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Alles hat keine Zeit XXXIX

Tagesmail vom 09.11.2020

Alles hat keine Zeit XXXIX,

Neubeginn in Amerika. Die uralte Stadt auf dem Hügel erfindet sich völlig – neu:

„Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Wie kann man sich neu erfinden mit uralten Ideen –
a) deren Verheißungen nie eingetroffen sind?
b) die einen Glauben erfordern, der die Welt in Auserwählte und Verdammte spaltet?

America first: die Kurzformel des Trumpismus – das haben selbst deutsche Medien entdeckt – hat nicht Trump erfunden. Aber wer? Schweigen im Walde. Käme jemand auf die Idee, die Vergangenheit zu erforschen, um historische Ursachen zu entdecken, gäbe es ein Getöse: Vergangenheit ist nicht die Gebärmutter der Gegenwart. Die Geschichte ist kein zusammenhängendes Element, sondern ein Potpourri zerhackter Augenblicke, die jeden Moment neu aus Nichts geboren werden.

„Gedenkt nicht an des Früheren und des Vergangenen achtet nicht! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde. Das Wild des Feldes preist mich, die Schakale und Strauße; denn ich will in der Wüste Wasser und in der Einöde Ströme geben, zu tränken mein Volk, meine Auserwählten; das Volk, das ich mir bereitet habe, soll meinen Ruhm verkündigen.“

„Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“

Das Neue wächst in der Wüste, die vom Menschen durch Zerstören des Natürlichen und Vertrauten hergestellt werden muss. Keine Tradition, keine Erfahrungen, keine bewährten Kulturen, an die man anknüpfen könnte. Das Neue muss ein Wunder aus Nichts sein.

Ursachenerforschung ist Rekonstruieren des Gewordenen durch kausale Zeitelemente.

Das Neue hat keine irdischen und zeitlichen Ursachen: alles Gute ist eine Offenbarung von Oben. Das Reich Gottes ist nicht beobachtbar, es entzieht sich der sinnlichen Wahrnehmung:

„Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“

Das Reich Gottes ist unsichtbar mitten in der Natur und unter den Menschen. Es lebt vom Vertilgen der Natur und vom Zerrütten der Menschheit. Wenn das Alte vergangen und zerstört ist, steht das Neue da: plötzlich, vollendet und wunderbar.

Was heißt der Satz für Amerikaner: Lasset euer Licht leuchten vor der Welt? Er heißt: stellt euer Licht nicht unter den Scheffel und lasst aller Welt eure Vorbildlichkeit zukommen: durch Worte, gute Werke – und Waffen. Denn Gott ist kein Schwächling.

„Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Gott lässt sich seiner nicht spotten. Meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“

Hier trennen sich die Wege zwischen der amerikanischen ecclesia militans (der militanten Kirche) und der (nachkriegs)-deutschen ecclesia patiens (der leidenden Kirche). Solange die Urkirche schwach und bedeutungslos war, waren Schwäche und Demut ihre weltbesiegenden Waffen. Als sie an die Macht kam, war die Zeit der paradoxen Maskierungen vorbei. Ab jetzt wütete Gott mit grauenhaften Methoden.

Die Schrecken der Hölle wurden im Irdischen vorweggenommen. Bereits auf Erden erlittene die Verworfenen höllische Pein; die Kluft zwischen Erwählten und Verworfenen war unüberwindbar:

„Gedenke, daran, dass du in deinem Leben Gutes empfangen hast und Lazarus das Böse; jetzt dagegen wird er hier getröstet, du aber leidest Pein. Und bei alledem besteht zwischen uns und euch eine grosse Kluft, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht vermögen, noch die, welche dort sind, zu uns herübergelangen können.

Die Kluft auf Erden wird mit folgenden Gewaltmethoden aufrecht erhalten:

„Du wirst alle Völker vertilgen, die der HERR, dein Gott, dir geben wird. …“

„Dazu wird der HERR, dein Gott, Angst und Schrecken unter sie senden, bis umgebracht sein wird, was übrig ist und sich verbirgt vor dir. Lass dir nicht grauen vor ihnen; denn der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, der große und schreckliche Gott.“

„Er, der HERR, dein Gott, wird diese Leute ausrotten vor dir, einzeln nacheinander.“

„Und den unnützen Knecht stosset hinaus in die Finsternis, die draussen ist. Dort wird sein Heulen und Zähneklappern.“

Amerika bevorzugt die Ehrlichkeit der Stadt auf dem Hügel, wo Gott sein Gericht über alle heidnischen Völker abhalten wird.

Deutschland bevorzugt das Versteckspiel der kopfnickenden Kirche, die mit Schwäche und Demut die Welt heimsuchen will. Doch die Unterschiede nähern sich einander an. Die demütige Kanzlerin regiert Europa mit harter Hand, der neue amerikanische Präsident wird demütig ob seiner Wahl.

Die Unterschiede sind nur scheinbar und zeitlich begrenzt. Im Finale fallen sie zusammen:

„Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“

Sollten die Amerikaner sich selbst erhöht haben, werden sie schlechte Karten im Jüngsten Gericht erhalten. Denn ihre globale Missionierungsarbeit besteht aus Worten, Werken – und Waffen.

Sollten die Deutschen sich nur scheinbar erniedrigt, in Wirklichkeit aber selbstherrlich erhöht haben, werden sie im Jüngsten Gericht ebenfalls schlechte Karten kriegen. Das Rennen ist offen.

Trump, Biden und Merkel verkörpern drei Christentümer, die – nach irdischer Logik – unvereinbar sind. Weshalb die Theo-logen die Logik verbannt und Gott als dialektische Einheit aller Widersprüche definiert haben. Hegel ist der Biograf der Gottwerdung in Natur und Geschichte – oder der Biograph Gottes. Angefangen vom unscheinbaren Nichts in der Krippe bis zum auferstandenen Allherrscher des Universums.

Trump steht für den fundamentalistischen Narren in Christo:

„Ja, dass ihr doch herrschen würdet, damit auch wir mit euch herrschen könnten! Denn ich meine, Gott hat uns Apostel als die Allergeringsten hingestellt, wie zum Tode Verurteilte. Denn wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen. Wir sind Narren um Christi willen.“

Biden steht für Versöhnung auch mit denen, die mit Religion nicht versöhnt werden wollen. Das muss noch keine Zwangsversöhnung bedeuten, erhebt aber den Anspruch auf göttlich vorherbestimmte Überlegenheit der eigenen Religion. Auch über jene, die auf einen anderen Gott oder ihre eigene Gottlosigkeit Wert legen. Versöhnung soll das Werk Gottes und nicht der Menschen sein. Kein Mensch kann eine zerklüftete Gesellschaft miteinander versöhnen. Schon gar nicht eine Demokratie, in der alle Probleme mit Streit und Argumenten gelöst werden müssen. Versöhnung einer uralten Klassengesellschaft muss durch Auseinandersetzung aller Beteiligten geleistet werden.

Die Medien verlangen Einigung aller Unterschiede ohne Nennung der Probleme und ohne Angabe der Versöhnungsprozedur. Letztlich läuft es auf Stilllegung aller Konflikte par ordre de mufti hinaus. Der demokratische Führer wird zum gottgesandten Versöhner der zerklüfteten Nation.

Noch verblüffender ist der gewaltige Widerspruch der Politiker und Medien, die jede politische Utopie als Gefahr betrachten, Versöhnung durch einen Einzelnen aber als das Einfachste der Welt.

Merkel steht für das Gegenteil der Vorbildlichkeit durch Werke, sie müsste eintreten für das Seligwerden ohne Werke des Gesetzes, allein durch den Glauben.

„So halten wir nun dafür, dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt werde ohne Werke des Gesetzes. Dem aber, der Werke verrichtet, wird der Lohn nicht als Gnade, sondern als Schuldigkeit angerechnet. Dem dagegen, der keine Werke verrichtet, sondern an den glaubt, der den Gottlosen gerecht spricht, dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet.“

Das ist die schamloseste Selbstverleugnung und Selbsterniedrigung des Menschen, der seine Autonomie wegwirft und die Lösung aller Probleme höheren Mächten überlässt. Das ist die Kreuzigung aller politisch und philosophisch selbstbestimmten Moral, das absolute Nein zur athenischen Polis.

Das amerikanische Christentum ist globaler Triumph über alle Völker, die demokratisch werden müssen, wenn sie nicht besetzt und fremdbestimmt werden wollen. Amerikanische Zwangsbeglückung will kein Totalitarismus sein. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ein Volk lieber darbt als mit fremder Hilfe – oder Zwangsbeglückung – in Wohlstand zu leben.

 Amerika schließt militante Beglückung nicht aus, doch die gängigste Methode ihrer Missionsarbeit ist Ökonomie, die als Wissenschaft auftritt, aber eine Herrschaftsmethode ist. Zwar ist Ökonomie eine Konkurrenztheorie, doch Gods own country ist überzeugt, dank Gottes Prädestination den Wettbewerb zu gewinnen. Da die Sieger a priori feststehen, ist Wirtschaft nur eine Scheinkonkurrenz. Schon vor Erschaffung der Welt sind die Würfel in Gottes Gehirn gefallen.

Trump kennt keine Hemmungen, Moral als Narretei der Welt zu verhöhnen.

Biden missdeutet die Botschaft der Bibel als Humanität, die der Humanität der Welt überlegen ist.

Merkels Moral ähnelt Trumps Clownerie am meisten, ist doch Demut nur der Mundschutz ihres verleugneten Machtwillens. Ihre Mitläufermoral ist kein Deut weniger amoralisch als die Trump‘sche Buffonerie, dennoch versteht sie es, durch fromme Gesten und samaritanische Alibi-Aktionen sich den Heiligenschein aufs Haupt zu setzen.

Nicht Versöhnung ist das utopische Ziel einer Demokratie, sondern Verständigung durch argumentierenden Streit auf gleicher Augenhöhe. Kommt eine rationale Verständigung nicht zustande, müssen Kompromisse solange als Ersatz dienen, bis der Lernprozess der Demokratie verständigungsbereit geworden ist. Nicht die Führungsarbeit einer Leitperson ist das wichtigste Element der Demokratie, sondern die Basisarbeit jedes Einzelnen.

Was folgt aus der biblischen Verankerung der amerikanischen Politik? Das Prinzip der Überlegenheit Neukanaans über den unheiligen Rest der Welt. Das Schriftstück „Manifest Destiny“ aus dem Jahre 1845 formuliert diese „offensichtliche Bestimmung“:

„Noam Chomsky weist darauf hin, dass bereits 1630 John Winthrop in seiner Predigt Model of Christian Charity die den Evangelien entlehnte Formulierung „Stadt auf dem Hügel“ verwandte, als er die Zukunft einer neuen, „von Gott bestimmten“ Nation entwarf. Winthrop war Gouverneur der Massachusetts Bay Colony, die 1629 in ihrem Siegel einen Indianer zeigt, der die englischen Puritaner bat, ihm zu Hilfe „herüberzukommen“, d. h. seine Seele durch die Bekehrung zum Christentum zu retten. Über die Doktrin des Manifest Destiny („offensichtliche Bestimmung“) des 19. Jahrhunderts habe sich das Sendungsbewusstsein für Christentum, Demokratie und Menschenrechte nach amerikanischer Prägung entwickelt, das der Rechtfertigung eines skrupellosen Imperialismus diene.“

Der Journalist John O‘ Sullivan schrieb, es sei unsere „offenkundige Bestimmung, uns über den Kontinent auszubreiten, den die Fügung uns zur freien Entfaltung unsrer sich jährlich vermehrenden Millionen zugewiesen hat.“

Walt Whitman, der bedeutende Dichter, unterstützte den Krieg gegen die Mexikaner:

„Ja, Mexiko muss ernsthaft gezüchtigt werden! Lasst uns jetzt unsre Waffen in einem Geiste tragen, der die Welt lehren soll, dass Amerika, auch wenn wir keinen Streit suchen, weiß, wie man vernichtet und weiß, wie man expandiert.“

Diese Aggressivität wurde von der Idee begleitet, „dass die USA mehr Menschen den Segen von Freiheit und Demokratie schenken würden. Dies vermischte sich mit Vorstellungen von rassischer Überlegenheit, mit der Begierde nach schönen Gegenden von Neu-Mexiko und Kalifornien, ja nach Ländern weit über den Pazifik hinweg.“

Nicht Menschen waren die Subjekte der Geschichte, sondern Gott. „Der oberste Herrscher des Universums scheint sich einzuschalten und die Energie der Menschen dahin zu lenken, der Menschheit zu nutzen. Sein Eingreifen scheint mir am Erfolg unserer Waffen ablesbar.“ „Kirchen waren entweder unverhohlen für den Krieg oder schwiegen ängstlich.“ (alle Zitate in Howard Zinn, Die Geschichte des Amerikanischen Volkes)

Gott war nicht nur Gewährsmann der militanten Welteroberung, sondern auch der wirtschaftlichen. Lincoln unterschrieb eine Reihe von Gesetzen, die den Wirtschaftsmogulen gaben, was sie verlangten. Gesetze wurden nach Belieben verändert, um denen, die haben, noch mehr zu geben und denen, die nichts hatten, auch das zu nehmen, was sie hatten.

„Das englische Gewohnheitsrecht galt nicht länger als unantastbar, wenn es dem wirtschaftlichen Wachstum im Wege stand. Fabrikbesitzer erhielten das Recht, anderer Leute Land zu überfluten, um ihr Geschäft fortzuführen. Gesetze waren nur noch dazu da, die Ungleichheiten festzuschreiben, die der Markt erzeugte.
Bis zur Mitte des 19, Jahrhunderts war das Rechtssystem zu Gunsten der Geschäftsleute und Industrialisten und zum Schaden der Farmer und Arbeiter, der Konsumenten umgestaltet. Es förderte die legale Umverteilung des Reichtums gegen die schwächsten Gruppen der Gesellschaft.“

Howard Zinn kommentiert: „In vormodernen Zeiten erreicht man die ungerechte Verteilung von Reichtum durch schiere Gewalt. In modernen Zeiten läuft die Ausbeutung verdeckt ab – mit Hilfe von Gesetzen, die neutral und gerecht scheinen.“

Der Neoliberalismus hätte nicht erfunden werden müssen. Die Ungerechtigkeit hatte sich bereits ein tadelloses Mäntelchen übergeworfen, um das Matthäusprinzip in Marmor zu hauen: denen zu geben, die haben und denen zu nehmen, die nichts mehr haben. Der Neoliberalismus baute um das System der Beutemacher herum ein gelehrt scheinendes Rechtfertigungsgebäude der Gegenaufklärung: der Verstand des Menschen taugt nichts, die Evolution – oder der Wille Gottes – bestimmen das Geschehen der Dummköpfe.

„Das Jahr 1877 setzte ein Zeichen für das ganze Jahrhundert: Die Sache der Schwarzen wurde vertagt, die Streiks der Arbeiter verboten. Die Eliten des Nordens und des Südens nahmen das Land in Besitz und erzeugten das größte Wirtschaftswachstum in der Geschichte der Menschheit. Das geschah auf Kosten der schwarzen, chinesischen und weißen Arbeiter.“

Und nun zum lächerlichsten Mythos des neuen Kontinents, zum Satz „vom Tellerwäscher zum Millionär“:

„90% der Multimillionäre stammten aus der Mittel- und Oberschicht. Der Mythos „vom Tellerwäscher zum Millionär“ traf vielleicht auf wenige Männer zu, größtenteils war er reine Phantasmagorie. Die Regierungen der USA gaben vor, neutral zu sein und die öffentliche Ordnung zu schützen, dienten aber den Interessen der Reichen.“

Das war Bürgerkrieg mit Money, fehlt noch der Krieg gegen Feinde oder solche, die man dazu machte.

Machen wir‘s kurz. 1897 schrieb Theodore Roosevelt an einen Freund: „Ich würde fast jeden Krieg willkommen heißen, denn ich denke, dieses Land braucht einen Krieg.“

Das gilt bis heute. Warum wurde der Irak erobert? Warum Afghanistan? Wozu brauchen wir eine NATO? Warum werden die atomaren Waffen nicht vernichtet? Warum sind Sicherheitsfragen zu Waffenfragen geworden? Warum ist Friedenspolitik zur Ausbreitung von Unfrieden geworden?

Noam Chomsky, einer der aufrechtesten Kämpfer für Humanität, hatte schon lange behauptet, dass „Beschwörung von Sicherheit größtenteils Betrug war, und dass der Rahmen des Kalten Krieges als Hilfsmittel eingesetzt wird, um die Unterdrückung verschiedener unabhängiger Nationalismen zu rechtfertigen – ob in Europa, Japan, oder der Dritten Welt.“

Heißt das, die USA bestünden nur noch aus biblizistischen Populationen? Im Gegenteil: die entschiedensten Stimmen für Demokratie stammen noch immer aus Amerika. Dann folgen die Protestbewegungen vieler Länder rund um den Globus. Deutschland hat sich zurückentwickelt zu einer religiösen Symbiose à la Novalis. Die fromme Mutter ist kein Heimchen am Herd, sondern ein Heimchen im Maschinenraum, um aufzupassen, dass die Maschinen ins Endlose tuckern. Wohin, weiß nur Gott der Herr.

Amerika hat wunderbare Befürworter einer humanen Menschheit. Zu ihnen gehört der Historiker Howard Zinn. Um aus Amerika einen friedliebenden Staat zu machen, so berechnet er, müssten zuerst 300 bis 400 Milliarden Rüstungsaufgaben pro Jahr eingespart werden. Diese Schätze könnten dazu eingesetzt werden, um die Lebensbedingungen von Amerikanern und Menschen in anderen Teilen der Welt zu verbessern. Die Weltgesundheitsorganisation schätzte, dass schon ein geringer Teil des amerikanischen Militärhaushalts Millionen von Menschenleben retten könnte. Vor Jahren zur Rettung von Tuberkulose, heute zur Eindämmung von Corona.

Wie waren die ersten deutschen Kommentare zum Sieg von Joe Biden? Nun aber müssten wir endlich dafür sorgen, unseren versprochenen NATO-Beitrag zu bezahlen. Nie wurden die Fragen gestellt: warum verspricht man, was man nie halten will? Warum verspricht man riesige Beiträge, um die ecclesia militans in beiden Staaten mit dem Segen eines militanten Gottes zur Stadt auf dem Goldenen Berge zu verherrlichen?

Noch nie in der Nachkriegszeit war Deutschland auf ein so schändliches Verwahrlosungsniveau abgesunken.

Fortsetzung folgt.