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… zum Logos XXXVIII

Tagesmail vom 28.02.2022

… zum Logos XXXVIII,

welch überwältigende Hilfsbereitschaft, welch spontane Menschlichkeit, welch tapferer Widerstand gegen einen Despoten, der freie Völker nicht ertragen kann.

In Krisen zeigt der Mensch seine beglückend empathische Verbundenheit mit dem Menschen.

Doch welch eine Erbarmungslosigkeit, wenn ein Volk ein Brudervolk wie eine heimtückische Horde überfällt und in die Knechtschaft führen will.

In Krisen ist der Mensch gut, hier darf er es sein. In normalen Zeiten, die wir kapitalistisch nennen, muss er sich rücksichtslos egoistisch geben.

Homo homini lupus est?

Diese Parole kam erst auf, als mit dem Slogan „Wissen ist Macht“ der systematische Herrschaftskurs über die Natur begann – und mit ihm der Siegeslauf der ökonomisch Starken über die Genügsamen und Schwachen.

Herrschaft über Natur und Herrschaft über den Menschen mit Hilfe derselben Naturbeherrschungsmethoden: das war der Beginn der Neuzeit, des Siegeslaufs des Kapitalismus und eines grenzenlosen Fortschritts, der sich rücksichtslos durchsetzen musste – ob die Welt dabei untergeht oder nicht.

Nein, das war nicht die Erfindung des von Natur aus bösen Menschen. Der war bereits erfunden worden, als viele Völker sich dem römischen Riesenreich unterwerfen mussten und sich so hilflos und unterdrückt vorkamen, dass sie ihre Unterdrücker als radikal böse Wesen empfinden mussten.

Der Mensch wird böse geboren und kann seine Bosheit aus eigener Kraft nicht überwinden. Nur Gott kann ihn retten, der seine Rolle des Schöpfers vervollständigen musste mit der des Erlösers.

Diese Erfahrung projizierten die biblischen Schriftsteller zurück an einen sogenannten Anfang der Schöpfung, der mit dem Paradies begann und mit dem Einbruch des Bösen endete.

Doch da entstand das tiefe Problem: wie passt ein guter Schöpfergott zusammen mit dem Erfinder des bösen Teufels? Die schwierige Antwort erfolgte in zwei Akten.

Am Anfang gab es zwar den Teufel, der aber noch nicht abgrundtief böse, sondern nur ein garstiger, aber nützlicher Knecht Gottes sein konnte. Erst in späteren Jahrhunderten wurde der Teufel zu einem „gleichberechtigten“, in allen Dingen widergöttlichen Prinzip, der seinen Kampf gegen Gott durch die gesamte Weltgeschichte hindurch führen musste, bis er am Ende der Zeit endlich besiegt werden wird. Oder etwas nicht? Nicht durch Gott, den Vater, sondern durch seinen Sohn, der sich stellvertretend ans Kreuz nageln lassen musste, um die Menschheit zu erlösen.

Das war noch nicht das Ende der Welt, sondern der Beginn der Endzeit, die erst durch die Wiederkehr des Herrn offiziell abgeschlossen werden wird.

Anfänglich war Satan nur ein Ankläger, aber „im Dienste Gottes, er ist noch nicht als Verkörperung des Bösen gedacht. Erst spätere Schriften, beeinflusst von der iranischen Zwei-Geister-Lehre, entwickelten die spekulative Herleitung des Bösen aus einer, von Gott zwar erschaffenen, im Prinzip jedoch widergöttlichen Macht.“ (M. Hengel, Judentum und Hellenismus)

Erst der aussichtslos scheinende Kampf zwischen Gott und Teufel führte zu Erfindung der Heilsgeschichte, deren Ende den Sieger der gigantischen Fehde küren würde. Erst in der Apokalypse (= Offenbarung) wird offenbar, ob das Gute die Kraft hat, das Böse zu bezwingen – oder umgekehrt.

Menschen sind nur Spielfiguren zweier überirdischer Konsolenspieler. (Die Spielsucht digitaler Freund-Feind-Spieler der Gegenwart ist nur eine Imitation des Kampfes zwischen Gott und Teufel, eine technische Kurzfassung der Heilsgeschichte.)

Vor Erfindung der dualistischen Heilsgeschichte gab es keine Geschichte als Rahmen eines naturfeindlichen Zeitgeschehens mit Anfang, Mitte und Ende. Andere Völker kannten Geschichte nur als Abbild einer sich ewig wiederholenden, zeitlosen Natur. Die Heilsgeschichte degradierte Natur und Mensch zu Marionetten naturüberlegener Mächte und Gewalten.

Die Enträtselung des Problems, wie ein guter Gott zugleich das Böse erschaffen konnte, konnte von den Verfassern des Genesisbuches nicht geleistet werden. Die unlösbar scheinende Frage wurde zum kreativen Anstoß, die Zeit der Natur umzuwandeln in Heilszeit oder die Zeit erlösungssuchender Menschen, die die Chance erhielten, innerhalb einer begrenzten Zeit das angeborene Böse mit Hilfe der Erlösung zu überwinden.

Die Geschichte des Abendlands beginnt als biblische Heilsgeschichte, die sich im Verlauf der Zeit in eine technisch fortschrittsgesteuerte Geschichte verwandelte und in der Endphase derselben angekommen ist.

Womit wir überraschend bei – Putin angekommen wären. Seit seinem unvorhersehbaren Verstoß gegen das Völker- und Menschenrecht rätseln die Menschen über die Frage: ist er verrückt geworden? War er schon immer so oder hat er sich im Verlauf seiner Entwicklung geändert? Hat er die Rolle eines dem Westen zugeneigten Politikers – trotz vieler „Sünden“ – der Welt nur vorgegaukelt?

Oder ist er – wegen permanenter Ablehnung durch den Westen – zurückgefallen in die orthodoxe Religion mit ihrem Glauben an das Ende der Heilszeit? Und damit an die Enthüllung aller Verhältnisse im Vorschein der Offenbarung alles Guten und Bösen?

Die immer endloser werdende Geschichte des Heils erlebten die Gläubigen in steigender Nervosität. In jeder Epoche erwarteten sie das Kommen ihres Herrn und in jeder Epoche wurden sie enttäuscht.

Die Enttäuschung über den ewigen Verzug der Wiederkehr des Herrn führte zu einem Charakterprofil, das seine Frustration in psychische Deformationen aufspaltete: a) in aggressive Weltveränderung, um den neuen Garten Eden in selbsterfüllender Prophezeiung herbeizuzwingen. Oder b) in Nihilismus, der an nichts mehr glauben konnte und in Menschenverachtung und Selbsthass mündete.

Hochgespannte Erfüllungserwartung oder Menschenhass: das wurden die beiden seelischen Antagonismen der europäischen Neuzeit. Hegel und sein Schüler Marx wurden zu ungeduldig Hoffenden auf den glücklichen Ausgang der Geschichte, Schopenhauer und Stirner zu Pessimisten und Nihilisten. Nietzsche wollte mit Gewaltakten eines alles erlaubenden Willens zur Macht entweder das Glück der Übermenschen oder das Ende der Welt herbeizwingen.

Diese Neurotizismen blieben keine privaten Seelendeformationen, sondern entwickelten sich in nationale Politik.

Da Massenneurose vor Einzelneurose schützt, konnte ein Volk nationale Seelendefekte entwickeln, die bei den Einzelpersönlichkeiten kaum auffielen. Der sowjetische Sozialismus wurde zum totalitären Stalinismus, der sich auf direktem Weg ins Paradies der Arbeiterklasse wähnte.

Der totalitäre deutsche Nazismus sah sich auf direktem Weg zum Dritten oder 1000-jährigen Reich. Nach Joachim die Fiore war das Dritte Reich das Endreich des Heiligen Geistes, nach biblischer Erwartung war das 1000-jährige Reich das Reich Christi am Ende aller Zeiten.

Die Stimmung der Deutschen um 1900 schwankte ständig zwischen messianischer Erlösung – und kopfloser Flucht in die apokalyptische Endkatastrophe. Vollends nach dem demütigenden Versailler Vertrag war die allerletzte Hoffnung, die auf den amerikanischen Präsidenten Wilson gerichtet war, im Nichts versunken.

Da hatten Heilspropheten à la Hitler ein leichtes Spiel, der am Boden liegenden Nation himmlische Erlösungsphantasien vorzugaukeln – unterstützt von allen deutschen Gelehrten, Kirchen und sonstigen Gläubigen an das deutsche Reich der Erwählten.

Nehmen wir Wilhelm Stapels Buch über den „Christlichen Staatsmann“:

„Der wahre Staatsmann vereinigt in sich Väterlichkeit, kriegerischen Geist und Charisma. Väterlich waltet er über dem seiner Hut anvertrauten Volke. Wenn sein Volk sich mehrt und wächst, schafft er ihm, indem er die kriegerischen Kräfte des Volkes sammelt, Raum zu leben. („Raum im Osten“). Gott segnet ihn mit Glück und Ruhm, so dass das Volk verehrungsvoll zu ihm aufblickt. So wägt der Staatsmann Krieg und Frieden in seiner Hand und hält Zwiesprache mit Gott. Seine menschlichen Erwartungen werden zum Gebet oder zu Entscheidungen. Seine Entscheidung ist nicht nur der abgezogene Kalkül des Verstandes, sondern die Fülle geschichtlicher Kräfte. Seine Siege und Niederlagen sind nicht menschliche Zufälle, sondern göttliche Schickungen. So ist der wahre Staatsmann Herrscher, Krieger und Priester zugleich.“ (in Kurt Sontheimer, Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik)

Ernst Jünger, verstecktes Vorbild heutiger Schöngeister à la Karl Heinz Bohrer oder Ulf Poschardt „huldigte der Anschauung, dass das Frontsoldatentum dazu berufen sei, dem großen Führer den Weg zu bahnen.“

Prinz Rohan schrieb in einem Aufsatz über „Führertum“, dass die heutigen Menschen meist unbewusst das Führerproblem als ein Erlöserproblem sahen. „Der Führergedanke erhielt dadurch eine messianische Prägung: Der Führer wurde inbrünstig erwartet, alle Gedanken waren auf sein baldiges Kommen gerichtet und immer wieder betrachtete man prüfend die politische Walstatt, ob nicht bald der angekündigte große Staatsmann zu sehen sei.“ (ebenda)

Obgleich Merkels Führungsstil sich immer mehr dem einer sakrosankten Gesandtin des Himmels zu nähern begann, unterschied er sich doch in einem wesentlichen Punkt von dem männlicher Führer.

„Der Führer richtet sich nicht nach der Masse, sondern nach seiner Sendung; er schmeichelt nicht der Masse: hart, gerade und rücksichtslos geht er ihr voran, in guten und in bösen Tagen. Der Führer ist radikal; er ist ganz, wie er ist, und tut ganz, was er tun muss. Der Führer ist verantwortlich, d h er tut den Willen Gottes, den er in sich verkörpert. Gott schenke uns Führer und helfe uns zu wirklicher Gefolgschaft.“ (ebenda)

Das ist in hohem Maß das Gegenteil des Führungsstils einer Pastorentochter. Dieser war weder gerade, noch hart oder radikal. Merkel führte nicht das Volk, sondern ließ sich von diesem führen. Was ihr die Demoskopen als Willen des Volkes berichteten, das befolgte sie in hohem Maß. Sie wollte das Volk nicht überfordern, sondern es verständnisvoll „an die Hand nehmen“.

Doch gerade dadurch schmeichelte sie der Masse, indem sie deren Willen zur Richtschnur ihres Tuns erklärte. Nicht als perfektes Ideal, sondern als das Bestmögliche in sündigen Verhältnissen – oder in der civitas terrena. Eine sündige Welt bringe ohnehin nichts Passables zustande, weshalb es gleichgültig sei, ob Sünden begründbar seien oder nur Maskeraden einer verlorenen Welt.

Stumm und sehenden Auges schaute sie zu, wie die Strukturen der deutschen Republik verkamen. Sie, die Hauptverantwortliche für nationale Politik, hielt sich in allen Punkten nicht für verantwortlich: weder für Corona, noch die Flüchtlingsfrage, die Wohnprobleme, die Frage „Wehrhaftigkeit oder Pazifismus“.

Angeblich hatte sie die Heuchelei des Putin klar durchschaut, gegen deren mögliche Folgen aber nichts unternommen. Kommentarlos hatte sie die verderblichen Folgen einer globalen Wirtschaft abgesegnet, die die reichen Staaten immer reicher und die armen immer ärmer machte. Fragt man, ob sie ihre Pflicht getan habe, antwortet sie, sie habe getan, was ihr möglich war. Punktum.

Fazit: der weltliche Staat ist böse, menschliches Bemühen wird ihn nie zum Besseren wenden. Der gut-böse Gott bleibt im Regiment der Geschichte.

Auch der Nachkriegsstaat hat die Seelendefekte der Vorkriegszeit geerbt, sie aber durch Wohlstand unter der Decke halten können. In Merkels Reich wurde nicht mehr gestritten. Weder über Neoliberalismus noch über gerechte Marktwirtschaft oder sonstige Gedankendinge, die nichts als Ideologien seien. Die Christin und ehemalige Sozialistin waren einer Meinung: nicht das Bewusstsein bestimmt das Sein, sondern das materielle oder himmlische Sein bestimmt das Bewusstsein.

Merkel konnte die Probleme mit Putin stets beschwichtigen oder dämpfen. Diese Fähigkeiten würden heute fehlen, sagen Experten, weshalb der Ruf nach ihren Vermittlungen wieder zu hören ist.

Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob ich Probleme beschwichtigen kann durch a) scharfe Analyse der strittigen Standpunkte oder b) durch demütige Bußgänge ohne jede Klärung der Differenzen. Von Merkel hörte man nie scharfsinnige Aufklärungsanalysen, sondern immer nur die gleichen Eiapopeia-Beruhigungsformeln.

Merkel ist keineswegs allein schuldig an der deutschen Misere. Doch dem deutschen Harmonisierungs- und Beruhigungsbedürfnis kam sie wie gerufen. Wohlstand okay, öffentliche Stimmung okay („leben wir nicht wie im Paradies?“) – also alles okay. Zum nächsten Wirtschaftsrekord. Wirtschaft und Wirtschaftswachstum wurden zum Inbegriff des neuen öffentlichen Glaubens einer privatistischen Lutheranerin.

Kein Minister musste bei ihr zurücktreten. Übernahme der Verantwortung für Fehler: alles war paletti. Zwei Monate nach ihrem Abschied aber versinkt die Welt im Chaos. Mit ihr hat das Ganze, selbstredend, nichts zu tun.

Die Medien, die keine schuldhafte Vergangenheit zulassen, halten ihr Gedenken in Ehren und arbeiten fleißig an den Geschichtsbüchern, die Merkels Bedeutung für immer bewahren werden.

Putin leidet an einem malignen Apokalypse-Syndrom. Nachdem seine jugendliche Koketterie mit demokratischen Idealen durch Deklassierung des Westens ramponiert war, regredierte er unauffällig in den alten Glauben der Russen: in die orthodoxe Erwartung der christlichen Weltherrschaft am Ende der Zeiten. Je macht- und bedeutungsloser er sich fühlte, umso mehr schwankte er zwischen trotzigem Alleingang und einer immer gehässiger werdenden Untergangsstimmung.

Was ist das für eine Welt, in der ein sich göttlich definierender Mann so viel Macht erringen kann, dass er die Weltkultur mit einem Schlag vernichten könnte. Die Depression dieses Mannes verband sich mit einem globalen Vernichtungszwang. Bevor er sang- und klanglos untergehen muss, soll die ganze Welt dran glauben.

Das ist der apokalyptische Zwang, alles aus eigener Kraft zu vernichten, weil man keine Hoffnung mehr hat, Sieger des heilsgeschichtlichen Wettbewerbs zu werden. Ergo soll alles untergehen, damit auch sonst niemand den Thron Gottes besteigen kann.

Dieser abendländisch-hoffnungslosen Variante der Apokalypse steht die siegesgewisse amerikanische gegenüber, die ihre Vollendung im endlosen Fortschritt einer unbekannten Zukunft sieht. Die amerikanische Variante ist eine vertrackte Mischung aus siegreichen und deprimierenden Elementen. Siegen wollen sie im Wettlauf ins All, um fremde Planeten zu erobern. Was sie aber nicht sehen wollen, ist die Schattenseite der Weltall-Eroberung: die nutzlose Erde lassen sie als planetarischen Müll zurück.

Die westlichen und östlichen Apokalypsen verhalten sich komplementär. Unwahrscheinlich, dass Trump den Selbstzerstörungswahn eines Putin (den er als genial bewundert), nicht verstehen könnte. Trumps Allmachtsphantasien hätten nur mehr Zeit benötigt, um sich in diabolischem Wahn der Welt zu zeigen. Sollte er wiedergewählt werden, weiß er, wie der Hase läuft. Die Welt darf sich freuen.

Günther Anders hat in seinem gewaltigen Werk: „Die Antiquiertheit des Menschen“ die Wurzeln der gefährlichen Apokalypse-Blindheit erforscht.

„Man glaubt kein Ende, man sieht kein Ende – der Fortschrittsbegriff hat uns apokalypse-blind gemacht.“

Ihn wundert es, dass trotz „eschatologischer Windstille“ das Ende effektiv in den Bereich der Möglichkeit gerückt sei. Apokalypse-Angst spüre man unterschwellig fast bei allen, darüber reden aber wolle niemand.

„Revolutionen unseres Jahrhunderts sind ja nicht ohne eschatologische Ambitionen aufgetreten; vielmehr mit dem Anspruch, die Geschichte aufzuheben und einen nachgeschichtlichen Zustand, den der klassenlosen Gesellschaft oder den des „Reiches“, heraufzuführen. Früher war jede eschatologische Hoffnung automatisch von apokalyptischer Angst ergänzt worden, während heute die apokalyptische Seite der Angst verdunkelt, ja ausgelöscht blieb. Das ging so weit, dass man das Unheil, als es wirklich eintrat, nicht mehr wahrnehmen konnte. Was war der Verhinderungsgrund? Der Fortschrittsglaube. Die Fähigkeit, uns auf das Ende einzustellen, ist uns durch uralten Glauben an den angeblich automatischen Aufstieg der Geschichte genommen worden.“

Bei den Deutschen zeigt sich die Blindheit daran, dass sie über Apokalypse nur höhnen können, obgleich sie gute Christen sein wollen. Was in ihrer Heiligen Schrift steht, ist ihnen völlig schnuppe.

Im Gegenteil zu ihren amerikanischen Verbündeten, die noch wissen, was im letzten Buch ihres Neuen Testaments steht. Apokalypse ist für sie der Siegeslauf von Gods own country auf den Thron der Heilsgeschichte.

Doch auch hier beginnt die Stimmung sich immer mehr zu trüben, weil ihr Land sich im Niedergang seiner Weltmacht befindet. Von daher rührt die hasserfüllte Stimmung der Frommen gegen alle Welt, die sich der Hegemonie Washingtons nicht fügen will.

Putins apokalyptischer Wahn ist stellvertretend für den gesamten Christenblock der Welt. Weshalb sich dieser Block dumm stellen kann, um das bedrohliche Phänomen nicht persönlich zu nehmen.

Woher kommt der blindwütende Glaube an Fortschritt und Zukunft? Aus der Unfähigkeit, die Reste des Glaubens und seiner Untergangsängste wahrzunehmen.

Wir schliddern in die Zukunft, indem wir unsere Vergangenheit am liebsten löschen würden. Sollte es uns nicht gelingen, die Wunden unserer Verbrechen an Mensch und Natur ungeschehen zu machen, bliebe uns als allerletzte Hoffnung: wir müssten uns selbst vernichten.

Fortsetzung folgt.