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Die ERDE und wir. LXXXV

Tagesmail vom 20.06.2025

Die ERDE und wir. LXXXV,

Zeitenwende! Zeitenwende? Wohin soll es gehen?

Wir betreten die neue Epoche des Drecks: die Würde des Abfalls ist unantastbar.

Die Vernichtung von Objekten und die Verschwendung von Ressourcen hat in den USA Tradition. Das Kapitel Umweltzerstörung ist dort eines „der fürchterlichsten und destruktivsten, das in der langen Geschichte der Kultur jemals geschrieben wurde“.“

Es gibt noch mehr Müll.

„Der Begriff Arbeitslosigkeit sei im Grunde Schönfärberei, urteilte der Schriftsteller Naipaul, denn man braucht diese Leute nicht, sondern sei im Stillen davon überzeugt, dass sie menschlicher Abfall sind, den die Geschichte zurückgelassen hat. Überfüllte Strafanstalten zeugen von Menschenverachtung, bemerkte ein Oberster Bundesrichter, weil dort die Häftlinge gestapelt und verwahrt werden wie in Lagerhäusern. In heruntergekommenen Zentren großer Städte werden täglich die leeren Flaschen eingesammelt. Die Betrunkenen lässt man liegen.“ (Raeithel)

Den Karren aus dem Dreck ziehen – das war einmal. In der neuen Epoche heißt es: den Karren endgültig in den Dreck stoßen und dort verkümmern lassen.

Wer ist der Vater des Drecks? Der Fortschritt. Er erfindet täglich Neues und Unerhörtes, um das Alte für ewig im Müll verelenden zu lassen.

Die Erde wird zum Müllhaufen, zur Dreckskugel, die bis zum Mars in den Himmel stinkt. Werden dort eines Tages Menschen landen, müssen sie sich die Nase zuhalten, um nicht vor Gestank umzukippen.

Der Fortschritt spaltet die Natur in eine winzige blinkende Raumrakete mit Siegern und in eine gigantische Müllkippe mit Totalversagern. Die Menschheit verwandelt sich in riesige Berge stinkender Leichen und in eine Minderheit wohlriechender, erfolgreicher und blitzgescheiter Geld-Dinos.

„Jeden Tag liest man öfter von blutigen Gewalttaten der Menschen an Menschen. Es wird immer grausamer und unerträglicher:

Sie verbrachten Wochen damit, grausamste Bilder anzusehen! 22 Polizisten und vier Staatsanwälte sind mit der Aufklärung der unvorstellbaren Taten des mutmaßlichen Kindermörders mit dem Decknamen „White Tiger“ befasst. Psychologen schützen sie dabei vor schlimmen seelischen Folgen.“ (BILD.de)

Wir nähern uns der Realisierung des Hobbes’schen Alptraums: dem Krieg aller gegen alle.

„Es zeigt sich an dieser Stelle, dass, so lange Menschen ohne eine gemeinsame Macht leben, die sie alle in Bann hält, sie sich in dem Zustand befinden, den man Krieg nennt; und dabei handelt es sich um einen Krieg aller Menschen gegen alle Menschen. […] In einem solchen Zustand hat menschlicher Fleiß keinen Platz; denn die Früchte, die er ernten könnte, sind ungewiss: und konsequenterweise gibt es da keine Landwirtschaft, keine Seefahrt, keinen Gebrauch von Luxusgegenständen, die von Übersee eingeführt werden müssen; keine bequemen Gebäude; keine Maschinen, mit denen sich größere Lasten bewegen lassen; kein Wissen über die Gestalt der Erde; keine Geschichtsschreibung; keine menschlichen Erfindungen; keine Wissenschaften; keine Gesellschaft, und was das Schlimmste ist, fortwährende Angst und die Gefahr des gewaltsamen Todes; und das Leben des Menschen ist einsam, arm, elend, nicht besser als das eines Tieres und kurz.“

Stopp, Hobbes irrte. Solange die Menschen ohne gemeinsame Macht leben, sind sie auf ihre Sippe angewiesen, sind autark, autonom und leben fröhlich am Busen der Natur.

Erst wenn der Fortschritt die Mächte der Einzelnen ins Endlose dehnt, wächst die Versuchung, die Massen der Erfolglosen zum Abfall zu werfen. Nicht das Natürliche ist Dreck, sondern das Maschinelle, das nicht mehr funktioniert und im Meer versenkt wird.

Die Geschichte des Fortschritts ist die Vorderseite der Geschichte der Müllberge.

Wann beginnt die Geschichte des Fortschritts, die die Geschichte der Verdreckung der Erde in Bewegung setzt?

„Die Quellenlage zur Geschichte des antiken Christentums ist das Ergebnis von Säuberungs- und Vernichtungsaktionen, des religiösen Fanatismus der Sieger. Am Ende führt der Weg zu jenem Ziel, das alle Christen vor Augen hatten, in den Himmel – oder aber in die Hölle, wo sich nach Ansicht des Kirchenvaters Augustinus weitaus mehr Christen wiederfinden werden. Von diesem Vater Augustin wissen wir, dass die Zahl der Verdammten größer ist als die der Seligen.“

Die Christen sollen ihren Feinden vergeben, doch am Ende der Geschichte erst wird die wahre Quittung präsentiert:

„Gott rächt alle Kränkungen seiner Christen, dies ist gewiss, denn das Jüngste Gericht ist eng mit dem Gedanken der Rache verbunden. Die Seelen der Märtyrer schreien zum Herrn: „Wie lange noch wirst du unser Blut nicht rächen an den Bewohnern der Erde?“ Gott ist zwar ungemein geduldig, aber der Tag der Vergeltung, der Tag der Rache wird kommen.

Vom Himmel reden heißt auch über die Hölle reden. Himmel ist das Superschloss der Superreichen, Hölle die Dreckswüste der kaputten, verlassenen Natur. Die Vernichtung der Andersgläubigen war für die Christen Jahrhunderte hindurch eine feste Vorstellung – kaum verwunderlich, dass viele nicht erst das Ende der Welt im Feuer abwarteten. Zu der Erwartung trat die Freude der Christen, wenn die Verdammten endlich verbrannten und in der stets lodernden Hölle landeten.

Frauen, die abgetrieben hatten, wurden besonders bestraft. Nahe der Hölle ist eine große und tiefe Schlucht, in die alles von überall hinabfließt: Unrat und Schauderhaftes und Aussonderungen. Und die Frauen sitzen darin bis zum Hals und werden mit großen Qualen bestraft. Das sind die, die ihre Kinder abtreiben und das Werk des Herrn verderben.“

„Und die Milch aller Mütter fließt von ihren Brüsten herab und gerinnt, und aus ihr entstehen fleischfressende Tiere. Die kriechen heraus und winden sich und quälen sie mit ihren Männern in Ewigkeit, weil sie das Gebot Gottes verlassen und ihre Kinder getötet haben. Die Mörder aber wird man ewig quälen, weil der Herr es will.“

„Diese Ehebrecher und Ehebrecherinnen werden vom Richter in die Grube des Elends, voll des Kotes und der Verwesung geworfen.

Zur Verschärfung der Höllenstrafen gehört, dass die Sünder in der Hölle die Herrlichkeit jener Menschen sehen, die sie auf Erden verachtet haben. Der auf Erden herrschende Sozialneid setzt sich im Jenseits mit umgekehrten Vorzeichen fort. Folgerichtig wird auch das Glück der Gerechten erhöht, indem sie das Unglück der in der Hölle Bestraften erblicken. „Für die Guten nimmt ihre Freude in dem Maß zu, in dem sie ihren Augen die Übel der Verdammten offenliegen.“

Jedes einzelne Vergehen der Christen erhält eine besondere Höllenstrafe – auf ewig. Von Augustinus wissen wir, dass die Zahl der Verdammten größer ist als die der Seligen.“
(alle Zitate in Clauss, Ein neuer Gott für die alte Welt)

Selbst für Nietzsche – sonst kein Jammerlappen – war die Schilderung der Gequälten in der Hölle so schrecklich, dass er sie nicht aus dem Lateinischen übersetzen wollte.

Wer also wissen will, wo die schlimmsten Dreck-, Müll- und Scheisshäufen des Abendlands zu finden sind, lese nach in der Geschichte der wichtigsten Offenbarungsreligionen.

Vergessen wir nicht, dass Kanzler Merz zur CDU gehört. Doch es gibt auch noch Netanjahus Ultraorthodoxe.

Für die Netanjahu-Regierung gehören nicht nur iranische Muslime zum Dreck, sondern auch die Palästinenser, die kurz davor stehen, vom Erdboden ausradiert zu werden.

„In der israelischen Regierung sitzen Leute, für die der Atomkrieg mitsamt seinen unzähligen Opfern in der vormessianischen Zeit, in der wir ihnen zufolge leben, zu dem göttlichen Plan gehört, der schließlich das Reich des israelischen Gottes auf Erden errichten wird. Und das ist diesen Einsatz wert. An der Spitze des israelischen Staates steht eine selbstmörderische Mischung: Militärrohlinge, extremistische Nationalisten, verantwortungslose Abenteurer und Messianisten. Der atomare Säbel und der Weihwasserwedel.

Wegen des messianischen Nationalismus und militaristischen Messianismus sollten wir die Warnung ernst nehmen und das Schlimmste als reale Möglichkeit, die Apokalypse als konkretes politisches Projekt betrachten.“ (Michael Warschawski; Mit Höllentempo, Die Krise der israelischen Gesellschaft)

„Seit dem Völkermord der Nazis sind die Juden von einer tiefen existentiellen Angst ergriffen. Jede Bedrohung, ob real oder imaginär, erinnert an Auschwitz und Treblinka: die Palästinenser sind Nazis, Arafat ist Hitler, eine Bombe in Tel Aviv ist die Kristallnacht. Kein Wunder, dass der Überfall der Hamas ein grausamer Terrorakt sein muss. Nun, grausam war er in der Tat, doch vergessen wir nicht, nichts kommt von nichts. Wie viele Leiden mussten die Palästinenser über sich ergehen lassen, dass sie vor Wut zu grausamen Monstren wurden.

Doch das Leid der Palästinenser will man im Land der Täter nicht sehen. Israel wird zum heiligen Staat der Opfer, seine Gegner müssen aus der Hölle gekrochen sein. Uri Avnery nannte die israelischen Militaristen unter dem Befehl Rabins „überhebliche Herrenmenschen, die die Palästinenser gewissermaßen als Ungeziefer auf dem Boden umherkriechen sahen.“ (Avnery, Zwei Völker, zwei Staaten)

Der Hass gegen die Juden steigt, je militanter die Regierung gegen die Palästinenser und jetzt auch gegen die Iraner vorgeht.

„Wir sind Söhne des Lichts“, war die Kampfansage Netanjahus gegen die Palästinenser, die ihre lang angestaute mörderische Wut im Hamas-Terror-Akt explodieren ließen.

Die Stimmung der israelischen Truppen gegen die einstigen Landbewohner war:

„Ihr seid Ketzer, ihr repräsentiert die Rebellion gegen das Wort Gottes. Ihr müsste vernichtet, ihr müsst ausgeschlossen werden.

Der rabbinische Herrschaftsanspruch beruht im wesentlichen auf der Ansicht, dass jedes pluralistische Element in der jüdischen Erfahrungswelt ketzerisch sei und deshalb unterdrückt werden müsse.“

Noch wichtiger für die jüdische Militanz ist jedoch der jüdische Auserwähltheitsglaube.

„Die zweite Grundüberzeugung, die Juden zu allen Zeiten teilten, ist der Glaube an ihre Erwähltheit. Dieser Glaube hat die Juden zusammengeschweißt und am Leben erhalten. Sie sind davon überzeugt, dass den Juden bei der Vervollkommnung der Welt eine unverzichtbare Rolle zufällt. Am Traum ihrer Vorfahren halten sie fest, dass es am Jüngsten Tag keinen Hass, kein Armut und keine Ungerechtigkeit mehr geben wird.“ (Arthur Herzberg, Wer ist Jude?)

Wenn jemand sich für auserwählt hält, hat er die Gleichheitsthese der Demokraten verworfen. Weshalb der Urkonflikt „Demokratie gegen Auserwählung“ die ganze Geschichte des Abendlands erschüttert.

Der Universalismus der antiken Humanität verträgt sich nicht mit dem elitären Status einer Erwählung Gottes.

Die Welt der Erwählten ist die Gegenwelt zur Welt der Gleichen. In der Welt ihrer Erwählung sind Juden die Sieger der Heilsgeschichte. Niemand kann sie übertreffen, höchstens kann man sich ihnen beugen.

Dieser Konflikt ist unlösbar und erfüllt unsere Gegenwart mit Schlacht-getümmel. Die frommen Ultras sehen nach langer Zeit der Unterdrückung und Verfolgung die Möglichkeit, die verhasste Weisheit der Griechen in den Boden zu stampfen.

Schon Philo hatte vom „Diebstahl der Griechen gesprochen, bis er bemerkte, dass Sokrates und die Propheten nicht vereinbar waren.“ (Hengel, Juden, Griechen und Barbaren)

„Da die Tora alles Wissenswerte enthielt und ihr Studium durch keine andere geistige Beschäftigung eingeschränkt werden sollte, wurde der Umgang mit fremdem Schrifttum, insbesondere der griechischen Weisheit, verpönt, ja teilweise verboten.“
(Hengel, Judentum und Hellenismus)

Griechische Autonomie und religiöse Fremdbestimmung, bislang ein unlösbares Problem, scheint durch das Gerangel zwischen Netanjahu und Trump eine Lösung zu finden. Da Trump nicht weiß, was er will und in lächerlicher Manier herumtändelt, hat Netanjahu seinen amerikanischen Freund-Konkurrenten möglicherweise überrundet. Trump weiß nicht, ob er sich dem Krieg gegen Teheran anschließen soll.

Dann wären die beiden apokalyptischen Nationen zum ersten Mal fähig, gemeinsam die Weltpolitik zu bestimmen.

Doch vergessen wir nicht: es gibt noch andere Juden als die Messianisten der Netanjahu-Regierung. Einer von ihnen heißt Avraham Burg, der in seinem bewegenden Buch: Hitler besiegen, ausführt:

„Die einzig erfolgversprechende Antwort auf Hitler ist der Zusammenschluss aller guten Menschen der Welt gegen die Koalition des Bösen, der auch einige meines Volkes gehören. Israelischer Humanismus muss begreifen, dass die Antwort auf die israelische Besatzung nicht nur im Rückzug aus den besetzten Gebieten besteht, sondern in der Schaffung einer neuen jüdischen Identität. … Die Zeit ist reif für eine Überarbeitung der Gebete. Wir müssen ein neues Gebetbuch schreiben, ein Siddur, in dem der arrogante Satz : Du hast uns auserwählt unter allen Völkern“ ersetzt wird durch „DU hast uns auserwählt mit allen Völkern“. Harmonie, vegetarische Lebensweise und Humanismus werden für eine bessere Zukunft verpflichtend sein. Es ist Zeit für ein neues Judentum.“

Fortsetzung folgt.