Tagesmail vom 04.04.2025
Die ERDE und wir. LXVI,
Eine Epoche ist zerbrochen. Wir stehen vor der nächsten.
Ob wir sie neu schaffen werden, hängt von uns ab. Keine Geschichte wird uns helfen, keine Heilsgeschichte uns retten.
Schon wankt der Planet und das Universum lacht.
Die bisherige Epoche stand unter der Macht eines übermächtigen Mannes:
Der Mann ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. 3 Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, 4 wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.
Die Völker müssen verzagen und die Königreiche fallen, das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt. 8 Der Mann ist mit uns, der Große Mann ist unser Schutz. 9 Kommt her und schauet die Werke des Mannes, der auf Erden solch ein Zerstören anrichtet, der den Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. 11 Seid stille und erkennet, dass Ich der Mann bin! Ich will mich erheben unter den Völkern, ich will mich erheben auf Erden.
Dieser Mann hat goldene Haare und eine makellose gebräunte Haut. Er spricht wie auf der Kanzel der Welt, denn er ist die Kanzel der Welt.
Schlagt froh in die Hände, alle Völker, und jauchzet dem Mann mit fröhlichem Schall! 3 Denn der MANN, der Allerhöchste, ist zu fürchten, ein großer König über die ganze Erde. 4 Er zwingt alle Völkerschaften unter seine Füße. Denn der Mann ist König über die ganze Erde; lobsinget ihm mit kessem Pop! 9 Der Mann ist König über die Völker. Er sitzt auf seinem heiligen Thron im Weißen Haus, sieht, hört und weiß alles über jedes Würstchen in der Welt. Und was er nicht weiß, das flüstert ihm sein Freund Mephisto M. ins Ohr. Der kann mehr als alles.
Als er aus seinem Hochhaus herunterfuhr, rollte er mit den Augen und fuchtelte in die neugierige Menge:
Ich bin der Herr, der mächtige Mann, der dich aus den Niederungen Europas und den Slums der ganzen Welt herausgeführt hat. Du sollst keine anderen starken Männer haben neben mir.
Du sollst dir kein anderes Männerbild machen, weder dessen, was auf dem Mars, noch dessen, was auf grönländischem Eis, noch in der Ukraine unter dem Erdboden versteckt ist.
Ich bin ein eifersüchtiger Gockel, der die Gehässigkeiten deiner Vorfahren heimsucht bis ins dritte und vierte Geschlecht.
Ihr habt gesehen, dass ich von Washington herab zu euch geredet habe, Ihr sollt mir niemanden zur Seite stellen, Ich bin unvergleichlich.
Ich liebe Kriege. „Im Krieg zeigt sich die Kraft des Zusammenhanges aller mit dem Ganzen“, sagte mein schwäbischer Landsmann Hegel. „Krieg ist der Geist und die Form, worin das wesentliche Moment der sittlichen Substanz vorhanden ist. Nationen gewinnen durch Kriege nach außen – Ruhe im Innern.“
Nur wer Kriege führt, kriegt die Welt. Kriegen kommt von Krieg. Wer nichts kriegt, hat keinen Krieg geführt oder alle Kriege verloren.
Deutschland wird wieder kriegerisch. Bald wirst du sie als stramme Soldaten auf den Straßen marschieren sehen. Das Post-Heroische haben sie heroisch überwunden, nun sind sie wieder reif für das Heldentum.
Nicht nur ihre Augen werden blitzen, sondern ihre Panzer und Drohnen – die sie fieberhaft vom Bande laufen lassen. Die Managerin kann es kaum erwarten, bis sie Geld und Lob kassiert wegen ihrer weltführenden Waffen:
„ … beklagt den anhaltenden Stillstand in der Wehrpolitik: Bei Drohnen sei der Nachholbedarf in Deutschland besonders hoch. »Ohne Drohnen werden wir keinen Konflikt, keinen Krieg und kein Gefechtsfeld mehr sehen«, so Wiegand. Nur mit einem vernetzten Gesamtsystem, in das Drohnen eingebunden seien, könne Europa einen Aggressor wie Putin abschrecken.“ (SPIEGEL.de)
Die Amerikaner wollen endgültig die führenden Männer der Welt sein, die – nebenbei – jeder Frau zwischen die brünstigen Beine langen dürfen. Klar, das Weib ist immer brünstig – und sittlich dem Mann überlegen, weshalb der Mann es bedenkenlos beherrschen muss.
Amerikaner sind bibelsüchtig, Deutsche tun, als seien sie griechensüchtig.
Amerikaner haben ein elementares „Interesse an den Letzten Dingen, weshalb sie von einem finalen Krieg zwischen Gott und Satan träumen, der dieser verdorbenen Gesellschaft ihr verdientes Ende bereiten wird,“ (Armstrong)
„Diese Welt rase ihrer Vernichtung entgegen; statt tugendhafter zu werden, wie die Aufklärer hofften, sei die Menschheit schon derart verrucht, dass Gott bald gezwungen sein werde, einzugreifen, ihre Gesellschaft zu zerschmettern und der menschlichen Rasse unsägliches Leid zuzufügen. Die gläubigen Christen aber würden aus dieser Bewährung siegreich hervorgehen und die Herrlichkeit des Neuen Reichs erleben.“
„Die Orgie von Zöllen zeigt, dass Donald Trump seine Politik ohne Rücksicht auf die Folgen durchsetzen wird. Trump hat ein Mandat für vier Jahre, in denen er alle Möglichkeiten hat, die Welt an den politischen und wirtschaftlichen Abgrund zu führen. Ein übersteigerter Nationalismus, wie ihn der US-Präsident am Mittwoch an den Tag legte, hat Europa im vergangenen Jahrhundert zweimal in die Katastrophe gestürzt. Seine Regierung ignoriert immer häufiger die Urteile von Bundesrichtern und treibt damit das Land an den Rand einer Staatskrise. Viel spricht dafür, dass die Welt vor einer sehr beängstigenden Alternative steht: Entweder zerstört Trump sich selbst mit seiner Politik – oder uns.“ (SPIEGEL.de)
„Wahrer Fortschritt war demnach untrennbar mit Konflikt und nahezu vollständiger Vernichtung verbunden.“
Womit dem letzten KI-Anbeter klar sein müsste, wohin der Fortschritt führen wird:
In zwanghafter Ausführlichkeit stellen sich die Christen die endgültige Auslöschung der modernen Gesellschaft vor und entwickelten eine morbide Sehnsucht danach.“
Was ist mit den Deutschen, die in allen Dingen der Welt überlegen sein wollten, sowohl in moralischer wie in unmoralischer Sicht?
Sie fühlten sich als neugeborene Griechen, ja fühlten sich den Erfindern der Demokratie haushoch überlegen.
„Die edle Einfalt und stille Größe griechischer Plastik war mit der Humanität von Goethes neuer Sittlichkeit so innig vermischt, dass da kein Raum mehr blieb für die wilden, selbstsicheren Charaktere, mit denen die griechischen Tragiker ihre Wirkung zu erzielen pflegten. Seine Charaktere sind zutiefst selbstlos, aufrecht und vernünftig, weil ihm an der Lehre lag, dass Vernunft, Wahrheit und Selbstlosigkeit schließlich alle Konflikte zu lösen vermögen. Goethe betrachtete die Griechen als den Idealtyp der gesamten, nicht nur der europäischen Menschheit. Es war unvermeidlich, dass ihm der Grieche, der vollkommene Europäer, zugleich als der vollkommene Mensch überhaupt erschien. Anderen Kulturen schenkte er kaum seine Aufmerksamkeit. Es bedeutete keine geringe Anstrengung, den Boden der Werte, auf dem die europäische Kultur errichtet worden ist, von neuem zu befestigen, aus dessen Kultur die unreinen und überspannten Zutaten von 2000 Jahren zu entfernen und ihr damit eine zweite Jugend zu geben, in der sie dem menschlichen Geist neue Welten erobern konnte.“ (Trevelyan, Goethe und die Griechen)
Trump gegen Goethe? Erneuerung der Welt durch Mammon – oder durch das Wahre und Gute?
Will Trumps Titanismus den deutschen Graecomanen das Blut abstellen?
Hat er Trevelyan gelesen?
„Um zu neuem Leben zu kommen. Musste ein antikes Ideal erst durch das lebendige Medium eines modernen Geistes hindurchgehen?“ (ebenda)
Brauchen wir eine weltumspannende Tragödie zwischen Donald & Mephisto M. auf der mammonistischen und Johann Wolfgang auf der Seite der Dichter und Denker?
Hören wir Friedrich Meinecke, den einzigen deutschen Historiker, dem es gelang, nach dem Zweiten Weltkrieg ein Buch über das Verhängnis der Täter zu schreiben.
„Der Handelnde ist immer gewissenlos. Über aller Offenbarung der Gottnatur hat er doch niemals ihre dunklen, dämonischen Tiefen vergessen. Mit der falschen Idealisierung der Machtpolitik muss auch die falsche Vergötterung des Staates a la Hegel aufhören.“
Gewiss, das Gute geht niemals ohne das Böse.
„Nur zu viele Dinge gibt es, in denen Gott und Teufel zusammengewachsen sind. Zu ihnen gehört, wie Botticelli gesehen hat, die Staatsraison.“
Das Wort Staatsräson kennen die Deutschen nicht mehr. Sie kennen nur den Begriff Kompromiss. In dem aber schwelgen sie übermäßig. Womit klar ist, dass sie das Gute nicht mehr kennen – wollen. Ist ihr Tun befleckt, hantieren sie längst mit dem Zauberwort: Kompromiss.
Deutsche sind mephistophelisch von Natur aus: sie kennen die Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Nein, das war nicht ihre Erfindung. Das war das heilige Erbe mittelalterlicher Theologen, die etwas wussten von der heiligen Sünde.
Der Sünde musste natürlich etwas entgegengestellt werden. Im Mittelalter war es die Religion, in der Aufklärung das humane Ideal, in der Moderne der unvergleichliche Individualismus.
Das bedeutete: das Leben war ein stetiges Ineinander von Krieg und Frieden. Diese Nachlässigkeit führte zur Geringachtung des neuen Universalismus. Erwählte Weltherrscher wie die USA, Israel und neuerdings auch Ungarn – hegen nur Verachtung für den Internationalen Gerichtshof.
„Viktor Orbán hat angekündigt, sein Land aus dem Internationalen Strafgerichtshof zurückzuziehen. Der Völkerrechtler Christoph Safferling sieht darin einen gezielten Affront und schlechte Nachrichten für die EU. Es ist eine Niederlage für den Internationalen Strafgerichtshof, aber auch für die Europäische Union. Die EU-Mitgliedstaaten unterstützen dieses Gericht sonst unisono. Dass nun ein Mitgliedstaat ausschert, ist ein deutliches Zeichen der Abneigung gegenüber den Werten und den Prinzipien, die die Europäische Union vertritt. Mit diesem Schritt kehrt Ungarn diesen europäischen Werten den Rücken. Das ist keine gute Nachricht für Europa. Würde man allerdings hier einen Haftbefehl nicht vollstrecken, dann wäre das ein offener Affront und ein schwerer Schlag gegen die Autorität des Gerichtshofs. Insgesamt ist es möglich, dass eine gewisse Trittbrett-Einstellung aufgrund von Ungarns Rücktritt entsteht. Das wäre fatal. Dass die Vereinigten Staaten massive Sanktionen gegen das Gericht lancieren, ist ein offener Angriff, den dieser Gerichtshof nicht verdient hat. Er wurde mit den besten rechtsstaatlichen Absichten und auf einer menschenrechtlich völlig integren Grundlage eingerichtet. Dass es im Einzelfall nicht gefällt, was er macht, steht auf einem anderen Blatt. Ihn massiv anzugreifen und fundamental zu bekämpfen, das sollte man als Rechtsstaat unterlassen.“ (SPIEGEL.de)
Diese Verachtung des universellen Rechts, das gleich ist für alle Völker, repräsentieren jene frommen Völker, die sich für einzigartig halten. Netanjahu glaubt sich gar berechtigt, dem deutschen Rechtsstaat diktieren zu können, wie er den Holocaust zu verstehen und zu feiern hat.
„Ein Anfang wäre gemacht, wenn die Stimmen von Hunderttausenden Israelis, die in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten auf die Straße gehen, in den Koalitionsverhandlungen in Berlin gehört würden. Sie fordern ein Ende des Krieges, einen Geiseldeal und den Schutz der Demokratie gegen ihre Aushöhlung. Ihnen zur Seite zu stehen – das wäre eine wünschenswerte deutsche Staatsräson.“ (SPIEGEL.de)
Es wird Zeit, dass das verseuchte Abendland abtritt von der Weltbühne. Es gibt andere Kulturen, die die Widersprüche der Christen nicht kannten. Stop, es gibt sie nicht mehr, aber es gab sie und sie belebten in humanem Sinn ein riesiges Land.
„Sie blieben daher vor den unmenschlichen Tendenzen abendländischer Religion und abendländischer Wissenschaft bewahrt, Ohne Mühe entgingen sie den schroffen Dualismen – Himmel und Erde, Kopf und Herz, Ich und Es, Ethik und Geschäft, Kunst und Nützlichkeit, Individuum und Gesellschaft – die die Widersprüche der abendländischen Kultur versinnbildlichen.“ (Muller, Geschichte ohne Mythos)
Dieses Land heißt – China. Obzwar sein importierter Kommunismus viele alte humane Traditionen erstickt hat, ist es im Untergrund noch immer lebendig und wartet auf seine Auferstehung. Kein Wunder, dass Trump es am meisten hasst. Wer sagt, China werde seine alten Fähigkeiten nicht mehr verlebendigen?
Fortsetzung folgt.