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Tagesmail

Der vollkommene Mensch schafft sich ab

Hello, Freunde der Heloten,

wie wollen wir sie nennen, die Kaste der Minderleister? Sklaven? Aber bitte, es gibt doch Gesetze im Land, die selbst für präsidentielle Minderleister gelten.

(Nur nebenbei: müsste nicht die flüchtige Exfrau des präsidentiellen Minderleisters viel dringlicher vors Volksgericht als der einfältige Exmann, den sie verruchten Sinnes mit Myrrhen, Aloe und Zimmet betört hat?

„Süßer, mit Teppichen habe ich mein Lager bedeckt, mit bunten Tüchern von ägyptischem Linnen. Komm, wir wollen uns in Wollust berauschen bis zum Morgen, wollen miteinander schwelgen in Liebe. Sie bringt ihn herum mit glattem Geschwätz. Einfältiglich läuft er hinter ihr drein wie ein Ochs, der zur Schlachtung geht, wie ein Hund, der zur Kette geführt wird, wie ein Vogel ins Garn eilt, und merkt nicht, dass es sein Leben gilt, bis der Pfeil ihm die Leber durchbohrt.“

Ähnlichkeiten mit einem aktuellen Fall wären rein überzufällig. Sagte doch die Kanzlerin, der Tropf stünde fest auf dem Boden christlicher Sprüche. Was er hiermit vollumfänglich bewiesen hat. Heldenhaft unterstützt von Dieter Dehm, einem Linken, der seinen gefallenen König Gunter nicht im Stich lässt. In der Stunde der Not kennt ein Siegfried weder links noch rechts. Brunhilde muss in gemeinsamer Männeraktion – die weder Ausbeuter noch Ausgebeutete kennt – zur Strecke gebracht werden. Vor dem verderblichen Weib muss auch der Klassenkampf schweigen.

Die flüchtige Verführerin, auch sie steht fest auf christlichem Boden. Zuletzt wurde sie in einem Gottesdienst – pardon Eventgottesdienst – in bezaubernder Robe gesehen. Mit betörenden Worten führte sie das einfältige Publikum durch die

sinnstiftende Andacht. Demnächst, so eine Verlautbarung der ARD, wird sie das Wort zum Sonntag sprechen. Als spirituelle Antwort auf Heidi Klum.)

Wie wär‘s mit Periöken, Metöken – Zwischenwesen zwischen Freien und Sklaven, etwa heutigen Flüchtlingen, Asylbewerbern und ähnlichen Sozialnetzausbeutern vergleichbar? Ah, da haben wir was Passendes im Angebot: wir nennen sie Heloten, die Eroberten. Erobert von der Kaste der Mehrleister und zu deren Fußabstreifern abgerichtet.

Sprechen wir von Sparta? Nein, von der deutschen demokratischen Republik, Ausgabe West. Heloten waren keine Bürger, sondern „öffentliche Sklaven“ und standen unter Residenzpflicht. Früher nannte man das: sie waren an die Scholle gebunden. Residenz ist der Amtssitz, das Wohnhaus oder das Schloss eines Fürsten. Moderne Heloten sind gehalten, ihr bequemes Leben im Schloss oder in der stattlichen Wohnung nicht zu verlassen, damit sie vom erbarmungslosen Konkurrenzkampf in der kapitalistischen Gesellschaft nicht irritiert werden.

Spartanische Heloten waren an ihren Kleidern zu erkennen. Tipp für die Nürnberger Arbeitsagentur: bei Uniformpflicht – Uniformen können durchaus leger sein – können residenzflüchtige Heloten von jedermann identifizierbar sein. Ein heimlicher Handy-Anruf an die Polizei, und die Heloten können umstandslos in ihre Residenz zurückgebracht werden.

Demnächst sollen die Uniformen mit einem unscheinbaren GPS-Gerät versehen werden, sodass die Arbeitsagenturen jederzeit den lokalen Überblick über ihre Kunden haben.

Besonders über den Nachwuchs derselben, den man vor allzu unrealistischen Bildungs- und Aufstiegsträumen bewahren muss. Etwa mit saloppen Fragen im Nebensatz, ob die Kinder verantworten können, ihre minderleistenden Eltern zu beschämen, indem sie ihnen über den Kopf wachsen.

Meistens genügen solche Nebenbei-Anmerkungen, um den realitätsfernen Nachwuchs der rassisch und intellektuell Minderwertigen – pardon: Minderleistern – auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Nicht nur, dass der Staat die Benachteiligten beschämt, nun stellt er die Eltern vor den Kindern bloß und maßt sich an, die Kinder der Wertlosen von Bildung abzuhalten.

Wir brauchen in Deutschland keine NSA zur Überwachung staatsfeindlicher Horden: wir haben die Nürnberger Agentur für Arbeit. In Deutschland wurde die Leibeigenschaft der Bauern erst 1848 aufgehoben. Nun wird sie wieder eingeführt. In Form leibeigener Staats-Heloten. Merci, ESSPEEDEE.

Nach letzten Meldungen sollen Emissäre der in Planung befindlichen Großen Koalition in die Nürnberger Zentrale eingedrungen sein, um die gesamte Führungsspitze zur Rede zu stellen. Bei Nachfrage erwies sich die Meldung als Fälschung.

Der SPD, so analysierte ihr alter und neuer Vorsitzender Sigmar Gabriel, habe es an Compassion fehlen lassen, deshalb die Wahlniederlage. Der Begriff von Willy Brandt bedeutet Mitgefühl, Erbarmen, Mitleid, Barmherzigkeit. Wenn einem so viel Religiöses in der Malocherpartei widerfährt, das ist schon einen Parteiaustritt wert. Wie wär‘s mit simpler Gerechtigkeit, gesundem Menschenverstand und basisdemokratischer Gesinnung?

Inzwischen hat Gabriel, ein behänder Springinsfeld, seine Meinung schon wieder korrigiert. Nicht der Partei, lässt er melden: dem Volk habe es an Compassion gegenüber der Partei gefehlt. Gabriel plant für die nächste Legislaturperiode, das Volk an die Hand zu nehmen und ihm die aufreibenden Arbeitsbedingungen der Abgeordneten aus der Nähe zu zeigen, damit es Mitleid mit den unschuldigen Sündenböcken der Nation bekomme.

Allerletzte Meldung: dem unbekannten Erfinder des Begriffs Residenzpflicht soll der patriotische Neusprechorden erster Klasse verliehen werden.

(Jonas Leppin im SPIEGEL)

 

Können wir internetmäßig jemals von Amerika unabhängig werden? Wir müssen, sagt der IT-Experte Sandro Gaycken in der FAZ. In den 40er Jahren, als das Netz visionär geplant wurde, hätte noch die Chance bestanden, zwischen der „Harvard- und der Von-Neumann-Architektur“ zu entscheiden. „Schon damals hat man sich für die billige und schnelle, statt sichere und solide Technologie entschieden. Diese Entscheidung wurde seit dem immer wieder so getroffen. Das muss man jetzt korrigieren.“

(Es ist unter der Würde deutscher Schreiber, Fachbegriffe zu erklären. Hier die Erkenntnisse von Wiki)

Heute würden gut gerüstete Angreifer „überall reinkommen“. Das sei sehr bedrohlich. Um sich dagegen zu wappnen, genügten keine Gegenmaßnahmen auf gleicher Ebene.

„Meine Idee von Hochsicherheit ist wirklich, den Computer noch einmal neu zu erfinden, noch einmal ganz von vorn anzufangen. Das unsichere Zeug, das wir heute haben, müssen wir alles wegwerfen, wenn wir Informationstechnik für unsere hochsicheren Bedürfnisse nutzen.“

Europa habe die gigantische Chance, aus seinem technologischen Rückstand eine Tugend zu machen und ein ganz neues Netz zu erfinden. „Es wäre ein Gewinn an Sicherheit, an Privatheit und Datenschutz und es würde sicherlich auch ein Exportschlager.“

Gestern Abend debattierte Gert Scobel mit Fachleuten das Thema 3.0 in 3-SAT. Das 3.0 ist die Fortsetzung des Weltnetzes 2.0, das nur Menschen miteinander vernetzt. Auch die Dinge sollen nicht zu kurz kommen und miteinander verknüpft werden.

Der intelligente Kühlschrank soll selbständig einem Anbieter melden, dass die Joghurts zu Neige gehen. Möglichst magere Joghurts, denn der Kühlschrank ist mit dem Besitzer desselben verbunden, der mit Hilfe von Sensoren seine persönlichen Körperdaten erhebt und überwacht. Subjekt X zu übergewichtig. Hoher Blutdruck. Schnell ermüdbar: ergo weniger Kalorien diese Woche.

Alle Dinge sollen mit allen Dingen kommunizieren können. Das war der Traum der Animisten, die alle Dinge auf der Welt als beseelte Sachen empfanden. Für Platon war die Erde ein fühlender Organismus. Erst im Verlauf der christlichen Moderne verlor die sündige Natur ihr organisches Leben. Tiere wurden zu Automaten, Menschen zu halben oder ganzen Maschinen. (Der Mensch ist, was er isst.)

Nun erleben wir die wunderbare Wiederbeseelung der Dinge durch Maschinen. Dank einer neuen Generation Rechner wird die Welt wieder animistisch. Unter Seele dürfen wir uns keine unsterbliche Seele vorstellen, sondern einen kleinen unscheinbaren Computer, der den Dingen implantiert wird.

Welch Wunder. Im Bereich der Maschinen erscheint die Vision eines Dritten Reiches.

Bei Joachim di Fiore war das Erste Reich das alttestamentliche Reich des Vaters, das Zweite Reich das neutestamentliche Reich des Sohnes, das Dritte Reich das Reich des Heiligen Geistes, welches bereits zu Lebzeiten des Italieners im 12. Jahrhundert Wirklichkeit werden sollte.

Diese Geschichtstheorie hat das ganze Abendland über Lessing, Hegel, Schelling, Marx bis zur Erfindung der modernen Faschismen geprägt, die ohne dieses theologische Zeitmodell nicht entstanden wären. (Siehe Karl Löwith: „Weltgeschichte und Heilsgeschehen“)

Das Dritte Reich der Politik wird nun komplettiert durch das Dritte Reich paradiesischer Maschinen. Ob das Dritte Reich als Gabe Gottes den Menschen geschenkt wird oder ob Gläubige das Dritte Reich durch selbsterfüllende Prophezeiung peu à peu realisieren, das ist Jacke wie Hose.

In Europa überwog passive Erwartungshaltung, die erst im Dritten Reich der Nationalsozialisten ins brutale Gegenteil umschlug. (Ecclesia triumphans. Die Nazis waren keine Gegner der Kirche, sondern der leidenden und passiven Kirche, der ecclesia patiens.)

In Amerika setzte sich früh die selbsterfüllende Prophezeiung durch, dass Neukanaan durch die Auserwählten zu realisieren sei. Das ist der Kern der heutigen amerikanischen Weltpolitik.

Es gibt keine Aktivitäten in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die nicht auf biblische Programmierungen zurückgingen, die im 12. und 13. Jahrhundert, vor allem in England (Roger Bacon) und in Italien (di Fiore), eine konkrete Realisierung fanden. Das Ziel aller Bemühungen war die Errichtung des zweiten Paradieses. Der Sündenfall sollte ins Gegenteil verkehrt werden.

Das immer selbstbewusster werdende Europa wollte sich nicht ewig in sündiger Minderwertigkeit verachten und begann – in subjektiver Botmäßigkeit (!) – den Sündenfall auf den Kopf zu stellen. Aus elementarem Nachteil sollte ein riesiger Vorteil werden.

Das Paradies wurde zum vollkommenen Zustand – der Tiere gemacht, den der mündige Mensch verschmähen musste. Er soll erst sich von der Hand Gottes losreißen, um in autonomer Unabhängigkeit das zweite Paradies zurückzuerobern oder neu zu schaffen. Die perfekte Natur sollte nicht länger ein Gnadengeschenk Gottes sein, sondern das Werk des stolzen, intelligenten Menschen.

Unübertrefflich klar bei Hegel in seinen Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte:

„Denn der Zustand der Unschuld, dieser paradiesische Zustand, ist der tierische. Das Paradies ist ein Park, wo nur die Tiere und nicht die Menschen bleiben können. Denn das Tier ist mit Gott eins, aber nur an sich. Nur der Mensch ist Geist, das heißt, für sich selbst. Dieses Fürsichsein, dieses Bewußtsein ist aber zugleich die Trennung von dem allgemeinen göttlichen Geist. Halte ich mich in meiner abstrakten Freiheit gegen das Gute, so ist dies eben der Standpunkt des Bösen. Der Sündenfall ist daher der ewige Mythus des Menschen, wodurch er eben Mensch wird.“

Nur Tiere sind mit Gott eins, durch Einheit aber unmündig. Der Mensch muss böse werden, um fern vom Vater zu sich zu kommen und seine Fähigkeiten zu entwickeln. Alle Puritaner würden sich hier wiedererkennen. Ihre Kinder dürfen sie nicht übermäßig lieben und müssen sie so früh wie möglich an fremde Familien abschieben, damit sie in der Fremde ihre Identität erringen. Übermäßige Liebe zum eigenen Fleisch und Blut ist Sünde.

Wer erwachsen werden will, muss die Sünde der Trennung begehen. Er muss das Gebot des Herrn verletzen und den Vater vom Thron stoßen. Das Gebot lautete: Du sollst nicht vom Baum der Erkenntnis essen, damit du nicht Gut und Böse erkennest. Genau dies taten die Ureltern. Der schwäbische Macho Hegel unterschlägt die Leistung der Frau, die die Sünde des Ungehorsams beging (der Mann war zu feige) und erkannte, was Gut und Böse ist. Damit wurde das Paar gottgleich.

Gott erkennt den Emanzipationsakt an und bescheinigt den beiden: „Siehe, Adam (!) ist worden wie unsereiner, wissend das Gute und Böse. An und für sich ist also die Wahrheit, dass der Mensch durch den Geist, durch die Erkenntnis des Allgemeinen und Einzelnen Gott selbst erfasst.“

Die Erkenntnis ist es, die die Wunde der Sünde schlägt und heilt. Der Mensch muss erst ins Fremde oder in die Antithese. Er muss Gott, der These, widersprechen, um in einem dritten Schritt die Synthese oder die Versöhnung zu vollziehen. Das Gute kommt erst nach dem Durchgang durch das Böse, dessen Widerspenstigkeit anerkannt werden muss, um es mit dem Guten auf neuer Ebene zur Versöhnung zu bringen.

„Sünde ist Erkennen des Guten und Bösen, als Trennung; das Erkennen heilt aber ebenso den alten Schaden und ist der Quell der unendlichen Versöhnung. Nämlich Erkennen heißt eben das Äußerliche, Fremde des Bewußtseins vernichten und ist so Rückkehr der Subjektivität in sich. Dies nun im realen Selbstbewußtsein der Welt gesetzt ist die Versöhnung der Welt. Aus der Unruhe des unendlichen Schmerzes, in welcher die beiden Seiten des Gegensatzes sich aufeinander beziehen, geht die Einheit Gottes und der als negativ gesetzten Realität, d. i. der von ihm getrennten Subjektivität hervor. Der unendliche Verlust wird nur durch seine Unendlichkeit ausgeglichen und dadurch unendlicher Gewinn“.

Hegel ist mit Goethe identisch, der das Ganze poetischer ausdrückt: Mephisto ist „Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“

Warum braucht die Moderne den Durchgang durch das Böse, um das Gute auf neuer Ebene selbst zu erschaffen? Das Böse soll durch Umwandlung in Gutes vernichtet werden. Damit ist die uralte Theodicee-Frage – wozu hat Gott das Böse erschaffen? – beantwortet. Das Böse ist nur scheinbar böse. Genau genommen ist es der Motor des Guten. Ohne Böses kein Gutes.

Erst wer dem Bösen furchtlos in den Rachen greift, hat sich das finale Paradies verdient. Das Dritte Reich auf Erden gewinnt nur jener, der die Heilstat Jesu wiederholt, welcher niedergefahren war zur Hölle, dort Teufel und Tod besiegte, um zum Triumph der Auferstehung zu kommen. Die Besiegung des Bösen ist jene Mutprobe, jener Inititationsritus, den der Mensch bestehen muss, um den Lorbeer des Sieges zu gewinnen.

Das Kind, auf der Stufe des Tieres, ist noch identisch mit Natur und Gott: These.

Der Pubertierende widersetzt sich Natur und Gott, also muss die Natur ausgerottet, Gott „getötet“ werden, um seine Selbstbestimmtheit unter Beweis zu stellen: Antithese.

Erst aus der Position bewiesener Stärke kann er Erwachsensein und Kindsein, Vernunft und Glauben, miteinander versöhnen: Synthese.

Erst wenn der Erwachsene auf höherer Ebene wieder zum Kind geworden ist, kann er ein Weiser werden. Erst wenn er die Natur in Schutt und Asche gelegt hat, geschieht das Wunder endgültiger Erlösung. Durch Kreuz zur Krone, durch Tod zum Sieg, durch Weltvernichtung zur neuen zweiten Welt.

Ist die Emanzipation von Gott kein atheistischer Akt? Psychologisch könnte er ein erster Schritt sein. Doch das ganze dialektische Seilspringen bleibt ein innerchristlicher Vorgang. Die Versöhnung biegt zurück zum frommen Anfang. Von Gott, dem Mittelpunkt aller Dinge, bleibt man immer abhängig.

Viele Atheisten brauchen einen toten Gott, um sich über seine Abwesenheit zu definieren. Das Verleugnen des Gottes ist der erste Satz ihres gottlosen Glaubens.

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn erzählt das dialektische Geschehen in einer Bildergeschichte, die jeder verstehen kann. Anfänglich lebt der Sohn in Harmonie mit seinem Vater: These. Er reißt sich los und will in der Fremde sein eigenes Leben aufbauen: Antithese. Er scheitert und kehrt zurück zum Vater, der ihn willkommen heißt, sich mit ihm versöhnt und ein Fest feiert: Synthese.

Man könnte fragen, ob das Scheitern in der Fremde eine wirkliche Antithese sein kann, damit Versöhnung nicht zur Unterwerfung wird. Der verlorene Sohn kommt nicht als selbstbewusster Antagonist zurück. Er kriecht auf allen Vieren zum siegenden Vater, der ihn durch Gnadenerweis erniedrigt.

Wenn die schöne neue Welt 3.0 Wirklichkeit werden sollte, werden Bewusstseins-Maschinen stellvertretend für den Menschen alle Entscheidungen treffen. Die Maschinen, vom Menschen erfunden, werden den Erfinder als mündiges Wesen abschaffen.

Der Mensch ist etwas, was überwunden werden muss – deklamieren die neuen Maschinen. Homo sapiens hat uns erschaffen, damit wir ihn abschaffen. Um vollkommen zu werden, muss das menschliche Alpha-Wesen zum Omega-Wesen werden, das die erste Natur abschaffen muss, um die zweite in wunderbarer Schönheit zu vollenden.

In der Scobel-Debatte gab es viele Bücklinge vor der unendlich komplexen Welt, der man kaum noch gewachsen sei. Was man nicht hörte, war der simple Satz: Diese Welt wollen wir oder wollen wir nicht.

Es herrschte der marktübliche geschichtssüchtige Fatalismus. Die maschinen-beherrschte Welt werde kommen, ob es uns gefalle oder nicht. Das Paradies der Roboter und maschinellen Intelligenzler werde niemand verhindern.

Die Menschen entscheiden nicht über ihr Schicksal. Seit 2000 Jahren entscheidet das Heilige über den Menschen. Das Heilige hat viele Namen: Geschichte, Heilsgeschichte, die Zeiten, der Kairos, Gott, die Marktgesetze oder die Evolution. Die Welt 3.0 ist nur ein weiterer Zellableger der jenseitigen Welt.

Der Mensch wird vollkommen sein, wenn er sich abgeschafft hat.