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… zum Logos XI

Tagesmail vom 20.12.2021

… zum Logos XI,

Gibt es noch Hoffnung?

„Wir sind erstmals in Reichweite des 1,5 Grad-Ziels – das heißt, wir könnten es noch schaffen, dass sich die Welt im Durchschnitt maximal um 1,5 Grad erwärmt. Und eine Mehrheit der Länder – oder 90 Prozent der Weltwirtschaft – haben sich mittlerweile ein Netto-Null-Ziel gegeben. Sie wollen spätestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts keine Treibhausgase mehr ausstoßen. Und zum allerersten Mal haben wir klar und deutlich den Ausstieg aus der Kohle und den Abbau fossiler Subventionen erwähnt. Vor einem Jahr hätte das niemand für möglich gehalten.“ (SPIEGEL.de)

Optimismus – diese „ruchlose Denkungsart“ (Schopenhauer) – war keine Erfindung der Deutschen. Sie sind mit dem biblischen Virus aufgewachsen und sehen gern schwarz – auf den ersten Blick. Auf den zweiten blicken sie in ein strahlendes Himmelreich. Wie reimt sich das?

Das reimt sich apokalyptisch: zuerst Gericht mit Verdammung der Mehrheiten, danach die Begnadigung zum ewigen Leben einiger Auserwählter – zu denen die Deutschen gehören. Deutscher Pessimismus ist Mittel zum Zweck der Irreführung aller Konkurrenten, um sie auf den letzten Metern aus dem Weg zu räumen.

Erst zeigen sie der Welt ihr vergrämtes, verbittertes Gesicht, danach vertrauen sie dem Licht von Oben, das unfähig ist, die Menschen zu betrügen. Sollten alle Stricke reißen, werden sie selbst dafür sorgen, dass die Hoffnung am Ende siegen wird – und wenn sie die Welt in Schutt und Asche legen müssten. Es ist der Tod, der zur Auferstehung führt.

Zu Beginn der Moderne war es anders. Der deutsche Philosoph Leibniz verkündete einen Optimismus, der im Vertrauen auf seinen rationalen Gott gründete. Diese Welt ist die beste aller möglichen. Eine allerbeste ohne Mängel kann es nicht geben, da wäre selbst ein allmächtiger Schöpfer chancenlos.

Leibniz rechtfertigt den miserablen Zustand der Schöpfung mit dem Argument: etwas Besseres als ein Optimum ist unmöglich. Selbst die beste aller möglichen Welten kommt ohne defizitäre Spuren nicht aus, um ihre Funktionstüchtigkeit nicht zu verlieren.

Wir erkennen die mittelalterliche Lehre von der nützlichen Sünde oder dem Bösen, das zum Fortschritt unerlässlich ist. Private Laster sind öffentliche Tugenden. In heutiger Form heißt der Satz: private Moral ist ein politisches Debakel.

Voltaire verspottete den Optimismus des Deutschen unter dem Eindruck des Erdbebens von Lissabon. Wurde er tatsächlich zum Pessimisten? Wie vertrüge sich Schwarzsehen mit dem neuen Vertrauen der Aufklärung in eine vernünftige Welt?

Die Antwort gab Voltaire in seinem satirischen Buch „Candide oder der Optimismus“, dessen Fazit er am Ende von Candides Irrwegen durch die Welt zog:

„Lasst uns arbeiten ohne nachzudenken (sans raisonner), das ist das einzige Mittel, das Leben erträglich zu machen … unser Garten muss kultiviert werden (il faut, cultiver notre jardin).

Bei Goethe klingt das so: „Was aber ist deine Pflicht? Die Forderung des Tages.“

Voltaire ist nicht vollkommen pessimistisch. Wenn jeder seine Arbeit tut, haben wir eine Chance. Das Räsonieren aber über die tägliche Arbeit sollten wir unterlassen. Hieße das aber nicht: die tägliche Pflichtarbeit hält vernünftigem Nachdenken nicht stand? Das würfe einen gewaltigen Schatten entweder auf unsere tägliche Arbeit oder auf unsere Vernunft.

Bedeutete die überlebensnotwendige Arbeit etwa einen Makel an der vernünftigen Ordnung der Welt? Kam optimistische Aufklärung an ihre Grenzen, wenn sie die Rationalität täglicher Arbeit nachzuweisen hatte? War Arbeit noch immer das Tun des Sünders im Schweiße seines Angesichts?

Auch Goethes Motto klingt barsch: Mensch, grüble nicht, geh an deine Arbeit. Der Literat war Minister eines absolutistischen Fürsten.

Waren Vernunft und tägliche Maloche etwa unverträglich? Wäre Arbeit im Kapitalismus vernunft-untauglich?

Die FFF-Jugend sieht die Ergebnisse der Glasgower Klimakonferenz wesentlich kritischer als der konservative britische Leiter der Konferenz: „Klimaaktivisten wie Greta Thunberg halten die Ergebnisse der Konferenz für »Blabla«.“

Schließen jugendlicher Radikalismus und die Ausgewogenheit der „Vernünftigen“ sich gegenseitig aus? Nein. Sie sind aufeinander angewiesen.

Jugend misst nach Idealen, über die Lernerfolge der Völker denkt sie weniger nach, zumal sie wütend ist auf die flagranten Defizite des bis heute Erreichten.

Die abgeklärten Realisten schauen eher nach hinten, um sich zu vergewissern, was die Völker trotz allem erreicht haben. Utopisten und Realisten müssen zusammenarbeiten, um die Spannung zwischen Idee und Wirklichkeit durch Kompromisse zu überwinden.

Das wären keine faulen Kompromisse wie bei deutschen Koalitionsparteien, die ihre theoretischen Ausgangspositionen längst vergessen haben und deren Kompromisse nur ein schlitzohriges Dealen um größere Vorteile der eigenen Partei sind.

Die Kompromisse zwischen echten Realisten und Idealisten wären echte Kompromisse zwischen Menschen, die dasselbe Ziel anstreben. Hier gäbe es keine Debatten mehr über das Wohin, sondern nur noch über das Wie.

Welche Maßnahmen wären notwendig und vertretbar, um das unbestritten gemeinsame Ziel am schnellsten und effektivsten zu erreichen? Kommt die neue Regierung auf die Idee, mit der FFF-Jugend eine verlässliche Diskussionsbasis über ihre Entscheidungen herzustellen?

Wie aber ist die Stimmung zwischen der Jugend und dem neuen Klimaminister von den Grünen? Die Stimme von Carla Reemtsma:

„In den Koalitionsverhandlungen haben die Grünen zentrale klimapolitische Forderungen für Machtspiele aufgegeben. Damit haben sie Vertrauen verspielt. Die Grünen haben ihre Glaubwürdigkeit verloren. „Wir sind auf 1,5-Grad-Pfad“ – das behauptete Robert Habeck bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags. Diese Aussage ist, ebenso wie das Versprechen eines 1,5-Grad-Wahlprogramms, glatt gelogen. So sind die Grünen nicht mehr als ein weiteres, etwas grüneres Rad in einem fossilen politischen System. Sie geben es auf, aus den physikalischen Notwendigkeiten heraus für konsequente, mit dem Status quo brechende Maßnahmen zu streiten. Es erinnert an die Worte, mit denen Angela Merkel 2019 das Klimapaket verteidigte: Politik sei das, „was möglich ist“. Übrig bleibt Entsetzen bei denjenigen, die noch Hoffnung hatten, und Bestätigung für die Zyniker*innen, die dies nie wagten.“ (TAZ.de)

Und was ist vom neuen Kanzler Scholz zu erwarten?

„Von Olaf Scholz, der sich am Mittwoch erklärt hat, wird ein ungewöhnliches Versprechen bleiben: dass das alte Leben zurückkommen wird. Alles werde wieder so sein wie früher, wie vor der Pandemie: In seiner ersten Regierungserklärung gibt Olaf Scholz ein großes Versprechen Seine Regierung werde „nicht einen einzigen Augenblick ruhen, und wir werden jeden nur möglichen Hebel bewegen, bis wir alle unser früheres Leben und alle unsere Freiheiten zurückbekommen haben“.“ (Sueddeutsche.de)

Ist Scholz nicht mehr zu retten? Rückkehr in das alte Leben, das die jetzige Klimabedrohung erst geschaffen hat? Auch wenn er nur die Rückkehr in Vor-Corona-Zeiten gemeint hätte, wäre die Rede verantwortungslos. Das Virus wurde in jener Zeit in die Menschheit geschleust, die vor der Epidemie lag.

Die neoliberale FDP ist ohnehin nur eine notwendige Mehrheitsbeschafferin, mit sinnvoller Politik hat sie nichts zu tun.

Und die Linken? Zerfleischen sich immer mehr, weil sie nicht wissen, woher sie kommen und wohin sie wollen. Eine Marx-Fraktion gefällt sich als Destruktorin vom Dienst – und dennoch ist die Partei nicht bereit, ihre Marx’schen Wurzeln kritisch zu sichten.

War Marx ein früher Ökologe? Ja, solange er noch jung und hübsch war. Auf keinen Fall, als er das „Kapital“ zu schreiben begann.

Ja mit seinen frühen Sätzen: „Dieser Kommunismus ist als vollendeter Naturalismus = Humanismus, als vollendeter Humanismus = Naturalismus, er ist die wahrhafte Auflösung des Widerstreites zwischen dem Menschen mit der Natur und mit dem Menschen.“

Schon hier vergisst Marx, dass der Widerstreit zwischen Mensch und Natur kein Naturereignis war, sondern eine Erfindung der biblischen Religion und keineswegs ein Verhängnis des Seins. Naturreligionen kennen diesen Widerstreit nicht.

Der Arbeitsbegriff, den Marx von Locke übernommen hatte, war es, mit dem sich Marx von der Würdigung der Natur entfernte und sie in etwas Minderwertiges verwandelte, das erst durch menschliche Arbeit an Wert gewann. Ohne Arbeit war Natur – nichts wert.

„Die Geschichte selbst ist ein wirklicher Teil der Naturgeschichte, des Werdens der Natur zum Menschen.“

Wie die Frau sich zum Mann emporentwickeln muss, so die Natur zum naturüberlegenen Menschen. Natur entspricht der biblisch unterlegenen Frau, deren Haupt der Mann sein muss.

„Also die Gesellschaft ist die vollendete Wesenheitseinheit des Menschen mit der Natur, die wahre Resurrektion der Natur, der durchgeführte Naturalismus des Menschen und der durchgeführte Humanismus der Natur.“

Resurrektion ist Auferstehung. Zuerst muss die Natur – durch überlegene Arbeit und die überragende Intelligenz des Kapitalismus (den Marx bewunderte) – durch den Menschen eliminiert werden, bevor sie in Form einer fortgeschrittenen Technik zur menschengemachten Natur auferstehen kann. Eine vollständige Parallele zu Römer 8, 19 ff:

„Denn die Sehnsucht des Geschaffenen wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und sich schmerzlich ängstigt bis jetzt.“

Wie der alte Mensch sterben muss, um durch Glauben wiederaufzuerstehen, so muss die alte Natur durch Aktivitäten des Menschen getötet werden, damit sie in technischer Form neu auferstehen kann.

Das Ganze begann mit Francis Bacon, der die alten Griechen verhöhnte, weil sie es mit ihrer Naturphilosophie nur zum Quasseln gebracht hätten.

„Die Griechen benehmen sich wie Kinder, immer bereit zu schwätzen, aber unfähig, etwas zu schaffen; ihre Weisheit quillt über von Worten, ist aber arm an Taten.“

Taten durch Technik und Wissenschaft: das war der Fortschritt der Moderne, die eine wertlose Natur durch Arbeit in ein Wohlstandsparadies verwandeln würde.

Descartes war der Erneuerung der Natur durch Ausrotten aller sinnlichen Minderwertigkeiten vorausgegangen. Die unsaubere sinnliche Welt wollte er durch mathematische Veredlung in eine reine Schöpfung zurückverwandeln.

„In seiner Welt gab es keine Gerüche, keine Farben und keinen Geschmack, es gab nichts, was schwitzte, tröpfelte oder spritzte. Was konnte sauberer sein und sich besser benehmen als Algebra und Geometrie? Mit einem Streich hatte Descartes alles aus der Welt verbannt, was Chaos, Unordnung oder gar vitales Leben hervorrief. Ab jetzt bestand die Welt nur noch aus Präzision und nicht aus sinnlicher Verwirrung.“

Schwitzen, Tröpfeln, Spritzen: Descartes wollte die sinnliche und lüsterne Natur durch Herrschaft der Mathematik in ein mittelalterliches Kloster verwandeln. Kein Mensch sollte weiterhin in sündige Versuchung fallen.

Hier beginnt die unterirdische Empathie zwischen neuer Naturwissenschaft und alter Theologie, die von verschiedenen Seiten her der schmutzigen und bösen Natur an den Kragen wollten. Die durch den Sündenfall böse gewordene Natur sollte a) theologisch mit Beichte und Buße, b) mathematisch mit Ausrottung alles Nichtberechenbaren und Nicht-Quantitativen ihre ursprüngliche Vollkommenheit zurückerlangen. Während die Theologie nur innere Erleuchtung zu bieten hatte, wollten Technik und Kapitalismus die äußere Welt in ein Paradies zurückverwandeln.

„Das mittelalterliche Ziel, das Heil in einer anderen Welt zu suchen, war bedeutungslos geworden. An seine Stelle trat die neue Idee, Vollkommenheit in dieser Welt zu suchen. Geschichte wurde zur fortschrittlichen Reise weg vom konfusen Zustand hin zum wohlgeordneten und genau berechenbaren Zustand der vollendeten Naturmaschine Newtons.“

Naturwissenschaftler wollten diesen Zustand durch Ausrotten alles Unmathematischen, Sinnlichen und Unberechenbaren erzielen, Locke durch Besitznahme nichtswürdiger Natur per Arbeit.

Arbeit war das Zaubermittel, mit dem der Mensch aus wertloser Arbeit die kostbare Welt des Reichtums und Wohlstands der Menschheit neu erschaffen wollte. Der Sündenfall musste nachträglich gelöscht werden, er hatte der Menschheit nur Schwierigkeiten gebracht. Das war der Kampf der Frühaufklärer, die die Bibel noch nicht vollständig verlieren, aber von den größten Übeln befreien wollten.

Die vom Menschen unberührte Erde war für Locke ohne jeden Wert. Erst durch Arbeit konnte man sie zum Eigentum nehmen und in Wertvolles verwandeln.

Der amerikanische Kontinent war von den Ureinwohnern durch Arbeit nicht in Wertvolles verwandelt worden. Ergo waren sie nicht die legitimen Eigentümer des ganzen Landes und die weißen Eindringlinge hatten das Recht, sie zu vertreiben und sich ihr Land unter den Nagel zu reißen.

Nur, was ich bearbeite, gehört mir. Das war die Besitznahme der „unzivilisierten“ Welt durch die Christen, die im Schweiße ihres Angesichts zu arbeiten pflegten, um die Natur fortlaufend zu veredeln.

Natur ist wertlos, solange der Mensch nicht kommt und sie durch Malochen in sein Eigentum verwandelt.

Kapitalismus ist nicht nur nicht schädlich, er ist die einzige Methode, um Natur aus ihrem minderwertigen Status zu befreien und zur Vollkommenheit zu bringen.

Locke kommt zu Schlussfolgerungen, die, nach Rifkin, für jeden Umweltschützer ein Alptraum sind: die Eliminierung der unberührten Natur durch den Menschen ist kein Verbrechen, sie ist die perfekte Verwandlung der Natur in ein kapitalistisches Reich Gottes.

Die Aneignung der unberührten Natur ist nicht nur das Recht einer Gesellschaft, es ist ihre Pflicht. Jedes Land, „welches der Natur überlassen bleibt“, ist nach Locke, „reine Verschwendung. Natur wird erst wertvoll durch unsere Arbeit.“

Kapitalismus als Erlöser der Natur ist das exakte Gegenteil zu allen ökologischen Bemühungen. Erst wenn die unbrauchbare und wertlose Natur verschwunden ist, hat der Mensch die Folgen des Sündenfalls überwunden. Das Geld wird zum Taufwasser einer wiedergeborenen Natur. Kapitalisten sind keine Amoralisten, sondern die wahren Erlöser der Natur. Geld als Heilmittel kann man nicht genug haben:

„In einem Gemeinwesen, das auf Vernunft gegründet ist und über Geld als Zahlungsmittel verfügt, ist das unbegrenzte Anhäufen von Eigentum erlaubt, ja selbstverständlich, da gerade dies der Zweck des Geldes ist. Da Geld nicht verderblich ist, kann man unmöglich zu viel davon besitzen. Gewiss werden Einige mehr davon besitzen als andere, aber das ist nur natürlich, da die Welt „dem Fleißigen und Vernünftigen zum Gebrauche gegeben ist. Wer seine Vernunft am besten gebraucht, der wird auch den größten Gewinn machen.““ (fast alle Zitate aus J. Rifkin, Entropie, ein neues Weltbild)

Verstehen wir allmählich, warum die Musks & sonstigen Superreichen in Amerika als Erlöser der Welt gehandelt werden? In Deutschland fleißig unterstützt von solchen, die ihnen nacheifern und genau so reich werden wollen wie jene? Man denke an Döpfners Auferstehungs-Soirees im Springerverlag.

Der Kapitalismus war nur ein Element des gloriosen Siegs der mathematischen Naturwissenschaften über alle Aspekte des Abendlands. Alles, was nicht gezählt und berechnet werden konnte, wurde wertlos. Also alle Geisteswissenschaften und alles, was zum autonomen Denken und Fühlen der Menschen gehörte.

„Bacon, Descartes, Newton, Locke und Smith – das waren die großen Köpfe, die für die Verbreitung des mechanistischen Weltbildes sorgten. Ihre Grundannahmen gelten bis heute. Es gibt eine präzise mathematische Ordnung des Universums, die sich aus den Bewegungen der Himmelskörper ableiten lässt. Dagegen ist hier auf Erden das Meiste in einem chaotischen Zustand. Deshalb muss auf Erden wieder die gleiche Ordnung wie im Kosmos geschaffen werden. Die Folgerungen sind unvermeidlich: je mehr materiellen Wohlstand wir anhäufen, desto geordneter muss die Welt werden. Fortschritt heißt die Anhäufung von immer mehr Überfluss, der zu einer immer geordneteren Welt führen muss. Wissenschaft und Technologie sind Heilsführer zum neuen Paradies.“ (ebenda)

Wer die größten Geldmassen anhäuft, wird zum Führer in eine strahlende Zukunft. Es kann kein Verbrechen sein, das Geld der Vielzuvielen mit List und Tücke zusammenzuraffen und in seinem Tresor verschwinden zu lassen.

Hieß es bei Locke aber nicht, nur durch Arbeit angeeignete Natur könne in Geld verwandelt werden? Das ist doch das kleinste Problem: ergo wird Wetten, Pokern und Fuggern schwuppdiwupp zu Arbeit erklärt.

Seht nur, wie sie hetzen, rasen und sich verausgaben, um regelmäßig Milliarden zu kassieren. Sollte man es den Bemitleidenswerten nicht leichter machen, indem jeder seine Steuern nicht dem doofen Staat, sondern ihnen, den wahren Heilsbringern der Welt, überweist?

Die verhängnisvolle Rolle des messianischen Kapitalismus durch Vernichtung der Natur ist in den ökologischen Debatten bislang mit keinem Wort erwähnt worden. Wie können wir die Natur erretten, solange das Geld der Welt sich immer mehr in den Händen weniger Unersättlicher anhäuft – die sich nicht als Verbrecher, sondern als Heilande und Erlöser der Menschheit verstehen?

Aus den Händen kapitalistischer Zwangsbeglücker müssen wir die Natur befreien, um sie ihrer kosmischen Vernunft zurückzugeben. Solange wir keine Pessimisten werden wollen.

Fortsetzung folgt.