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Alles hat keine Zeit LXXXII

Tagesmail vom 22.02.2021

Alles hat keine Zeit LXXXII,

’s ist Krieg! ’s ist Krieg!

und wir begehren,
mit schuld daran zu sein!

„Klimakrise und Corona: Auch bei der Sicherheitskonferenz waren sie Thema. Doch was bringt’s, wenn Geld, das für die Bewältigung notwendig wäre, weiter ans Militär geht. John Kerry kritisierte das bisherige Versagen des eigenen Landes insbesondere in den vier Jahren der Trump-Administration und machte zugleich deutlich, das mit Ausnahme von zwei Ländern bislang keiner der 195 Vertragsstaaten des Pariser Abkommen im Zeitplan zur Erreichung der in Paris vereinbarten Ziele bis zum Jahr 2050 liegt. Die erforderlichen Maßnahmen zur Umsetzung dieser Zeile werden „Billionen“ kosten, betonte Kerry. Und hier bleiben die Zweifel: Wenn die USA, die EU-Staaten, China, Russland und andere Länder bei ihren derzeitig noch gültigen militärischen Aufrüstungsprogrammen und Ausgabenplanungen bleiben, wird es die zur Erreichung der Pariser Klimaziele erforderlichen finanziellen Ressourcen nicht geben.“ (TAZ.de)

Gottes Engel – oder Angela – denkt nicht daran, dem Krieg zu wehren. Um sich bei Onkel Joe einzuschmeicheln, erhöht sie den Militäretat. Zum anschwellenden Weltkonflikt Amerika-China fällt ihr nichts Besseres ein als die Spannungen zu verschärfen. Wenn die Welt Billionen für Waffen verschleudert, wird sie ihre ökologischen Pflichten verfehlen.

2000 Jahre christlicher Glaubenskriege scheinen nicht genug zu schrecken, um endlich den Weg des prophylaktischen Friedens einzuschlagen. Es geht nicht um die Erringung des Nobelpreises für Nächstenliebe, es geht um das pure Weiterleben der Menschheit – die durch Klimaerhitzung ohnehin gefährdet ist. Aus Angst vor dem Weltkollaps zündeln wir mit kollektiver Selbstauslöschung.

Völker der Welt, schaut nicht auf Berlin. Tut eure Pflicht und helft uns in der Zeit, die uns noch zur Verfügung steht, nicht nur mit dem Dröhnen eurer Flugzeuge, mit dem Erfinden noch gefährlicherer Atomwaffen oder unheilbarer Pandemien, sondern mit standhaftem Einstehen für die Ideale, die unsere gemeinsame Zukunft sichern können.

Und noch mal sage ich euch, Völker der Welt, schaut nicht auf Berlin! Was aber sind unsere Ideale? Schon der Begriff wird von westlichen Führungsschichten verhöhnt. Wie aber können wir eine friedliche Welt aufbauen, wenn wir uns alle menschlichen Utopien verbieten?

Wenn es in Amerika einen Neuanfang gibt, darf er nicht zurückfallen in alte Muster westlicher Suprematie, die ihre Überlegenheit mit Waffengewalt demonstrieren muss. Eine Seite muss vorangehen und ihre Friedensabsicht mit Abrüstung und kooperativer Wirtschaft beweisen.

Es gibt nur eine Vorbildlichkeit: die Vorbildlichkeit in Frieden. Das Wagnis, die Gewaltspirale zu beenden und nur noch eine Konkurrenz zuzulassen: die um den sichersten Weg zur befriedeten Weltgesellschaft: Völker, die in sich ruhen, sich ihres Lebens freuen, niemanden in den Schatten oder ins Abseits stellen.

Nichts und niemand darf die Geschichte der Menschheit bestimmen – außer der Mensch selbst. Keine Technik, kein Fortschritt, keine Heilsgeschichte, keine Evolution.

Wir müssen mündig werden, dürfen unsere Bedürfnisse nicht ins Endlose wachsen lassen, müssen unsere Gottähnlichkeit in Macht und Herrlichkeit für immer begraben.

Wir sind Menschen – und sollten Menschen bleiben, die mit der Natur in Frieden leben könnten, wenn wir uns nicht aufspielen würden als Herren über Pflanzen und Tiere.

Voraussetzung des Friedens ist Be-friedigung unserer endlichen Bedürfnisse – die nicht in den Himmel wachsen müssen, um auf ihre Kosten zu kommen.

Endliches ist durch Endliches zu befrieden. Endliche Natur benötigt keine unendliche Übernatur, die dem Menschen als Ziel und Erfüllung seiner unendlichen Bedürfnisse dienen muss, damit er selbstgefährdend die erste Natur zerschlagen kann, weil eine perfekte Ersatznatur ihn auffängt.

Die Erfinder der religiösen Übernatur haben alle Maßstäbe irdischer Sättigung und Befriedung zerstört und alles Tun des Menschen dem Diktat des Phantastischen unterworfen. Die westliche Ökonomie wurde zur Dienerin der Religion, wie alle Elemente der Moderne nichts als Heilsmomente in irdischer Konkretion sind:

„Die alten Götter, entzaubert und daher in Gewalt unpersönlicher Mächte, entsteigen ihren Gräbern und beginnen untereinander wieder ihren ewigen Kampf.“ (Max Weber)

Es sind nicht die alten Heiden- und Naturgötter, es ist der allmächtige Erlösergott, der jeden vernichten will, der sich seinem Diktat widersetzt. Die erbarmungslose Konkurrenz der Völker in Technik und Wirtschaft ist die Fortsetzung mittelalterlicher Religionskriege mit Waffen der Moderne.

Noch vor 100 Jahren war all dies den wachen Köpfe des Westens bewusst. Mittlerweilen haben sie jegliche Orientierung verloren. Ihre finanziellen Krisen, schrecklichen Weltkriege und atomaren Beinahe-Auslöschungen haben sie nicht zur Vernunft gebracht, sondern den Agenten der trügerischen Übernatur ausgeliefert.

Im Wettstreit mit der Vernunft hat die Religion wieder die Führung übernommen. Keine Machtäußerung der Moderne, die nicht im Gottähnlichen und Grenzenlosen gegründet wäre.

Nach dem Bruch mit der Aufklärung begann der wahn-sinnige Wettlauf der Völker in den Himmel.

Nichts Großes könne der Mensch vollbringen ohne Wahnsinn, beschrieb Schelling die Faszination am Irrealen, die bis heute die Weltpolitik bestimmt.

Für Fichte war die deutsche Nation der zukünftige Messias, auf den die Welt sehnlichst wartet. Den Verfallsprozess der Welt können nur die Deutschen aufhalten. Sie sind ausersehen, den göttlichen Weltplan zu realisieren. Fichte und die Romantiker radikalisierten die christliche Apokalyptik. Die Erlösung der Menschheit ist keine Aufgabe Gottes mehr, sondern der Menschen, in denen sich Gott verkörpert. Nur im Blute der Deutschen ist Christi Blut enthalten. Blut und Boden sind Elemente einer geheiligten Natur.

Das romantische Weltbild ist apokalyptisch, die geistige Erneuerung ist das „Dritte“ oder „1000-jährige Reich“, das der mittelalterliche Mönch Joachim di Fiore prophezeit hatte und in Deutschland schreckliche Realität wurde.

Auch in Amerika gibt es Vorstellungen vom Paradies auf Erden, die sich solange demokratischen Leitideen unterwarfen, solange es schien, als liefe die Weltmacht instinktiv am Faden der Vorsehung ins irdische Himmelreich. Der „Blick nach vorne“ ist der Blick über die Grenzen der Endlichkeit hinweg.

Seit Trump zerbricht der faule Kompromiss aus irdischer Autonomie und Glaubensunterwerfung. Die Genies von Silicon Valley wollen die Grenzen der Endlichkeit mit künstlicher Intelligenz überwinden und Amerika zur führenden Nation im Weltall entwickeln – mit technischer Besiegung der Sterblichkeit.

Auch die Linken sind seit ihrem marxistischen Urvater auf das Finale der Heilsgeschichte fixiert. „Marx interpretiert den automatischen Verlauf der Weltgeschichte in den Bahnen christlicher Apokalyptik. Hoffnungsträger sind die Elenden der Ausbeutung oder das Proletariat. Die kommende Revolution in Deutschland bezeichnet er als „deutschen Auferstehungstag“.“

Eine parallele Entwicklung bei den französischen Frühsozialisten und ihren Nachfolgern. Von Auguste Comte stammt die Losung: „Die Menschheit tritt an die Stelle Gottes.“ Er plädiert für die Schaffung einer säkularen Priesterklasse und ernennt sich selbst zum Oberpriester.

Wer die heutigen Erlösergestalten wie Elon Musk, Jeff Bezos oder andere Silicon-Valley-Heroen betrachtet, wird nicht mehr überrascht sein von deren charismatischen Verheißungsformeln mit verzückten Körpergesten.

Der uralte Antisemitismus wird durch diesen apokalyptischen Wettlauf der „erwählten Nationen“ außerordentlich verschärft. Keine messianische Bewegung ohne das Feindbild der Juden als Verbrecher und Lügner. Der überbordende Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts wuchs auf dem Boden eines überhitzten politischen Endkampfs. Die Frage musste entschieden werden: welche Nation ist die wahre, von Gott auserwählte?

1879 ist die Geburtsstunde des modernen Antisemitismus in Deutschland. Paul de Lagarde pries Deutschland als neues Königreich Gottes auf Erden. Offen propagierte er die Vernichtung der Juden als Voraussetzung für den deutschen Heilsweg.

„Die Engel werden ausgehen und die Gerechten von den Bösen scheiden und sie in die Feueröfen werfen: da wird sein Heulen und Zähneklappern.“ So beschreibt der Evangelist den Beginn des 1000-jährigen Reiches.

Adolf Hitler sah seine Mission in dieser heilsgeschichtlichen Dimension:

„So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.“ (Mein Kampf)

Hitler sieht sich als neuen Messias, der die Menschheit vom Antichrist befreit:

„Christus war der größte Pionier im Kampf gegen den jüdischen Weltfeind. Christus war die größte Kämpfernatur, die es je auf Erden gab. … Die Aufgabe, mit der Christus begann, die er aber nicht zu Ende führte, werde ich vollenden.“

Die Juden sind der Antichrist, der die Welt beherrschen will. Bibelgläubige brauchten keine Protokolle der Weisen von Zion, um an die teuflische Rolle der Juden zu glauben. Mit den Schriften des Neuen Testaments waren sie innig vertraut.

Die Juden sind der Antichrist, der die Welt vollständig beherrschen will:

„So geht der Jude seinen verhängnisvollen Weg weiter, bis ihm eine andere Macht entgegentritt und in gewaltigem Ringen den Himmelsstürmer wieder zum Luzifer zurückwirft.“

Bevor die Welt in einen idealen Zustand übergehen kann, muss es zu einem gewaltigen Endkampf kommen. Erst der Sieg über den Antichrist ermöglicht die Schaffung des Reiches des „Heiligen Geistes“ oder des „Dritten Reiches.“

In einem TV-Interview bestätigte Carl Friedrich von Weizsäcker, warum er und viele Deutsche Hitler als Sohn der Vorsehung betrachteten. Sie glaubten, Zeugen der „Ausgießung des Geistes“ zu sein.

Wie in der Offenbarung des Johannes und in Aussagen Luthers symbolisiert das jüdische Volk die Synagoge des Satans, die in göttlichem Auftrag vernichtet werden muss. Deutschland kämpft nicht nur im eigenen Interesse, sondern will alle Völker vom Satan befreien:

„Werden unser Volk und unser Staat das Opfer dieser blut- und geldgierigen Völkertyrannen, versinkt die ganze Welt in die Umstrickung dieses Polypen; befreit sich Deutschland aus dieser Umklammerung, darf die größte Völkergefahr als für die ganze Welt gebrochen gelten.“ (Hitler)

Hitler sah sich als Werkzeug Gottes, der mit dem Holocaust die Heilung Deutschlands und der ganzen Welt bringen wollte.

Warum grassiert noch immer die Lüge unter Historikern, Theologen und Medien, Hitler sei kein Christ, ja, geradezu ein Feind des Glaubens gewesen? Hitler empfand sich als wahrer Vertreter des Christentums und verachtete die Kirchen als Verfälscher der Lehre. In seinen Augen war die Kirche nur noch eine ecclesia patiens, eine kraftlose Kopfnickerkirche, die ihren apokalyptischen Auftrag verraten hatte.

Hitler wollte diese feige Institution zurückverwandeln in eine militante und triumphierende Kirche (ecclesia militans et triumphans). Doch zum existentiellen Kirchenkampf (auch mit der Bekennenden Kirche) kam es nicht. Protestanten und Katholiken beugten sich – nach bedeutungslosen Zwistigkeiten – begierig dem vom Himmel gesandten Führer. Der Rausch der Deutschen war eschatologisch.

Die gegenwärtigen Konflikte des Westens beruhen auf dem konfliktträchtigen Potential des Streites zwischen leidender und militanter Kirche. Sollte es den Vernünftigen nicht gelingen, die Brandrodung der Frommen zu stoppen, könnte es zu einer Wiederholung des deutschen Dramas kommen.

Die Konkurrenz der Wirtschaft ist der Brandbeschleuniger der gegenwärtigen Krise. Sollte die alle Grenzen sprengende Ökonomie nicht in die Rolle einer dienenden Macht zurückschlüpfen, wird die Wirtschaftskrise die Klimakrise radikalisieren.

Das muss verhindert werden durch Umwandlung der herrschsüchtigen Religion in eine rationale Hüterin der Endlichkeit oder des Willens zum Frieden.

Vor mehr als 100 Jahren war es kritischen Ökonomen bewusst, dass Kirche und Kapitalismus vom selben Fleisch und Geist waren. Vom amerikanischen Ökonomen Thorsten Veblen stammt der Satz:

„Zwischen frommer Haltung und räuberischer Denkgewohnheit besteht eine gewisse Kongruenz.“ (Theorie der feinen Leute)

In seinem Buch „Das Evangelium des Reichtums“ bestätigt Andrew Carnegie die segensreiche Wirksamkeit der Reichen:

„Man ersieht hieraus, dass dieses überwältigende, unwiderstehliche Streben nach Anhäufung von Kapital nicht aufgehalten oder verhindert werden kann, dass man, statt in der einen oder anderen Richtung eine Einschränkung zu versuchen, jede Zunahme des Kapitals nicht für die wenigen Reichen, sondern für die Millionen Armen als einen Gewinn begrüßen muss, dass dieses Gesetz Segen bringt und nicht zum Schaden gereicht. Jede Erweiterung des Reichtums ist eine Verbesserung des Vorangegangenen. Sie führt zu einer höheren Zivilisation und gestaltet das Leben nicht nur einer, sondern aller Klassen der Menschen reicher. Sie ist nicht darauf gerichtet, den Reichen ärmer zu machen, sondern darauf, den Armen durch den Besitz besserer Dinge reicher zu machen und verkleinert die Kluft zwischen Reichen und Armen. Das Evangelium des Reichtums ist nur der Widerhall der Worte Christi. Ein einziger Mensch, dem es gelingt, behäbig vom Betteln zu leben, ist der Gesellschaft gefährlicher und ein größeres Hindernis für den Fortschritt der Menschheit als zwanzig wortreiche Sozialisten.“

Wie kommt‘s, dass die Kluft zwischen Milliardären und Elenden geradezu gigantisch wurde und immer weiter ins Grenzenlose wächst? Dass dieser Reichtum nicht daran denkt, die Kluft zu den Armen zu reduzieren, sondern in rasender Eile sich immer mehr dem Himmelreich auf Erden nähert, in dem es von Gold, Diamanten und Edelsteinen aller Art nur so glitzert?

„Und der Kern der Mauer war aus Jaspis und die Stadt aus reinem Gold, gleich reinem Glas. Die Grundsteine der Mauer um die Stadt waren geschmückt mit allerlei Edelsteinen. Der erste Grundstein war ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, ein jedes Tor war aus einer einzigen Perle, und die Straße der Stadt war aus reinem Gold wie durchscheinendes Glas.“

Das ersehnte Paradies der Frommen ist eine Konzentration des Reichtums der Welt in unfasslichen Ausmaßen.

Die Verwüstungen des Kapitals bestehen nicht nur in legaler Beraubung der Armen. Selbst, wenn es keine hungernden Armen gäbe, wäre die Kluft zwischen Reichen und Armen ein demokratischer Totalkonkurs. Denn die Reichen fühlen sich kraft ihres Kontos befugt, die Demokratie nach ihren Vorstellungen zu reglementieren. Diese Tätigkeit rechtfertigen sie als samaritanisches Almosengeben.

Bill Gates ist so reich, dass er sich als Retter der Menschheit aufbläht. Er mischt sich in Dinge ein, die ihn nichts angehen. Wenn er mit seinem Sündengeld Vernünftiges vollbringen will, sollte er es als Steuern dem Staat übergeben. (Typisch, dass deutsche Medien ihn in unterwürfigen Interviews hofieren.) Die Gnadengabe eines Privatiers gilt heute mehr als die generelle Gerechtigkeit einer gewählten Regierung. Gerechtigkeit ist keine Eigenschaft der Polis mehr, sondern die zufällige Tat eines Einzelnen, der damit seine Seligkeit kaufen will. Merkels einsamer, anti-demokratischer Entschluss, auf einen Schlag viele Flüchtlinge ins Land zu lassen, gilt mehr als jeder Beschluss des Parlaments. Was seitdem an Unmenschlichkeiten geschieht, wird mit Nächstenliebe zugedeckt.

Was ist, neben Ungerechtigkeit, der Urfehler des Kapitalismus? Dass er den ursprünglichen Zweck der Wirtschaft, die Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen, verriet und das Anhäufen von Reichtum zum Selbstzweck erklärte. Der Reiche begnügt sich nicht damit, seinen Teil zur rationalen Bedürfnisbefriedigung der Gesellschaft beizutragen. Er vergleicht sich mit dem Rest der Gesellschaft und siehe, seine Selbstzufriedenheit weicht „einem ruhelosen Streben, das den Abstand zwischen dem eigenen und dem durchschnittlichen Vermögen immer mehr vergrößern möchte. Bei dieser Lage der Dinge kann das Streben nach Reichtum schwerlich eine individuelle Erfüllung finden.“

Wäre der Sinn des Reichwerdens nichts anderes als das Befriedigen der Bedürfnisse, müsste es möglich sein, diesen Prozess an einem bestimmten Punkt zu beenden. Eben das findet im Kapitalismus nicht statt. Nicht die Befriedigung der Bedürfnisse steht im Mittelpunkt, sondern der Ehrgeiz, alle Konkurrenten auszustechen.

„Da aber der Kampf in erster Linie in einem Wettlauf um Ansehen und Ehrbarkeit besteht, die beide auf einem diskriminierenden Vergleich beruhen, so kann dieses Ziel nie erreicht werden.“ (Veblen)

Voila, der sinnlose Wettlauf in die Tiefen grenzenlosen Immermehrs verwüstet das Schicksal der Menschheit.

Was folgt aus alldem? Die Wirtschaft der Zukunft muss sich in entscheidenden Punkten verändern.

a) Sie muss nicht nur kompatibel sein mit der Natur, sondern

b) hat sich damit zu begnügen, ihrer ursprünglichen Aufgabe gerecht zu werden: die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Die Menschheit muss lernen, selbstgenügsam zu werden. Was bedeutet: die Erfüllung der Bedürfnisse ist der einzige Zweck einer humanen Wirtschaft.

c) Niemand darf in Elend und Armut versinken, niemand leistet so viel, dass er sich maßlos über alle anderen erheben dürfte.

Eine Wirtschaft, die diese Normen missachtet und ihrer grenzenlosen Grandiosität huldigt, beschädigt nicht nur die Natur, sondern auch die demokratische Gemeinschaft. Sie wird zur Wegbereiterin der klimatischen Selbstzerstörung.

Fortsetzung folgt.