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Die ERDE und wir. LXI

Tagesmail vom 17.03.2025

Die ERDE und wir. LXI,

es folgt eine historische Woche – sagte der Moderator mit rötlichem Gesicht, als Beobachter wird er dabei sein und alles aus sicherer Distanz wahrnehmen.

Das ist die Erkenntnismethode des modernen Menschen – sein Apriori, wie Kant zu sagen pflegte. Erkennen ist, der Wirklichkeit vorzuschreiben, wie sie – im Prinzip – zu sein hat. Der rationale Mensch lässt sich von niemandem vorschreiben, wie er zu erkennen habe.

Trump ist Kantianer: was er vorgaukelt, hat die Schöpfung nachzuvollziehen.

Kants Apriori ist immer gleich und unvergänglich, Trumps Apriori ist zugleich sein Aposteriori. Er kennt keine Gesetze, denen er folgen müsste. Wo Ich bin, da ist die Macht; wo die Macht ist, wird bestimmt.

Zurzeit sieht es so aus, als könnten Trumps Methoden die Schöpfung in den Abgrund reiten. Hände hoch, wer das für richtig hält. Ich sehe keine Hand, also will es niemand – außer einigen Superreichen, die sich hinter den Bergen verstecken.

Wollen wir uns gefallen lassen, dass einige verfressene Würmchen uns die Natur – die keine Schöpfung ist – vor der Nase wegfressen?

Wollen wir nicht – also? Also müssen wir Trumps Umsturzmethoden selbst umstürzen und sein Verwirr- und Täuschungsspiel auf die Beine stellen.

Er will den Untergang – wir wollen die Natur bewahren, wie sie es selber will: wir folgen der Natur.

Wir wollen uns von der Natur die Spielregeln mitteilen lassen, dann spielen wir, wie wir selbst spielen wollen.

Ja, wir sind abhängig und unabhängig von der Natur – eine wunderbare Symbiose, wenn der Mensch fair spielen kann.

„Ohne Umschweife gilt hier das Kind als Bruder und Schwester von Sonne, Mond, Sternen, Winden, Wolken, Regen, Nebeln, Hügeln, Tälern, Flüssen, Seen, Bäumen, Gräsern, Vögeln, Vierfüßlern, Würmern – eine unfassbare Familie alles Laufenden, Kriechenden, Fliegenden, Atmenden und Wirkenden. Derartige Zeugnisse begegnen in der Indianerliteratur auf Schritt und Tritt: es ist der Glaube des voreuropäischen Nordamerika. So notierte ein moderner Reisender als Summe seiner Eindrücke im Navaho-Land:

Noch heute glauben die Indianer hier,
Dass alles um sie herum brüderlich zusammenhängt,
Ob Stein, ob Blatt, ob Tier.
Und ferner meinen sie, dass Geist von allen Menschen,
Die mit uns gewacht,
Stets bei uns ist
An jedem Tag, in jeder Nacht. (in Werner Müller, Geliebte Erde)

In diesen Gedanken der Weltfamilie pulsiert die Lebenszelle des indianischen Heidentums … Unter den Folgerungen dieses Gedankens trägt nichts weiter als die Auffassung von der Vollständigkeit des Kosmos. Sind alle Welterscheinungen Brüder, dann darf keine im Ring der Weltfamilie fehlen. (Brüder sind identisch mit Schwestern.) Fällt auch nur eine einzige aus, verkrüppelt die Bruderschaft, da sie keine vollständige Gestalt mehr besitzt.

Wie immer in den Gedankenordnungen natursichtiger Völker hat diese Vorstellung von der notwendigen Vollständigkeit des Kosmos auch eine praktische Seite. Hier wurzelt ein religiöser (oder ganzheitlich begründeter) – Naturschutz, denn für den Indianer muss die Weltbrüderschaft unverletzlich bleiben.

„Die Erde liebt uns,
Sie freut sich, wenn sie uns singen hört.“

Kann sie uns singen hören, wenn wir gar nicht singen? Wir brüllen und schreien, ächzen und stöhnen – aber singen wir? Das Singen haben wir vergessen.

„Die Erde singt nicht mit menschlicher Stimme, sondern mit ihrer eigenen, mit Morgenröten, Wolkenlandschaften, Regenschauern, Wäldern und Wüsten:

Alles, was lebt, ist ihr Lied,
Alles, was stirbt, ist ihr Lied,
Auch der Wind, der da weht, ist ihr Erdenlied,
Und die Erde will alle ihre Lieder singen.

Die Erde ist der passende Sitz für die Indianer, sie ruhen am liebsten an der Brust ihrer Mutter.“ (ebenda)

Doch das Ende vom Lied kommt erst. Es verstummt, wenn der Pflug der Männer die Erde aufbricht.

„Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. 19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist. Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.“

Als die Indianer diese Botschaft hörten, ahnten sie, dass Schreckliches über sie kommen würde.

„Das scharfe Eisen, tief eingreifend und mächtige Schollen wendend, erweckte dem Indianer Grauen. Wie kann man nur die Brust seiner Mutter mit einem Messer aufschneiden, mit einer eisernen Pflugschar aufreißen – diesen Einwand bekamen die Weißen immer wieder zu hören. An eben dieser Stelle entzündete sich der Widerstand gegen die Entwicklung des Bodenbaus. Das naserümpfende Urteil der Prähistoriker … enthält den Vorwurf der technischen Blödsichtigkeit deutlich genug, Allein die Unverletzlichkeit der mütterlichen Brust, geht wohl über das Fassungsvermögen des homo faber hinaus. Das plötzliche Erscheinen eines handelnd und ehrfurchtslos eingestellten Menschentyps, der den Wald niederschlug, die Tiergeschlechter ausrottete, die Urstille mit dem Lärm seiner Maschinen vernichtete – wieviele Male mögen indianische Hirne darüber gegrübelt haben, woher diese Leute kamen? Und wie oft hat der Kontinent durch indianischen Mund seine Klage erhoben?“ (ebenda)

Trump wurde zum Inbegriff der weißen Eroberer, die keine Rücksicht nahmen, um die ungepflügte Erde zu zermörsern.

Um ihre heutige Tiefenkrise zu beheben, gehen die Europäer daran, sich zu militarisieren, sich mit Geld vollzustopfen, um ihre riesigen Schulden in unbekannter Zukunft zu beheben.

Geht das? Natürlich, Geld ist nichts, entsteht aus Nichts und kann wieder zu Nichts werden. Der Mensch ist Schöpfer aus Nichts und Wiederhersteller des Nichts. Zwischen Nichts und Nichts regiert das Geld. Kapitalismus ist eine Ökonomie des Nichts oder des Nihilismus.

Trump, Inbegriff des westlichen homo religiosus, will die Krönung der elementaren Vernichtung der Natur sein. Um die Natur zu retten, müssen wir

– Pardon Amerika – Trump ausschalten.

Das bedeutet: Europa muss mit Amerika streiten, um den natur- und menschenfeindlichen Kurs der Trumpisten auszurotten und zurückzukehren zum mutterfreundlichen Leben der Urmenschen.

Nach Popper wäre das eine Generalsünde. Denn Urvölker hielt er für den Inbegriff der geschlossenen Gesellschaften.

In einer offenen Gesellschaft kann jeder jeden überflügeln, die besseren Hypothesen entwickeln und falsifizieren. An dieser Stelle soll angeblich der Geist der Wissenschaft herrschen. Stimmt das?

Müssen wir die Natur umpflügen, um festzustellen, dass wir sie bereits in Gänze umgepflügt haben? Wissen wir nicht schon lange, in welchen Abgrund es uns treibt, wenn wir den blutigen Pfad der westlichen Naturvernichtung weiter-trampeln?

Poppers Prüfungskategorien beziehen sich lediglich auf winzige fragmentierte Hypothesen. Selbst wenn wir hier unfehlbar wären, wäre das Verifizieren und Falsifizieren nur ein belangloses Spiel, gemessen an der Notwendigkeit, das Ganze kritisch zu überprüfen.

Das Ganze ist für die Naturwissenschaft nicht erfassbar. Das Ganze ist ein Akt vollständiger Vermutung – die durch Erfahrung nach und nach immer sicherer werden kann. Wir nennen es Lernen.

Nehmen wir die Indianer: haben sie nicht, aus endloser Erfahrung, Recht, wenn sie dem Menschen raten, nicht länger die Mutter Natur zu zerstören? Müssen sie vor Trümmerfeldern stehen, um zu klagen: wir haben uns an der Natur schuldig gemacht?

Wenn ich Blumen aus der Erde reiße und sie verwelken noch am selben Tag, wenn ich diese Gewaltaktion hochrechne zur weltumspannenden Ökopolitik der Menschheit – weiß ich dann nicht, dass ich zum Meuchelmörder alles Seienden werde?

Naturwissenschaftler wissen immer nur Fragmente und Details, unzusammenhängende Gesetze; doch was ihnen fehlt, ist die Ganzheit einer symbiotischen Erfahrung. Ihr Fehler ist das falsche Hochrechnen von Winzigkeiten auf die Ganzheit der Erde oder des Universums.

Naturwissenschaftler begnügen sich mit dem Genie ihrer zersplitterten Teilerkenntnisse. Das Ganze erfassen sie nicht – tun aber, als hätten sie das kosmische Geschehen irrtumslos wahrgenommen.

Von Popper gibt es keine kritischen und konkreten Erkenntnisse über Klimazerstörung. Erkenntnislos misstraute er den ersten Klimaaktivisten – bloße Verdächtigungen genügten ihm. Da war er kein Deut besser als die Antiprognosen der WELT und jener bezahlten Wissenschaftler, die im Auftrag der Ölindustrie das Gegenteil der Klimawissenschaftler behaupteten.

Es wäre höchste Zeit, die verborgene Grundlagenkrise der Wissenschaft zu durchleuchten und das Revier ihrer Aussagekraft – zu falsifizieren.

Wie war die erste Reaktion der amerikanischen Wissenschaftler, die von Trump & Musk entlassen werden sollten? Ade, Amerika, wir gehen wieder zurück nach Europa, der Mutter aller Wissenschaften. Gottlob beließen sie es bei ihrer Drohung, dann aber begannen sie zu revoltieren.

Was aber nicht bedeutet, dass die Wissenschaftler in vielen Fragen der Naturzerstörung ihren Mund aufgemacht hätten. Allzuoft betätigten sie sich als Sekundanten der Naturchemie, der Atomindustrie oder sonstiger Ausbeutungspraktiken.

Es genügte, wenn Superreiche ihre hinterlistigen Denkfabriken eröffneten, um die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen. In Deutschland waren es rechte Parteien und habgierige Gazetten, die jene Erkenntnisse benötigten, um die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen.

Was müssen wir tun, um die riesigen Weltkonflikte um Amerika, Putin, die Ukraine, Grönland, Kanada etc. in den Griff zu kriegen?

Amerika ist ein Staat mit einer vorbildlichen, aber hauchdünnen demokratischen Glasur. Doch unterhalb dieser Glasur herrschen Überzeugungen, die im Verlauf der Zeiten immer faschistischer wurden. Aus ihrer religiösen Erwähltheit konstruierten sie ein Manifest, das seit Jahrhunderten die Weltpolitik des riesigen Kontinents dominiert.

„Was Amerika nicht durch Verhandlungen oder wirtschaftlichen Druck erreichte, nahm es sich mit Gewalt.“

„Auffällig ist, dass die USA auch damals schon die Rechte kleinerer Staaten völlig ignorierten, sie niemals zu ihren eigenen Angelegenheiten befragten und Kuba das Recht auf Selbstbestimmung verweigerten.“

„Wir sahen es als unser „natürliches Recht“ an, unsere Schwierigkeiten zu Hause durch Expansion in Übersee zu lösen. Das Ergebnis war, dass ein liberaler Staat sich der Praxis des Kolonialismus bediente.“

„Zentraler Aspekt der Manifest Destiny war das Sendungsbewusstsein, die Vorstellung von uns als auserwähltem Volk. … Auf diese Weise ging die Vorstellung von nationaler Größe nahtlose in den Gedanken der Rassenhierarchie über.“

Im Namen Amerikas wurden schreckliche Grausamkeiten in der Welt verübt. „Vietnam war eine Ungeheuerlichkeit von Anfang an. In Vietnam wurden mehr Tonnen Sprengstoff über dem Land abgeworfen als im ganzen Zweiten Weltkrieg zusammen. Die Tragödie der amerikanischen Diplomatie ist demnach: Selbstbestimmung, aber zu unseren Konditionen, die Untergrabung der Demokratie, um sie zu bewahren. Der Versuch, im Namen von „Demokratisierung oder Modernisierung“ anderen Menschen unsere Lebensweise aufzuzwingen und die Welt nach unseren wirtschaftlichen oder geopolitischen Bedürfnissen umzugestalten, ist ein zentrales Element in diesem selbstzerstörerischen Prozess.“ (alle Zitate in Morris Berman, Finstere Zeiten in Amerika)

Das faschistische Programm der USA ist schlicht und einfach: „Wir sind die mächtigste Nation der Welt, wir sind auserwählt und deshalb unfehlbar, was immer wir anderen Staaten antun, ist zum Besten dieser Staaten. Wir sind dabei, die Heilige Stadt auf dem Berge in Jerusalem und das neue Reich des Messias zu erobern. Was für uns das Beste ist, ist automatisch auch das Beste für die ganze Welt.“

Das ist apokalyptische Weltmacht über die ganze Erde. Wer sich Amerika widersetzt, darf wortlos vernichtet werden.

Deutschland war die große Ausnahme dieser Zwangsbeglückung, denn die Deutschen übernahmen freudig die frommen Demokratiewerte der Auserwählten – ohne selbst besonders fromm zu werden.

Das Dringlichste, das Deutschland jetzt machen müsste, wäre: dankbare, aber bedingungslose Kritik an ihren Mentoren zu üben. Das aber können die Deutschen weder im Falle Israel, noch im Falle der amerikanischen Weltherren.

Ohne strenge gedankliche Auseinandersetzung kann der Westen nicht genesen. Wer nur auf Waffen und wirtschaftliche Naturzerstörung setzt, wird geradewegs zum destructor mundi.

Fortsetzung folgt.