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Die ERDE und wir. LXXX

Tagesmail vom 30.05.2025

Die ERDE und wir. LXXX,

Wann wird Netanjahu seinen heiligen Krieg beenden?

Die Welt rätselt – obgleich der Erwählte sein Ziel längst klar benannt hat:

„So sollst du nun heute wissen, dass der HERR, dein Gott, vor dir hergeht, ein verzehrendes Feuer. Er wird sie vertilgen und wird sie demütigen vor dir, und du wirst sie vertreiben und bald vernichten, wie dir der HERR zugesagt hat.“

„Der Krieg der Söhne des Lichts gegen die Söhne der Dunkelheit, auch bekannt als Kriegsregel, Kriegsregel und Kriegsrolle, ist ein Handbuch für militärische Organisation und Strategie, das unter den Schriftrollen vom Toten Meer entdeckt wurde. Das Manuskript war unter den Schriftrollen, die in der Qumran-Höhle 1 gefunden, von der Hebräischen Universität von Jerusalem erworben und erstmals 1955 posthum von Eleazar Sukenik veröffentlicht wurden.“

In der langen Zeit seiner Regierung hat Netanjahu das Kriegsziel seiner ultrafrommen Kabinettsmitglieder vollständig übernommen.

Das israelische Volk schwankt zwischen Glauben und Nichtglauben. Die säkularen Teile ihres Gewissens verwerfen das biblische Ziel, die Reste ihres uralten Glaubens halten innerlich zitternd daran fest. Die Unklarheit des Volkes nutzt der Premier, um seine völkermordenden Ziele durchzupeitschen.

Unterstützt werden die kriegswütenden Juden von christlichen Biblizisten in den USA, die in hohem Maße identisch sind mit den Neoliberalen:

„Die christlichen Zionisten und ihre Verbündeten in den USA verfolgen weit in die Zukunft gerichtete Vorhaben, die einen neuen Weltkrieg auslösen könnten. Einige Neokonservative sagen, dass dieser Weltkrieg bereits am 11. September 2001 begonnen habe. Sie nennen ihn den Vierten Weltkrieg und behaupten, der Kalte Krieg sei eigentlich der Dritte Weltkrieg gewesen“, schreibt F. William Engdahl in seinem Buch „Apokalypse Jetzt! Washingtons Geheime Geopolitik.“

Warum erbitten sich fromme Biblizisten das Ende der Welt? Darum:

„Müssen wir diese Welt völlig zerstören, um zu einem neuen Himmel und einer neuen Erde zu gelangen?“

Wiedergeborene Fundamentalisten in den USA erklären, sie glaubten, Gottes Wille sei es, wenn Israel sich daran mache, sein Herrschaftsgebiet im Nahen Osten auszuweiten. Dies würde die Welt dem biblischen Tag des Jüngsten Gerichts näher bringen. Dann werden die wahren Gläubigen in mystischer Verzückung gerettet und in den Himmel geholt werden. Die Unerwählten hingegen werden in der Endschlacht bei Armageddon untergehen.

In Europa schüttelt man über solche selbsterfüllenden Prophetien nur den Kopf. Ist die Bibel nicht spätestens seit der Aufklärung aus der Weltpolitik verschwunden? Sind die Menschen nicht selbst verantwortlich geworden für ihre irdischen Taten?

Antwort von Peter Singer in „Der Präsident des Guten und Bösen, Die Ethik George W. Bushs“:

„Bush spricht häufig von den „Bösen“, gelegentlich sogar von den „Dienern des Bösen“. Oft fordert er dazu auf, „das Böse beim Namen zu nennen“, „das Böse zu bekämpfen“ und sagt, aus dem Bösen entstehe Gutes. Diese Sprache entstammt dem apokalyptischen Christentum. Wir müssen uns daran erinnern, dass viele Millionen Amerikaner ein apokalyptisches Weltbild haben. Nach einer Umfrage von TIME erwarten 53 % der Erwachsenen die „baldige Wiederkunft Jesu Christi und die Erfüllung der biblischen Prophezeiungen einer katastrophischen Vernichtung alles Bösen“. … Diese Prophezeiungen projizieren viele amerikanische Christen auf die Welt, in der wir leben, und sehen darin für ihre Nation einen göttlichen Auftrag.“

Die Feinde der Bibelgläubigen werden dämonisiert. Da der Westen noch immer als Zentrum des Glaubens gilt, bestimmt er auch die apokalyptische Struktur eines bedrohlichen Weltkriegs.

In Deutschland werden solche Analysen verhöhnt. Höchstens kann man lesen, die frommen Strukturen stammten von den Manichäern und nicht direkt aus dem geoffenbarten Wort Gottes.

Doch Manichäer waren nur eine abgespaltene Variante des neuen Christentums mit wenigen Anleihen aus dem persischen Zarathustra.

Hierzulande kann man hören, erst der Hamas-Terror habe die Israelis zur Rache herausgefordert. Was vor dem Terrorakt im Heiligen Land geschah, scheint niemanden mehr zu interessieren. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern aber begann schon mit dem Ende der Friedensverhandlungen zwischen beiden Staaten, die ursprünglich durchaus erfolgreich verliefen.

Danach erst begannen die Ultrafrommen, sich in Israel politisch durchzusetzen – und das war das endgültige AUS für alle Friedenshoffnungen. Netanjahu verbündete sich mit den Fundamentalisten und beendete damit jede Hoffnung der Palästinenser auf Frieden.

Es wäre keine allzu kühne Deutung, wenn man den Hamasterror ausgelöst sähe durch die kriegerische Verschärfung der politischen Lage. Man muss niemanden verteidigen, wenn man ihn zu verstehen versucht. Im israelisch-palästinensischen Konflikt darf man heute nur die jüdische Seite verstehen und rechtfertigen. Diese sind die Söhne des Lichts. Die Söhne der Finsternis müssen verflucht werden.

Deutsche Regierungen hielten es bislang für ihre Loyalitäts-Pflicht, die Feinde der Israelis in die Hölle zu verdammen. Dass auf der Welt universelle Werte gelten, die unbedingt eingehalten werden müssen: das ist den Erben der Täter nicht zu vermitteln. Die Beschädigung ihres demokratischen Gewissens halten sie für das angemessene Opfer ihrer Völkerverbrechen.

Gerade, wer Israels Wohl verteidigen will, muss die biblische Politik des Landes angreifen. Justament von Döpfners Mutter stammt der wunderbare Satz: Die höchste Form der Liebe ist Kritik, Döpfners Schmuddelzeitungen hingegen praktizieren hemmungslos das Gegenteil. Der Springer-Verlag ist eine Organisation hemmungslos-paradoxer Antisemiten.

Der Slogan „Nie wieder“ ist die Aufforderung, den humanen Grundgesetzen der UNO bedingungslos zu folgen. Die Würde des Menschen aber ist nicht einmal verletzlich und einmal unverletzlich. Erst jetzt, unter der neuen Merz-Regierung, beginnt eine allmähliche Kehrtwende Berlins in den deutsch-israelischen Beziehungen.

Israel und die USA sind nicht die einzigen Machzentralen, in denen die Weltpolitik mit apokalyptischen Kriegsformeln vorprogrammiert wird. Auch Putins erbarmungsloses Gemetzel in der Ukraine gehört in diese schreckliche Kategorie.

Beginnen wir mit einer persönlichen Erinnerung des früheren SPD-Politikers Müntefering über die „unaufhebbare Freundschaft“ zwischen Münteferings einstigem Kollegen Schröder und ihm:

„Ex-SPD-Chef Franz Müntefering (85) hat jetzt bei Markus Lanz (56) erklärt, warum er mit Ex-SPD-Kanzler Gerhard Schröder (81) partout nicht mehr sprechen will … „Ich habe ihm, als der Krieg in der Ukraine losging, geschrieben: Du musst dem Putin sagen, das ist ein Verbrechen, du musst dich davon distanzieren, das geht nicht, das kann ein Sozialdemokrat nicht akzeptieren!“ Müntefering sichtlich enttäuscht: „Auf den Brief habe ich noch keine Antwort bekommen, und so lange ist da auch Schweigen zwischen uns.““ (BILD.de)

Schröder ist die katastrophale Totalniederlage der SPD in politischer Moral. Moral nicht als süßliche Garnitur einer Belanglosigkeit, sondern als Extrakt der Lehre: Nie wieder. Wer derart fahrlässig mit universellen Werten umgeht, hat kein Recht mehr, die moralischen Werte der Arbeiter zu erkämpfen.

Die geistesgeschichtliche Entwicklung Russlands interessiert hierzulande niemanden. Wie aber könnte man Putins Biografie anders verstehen als im Licht der Gesamtentwicklung Russlands?

Beginnen wir mit dem Fazit: nicht nur Amerika und Israel folgen der Politik eines nahenden Weltendes, sondern auch – Russland.

Das wird manchem merkwürdig vorkommen, der Russland für ein marxistisch geprägtes Land hielt. Marxens These gegen die Religion kennt jedermann: Religion ist Opium des Volkes. Woher also die Lehre der Offenbarung des Johannes, wenn die religiösen Kennnisse des sozialistischen Landes verkümmert waren?

Das kann man nur verstehen, wenn man die Entwicklung der führenden russischen Intellektuellen, vor allem im 19. Jahrhundert, begriffen hat.

Tschaadajew, Belinski, Dostojewski und viele andere erkundeten Europa, studierten die deutschen Philosophen, Fichte, Hegel, und Nietzsche. Und warum diese?

„Wie schon das Christentum gründe diese Philosophie auf der Idee der Erhöhung des Menschen zur Gottheit. Deutschland müsse daher als das Jerusalem einer neuen Menschheit betrachtet werden: dort werde sich die Wiederkunft Christi ereignen.“ (Thomas Tetzner, Der kollektive Gott, Zur Ideengeschichte des „Neuen Menschen“ in Russland)

Gerade der russische Sozialismus begann, die christliche Lehre – in Wissenschaft und Fortschritt zu verwandeln. Die neuen Parolen hießen: vorwärts zum homo novus. Durch Böses zum Guten.

Dachte Fausts Mephisto ein Deut anders?

Eben deshalb war Russland der Silicon Valley-Lehre von der Umwandlung des sterblichen Menschen in einen unsterblichen um fast ein ganzes Jahrhundert voraus.

„Indem sich der Sozialgeist im Sozialismus vollendet, verwirklicht sich der Neue Mensch. Nicht Jesus Christus erscheint und nicht Hegels Weltgeist kommt zu sich, sondern die Menschen erkämpfen sich eine vernünftige und menschenwürdige Gesellschaft, in der sie sich frei entfalten können und eine solidarische Bruderschaft bilden. Dass der revolutionäre Untergang der alten Erde (pereat mundus) das „Blut von Tausenden“ verlangt, wird als das kleinere Übel in Kauf genommen.“

Belinski wörtlich:

„Ich beginne die Menschheit nach Art Marats zu lieben: um ihren kleinsten Teil glücklich zu machen, würde ich, glaube ich, den ganzen Rest mit Feuer und Schwert austilgen.“

Die neue sozialistische Ethik folgt dem Wort;

„Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.“

Das bedeutet für die Politik:

„Der Demokratismus sollte also nicht länger versuchen, als profane Bewegung die alte Welt zu erneuern, sondern sollte als religiöse Erneuerungsbewegung durch deren Sturz sich selbst als neue Welt setzen. Die Religion, jede Religion ist nichts anderes als himmlischer Sozialismus, ebenso wie der Sozialismus nichts andere ist als die irdische Verwirklichung der religiösen Instinkte.“

Was folgt aus der Verwandlung der Religion des „Stirb und werde“ in technischen Fortschritt?

„Die Lust der Zerstörung ist zugleich eine schaffende Lust.“

Das blieb das Credo Belinskis bis an sein Lebensende.

Nur wenn aus leidenschaftlicher Zerstörung Neues entstehen kann, könne auch die Welt der befreiten Arbeiter auf den Trümmern der alten bürgerlichen Welt möglich sein.

Damit repräsentiere die demokratische Seite der Bewegung das „barbarisch-zerstörende“ Moment der Erneuerung. „Gewiss baut Zerstörung auf: sie macht Platz frei und schon das ist Aufbau; sie beseitigt eine ganze Reihe von Lügen und schon das ist Wahrheit. Die Zukunft schwebt über dem Chaos aller politischen und sozialen Bestrebungen und entnimmt ihnen die Fäden für ihr eigenes neues Gewebe, das das Leichentuch für das Vergehende und die Windel für das Neugeborene abgeben wird.“

Das ist nicht nur die Politik einer eschatologischen Republik, sondern entspricht der nazarenischen Lehre im Römischen Reich.

„Wir bauen nicht auf, wir reißen nieder: wir verkünden keine neue Offenbarung, sondern räumen alte Lügen fort.“

Wer erkennt hier nicht die Grundlagen der Trump’schen Politik, die Sehnsucht seiner Wähler nach einem neuen Start auf tiefengesäuberter Ebene?

Dostojewski hat das letzte Wort:

„Der Ich-Erzähler plädiert für die Freiheit zur Unvernunft. Im Osten sei die erlösende Dritte Weltidee entbrannt – die russische Idee.“

Erst später, in der Enttäuschung über den Unwillen Europas, sich vom Russischen Christus erlösen zu lassen, verfiel Dostojewski national-kriegerischen Phantasien.

Eben dies könnte auch die Enttäuschung Putins gewesen sein, der ursprünglich mit dem demokratischen Westen kokettierte, doch bald bemerkte, dass der Westen ihn ablehnte. Die deutschen Putinfreunde hielten es offenbar nicht für nötig, die psychische Mentalität des Geheimdienstmannes eingehend zu erforschen. Aus einem „Freund“ Merkels und Schröders wurde ein Verächter des Westens, der die Kanzlerin mit einem Hund der Lächerlichkeit der Welt preisgab.

Und wer sagt, dass Putin inzwischen nicht längst bereit wäre, die christliche Formel „Stirb und werde“ in einen fürchterlichen Ost-West-Weltkrieg zu verwandeln?

„Also ist auch der Krieg zu irgend etwas nütze, er bringt der Menschheit Heilung und Erleichterung.“

Eine Lösung der Menschheitsprobleme durch Vernichtung der Menschheit könnte uns bevorstehen. Gott muss sterben, damit er auferstehen kann. Die Menschheit muss sich ausrotten, damit sie eine perfekte neue Schöpfung gestaltet.

Welche Götter bewahren uns vor diesem homo novus, der seine Geschöpfe erdrosseln muss, um sie zu Schöpfern einer neuen Welt zu ernennen?

Fortsetzung folgt.