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Alles hat keine Zeit XLIII

Tagesmail vom 18.11.2020

Alles hat keine Zeit XLIII,

Corona seziert den Verwesungscharakter der Moderne. In Deutschland ist es die uralte christliche Infizierung der Gesellschaft, die er Stück für Stück offenlegt.

Nach den Alten sind die Kinder fällig. Sie bringen keine Leistung, wollen durchgefüttert werden und fallen ihren Mitmenschen lästig. Ohnehin sind sie überflüssig und fressen der Erde die letzten Haare vom Kopf.

Höchste Zeit, sie von den Horden ihrer Gleichaltrigen zu isolieren und ihnen den ganzen Tag das Maul zu verbinden. Noch immer gibt es Desperados, die Kinder in die Welt setzen und sich der Aufzucht dieser Überflüssigen widmen wollen. Das Schicksal der Welt ist ihnen gleichgültig.

Dabei ächzt die Menschheit schon seit Jahrtausenden über lästigen Nachwuchs. In welcher Kultur gab es keine Kinderopfer? Als sie abgeschafft wurden, musste die Natur dran glauben und wurde geopfert, damit der Mensch seine Gottähnlichkeit beweisen kann. Der Mann brauchte Opfer, um sich Raum zu schaffen für seine göttlichen Einfälle: aus dem Weg mit diesen überflüssigen Luftverpestern und Erdenfressern.

Der starke Mann braucht endlose Räume, um sich zu entfalten. Längst hat er die Erde abgeschrieben, sein Weg ins All scheint unvermeidlich – glaubt er. In Gottes Aseität (Sein, das nur sich selbst braucht) erkennt der Mann sein Entwicklungsziel. Nur von sich selbst, seiner Genialität und seinen technischen Geschöpfen will er abhängig sein. Sonst von nichts und niemandem.

Das war schon eine Zumutung, als der Schöpfer ihn so schwach einschätzte, dass er eine Hilfe benötigte – auf seine Kosten. Eine eigene Rippe musste er opfern für ein Geschöpf, das im Grunde überflüssig war.

„Ich aber will, dass ihr ohne Sorgen seid. Der Unverheiratete sorgt sich um die Dinge des Herrn, wie er dem Herrn gefallen möge; der Verheiratete aber sorgt sich um die Dinge der Welt, wie er seiner Frau gefallen möge.“

Frauen und Kinder bringen nur Sorgen oder hindern den Mann am Dienst an Gott. „Ich habe ein Weib genommen und kann nicht kommen.“

Unendliche Massen von Nonnen und Mönchen haben der Erde gigantische Kinderhorden erspart. Besser ist es, unbeweibt und kinderlos zu bleiben, um frei zu sein für Gott, als sich den Mühen einer undankbaren Familie zu widmen. Und wenn schon eine Familie, dann muss sie unterm Joch reibungslos funktionieren.

„Bist du frei von einer Frau, so suche keine Frau. Die Zeit ist kurz, damit auch die, welche Frauen haben, so seien, als hätten sie keine.“

Leben, als hätte man weder Weib noch Kind: das ist das Ideal des gottgenehmen Mannes. Um das Seelenheil einer Maschine muss man sich nicht kümmern. Maschine erfunden, Maschine geschreddert, neue Maschine erfunden: das ist das Schicksal einer Maschine.

Der ideale Mann muss sich lösen. Der Kapitalismus ist das ideale Instrument, um das Weib reibungslos einzuverleiben. Das Kind wird aussortiert – bis es gleichfalls funktionsfähig geworden ist und alle kindischen Spirenzchen abgelegt hat.

„Mommsen übersetzt das Wort „familia“ mit Knechtschaft, nicht ohne Berechtigung, denn mit der Einführung beginnt tatsächlich die Knechtschaft der Frau. Deshalb kann die Befreiung der Frau auch nie ohne Zerschlagung der Familie erfolgen.“ (Bornemann, Das Patriarchat)

Wohlgemerkt, nicht der liebenden Beziehung von Mutter und Vater, sondern der patriarchalen Erfindung einer männlich dominierten Kleingruppe mit allmächtigem Vater und rechtloser Mutter. Der pater familias besitzt das Recht über Leben und Tod der Familie.

„Das Mutterrecht entspricht einem Entwicklungsstadium der Produktionsmittel, in welchem der Staat weder notwendig noch möglich ist. Wo es keine Klassen und deshalb auch keine Klassengegensätze gibt, kann kein Staat entstehen. Das Mutterrecht ist stets staatszersetzend gewesen. Da die Gleichberechtigung der Geschlechter nur in einer klassenlosen Gesellschaft erfolgen kann, bedeutet jedes Bemühen um eine Befreiung der Frau nicht nur einen Angriff auf das Patriarchat, sondern auf den Staat. (ebenda)

Womit klar sein dürfte, das ganze Staatstheater ist eine männliche Erfindung mit Eingeschlossenen und Untergebenen. Selbstbewusste Mütter brauchen keine Nationen, keinen Wettbewerb der Nationen, um das Leben vital zu gestalten.

Marx wollte die Frauen emanzipieren, ohne den männlichen Staat und den männlichen Kapitalismus auf der Stelle zu zerschlagen. Diese beiden Repressionsmaschinen mussten erst – auf unbestimmte Zeit – jene Bedingungen erfüllen, die dem Menschen ein humanes Leben ermöglichen könnten. Das nennt man Dialektik oder männlichen Irrsinn.

Was die Römer taten, imitierte die Moderne in missionarischer Brutaloperfektion:

„Wo die Römer auch hinblickten, sahen sie matrilineare Völker. Nur indem sie all diese Völker eines nach dem anderen besiegten, konnten sie sich beweisen, dass alle anderen minderwertig waren, weil sie keinen Staat aufbauen konnten, oder unter der Fuchtel der Frauen standen. Deshalb die manische Überkompensierung einer auf die Frau fixierten Lebensweise. Denn wer die Frau fürchtet, ist von ihr abhängiger als der, der sie liebt.“ (ebenda)

Jetzt verstehen wir, warum die Deutschen sich einbilden, sie würden ihre Kanzlerin auf Händen tragen. Sie müssen leugnen, dass sie sie fürchten könnten, ergo tun sie, als würden sie sie verehren. Welch schreckliche Zeiten werden auf uns zukommen, wenn die Garantin des Wohlstands auf empathischer Basis ihr Amt verlassen wird? Wie werden wir sie vermissen, wenn sie unsere Kinder nicht mehr mit sorgenvoller Miene drangsalieren kann. Wer liebt uns, wenn uns niemand mehr züchtigt?

„Gleichzeitig zeigte Merkel Verständnis für die hohen Belastungen, denen jede Einzelne und jeder Einzelne derzeit ausgesetzt sind. Es sei ihr bewusst, dass die Einschränkung vor allem der Kontakte »eine demokratische Zumutung« sei. Dennoch seien die Restriktionen unvermeidbar. »Diese Entscheidungen gehören zu den schwersten meiner Amtszeit«, sagte Merkel.“ (SPIEGEL.de)

Merkel versteht die Qualen, die sie ihren Untertanen zufügt. Es ist ihr – unglaublich, aber wahr – bewusst, welche demokratischen Zumutungen sie uns verabreichen muss. Wie können wir so lieblos sein, ihr diese Zumutungen abzuverlangen, um uns übers Wasser zu tragen?

Die Medien betrachten die Politiker gewöhnlich von außen und begnügen sich mit Mutmaßungen über vorgegaukelte Rollenspiele. X gilt als … eitel und rücksichtslos. Nicht bei Mutter Angela. Hier empfinden sie direkt und empathisch die mütterliche Innerlichkeit: Merkel weiß genau, dass …

S. A. Casdorff weiß zudem, dass Merkel ihre Niederlage gegen die MinisterpräsidentInnen in Triumph verwandeln wird. Durch Niederlagen wird sie erst stark.

„Und dennoch: Merkel hat die Bekämpfung der Pandemie zu ihrem großen Thema gemacht, dem Abschiedsthema. Was inhaltlich zu ihr passt, ist es doch eines, das eng mit der Wissenschaft verbunden ist. Aber eben auch politisch: Als wolle sie als die große Siegerin vom Platz gehen. Was alles in allem noch passieren kann. Bis zum Sommer nächsten Jahres sowieso, wenn das Virus im Griff sein sollte, und in der nächsten Woche auch.“ (TAGESSPIEGEL.de)

Das nennt man Nibelungentreue gegen die Hohe Frowe, identisch mit der duldenden Magd Gottes.

Die Emanzipation der Frau wird nur gelingen, wenn die Molochkultur des Mannes als Kapitalismus und Obrigkeit zerlegt wird. In naturfeindlichen Fesseln kann man nicht leben.

„Die Frauen haben nie aufgehört, freundschaftlich zusammenzuhalten, einander zu helfen und zu kooperieren. Was sie jedoch nicht vermochten, war, sich in einer Weise zusammenzuschließen, die es ihnen hätte ermöglichen können, selbst Macht zu erlangen oder die vereinte Macht der Männer in Frage zu stellen.“ (M. French)

Die athenische Demokratie war der Versuch, matrilineare Gleichwertigkeit mit geteilten Machtstrukturen zu verbinden. Doch dem patriarchalen Kapitalismus gelang es, die matriarchalen Teilhabestrukturen durch wirtschaftliche Sprengkraft zu zerlegen.

Die Epoche der Mütter war dahin, als ein männlicher Universalgott das Leben der Völker zu bestimmen begann.

„Der Gehorsam diesem transzendenten Gott gegenüber – der aus der Natur herausgelöst ist und herrschend über ihr steht – drückt sich in der Bereitschaft aus, die größte Gabe der Natur – die eigenen Kinder, um seinetwillen zu vernichten. Carol Ochs: „Als Beweis dafür, dass Abraham nicht mehr der früheren Tradition der Mütter verhaftet ist, fordert Gott von ihm, dem heiligsten Grundsatz der Mütter abzuschwören und sein eigenes Kind zu töten.“ Bei einem solchen Opfer wird das Kind der Mutter von einer höheren Macht auf Grund eines höheren Rechts gewaltsam entrissen. Im Alten Testament verliert das Kindsopfer unter den Juden allmählich an Bedeutung und wurde vom Tieropfer abgelöst. (Etwa im 7. Jahrhundert vdZ ).“ Hesekiel wusste noch von der Bedeutung des Kindesopfers:

„Ich ließ sie unrein werden durch ihr Opfer, als sie alle Erstgeburt durch Feuer gehen ließen, damit ich Entsetzen über sie brachte und sie so erkennen mussten, dass ich der Herr bin.“

Macht wird über Natur, Töten über Gebären gesetzt. Der Eingriff des Staates in das Leben der Untertaten durch Töten und Naturzerstören wurde zum Kennzeichen des totalitären Regimes. (French)

Menschlicher Kannibalismus ist – vordergründig – verschwunden, der göttliche nicht. Sieht man davon ab, dass die ganze Natur verzehrt werden muss, um den siegesgewissen homo sapiens munter zu stimmen. Fromme Christen verzehren Leib und Blut Christi in Form von Brot und Wein. Noch immer besteht der Schöpfer auf einem handfesten Opfer, das die Menschen zu bringen haben. Aus dem Opfer als Strafe wurde das Opfer als Privileg, mit dem die Schuld der Menschheit stellvertretend getilgt werden kann. Das Opfer am Kreuz wurde zur Voraussetzung der Auferstehung. Dieses ewige stirb und werde.

Indem Schuld stellvertretend getilgt wird, sind die Menschen nicht mehr genötigt, ihre Schuld wahrzunehmen und aufzuarbeiten. In Erlösungsreligionen wird Vergangenheit im Keller verscharrt. Nur die Deutschen wurden gezwungen, die Verleugnung der Vergangenheit zu verleugnen und ihre Völkerverbrechen „aufzuarbeiten“. Sie erinnerten Fakten und erstarrten gelegentlich in Schauern, doch verstanden haben sie wenig. Denn Verwerfliches kann man nur verstehen, wenn man dessen Werden versteht. Just dieses Verstehen der Geschichte verweigern sie bis zum heutigen Tag. Nicht zuletzt mit dem unausgesprochenen Vorwurf an andere Länder, sie würden ihre Völkerverbrechen auch nicht aufarbeiten.

Jüngstes Beispiel: Biden will die potentiellen Rechtsbrüche seines Vorgängers nicht aufarbeiten lassen.

„Der neu gewählte Präsident Joe Biden soll gegenüber Beratern klargemacht haben, dass er wenig Lust darauf hat, seine Amtszeit von ausschweifenden Ermittlungen gegen seinen Vorgänger überschatteten zu lassen. Das berichten US-Medien. Solche Verfahren würden das Land nur weiter spalten und jeden Tag neue Schlagzeilen produzieren, in denen es vor allem um Trump gehe, soll Biden deutlich gemacht haben. Der neue Präsident wolle das Kapitel Trump abschließen und in die Zukunft blicken, sagen seine Berater.“ (SPIEGEL.de)

Warum wurden Trumps Rüpeleien als Bruch mit der amerikanischen Tradition empfunden? Weil Journalisten dem Tag verpflichtet sind und von der Vergangenheit nichts wissen wollen. Sie haben von Lots Frau gelernt: sie schaute zurück und erstarrte zur Salzsäule.

SPIEGEL-Nelles unterstreicht die Vergangenheitsallergie mit dem Spruch:

„Zuspitzung ist ein erlaubtes Mittel der Politik, doch beim Nazi-Vergleich hört in Deutschland zu Recht die Freundschaft auf. Mit Nazis vergleicht man nur Nazis.“

Fataler Irrtum. Nazis sind nicht vom Himmel gefallen. Sie wurden es allmählich. NS-Umtriebe von heute müssen mit gestrigen nicht identisch sein, doch sie könnten vergleichbare Merkmale des Werdens an sich tragen. Nicht jeder Vergleich ist eine Ineinssetzung. Trotz Differenzen aber müssen sie verglichen werden, um die Gefahr ihrer Entwicklung zu konstatieren. Wehret den Anfängen. Gelegentlich ist es notwendig, Gefahren zu übertreiben, um sie im Keim zu ersticken. Wer warten will, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist, will das Lernen aus der Vergangenheit ad acta legen.

Auch Jesus, der von seinen Gläubigen als Kinderfreund gerühmt wird, predigte eine sublime Form des Kindesopfers mit dem bekannten Imperativ:

„Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht.“ Warum? Damit der Herr ihnen fröhlich aufspiele und es ihnen gut gehe auf Erden? Im Gegenteil: „…denn solchen gehört das Himmelreich.“

Der Herr will sie präparieren fürs Jenseits, indem sie die Demütigungen des Diesseits ertragen. Durch Kreuz zur Krone. So früh wie möglich sollen die Kinder der Freuden des irdischen Lebens entsagen, um sich die Freuden des Jenseits zu verdienen.

„Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich.“

Das Kind muss erniedrigt werden, damit es im Himmel erhöht werden kann. Diese Erniedrigung des Kindes in allen Bereichen erleben wir heute in zunehmendem Maß.

„Was Berlin ab dem morgigen Mittwoch nun plant aber, überschreitet eine Grenze. Kinder und Jugendliche müssen die Maske auf dem Schulgelände nun immer tragen. Nicht nur im Unterricht, sondern auch auf dem Pausenhof. Durchgehend. Kinder im Alter ab zehn Jahren müssen damit die Maske sechs bis acht Stunden aufbehalten. Auch und gerade in der Zeit, in der sie sich an der frischen Luft erholen können sollen. Das kann doch nicht unser Ernst sein.“ (WELT.de)

Das ist noch das geringste Beispiel. Das Ungeheuerliche ist die Vernichtung der Zukunft der Kinder auf Erden. Was bleibt ihnen? Das Hoffen aufs Jenseits. Die Naturzerstörung der Moderne ist zur Zwangsmissionierung der Kinder geworden. Indem man ihnen jede Zukunft auf Erden verweigert, zwingt man sie zum Glauben. Zwangsbeglückung ist der deutsche Begriff für Totalitarismus.

Als die Völker noch christlich waren, gab es die allgemeine Taufe als Zwangsbeglückung. Wer nicht getauft war, fuhr in die Hölle. Augustin hörte aus dem Schreien eines Kindes das Plärren des Teufels:

„Im Jahre 418 ndZ entschied ein Konzil, dass jedes neugeborene Kind aufgrund seiner sexuellen Empfängnis dämonisch und deshalb verdammt ist, bis es getauft worden ist. Bis zur Taufe gehört jedes Kind dem Teufel. Mittelalterliche Theologen vertraten die Ansicht, jedes Kind im Mutterleib ist zur ewigen Verdammnis verurteilt. Ein ungetauftes Kind war ein heidnisches Kind.“ (Walker)

Erst vor wenigen Jahren entschied der Papst, dass ungetaufte Kinder nicht automatisch in die Hölle fahren. Nimmt man das gesamte kinderfeindliche Kirchenpersonal hinzu, kann man wahrhaft von Jesus, dem „Kinderfreund“ sprechen. Warum nur werden so viele Priester und Nonnen so kinderfreundlich, auf Griechisch pädophil?

Von Anfang an war die Chose infiziert. Zuerst war es die Frau, die das alleinige Patent auf das Böse hatte. Dann gebar sie Brüder, die Gott spalten musste, damit die Geschichte durch das Böse vorangetrieben werden konnte:

„Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem HERRN Opfer brachte von den Früchten des Feldes. Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick. Da sprach der HERR zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist’s nicht so: Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie.“

Merkels Sadismus (braucht ein Kind wirklich mehr als einen Freund? Maßhalten, hätte einer meiner Vorgänger gesagt) an Kindern verblasst, wenn man ihn mit dem göttlichen vergleicht. Grundlos bevorzugt der Herr des Himmels den Einen, um dem Andern grundlos die Gnade zu entziehen. Scheinheilig stellt ER sich dumm und fragt, warum der Benachteiligte so finster gucke? Wäre Kain fromm, würde er solche Kleinigkeiten wegstecken und die Sünde unter Kontrolle kriegen. Zynischer geht es nicht. Dafür wurden Religionen erfunden, damit ordinärer Männerzynismus als Gottesgabe geheiligt werde.

 „Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer. Und gingen die beiden miteinander. Und als sie an die Stätte kamen, die ihm Gott gesagt hatte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf und band seinen Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar oben auf das Holz und reckte seine Hand aus und fasste das Messer, dass er seinen Sohn schlachtete. Da rief ihn der Engel des HERRN vom Himmel und sprach: Abraham! Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen.“

Abraham belog seinen Sohn, hatte keine Skrupel, ihn zu opfern, um Gott für sich zu gewinnen. Erst als er zur Tat schreitet, kommt der Engel, um dem Vater Einhalt zu gebieten. Seinen Gehorsam hatte er mit der Bereitschaft zur furchtbaren Tat bewiesen. Gottesfürchtige Männer sind zu allem bereit, um ihr Seelenheil nicht aufs Spiel zu setzen. Selbst wenn es auf Kosten ihrer Kinder geht.

Die meisten Kriege des Abendlands waren heilige Kriege, in denen die Söhne des Landes zum Wohl ihrer Autoritäten geopfert wurden.

„Es wird meine Pflicht sein, diesen Krieg ohne Rücksicht auf Verluste zu führen. Die Blutopfer werden ungeheuerlich sein Jeder von uns weiß, was der totale Krieg bedeutet. Wir werden als Volk zur Stahlhärte geschmiedet werden. Alles Weichliche wird von uns abfallen. Aber der gehämmerte Kern wird ewig dauern.“ (Rauschning)

Wie erklären die Theologen die Fast-Opferung Isaaks durch seinen Vater? Der Alttestamentler Gerhard von Rad schreibt in seiner „Theologie des Alten Testaments“:

„Die Erzählung von der „Opferung Isaaks“ lässt alle bisherigen Anfechtungen Abrahams hinter sich und stößt in jenen Bereich äußerster Glaubenserfahrungen vor, da Gott selbst als der Feind seines eigenen Werkes bei den Menschen aufsteht, da Gott sich tief verbirgt, dass sich vor dem Verheißungsempfänger nur noch der Weg in die Gottverlassenheit zu öffnen scheint. Israel soll wissen, dass sich in solchen Situationen, da Gott sich aufs Unerträglichste zu widersprechen scheint, um Versuchungen handelt, in denen Jahwe den Glauben prüft.“

Hat Gott sich wirklich widersprochen? Von Anfang an ließ er keinen Zweifel, dass Er die Moral bestimmt. Und diese Moral bedeutet: Gott kann tun und lassen, was er will. Weil Er es tut, ist es richtig. An menschliche Moralprinzipien ist Er nicht gebunden.

Gerhard von Rads Sätze über den unergründlichen Gott wurden wenige Jahre nach dem Holocaust geschrieben. Wollte er den überlebenden Juden sagen, das höllische Verbrechen der Deutschen sei nur eine „äußerste Glaubenserfahrung“ gewesen, eine Situation, in der Gott sich aufs unerträglichste zu widersprechen schien, zu keinem anderen Zweck, als sein Volk zu prüfen? Das wäre identisch mit der These orthodoxer Rabbiner, Hitler sei nur ein Instrument Gottes gewesen, um die glaubensvergessenen, allzu angepassten deutschen Juden zu prüfen und zu bestrafen.

Menschen müssen permanent geprüft werden, indem sie ständig bestraft werden. Der Kapitalismus ist eine lebenslange Teststrecke, auf der die Leistungsfähigkeit des Menschen ununterbrochen unter die Lupe genommen wird.

Darf man aus ökologischen Gründen heute keine Kinder mehr in die Welt setzen?

Sind Menschen Klimasünder, wenn sie sich dazu entschließen, einem Kind das Leben zu schenken? Die Komikerin Carolin Kebekus (40) hält eigenen Nachwuchs offensichtlich für ein Vergehen an Mutter Natur: „Ich habe ja keine eigenen Kinder, deswegen kann ich ja ziemlich cool sein und sagen: Leute, mir sind die Ressourcen der Erde wichtiger.“ (BILD.de)

Wie viele Menschen kann die Erde ernähren? Weiß das jemand? Wie viele könnte sie ernähren, wenn man sie nicht zerstören würde? Ist Ernährung identisch mit obszönem Luxus und unfasslicher Verschwendung?

Menschen zeugen viele Kinder, wenn es ihnen schlecht geht, damit sie hoffen dürfen, durch eine große Familie besser geschützt zu sein.

Was folgt daraus? Sorgt dafür, dass es den Menschen gut geht, dass die Natur geschützt wird und sie freigebig den Menschen versorgen kann. Gebt der Natur Gelegenheit, sich zu erholen, damit sie nicht überfordert wird. Gebt ihr zurück, was ihr zurückgeben könnt. Verteilt den Reichtum der Welt gerecht unter allen Menschen. Dann erst werdet ihr sagen können, wie viele Menschen auf Erden ein glückliches Leben führen können.

Würde die Menschheit sich entscheiden, keinen Nachwuchs mehr zu zeugen, bräuchte sie Klimagefahren nicht mehr zu bekämpfen. Auch ohne Hitze, Trockenheit und Naturkatastrophen – würde sie sich zugrunde richten.

 

Fortsetzung folgt.