenden Wiederauferstehung, um das Erlösungsspielchen von vorne zu beginnen.

Doch das war nicht alles, was die damalige Menschheit zu bieten hatte. Neben den Erlösern gab es auch noch die Griechen, die sich nur auf sich selbst verlassen wollten.

Ihre Götter streiften sie ab und begannen das Nachdenken. Heilige Bücher mit unfehlbaren Offenbarungen warfen sie beiseite.

Ihr Motto lautete: Selbstbestimmung. Keine Götter, kein unbekanntes Schicksal, nur der Mensch bestimmte sein eigenes Geschick. Und also wurden sie Philosophen.

So entstand in der Welt eine neue Kriegsbewegung – oder Antithese: drüben die fremdbestimmenden Erlöser, hier die selbstbestimmten Denker.

Noch heute ist dieser Krieg der Nationen nicht beendet. Seit 2000 Jahren bestimmt er das Schicksal des Abendlands und jener Länder, die von den Abendländern überwältigt und geprägt wurden.

Von den besiegten Ländern haben sich inzwischen viele aus der Abhängigkeit losgerissen und sind zu ihren eigenen Wurzeln zurückgekehrt.

Der abendländische Kampf bewegt sich unablässig im polaren Hin und Her. Einmal scheinen die Autonomen zu gewinnen, das andere Mal die Schicksalsbestimmten.

Einmal scheinen die Abendländer das Böse der Erlöser per Vernunft gewinnen zu können; ein ander Mal erlahmen sie in ihren Kräften und lassen sich mutlos zurückfallen in das Gut-Böse-Spiel Gottes und des Satans.

Die Selbstbestimmten nennen wir Aufklärer, Vernünftler oder die Rationalen.

Die Fremdbestimmten sind noch immer jene Gläubigen, die das Böse nicht für besiegbar halten.

Da Aufklärer kein Böses kennen, sondern nur Schlechtes und Unvollkommenes, gehen sie davon aus, dass die Menschen durch Selbsterkundung die irdischen Wurzeln des Ungelernten und Schlechten erforschen und dadurch besiegen können. Hier passt der Spruch des Sokrates: niemand fehlt freiwillig. Oder das analytische Motto Freuds: wo Es war, soll Ich werden.

„ES“ ist das Ensemble aller Dunkelheiten und Schlechtigkeiten der Menschheit, die zwar ahnt, wohin sie will, aber den Weg nicht kennt, der zum Ziel führt. Diese rationale Menschheit braucht kein gottgewolltes Böses, um ihr Stocken oder ihre Niederlage zu begreifen.

Für sie gilt die Maxime aller Langläufer: noch bin ich nicht am Ziel, doch ich weiß bestimmt, dass es das Ziel gibt, das ich erreichen will. Mein „Ich“ muss noch hinzu lernen. Dieses Streben nenne ich Lernen. Ich lerne aus meinen Fehlern, analysiere sie – und mache weiter.

Erlöser hingegen verabscheuen diesen Glauben an die autonome Vernunft. Solange die Menschheit erfolgreich im Humanen vorwärts schreitet, erlahmt ihr Glaube an den Erlösergott und seinen satanischen Knecht.

Wenn aber die rationale Menschheit in der Humanisierung zurückfällt, kriechen die Frommen aus ihren Höhlen und Kathedralen hervor und triumphieren: haben wir’s nicht gesagt? Der Mensch ist auf den Erlösergott angewiesen, sein arroganter Glaube an sich selbst ist Lug und Trug.

Wo stehen Trump und seine Müll-iardäre? Achtung: sie sind des Sündenbereuens überdrüssig, weshalb sie immer böser werden, um es politisch transparent zu machen. Natürlich sind das unbewusste Prozesse ihres Innern, über die sie keine Auskunft geben können.

Man müsste sagen: sie sind Getriebene, die die Menschheit vom Bösen befreien wollen, weshalb sie ständig von Freiheit reden.

Ihr Unbewusstes mag das Rechte wollen, bedient sich aber der Instrumente ihrer Gegner, der Frommen, die das Böse für Teufelszeug halten und glauben, es vernichten oder unterjochen zu müssen.

Das wäre die Strategie der Neoliberalen, die nur ein „Erlösungsmittel“ kennen, um die politischen Weltprobleme auszuräuchern: die radikale Anhäufung der Weltreichtümer. Sie wollen den Spruch erfüllen: selig sind die Auserwählten, verflucht die Massen der Überflüssigen.

Die Superreichen wollen eine extrem kleine Gruppe von Erwählten sein, die das Weltregiment übernehmen. Der Rest an Versagern und Überflüssigen soll – wortwörtlich – zum Teufel gehen.

Aufklärer kennen kein Böses und wollen auch nicht in klerikale Mythologien zurückfallen. Sie kennen nur eine einzige rationale Strategie: im „ peu a peu des schrittweisen Selbstaufklärens und mühsamen Vorankommens“ streben sie dem Ziel einer humanen Menschheit entgegen.

Den Trumpisten ist diese Methode zu mühsam, zu wenig auserwählt, zu langweilig, zu schwerfällig.

In der Renaissance, in der Aufklärung befand sich die abendländische Menschheit vergleichsweise am Zenit ihres positiven Vorwärtskommens. Die rationalen Glanzleistungen eines Locke, eines Voltaire, eines Kant beflügelten die Europäer im Glauben an eine humane Menschheit.

Doch dann sah man immer mehr Fehlleistungen und Defekte der Vernunft – und ergo begann die Regression der Romantiker. Wie die moderne Ampelregierung ein einziger Kompromiss war aus rationalen und irrationalen Elementen, so war die Romantik ein Dickicht aus der religiösen Suche nach der blauen Blume und der vernünftigen Suche nach dem Menschsein.

Das schreckliche Ende dieses Kompromisses war das Dritte Reich, das der aberwitzigen Meinung war, alles Böse ausrotten zu können, sodass das bislang Böse – das Ausrotten der bösen Juden – selbst gut und rational geworden war. Jeder Deutsche müsste Himmlers Posener Rede kennen:

„Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei – abgesehen von menschlichen Ausnahmeschwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht und ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte.“

Sie waren rundum gut, indem sie alles Böse ausgerottet hatten: die Deutschen. Darauf waren sie immens stolz. Die heutigen Fragen: warum konnte ein hochkulturiertes Volk wie die Deutschen so abscheuliche Taten vollbringen, würden die SS-Killer von früher nicht verstehen. Eben darauf waren sie stolz gewesen, den jüdischen Gott mit dem satanischen Bösen für immer vertilgt zu haben.

So weit haben Trump und seine Weltregenten es noch lange nicht gebracht. Dennoch sind auch sie auf dem Weg, das traditionelle Böse zu vertilgen. Zum Teufel mit den Seligpreisungen: selig sind die Armen, selig die Friedfertigen etc.

Sie kennen nur die „Seligpreisung“: selig sind die Superreichen, die mit immer mehr Geld die „Bösen“ in die Verzweiflung treiben.

Trumps Bösenjagd ist keineswegs einmalig. Machiavelli war der Erste in Europa, der das Böse als Mittel zur Staatsraison der Mächtigen anerkannte. Also auch hier; das Böse ist gut, solange es der Stärkung des Guten dient.

Friedrich der Große, Aufklärer, war anfänglich selbst ein absoluter Gegner des Italieners; doch im Verlauf seiner Kriege verwandelte er sich immer mehr in seinen Befürworter.

„Wo es sich handelt um das Heil des Vaterlandes überhaupt, darf kein Erwägen sein, ob etwas, gerecht oder ungerecht, müd oder grausam, löblich oder schimpflich ist, sondern jede andere Rücksicht wegschiebend muss man durchaus dem Entschluss folgen, der ihm das Leben rette und die Freiheit erhält“. (F. R. Meinecke, Die Idee der Staatsraison)

Auch in der Nachkriegszeit gab es eine charakteristische polare Pendelbewegung zwischen Welthumanisierung und Abwärtsbewegung ins „Böse“.

Die beispielhaften Guten waren Carter im Westen und Gorbatschow im Osten. Kurz danach rutschte alles ins „Böse“, um bei Trump und den europäischen „Rechtsbewegungen“ zu landen.

Nein, heute ist kein Schicksalstag, sondern nur ein Höhepunkt in der Regression des Westens in das Böse der Erlöser.

Es könnte wieder aufwärts gehen – wenn die Menschheit ihre vertrackte Lage durchschaut und den Feinden der Menschheit – ihre geballte humane Kraft entgegensetzt.

Fortsetzung folgt.