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… zum Logos XXIX

Tagesmail vom 07.02.2022

… zum Logos XXIX,

„Was zum Teufel haben wir in den letzten 30 Jahren eigentlich gemacht?“

Fragt der SPIEGEL.

Und der SPIEGEL antwortet. Gottlob, fast nichts. Unser Ziel sollte sein, gar nichts mehr zu tun – und die Dinge laufen lassen.

Sprach man früher von Ergebenheit unter Gottes Willen, spricht man heute von der Ergebenheit unter den Markt oder vom post-heroischen Zeitalter. Auf Digitaldeutsch: drückt die Automatiktaste und wandert aus auf eine idyllische Südseeinsel.

Wer‘s missionarisch hören will:

„Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein. Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr solches nicht allein mit dem Feigenbaum tun, sondern, wenn ihr zu diesem Berge sagt: Heb dich und wirf dich ins Meer!, so wird’s geschehen. Und alles, was ihr bittet im Gebet: so ihr glaubt, werdet ihr’s empfangen.“

Das ist der Glaube der Demut: der Glaube an die eigene Allmacht. Nichts tun und Gott, pardon, die Maschinen, das Mögliche und Unmögliche machen lassen.

„Inzwischen wird dieses Land von Olaf Scholz regiert. Leise im Ton, sachkundig, man könnte sich keinen postheroischeren Kanzler vorstellen. Kein Anführer …, sondern Vertreter einer Gesellschaft, die sich nicht bloß militärisch zurückhält, sondern sich von der Idee des großen Steuermanns auch in fast allen anderen gesellschaftlichen Bereichen verabschiedet hat. Die westlichen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts können nicht verleugnen, dass ihr Ideengebäude entscheidend vom Neoliberalismus geprägt worden ist. Von einer Weltsicht, die das Ideal in der Regel für überholt hält und für die es vor allem darum geht, die Marktkräfte nicht zu behindern. Dass der postheroische Pragmatismus der Kanzlerin Angela Merkel bei einem Teil ihrer ostdeutschen Landsleute so schlecht ankam, könnte auch damit zu tun haben, dass Merkels Politik nicht auf ein hehres Ziel ausgerichtet war, sondern auf ein amorphes, postheroisches Jetzt.“ (SPIEGEL.de)

Putin ist ein Heros männlicher Schule, der die Welt auf den Kopf stellen muss, um ins Buch der Geschichte zu gelangen. Deutsche Politiker haben solche Shows nicht nötig, sie überlassen alles den Händen ihres VATERS. Dann wird ihr Name angeschrieben sein in den Büchern des Ewigen.

Wir brauchen keine großen Denker und Täter, keine Helden und Märtyrer der Demokratie, keine Kämpfer für Freiheit und Menschenrechte.

„Große Denker hätten »die Welt nur verschieden verändert«, es komme aber darauf an, »sie zu verschonen«, schrieb der Philosoph Odo Marquard scherzhaft.“

Wir brauchen nur eines: Schleicher des Seins, Unterwürfige des Himmels, Lakaien des Wettbewerbs und des Fortschritts.

Die Listen der Vorbildlichen werden gestrichen. Wir brauchen keine Stauffenbergs und Geschwister Scholls mehr – damit wir uns nicht frevelhaft an ihnen messen oder ihnen gar nacheifern.

Wir brauchen keine FFF-Jugend, die großspurig die Welt retten will. Keine Ökologen und kritischen Geister, die uns vor unseren selbstverfertigten Gefahren warnen. Keine Menschenrechtler, die die verbrecherischen Taten der großen Männer aufspüren, die Flüchtlingsströme der Hungernden und Krepierenden in aller Welt protokollieren.

Was soll uns interessieren, wie viele Frauen täglich in Mexiko von ihren Männern massakriert werden? Wir brauchen keine wichtigtuerischen Medien, die Meldungen über die Selbstmordrate der Jugendlichen, über die Kriegsgefahr in der Ukraine, den Hass gegen die Demokratie in allen autoritären Staaten publizieren.

„Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht, ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.“ (H. Heine)

„Anstelle des starken Chefs, der im Zweifelsfall mit harter Hand durchgreift, bevorzugt der postheroische Zeitgeist die zumindest vordergründig sanftere, basisdemokratischere Variante: das Team, die Doppelspitze, die sogenannten flachen Hierarchien, das Kollektiv. Manches mag dafür sprechen, das Identifikationspotenzial aber, das heroische Gestalten bieten, geht dabei verloren.“

Das sind die Profile der Gesellschaft: die sturen Köpfe der Führer oder der anonyme Brei des Kollektivs, dem Abfallprodukt einer eitrigen Demokratie. Wozu brillante und mutige Denker, die sich für eine humane Zukunft einsetzen?

Wir haben einen allmächtigen Führer und der heißt: Markt. Der Markt macht keine großen Worte. Wortlos belohnt er die Tüchtigen und bestraft Nichtskönner und Versager auf der Stelle.

Jetzt, wo der Neoliberalismus in der ganzen Welt sein Grab schaufelt, schreibt ein – im Zweifel linkes – Magazin ein Loblied auf die passive Menschheit, identisch mit Naturverderbern und Menschenfeinden. Geht ja um nichts.

Sie glauben an einen Märtyrer am Kreuz, der als göttlicher Held die Welt retten will – und verhöhnen alle Vernünftigen, die an den Menschen glauben, um ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.

Wahrhaft, die Deutschen sind heimgekehrt zu ihrem Gottvertrauen, zu ihrer Abneigung gegen eitlen Aufruhr:

Wer nur den lieben Markt lässt walten
Und hoffet auf Ihn allezeit,
Den wird er wunderbar erhalten
In aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Markte, still vertraut,
Der hat auf keinen Sand gebaut.
Was helfen uns die schweren Sorgen?
Was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es dass wir alle Morgen
Beseufzten unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
Nur größer durch die Traurigkeit.
Man halte nur ein wenig stille
Und sei doch in sich selbst vergnügt
Wie unsres Marktes Gnadenwille,
Wie seine Allwissenheit es fügt.
Der Markt weiß sehr wohl was uns fehlt. (1657, Georg Neumark)

Und, schrecklich zu sagen: wo kommt denn plötzlich dieser verdammte Gedanke her, die Querdenker als Vorbilder aufs Podest zu stellen, sich zu verbeugen vor den wirren Demonstranten der Straße, die wenigstens eines tun: sich nichts gefallen zu lassen von den postheroischen Abnickern der Macht?

Ist es möglich, den Neoliberalismus zu rühmen, ohne einziges Buch von seinen Erfindern gelesen zu haben? Und das nennt sich objektiver, unparteilicher Journalismus?

Könnte es sein, dass der Markt für Hayek & Co tatsächlich wie Gott ist: gerecht und ungerecht? Das Beste und das Schrecklichste? Dass er einen amoralischen Zufall bevorzugt? Dass er über die Menschen fährt, wie die Sense durchs Unkraut? Dass die Erwählten in die himmlischen Gärten, der Menschenmüll in die Feueröfen wandert?

Ist Hayek ein Demokrat?

Als er gefragt wurde, ob der Markt Demokratie brauche, war seine Antwort: „Demokratie weniger, Freiheit ja. Die Demokratie, manchmal ein vernünftiger Diktator, kann die persönliche Freiheit garantieren.“ (Hennecke, F. A. von Hayek)

Das also ist die Freiheit jener Neoliberalen, die sie als Lizenz zum Guten wie zum Bösen definieren.

Pinochet in Chile war nicht der einzige Diktator, den die amerikanischen Neoliberalen unterstützten. Dem portugiesischen Diktator Salazar übergab Hayek sein Buch mit der Widmung:
„Dieser einleitende Entwurf neuer konstitutioneller Prinzipien kann ihm in seinen Bemühungen helfen, eine Verfassung zu entwerfen, die gegen die Missbräuche der Demokratie gesichert sind.“

Unter den 30 Tyrannen in Athen habe größere Freiheit geherrscht als unter der Demokratie.

In einem Times-Leserbrief erklärt er, dass eine begrenzte Demokratie die beste Staatsform sei. „Das bedeute für ihn aber nicht, dass Demokratie auch überall möglich oder ein höchster Wert sei.“

Dass Hayek auch Diktaturen für marktkonform hielt, missfiel sogar seiner großen Bewunderin Margret Thatcher, der er 1982 das Vorbild der chilenischen Wirtschaftspolitik ans Herz legte.

Uneingeschränkt befürwortete er militärische Stärke und Abschreckungsstrategien.

Kompromisslos lehnte er die Menschenrechte der UN-Charta ab.

„Die Absurdität und Unerfüllbarkeit sozialer Rechte im Sinne eines Anspruchs auf Freiheit von materieller Not zeige sich, schriebe er sarkastisch, an universellen Grund- und Menschenrechten, die dem Landarbeiter, dem Eskimo und dem Yeti regelmäßigen bezahlten Urlaub zusichern wollten. Mit scharfen Argumenten geißelt er die UNO-Menschenrechte als Ausdruck platonisch-totalitären Gedankenguts, der mit der klassischen Freiheitstradition nichts gemeinsam habe, dieser nur gefährlich werde.“

Apropos Platon. Auch Historiker Münkler will nicht allzu wissend sein. Da geriete er ja in Verdacht, politische Probleme lösen zu wollen. Echte Gelehrte weisen das von sich. Damit das herrschende Begriffschaos nicht abnehme, hat Münkler den exquisiten Doppelbegriff heroisch-postheroisch ins Spiel gebracht. Allwissenheit sei bei Platon die Voraussetzung für den philosophischen Faschismus gewesen.

Historiker könnten die Probleme der Gegenwart nur offenlegen, aber keine Lösungen anbieten:

„Aber, wenn ich schon alle Antworten hätte, dann wäre das ja fast schon eine platonische intellektuelle Diktatur.“ (Deutschlandfunk.de)

Es grenzt an Allwissenheit, Lösungen für unsere politischen Probleme anzubieten? Perfekte Weisheit sei die Begründung Platons gewesen, den Philosophen die totalitäre Macht zu übergeben?

Es war nicht die Weisheit, es war die absolute Macht, die Platon den Denkern übergab, um die Menschen des idealen Staates zum Guten zu zwingen. Platons Lehrer Sokrates wollte die Demokraten durch Sarkasmus, Witz und Ironie zum Nachdenken über ihre demokratischen Kompetenzen verführen. Erst, als Platon in Sizilien scheiterte, bei einem Despoten seinen idealen Staat durch Erziehung der Mächtigen zu etablieren, kippte er und erfand eine erbarmungslose philosophische Diktatur.

Der allwissende, aber vom Menschen nicht durchschaubare Markt, war für Hayek keineswegs gerecht. Gleichwohl hielt er den ungerechten Staat noch immer für den besten aller möglichen Staaten.

Zur Begründung stellt er fest:

„Wie viel schlimmer wäre es doch, wenn wir alle überzeugt wären, dass jeder das verdient, was er hat – oder nicht hat –, und der, dem es schlecht geht, wüsste, dass alle anderen meinen, er verdiene es eben nicht besser. Ich möchte jedenfalls nicht in einer solchen Welt leben, die heute so viele Menschen machen möchten, wenn sie nur könnten.“

Auf den ersten Blick ein absonderliches Argument. Zwar möchte er einen gerechten Markt. Doch was wäre, wenn der Neoliberalismus behauptete, der jetzige Markt sei bereits ein gerechter? Der Erfolgreiche erhielte schon hier und jetzt den Lohn seiner Tüchtigkeit, der Loser die Strafe seines Versagens?

Dann wäre ja offenkundig, wer zu den Guten und zu den Schlechten gehören würde. Ein Blick in seinen Vermögensstand würde alles offenbaren. Diese „Wahrheit“ aber würde die Menschheit nicht ertragen.

Also sei es besser, dass der Markt einen Schleier des Nichtwissens über alles gelegt habe, um die wahren Fähigkeiten der Menschen zu verbergen.

Der Grund für diesen wohltätigen Schleier liegt auf der Hand: Hayek verteidigt seinen katholischen Gott gegen die Kritik der Gottlosen. Wäre Gott wirklich gütig und gerecht, wie könnte er so viele Menschen verderben lassen?

Das Leben auf Erden, so Hayek, ist nur ein vorläufiges. Erst im Jenseits würde der Schleier entfernt und die wahren Verhältnisse der Einzelnen offengelegt werden.

Die Wahrheit gehört dem Himmel, der Mensch auf Erden könnte sie nicht ertragen. Der Schleier des Nichtwissens ist ergo ein Gnadenakt, um den kritischen Menschen nicht zum Unglauben zu verleiten. Erst im Jenseits zeige sich die ganze Wahrheit. Hienieden tappen wir im Dunkeln, der Markt ist unser Blindenführer.

Damit hat der österreichische Katholik die uralte Frage nach einem gerechten Gott beantwortet: an diesen Gott müssen wir glauben, erst im Jenseits werden die Karten auf den Tisch gelegt.

Das war eine Antwort auf Max Webers These, der moderne Kapitalismus sei Frucht der calvinistischen Prädestinationslehre. Wer auf Erden reich werde, beweise damit den Status seiner Auserwähltheit. Der Markt sei ein vorweggenommener Spiegel des Jüngsten Gerichts. Die Reichen zur Seligkeit, die Armen ins höllische Feuer.

Das war dem Gegenaufklärer zu platt. Gottes wahre Absichten könnten wir auf Erden nicht durchschauen. Mit den Menschen spiele Gott ein Verwirrspiel. Das endgültige Urteil über die Menschen soll auf Erden nicht vorhersehbar sein. Gott führt die Menschen an der Nase herum, damit sie nicht zu schnell müde würden und von der irdischen Vermögenslage auf das jenseitige Heil oder Unheil schließen könnten.

Wie Gottes Willen bleibe der Markt den Sterblichen verschlossen. Das irdische Leben soll ein Spiel sein, ein Vabanque-Spiel. Riskiere alles, obgleich du nie wissen kannst, ob sich dein Risiko lohnen wird.

Und siehe da: das katholische Glücksspiel verfließt mit dem postcalvinistischen Risikospiel der Amerikaner zu jener globalen Ökonomie, die wir heute kennen. Raffe zusammen, was du raffen kannst, um deine letzten Zweifel in Fragen Seligkeit oder Verdammung zu beseitigen. Je unsicherer du bist, umso reicher solltest du werden.

Amerikanische Seligkeit per Mammon darf nicht begrenzt werden. Alle Grenzen sollen fallen. Je reicher du bist, desto besser sind deine Chancen. Eine letzte Ungewissheit aber sollte bleiben, damit dein Leistungswille nicht einschlafe.

Unwissenheit kann ein förderliches Motiv sein, um die wahren Verhältnisse zu ermitteln. So beruft sich Hayek auf die sokratische Unwissenheit, die nötig sei, um den Erkenntnistrieb der Menschen lebendig zu halten.

Dabei übersieht er, dass sokratisches Nichtwissen sich nur auf naturphilosophisches und theoretisches Wissen bezieht. Vom praktischen Wissen des Guten hingegen war Sokrates vollständig überzeugt. Der Beweis des Guten bedürfe keiner Theorie, sondern sei einzig und allein von der politischen Erfahrung in der Polis abhängig. Auch das Todesurteil konnte ihn keinen Augenblick von der Richtigkeit seines Mottos abbringen: besser ist es, Unrecht zu erleiden als Unrecht tun.

In der heutigen postheroischen Lauheit hätte es Sokrates schwer, SchülerInnen um sich zu sammeln. Lieber gehen die Deutschen heute heroisch in den Abgrund.

Das leistungsmotivierende Nichtwissen war auch der Grund für Hayeks Ablehnung einer irdischen Utopie. Dabei bezieht er sich – fälschlich – auf Hölderlins Satz:

„Immer hat das den Staat zur Hölle gemacht, dass ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte.“

Hölderlin dachte an den theologischen Himmel, den christliche Revoluzzer auf Erden verwirklichen wollten. Was wurde aus solchen eschatologischen Experimenten? Sie endeten regelmäßig, wie bei Thomas Müntzer (einem Vorbild des christlichen Atheismus bei Ernst Bloch), in der Einrichtung irdischer Höllen.

„Müntzer deutete in apokalyptischer Schau seine Zeit als Anbruch des göttlichen Gerichtes. Weizen sei vom Unkraut zu trennen; es gelte das Wort Jesu: „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Mt 10,34 LUT). Unter Berufung auf 2 Mos 22,1ff LUT ruft er den versammelten Landesfürsten zu: „Ein gottloser Mensch hat kein Recht zu leben, wo er die Frommen behindert […] wie uns essen und trinken ein Lebensmittel ist, so ist es auch das Schwert, um die Gottlosen zu vertilgen.“ Jesus sei in einem Viehstall geboren; er stehe auf Seiten der Armen und Unterdrückten. Die, die sich in Pelzmäntel kleideten und auf Seidenkissen säßen, seien „Christo ain greuel“. (Wiki)

Den christlichen Himmel auf Erden kriegt man nicht ohne christliche Hölle. Etwas ganz anderes ist eine Utopie à la Sokrates, der, im Gegensatz zu seinem genialen Schüler Platon, auf jeden Gewaltakt verzichtet und sich allein an die Vernunft des Menschen wendet.

An dieser Stelle beging Sokratesanhänger Popper einen gewaltigen Fehler, als er seinem Gönner Hayek folgte und den riesigen Unterschied zwischen Ratio und dualistischer Heilsreligion übersah. Popper wurde zum Vorbild Helmut Schmidts. Seitdem kursiert Schmidts dämlicher Satz in allen Medien: Wenn du eine Vision hast, geh zu zum Arzt. Das war die salonfähige Generalabrechnung der SPD mit allen kranken Gerechtigkeitsvisionen. Seitdem hat Psychiater Schmidt seine Partei grundlegend kuriert.

Das SPIEGEL-Plädoyer für postheroische Leisetreterei ist ein Aufruf zur demokratischen Selbstdemontage. Gebt‘s auf, ihr eitlen Möchtegerns, den Klimawandel zu stoppen, die Probleme der Menschheit zu lösen. Duckt euch unter die Mechanismen dessen, was noch eine Zeitlang funktionieren wird. Mehr könnt ihr nicht tun, ihr seid keine Lichtgestalten, keine christlichen Erlöser.

Was waren die Gründe für die überlange Symbiose Merkel-Deutschland? Beide hatten keine Lust auf eine selbstkritische Inspektion ihrer baufälligen Ruine, die äußerlich noch zu funktionieren schien. Niemand wollte eine wahre Diagnose ihrer Wohlstandsattrappe. Sie ahnten, was auf sie zukommen würde, wenn sie sich gründlich durchleuchten würden.

Solange sie sich durch den Tag schleppen können, werden sie tun, als sei alles in Ordnung. Wer will schon vorhersagen, was morgen sein wird?

„Jeden Morgen geht die Sonne auf
In der Wälder wundersamer Runde.
Und die schöne, scheue Schöpferstunde,
Jeden Morgen nimmt sie ihren Lauf.“

Oder auch nicht.

Fortsetzung folgt.