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Tagesmail

Das heilige Paar

Hello, Freunde des heiligen Paares,

Hellas, du hattest keine Chance – doch du hast sie genutzt.

Das heilige Elternpaar Europas will erfolgreiche, siegende, rund um die Uhr schuftende und sich abrackernde Kinder. Behinderte, leichtsinnig in den Tag lebende Verlierer-Kinder will es nicht. Die müssen abgetrieben, ausgetrieben, bestraft und an den Pranger gestellt werden.

Die moralisch unbefleckte, sanft sprechende, eisenharte Mutter. Der symbolisch kastrierte Vater, der die Weisungen der Mutter bärbeißig und höhnisch grummelnd ausführt, als seien sie Botschaften von Oben.

Und Angela sprach:

Meine Seele erhebt den Herrn,

denn er hat die Niedrigkeit seiner ostdeutschen Magd angesehen,

siehe, von nun an werden mich selig preisen alle fleißigen Europäer

Denn er hat große Dinge an mir getan.

Er zerstreut, die fahrlässig und hoffärtig sind in ihrem griechischen Herzen,

Er stößet die Linken vom Thron

Und erhebet die Rechtgläubigen, welche die Regeln befolgen

Die Fleißigen erfüllt er mit Gütern

Und lässet die Frechen und Unverschämten leer ausgehen.

Und Wolf-Gang grantelte, als Draghi ihm etwas erklären wollte: Ich bin doch nicht blöd. Und über seinen besonderen Freund Varoufakis: Der schreibt sogar Bücher über Ökonomie. Deutsche haben das nicht nötig. Wer ehrlich schafft und keine Spirenzchen macht, hat Wirtschaft im Blut. Schwäbische Hausfrauen wissen, was

Sparen bedeutet.

Angela und Wolf-Gang, das unschlagbare deutsche Paar, welches Europa am Nasenring durch die Manege führt. Er – unangreifbar durch ein schmerzliches Schicksal – spielt den bösen Kommissar. Sie – unangreifbar durch Erwählung zur Magd Gottes – spielt die Versöhnende, die den harten Vater in der letzten Minute zu dämpfen weiß – den sie zuvor selbst angeheizt hat.

Die Nachkriegsjahre der deutschen Musterknaben sind vorbei. Nicht, dass sie demütig gewesen wären. Hinter Jammern und Wehklagen auf übersättigtem Niveau versteckten sie nur ihren vorübergehend gedämpften Herrendünkel. Ihre meisterhaft inszenierten Selbstzerfleischungen machten sie zu Zerknirschten der Extraklasse. Sie prahlten nicht – außer in Büßen und Bereuen. Sie gaben sich pessimistisch und wehleidig – aber nur im cantus firmus: der Herr liebt, die von Herzen bereuen.

Die Letzten werden die Ersten sein. Ihre Selbstgeißelungen mit Wirtschaftswunder-Sättigungsbeilagen machten sie zur beliebtesten Nation der Welt. Vom arischen Sündenaas zum Liebling der Völker in nicht weniger als drei Generationen. Das mache ihnen mal jemand nach.

Vorbei. Das Regiment des unvergleichlichen Paares zerstörte das mühsam aufgebaute Vertrauenskapital zwischen den Europäern innerhalb einer Dekade. Nicht nur, dass sie sich zu Siegern hochgemendelt haben. Sie besiegten ihre Sieger mit deren eigenen Methoden. Oben angekommen, treten sie in altbewährter Pickelhaubenmanier nach den Verlierern, als hätten sie nie zu den Parias der Welt gehört.

Der Lerneffekt der Wiedergeborenen aus dem Geist der verordneten Demokratie ist – tote Geschichte. Nun schauen sie nach vorne, im rechten Schritt und Tritt. Wer ihren Sturmlauf in die Zukunft behindert, wird aussortiert. Wer sich ihnen winselnd und bettelnd in den Weg wirft, wird zum Gespött der Welt. Wer die Regeln des Wettlaufs ignoriert, wird exkommuniziert.

Ihr Lerneffekt war nicht Denken mit eigenem Kopf. Sondern Denken mit dem Kopf der Sieger. Was aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten nach Neugermany drang, war Wirtschaftsevangelium und Frohbotschaft grenzenloser Technik. Wie Gottes Siegerland sich räuspert und wie es spuckt, das haben ihm die Verlierer glücklich abgeguckt.

Weltbeherrschende Ökonomie wurde zum Dogma der einstigen Weltenkrieger, die nicht mehr mit Waffen, sondern mit Waren und Moneten den Raum im Osten – dazu den im Westen, Süden und Norden – eroberten.

Im Welterobern hatten puritanische Calvinisten die hinterwäldlerischen Lutheraner um Längen geschlagen. Erst muss der Welt etwas angeboten werden: dann kann man zuschlagen.

Versprich Reichtum und Wohlstand und du hast sie in der Schuldenfalle. Fordere Freiheit für alle – und die Starken werden im Sturmschritt das ganze Gelände besetzen. Versprich Gleichheit vor dem Gesetz – und die Ungleichen werden dir die Hosenbeine strammziehen. Rede von Glück und Wohlstand – und die Kluft zwischen Reich und Arm wird grenzenlos. Propagiere die Emanzipation der Frauen – und die Frauen werden zu Mitsklavinnen des Kapitalismus. Wirb für Mitbestimmung – und die Demokratie wird von der Wirtschaft übertölpelt. Rede in Engelszungen von Meinungsfreiheit und geschützter Privatsphäre – und die Medien werden dir das Denken vernebeln, die Geheimdienste dich bis ins Schlafzimmer verfolgen. Gründe ein Völkerparlament – und die Supermächte werden durch Veto alle unliebsamen Mehrheitsbeschlüsse vereiteln. Sprich von grandioser Beherrschung der Natur – und du wirst vor Luftverschmutzung nicht atmen können. Schwärme von allmächtiger Zukunftstechnik – und die Maschinen werden dir das Leben zur Hölle machen. Glaube daran, dass alle menschengemachten Probleme durch kreative Erfindungen gelöst werden können – und nicht durch moralische Wandlung – und du wirst zu einem Blinddarmfortsatz von Robotern.

Deutschland ist wieder oben angekommen. Die Epoche des Jammertals ist durchschritten. Nun darf wieder gehöhnt, geschmäht, verspottet und dämonisiert werden. Der Patriarch im Rollstuhl, durch Behinderung vor dem Vatermord geschützt, sorgt für schöpferische Verwüstung der europäischen Gesellschaften. Die Mutter, im Modus des Dauersegnens, kommt hinterdrein und streut Blümchen auf die Massengräber. Der Patriarch wurde zum mächtigsten Mann des Kontinents, die Mutter zur mächtigsten Frau der Welt. Nun, aufwärts froh den Blick gewandt und Hand in Hand mit den Amerikanern gegen Russen und Chinesen.

Alle anderen Nationen müssen sich entscheiden. Wer die falsche Seite wählt, wird die Folgen seiner Torheit am eigenen Leibe spüren. Ist es ein Gerücht, dass Italien und südliche Länder mit dem Gedanken liebäugeln, die EU zu verlassen und sich den BRICS-Staaten anzuschließen?

Es könnte einsam um die Sieger werden. Europa, lange Zeit ein Friedensvorbild für viele Staaten auf der Welt, wird zum Auslaufmodell. Die Völker wenden sich ab. Der Euro hat dem alten Kontinent das Licht ausgeknipst. Überall auf der Welt regen sich hoffnungsvoller Reformwillen und ökologische Erneuerungsbewegungen, nur in Europa halten Merkel & Schäuble die Uhren an.

Das heilige Paar in Berlin sorgt für die Ankunft des Weltgeistes, der im Orient begann und im Abendland zu sich kommt. „Im Glanze des Morgenlandes verschwindet das Individuum. Das Licht wird im Abendland erst zum Blitze des Gedankens, der in sich selbst einschlägt und von da aus sich seine Welt erschafft.“

Wohlgemerkt: erschafft, nicht erobert. Die Welt wird nicht ordinär besetzt, sie wird durch Neuerschaffen in Besitz genommen. Wer die Welt ständig neu erfindet, führt sie an der Leine. Neu erschaffen geht nicht ohne Zerstören des Alten in Unglück und Leiden:

„Wir finden, dass Individuen und Völker das, was ihr Unglück ist, für ihr größtes Glück ansehen und umgekehrt, was ihr Glück ist, als ihr größtes Unglück bekämpfen. Europa kommt zur Wahrheit, indem und insofern es sie zurückgestoßen hat. In dieser Bewegung ist es, dass die Vorsehung im eigentliche Sinne regiert, indem sie aus Unglück, Leiden, aus partikulären Zwecken und dem unbewussten Willen der Völker ihren absoluten Zweck und ihre Ehre vollführt.“ (Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte)

Nun wissen wir, warum die Pastorentochter das Unglück der Griechen will: sie will das Glück der Griechen. Nun wissen wir, warum sie sich Luthers Motto umgebunden hat: und wenn die Welt voll Teufel wär und wollte mich verschlingen – hier steh ich und kann nichts anders. Selbst Obama, dem sie sich in allen Dingen unterwirft, widersteht sie beim jahrelangen Aushungern der Griechen. In Berlins Vollendung des Weltgeistes fühlt sich die Pastorentochter im Geist des Lutheraners Hegel zu Hause angekommen.

Bislang war Merkel ein Halm im Wind. Hatte sie in ihrem machthungrigen und devoten Leben je einen einzigen eigenständigen und unabhängigen Gedanken gefasst? Im Elternhaus unterstand sie dem Regiment des pastoralen Vaters, in Schule und Universität dem Regiment eines totalitären Staates. Nach dem Fall der Mauer entfernte sie sich blitzschnell von den Rebellen der Bürgerbewegung (zu denen sie nie gehörte) – und landete mit todsicherem Instinkt im Machtzentrum Kohls. Nahm sie sich Zeit und Muße für eine Orientierungsphase? Las sie Grundsatzwerke, die im Sozialismus verboten waren? Nichts dergleichen. Stattdessen hielt sie Ausschau nach den Kraftlinien der neuen Macht.  

Umfragen, ausgeprägte Machtinstinkte und einflussreiche Netzwerke sorgten für die Richtlinien ihres umgepolten – und dennoch unverändert gebliebenen – Über-Ichs und für die wenigen Schlagworte ihres mutistischen Vokabulars. War früher der lutherische Sozialismus ihr Glaubensgebäude, ist es heute der calvinistisch fundierte Neoliberalismus. Nichts wendiger als das in allen Farben schillernde christliche Credo.

Im Interview mit einem Rehabilitationspsychologen entlarvt sie die Dreistigkeit ihrer Lukaschenko-PR-Methoden. In Bürgergesprächen zeigt sie, wie man Untertanen mit freundlich klingenden Unverschämtheiten in den Schlaf singt. Indem man – kein Gespräch führt, Antworten verweigert, Floskeln verbreitet und vergiftete Anerkennungsbonbons verteilt. „Denn wiewohl ich allen gegenüber frei bin, habe ich mich allen zum Knecht gemacht, damit ich die Mehrzahl von ihnen gewinne. Allen bin ich alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.“

Welche Meinung sie zur Homo-Ehe habe, fragt der Berufsjugendliche die zu rehabilitierende Kanzlerin.

«Für mich persönlich ist die Ehe das Zusammenleben zwischen Mann und Frau», betont die Kanzlerin. LeFloid hakt nach, keine Chance. «Man muss akzeptieren, dass es dazu verschiedene Meinungen gibt. Ich sage meine», sagt Merkel.“ (SPIEGEL.de)

Die mächtigste Politikerin der BRD suggeriert, ein intimes Gespräch zu führen und flüchtet in eine private Meinung. Als ob es nicht um politische Schicksalsfragen für viele Schwule ginge. Vom Frager, der sich vom Kanzlerin-Treffen gebauchpinselt fühlt, nicht der Anhauch eines Protests. Wer schützt die junge Generation vor solchen Mundt-Stücken?

Beim Abhören durch Geheimdienste sieht die Kanzlerin nicht die Bohne eines Problems: „«Das was man an Infos rauskriegt, das ist das Abhören nicht wert», meint sie gelassen.

Gelassen nennt der SPIEGEL, was komplette Problemverdrängung und ein Verstoß gegen deutsche Grundgesetze ist. Merkel verrät nichts weniger als ihren Amtseid, Schaden vom deutschen Volk zu wenden. Im Zweifel für die Obrigkeit, das ist die Generallinie deutscher Untertanenmedien.

Was sie über Whistleblower denke? Für solchen Kram habe sie keine Zeit. Schließlich habe sie Besseres zu tun, sie müsse arbeiten. Grobe Unverschämtheit über aufrechte und wache Bürger wie Snowden, die unter größten Risiken die Demokratie wider ihre Schänder verteidigen. Widerstandsbereite BürgerInnen werden als charakterlose Arbeitsverweigerer niedergemacht. Kein Kommentar des umarmungsbereiten Nachwuchspsychologen.

Und was über TTIP?

«Wir werden nicht hinter unsere Standards zurückgehen. Das kann ich versprechen», sagt die Kanzlerin im feinsten politischen PR-Sprech. Und was meint der YouTuber da? Wenn das so ist, kann TTIP seinetwegen gern kommen. «Ist ja cool.»“

Geht’s noch einfältiger? Was hat die Kanzlerin in ihrem Leben schon versprochen und nicht gehalten? Ein Nachwuchsdeutscher ist unbegrenzt glaubensbereit und blind vertrauenssüchtig. Wer schon das unverdiente Privileg genießt, mit einer Königin der Herzen zu plaudern, darf sich mit hartnäckigen Nachfragen nicht unbeliebt machen.

Merkel zeigt erneut, dass sie weder diskursfähig ist, noch die Kunst des Antwortens beherrscht. Fragen erstickt sie in kaum zu glaubender Chuzpe. Hier merkt man, dass die Ex-Sozialistin noch immer die Methode Honecker beherrscht. Den Neoliberalismus in seinem Lauf hält weder Varoufakis noch Tsipras auf. Das heilige Paar verschleudert mit Debattieren von Urfragen keine Minute. Wozu hat man Regeln, wenn nicht, um sie zu exekutieren?

„Ich diskutiere das Programm nicht – es wurde von der Vorgängerregierung akzeptiert und wir können unmöglich erlauben, dass eine Wahl etwas verändert. Schließlich haben wir andauernd Wahlen, es gibt 19 von uns, wenn sich jedes Mal nach einer Wahl etwas verändern würde, würden die Verträge zwischen uns bedeutungslos werden.“ So der joviale elder statesman aus dem südlichen Baden. Europa ist keine Schwatzbude, in Europa wird geschafft. Mit neu gewählten Regierungen Grundsatzdebatten führen? Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass ein deutscher Finanzminister belastbare Sätze emittierte.

Was hören wir von Schäubles rotbackigem Schwiegersohn? „Der Jude hat genug genervt“. Pardon, das war die Vorgängerin der Parole: der Grieche hat genug genervt. Solche Fehlleistungen, die von keinem Regierungssprecher richtig gestellt werden, zeigen den verborgenen atmosphärischen Antisemitismus von BILD und vieler Eliten, der nur auf seinen Einsatz lauert. Der Grieche, dieser Satz steht fest, ist stets der Jude, den man verdrängt.

Tsipras hat alles versucht, doch die geölte EU-Maschinerie hat ihn platt gewalzt. Nun muss Griechenland für lange lange Zeit aus allen Poren bluten. Der Patient muss so lange stranguliert werden, bis er im Tode geheilt ist. Schon sind die ersten LKWs mit Medikamenten unterwegs. Merke: der Deutsche ist hilfsbereit. Aber nur bei Ohnmächtigen, die wimmern und flehen. Wer protestiert, verdient keine Gnade.

Wie geht das künstliche Koma in Hellas weiter? Griechenland soll privatisiert werden. Um seine Schulden zurückzuzahlen, soll das ganze Land verschachert werden. Zocker aus aller Welt liegen schon auf der Lauer. Das ist der Vorteil einer freien Weltwirtschaft: das Beste auf dem Globus fällt früher oder später in die Hände der EINPROZENT.

„Den Zusammenbruch ihres Staatswesens vor Augen, werden die Griechen gerade so viele Reformen verabschieden, dass sich die Gläubiger zum Überweisen der nächsten Kreditrate erweichen lassen. In einem nächtlichen Brüsseler Krisengipfel gibt es einen Kompromiss, dem die Griechen nur unter Druck zustimmen. Und wieder verabschieden die Abgeordneten in Athen gegen ihren Willen ein paar Reformen. In zwei Jahren ist auch das Geld aus dem dritten Hilfspaket alle, ohne dass Griechenland wieder auf die Beine gekommen ist – geschweige denn jemals seine gewaltigen Schulden zurückzahlen kann.“ (Christian Rickens in SPIEGEL.de)

Die Griechen sollen glauben, die Europäer hülfen ihnen. Dabei wird ihnen nur systematisch das Blut abgezapft. Merkel geht gern in Kitas, um Kindern Geschichten vorzulesen. Oder in Schulen, um Preise zu verteilen. Oder in Bürgergespräche, um Bittstellern gute Zensuren für belanglose Fragen zu verpassen. Demnächst wird sie noch unschuldige Säuglinge küssen.

In Flüchtlingsheimen war die fromme Frau noch nie. Da gibt es keine vorteilhaften Fotos. Dort riecht es auch nicht gut. In Griechenland wird sie eher selten gesichtet. Kann man sich vorstellen, im deutschen TV gebe es ein Streitgespräch zwischen Merkel und Tsipras, Schäuble und Varoufakis? Die Peep-Show isch over, gell Herr Schäuble?

Ohnehin können wir nicht mehr wissen, was wir denken sollen. Denn alle Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen machen Sommerurlaub. Schon eine Dreistigkeit der Politik, in der verdienten Sommerpause für Gesprächsstoff zu sorgen.

Was wissen wir wirklich über die Abläufe hinter den Kulissen? In welchem Ton reden die Kontrahenten miteinander? Welche Themen debattieren sie? Mitten in der europäischen Öffentlichkeit werden Demokraten dazu verurteilt, mit Rolf-Dieter Krause durchs Schlüsselloch zu blinzeln. Die ARD ist zum Wirtschaftsfunk der Börse und der Regierung verkommen. Undenkbar, dass unabhängige Intellektuelle den Presseklub moderierten.

Warum will die EU eine lockere Konföderation sein und keine Föderation à la USA, um ihre wirtschaftlichen Strukturen zu vereinheitlichen? Dann wäre vieles einfacher. Warum einfach, wenn‘s auch brutal geht? Die EU soll so unverbunden bleiben, dass niemand auf Kosten der Nachbarn schmarotzen und so verbunden, dass man jede Sündernation mit Bulldozer-Maßnahmen an die Wand fahren kann. Die Union kann nicht in Haftung genommen werden, aber jedes Hallodri-Volk an die Leine nehmen.

Demokratie in Griechenland ist faktisch für viele Jahre beseitigt. Die Ökonomiekratie hat den Planeten in eisernen Scherenhänden.

Was ist das Ziel des Ganzen? Keine einzelne Nation soll wirtschaftlich nach eigener Facon selig werden. Wer sich der Allmacht einer Weltwirtschaft – die sich erkühnt, liberal zu heißen – entziehen wollte, der wird mit Nichtsein bestraft.

Das globale Ziel der Weltwirtschaft beschreibt der amerikanische Ökonom Mark Weisbrot in einem TAZ-Interview mit Dorothea Hahn:

„Die Mitglieder des Weltwährungsfonds müssen Politik-Empfehlungen folgen. Ihr Muster ist beeindruckend gleichbleibend: Steuererhöhungen. Einschnitte bei Renten und Gesundheitsversorgung und Arbeitslosenunterstützung. Schwächung der Verhandlungsmöglichkeiten der Gewerkschaften. Das haben wir in Griechenland, aber auch in Spanien, Portugal, Italien und Irland gehabt. Die EU hat die Krise genutzt, um Veränderungen durchzusetzen, für die bei Wahlen niemals Mehrheiten zustande kämen. Die meisten Finanzminister und die Repräsentanten von IWF und Europäischer Zentralbank haben ein politisches Programm, das die EU den USA ähnlicher macht. Mit weniger sozialen Sicherheitssystemen und mit weniger Regierung.“

Europa soll ein Abklatsch der USA werden. Was demokratische Wahlen niemals erbringen würden, soll der Finanz-Apparat in Brüssel erzwingen.

Wer nicht dafür sorgt, dass die Reichen immer reicher werden und die Armen ins Himmelreich kommen, der kann nicht selig werden. Das heilige deutsche Paar hat seine Plätze im Garten Eden bereits gebucht. Die Erde mit allen Gerechtigkeitsfanatikern soll in den Tiefen des Universums verschwinden.