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… zum Logos IX

Tagesmail vom 15.12.2021

… zum Logos IX,

wir nähern uns dem Ende der Geschichte.

Als Frieden der Menschheit mit Mensch und Natur – oder als Ausscheiden des homo sapiens aus dem Zusammenleben mit dem Kosmos.

Die Krisen der Gegenwart – die aufgetürmten Folgen einer langen unfriedlichen Vergangenheit – können nur gelöst werden durch eine symbiotische Einheit mit allem, was sich auf Erden regt und bewegt.

Die Vorstellung einer „Idylle“ gilt der gefährdeten Menschheit als absurde Illusion. Weshalb sie keinen Frieden will, sondern eine rasende Fahrt in eine unbekannte Zukunft. Es komme, was da wolle. Wenige werden überleben, die Vielen haben keine Zukunft verdient.

Die Menschheit eines blinden und tauben Fortschritts hält Frieden für eine gefährliche Vision, das Fortschreiten hingegen in eine allesgefährdende Zukunft mit Supermaschinen, Superreichen und Supergenies für das einzig wahre Ziel der Geschichte.

Eine humane Vision für die ganze Menschheit wird verworfen zugunsten einer Zukunft, die das Überleben der Gattung gefährdet und nur Privilegierten ein Leben jenseits der Erde verspricht.

Eine humane Vision ist keine Offenbarung, keine prophetische Schau, sondern ein durchdachtes und durchstrittenes Ziel, worauf sich die Menschheit geeinigt hat und das sie in gemeinsamer Arbeit realisieren will.

Eine humane Vision verspricht sich alles von der moralischen Vernunft des Menschen, die er als Geschenk von der Natur erhielt – und die er dennoch zu lernen und zu entfalten hat. Die Gabe der Natur muss er sich zur lebenslänglichen Aufgabe machen.

Eine humane Vision ist autonom. Der selbstbestimmte Mensch überlässt sein Schicksal keinem Gott, keiner Geschichte, keinen Maschinen, er nimmt sein Schicksal selbst in die Hand. Alles andere hält er für unterwürfig, vernunftfeindlich und unmündig.

Fortschritts-Visionen sind Erfindungen weniger abendländischer Gottmenschen, die mit ihrer technischen Überlegenheit die Erde perfektionieren, alle Übel ausrotten und die Erde in das zurückeroberte Paradies verwandeln wollten. Sind Paradiese keine Idyllen?

Während eine humane Vision die Aufgabe aller Menschen ist, die nur durch kooperierende Völker erzielt werden kann, ist die Fortschrittsvision eine Selektion der Menschen in wenige, die sich das Überleben durch überlegene Brillanz verdient haben und in die Vielzuvielen, die als Versager parasitär an den Rändern des Systems vegetieren.

Universelle Friedensvision – gegen eine technisch-militaristische Erwählungsvision. Die Menschheit muss wählen.

Die humane Vision geriet unter Verdacht, sie könnte sich als totalitäre Gewaltvision entpuppen. Könnte durchaus, alles kann durch Gewalt verdorben werden. Sie muss aber nicht, wenn die Visionäre ihre Gesinnung bewahren und ihr Ziel mit humanen Mitteln ansteuern.

Nicht immer muss man an Sokrates erinnern. Man könnte auch in andere heidnische Länder schauen:

„Das Land eines andern soll betrachtet werden wie das eigene; die Familie eines anderen als die eigene, der Leib eines anderen als der eigene Leib.“ Das war die Forderung der allgemeinen Menschenliebe von Mongdsi. Chinas Pazifismus war seine Kultur. In seiner Welt hatte China den Frieden, als Geisteshaltung der meisten, so weit realisiert, wie bisher kein Land der Erde. (Viktor Engelhardt, Weltbürgertum und Friedensbewegung)

Frieden war eine politische Realität in China, keine gepredigte Illusion. Das mächtigste Reich der Welt kam nicht auf die Idee, unterlegene Völker nach Belieben zu erobern – wie es der christliche Westen tat.

Auch in der christlichen Botschaft ist viel von Frieden zu hören. Noch mehr vom Gegenteil:

„Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen sei, Frieden zu senden auf Erden. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen.“

Vor allem: wenn von Frieden die Rede ist, dann nicht vom Frieden unter den Völkern, sondern vom inneren Frieden, der seelischen Verbindung mit Gott. Friede ist ein Gemüts- und Seelenzustand Einzelner, das beglückende Sicheinswissen mit Gott.

Weshalb es kein Widerspruch war, wenn christliche Länder die schrecklichsten Kriege führten.

„Die betreffenden Stellen des Neuen Testaments sind nicht zu verstehen als kriegsfeindliche Gebote, sondern als Verheißungen des inneren Friedens. Nirgends in der Schrift ist Krieg als ein mit dem Willen Gottes unvereinbarer Zustand beschrieben. Die moderne politische Friedensidee muss auf jede biblische Begründung verzichten. Keine Stelle verwirft Krieg als gottwidrige Idee.“ (Hans Prutz, Die Friedensidee)

Nie waren die Kirchen einem gottbegnadeten Scharmützel um des eigenen Vorteils abhold. Die enthusiastische Unterstützung eines Sohnes der Vorsehung war der Höhepunkt ihres gnadenlosen Hasses gegen Glaubensfeinde, Fremde und biologisch Minderwertige. Bismarcks Neugründung des deutschen Reichs stand unter dem Segen eines allmächtigen Schlachtengottes.

Kants Vorstellung vom ewigen Frieden hatten sie längst abserviert. „Der ewige Friede ist ein Traum und nicht einmal ein schöner, und der Krieg ist ein Element in der von Gott gesetzten Weltordnung.“ (Moltke)

Schriftgemäße Christen sind Hochstapler, die mit zweideutigen Begriffen ihre Schafe gewinnen wollen. Sie brillieren mit Frieden, verstehen aber darunter kein visionäres Ziel auf Erden, sondern die Aussöhnung Einzelner mit Gott.

Die böse Menschheit ist weder verbesserungswürdig noch verbesserungsfähig. Irdische Staaten gehören zum Reich des Teufels, das erst durch Gottes apokalyptisches Finale zerstört wird.

Kein Mensch sollte den geringsten Versuch unternehmen, Ihm ins Gehege zu kommen. Das war die Zweireichelehre von Augustin und Luther, exakt befolgt von einer deutschen Pastorentochter, die alles laufen ließ, wie es schon immer lief.

Die deutschen Medien scheinen aufzuwachen:

„Es gab eine kurze Phase, in der sich Angela Merkel als Anwältin des Klimas verstand. Aber dieses Interesse war nicht nachhaltig, für sie gab es auf der Strecke offenbar Wichtigeres zu tun. Ihre Macht zu erhalten beispielsweise. Und so wurden all die Jahre all die Taten zum Klimaschutz unterlassen, die uns heute ermöglicht hätten, die Erderwärmung ruhiger, planvoller, billiger zu bekämpfen. Indem die Politik aber Anstrengendes und Unbequemes verschweigt, untergräbt sie die Lebens- und Entfaltungsmöglichkeiten aller. Die Politik traut sich nicht, offen zu benennen, was notwendig wäre, um die Probleme von morgen wenigstens zu lindern. Weil sie fürchtet, dass wir, die Bürgerinnen und Bürger, und auch wir, die Journalistinnen und Journalisten, sie bestrafen oder vorführen werden, wenn sie sagen, welche Maßnahmen, Kosten, Einschränkungen notwendig sind, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Und man muss zugeben: Die Sorge ist berechtigt. Man gönnt sich ja lieber was: den Sommer des Vergnügens, der den Coronawinter verdrängt. Den Aufschub von zwei, drei, vielen Jahren, bis man sich zu klimafreundlichem Wohnen, Fahren, Leben bequemt.“ (SPIEGEL.de)

Warum versagt die deutsche Politik, wo immer man hinschaut? Weil sie noch nie selbstbestimmte Politik betrieben hat, bestehend aus den Fragen: Wo sollen, wo wollen wir hin? Mit welchen Mitteln wollen wir unser Ziel erreichen?

Ziele und Mittel ließen sich die Nachkriegsdeutschen stets von ihren Befreiern vorschreiben. Solang jene noch vorbildliche Demokratien waren, konnte man wenig einwenden. Längst aber befinden auch sie sich auf abschüssigem Weg – und ihre Musterzöglinge sind unfähig, mit ihren Vorbildern Tacheles zu reden.

Das betrifft nicht nur die Gefährdung der Pressefreiheit durch gehässige Behandlung von Whistleblowern wie Snowden und Assange, sondern auch die Abkehr von jeder internationalen Friedenspolitik. Sie bieten der Welt keinen Frieden an und wundern sich über die zunehmenden feindlichen Reaktionen aus jener Welt, die der Westen einst ausbeutete – und es heute mit überlegenen Wirtschaft noch immer tut.

Man will es nicht glauben: mit Einverständnis der Grünen hat die Ampelkoalition einer atomaren Aufrüstung auf deutschem Boden zugestimmt:

„Erstaunlich geräuschlos hat sich die Ampelkoalition darauf verständigt, für die in Deutschland gelagerten US-Atomwaffen neue Kampfflugzeuge anzuschaffen. Das heißt im Klartext: Diese Regierung gibt der Atombombe eine Zukunft. Denn Teilhabe bedeutet: Beim Luftwaffengeschwader in Büchel, Rheinland-Pfalz, liegen zwei Dutzend Bomben mit einer Zerstörungskraft, die als x-faches Hiroshima berechnet wird, und sie werden von deutschen Piloten im Kriegsfall Richtung Osten zum Einsatz gebracht. Immerhin wird im Grünen-Grundsatzprogramm von 2020 – nach damals heftiger Debatte – „ein zügiges Ende der nuklearen Teilhabe“ verlangt, Die ersten US-Nuklearwaffen kamen 1955 in die Bundesrepublik. Damals entstand die Anti-Atomtod-Bewegung, die älteste zivilgesellschaftliche Strömung für eine bessere Welt, die Mutter von vielem, was folgte. Ohne Namen wie Günther Anders (Jg. 1902) und Robert Jungk (Jg. 1913) wäre Petra Kelly (Jg. 1947) schwer denkbar gewesen, ohne Kelly nicht die heutigen Grünen. Deren parteinahe Stiftung ist nach Heinrich Böll benannt; bereits von Krankheit gezeichnet, ließ sich der Nobelpreisträger die Teilnahme an der Sitzblockade eines Raketenstandorts nicht nehmen. Aus der einstigen Infragestellung eines industriell-materialistischen Fortschrittsbegriffs wurde allmählich der Glaube an die technologische Machbarkeit der Quadratur des Kreises. Wenn alle Welt in der Flüchtlingspolitik das EU-Regelwerk zum Maßstab nehmen würde, dann stünde der Planet in Flammen.“ (TAZ.de)

Kompromisse in Ehren, was die Grünen hier aber unterschrieben haben, ist ein kompletter Verrat ihrer Gründungsprinzipien. Wer so seine innerste Identität verrät, schließt keine Kompromisse mehr, sondern begeht Selbstmord.

Dasselbe in Sachen Klima. Das Ziel einer 1,5 Grad höheren Erderwärmung haben sie nicht mal als absolutes Minimum in den Vertrag genommen. Jetzt können sie tun und machen, was ihnen reformfeindliche Kräfte vorschreiben – ohne das Recht, jene konsequent zu bekämpfen.

Hier haben sie den Rubikon überschritten. Eher hätten sie auf Machtbeteiligung verzichten und in der Opposition verbleiben müssen, als stumm ihre Grundprinzipien aufzugeben.

Wäre deshalb die Regierungsbildung geplatzt, hätten die Grünen für eine Wiederholung der Wahl plädieren müssen. Das Volk hätte das letzte Wort gehabt, welchen Kurs es für richtig hält – nachdem die Differenzen in aller Schärfe durchgefochten worden wären.

So aber war es ein beschämendes Schleichen der Grünen an die Macht. Von dieser Duckmäuser-Koalition ist keine Bewältigung der Multikrise zu erwarten. Durch ihre Kompromiss-Religion haben die deutschen Politiker jedes grundsätzliche Durchdenken der Probleme und somit den Wettstreit um die beste Lösung verhindert.

Wo bleiben die Werte als Grundlagen der europäischen Union, auf die sie vor wenigen Jahren noch so stolz waren?

„Rund 500 Millionen Menschen, schrieb etwa die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, leben in europäischen Regionen, „die unterschiedliche Sprachen sprechen und aus unterschiedlichen Kulturen stammen: Die einen essen lieber Pizza, die anderen lieber Hering, es gibt unterschiedliche Trachten und Bräuche, sehr viele verschiedene Käsesorten und ganz unterschiedliche Häuser“. Sie alle aber seien geeint durch gemeinsame Werte: „Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und eine soziale Marktwirtschaft. Man nennt sie die Werte der europäischen Aufklärung.“ (Frankfurter-Rundschau.de)

Warum wehrt sich Habeck gegen jedes politische „Moralisieren“? Ist eine wertebasierte politische Haltung kein moralisches Tun, das sich gegen die wachsende Zahl der Menschenrechtsverletzungen wehren muss?

Wie steht es mit der Vision einer globalen Solidarität, die in Europa systematisch vor die Hunde geht?

„»Die Krisen in diesen Ländern sind mehr als unglückliche Ereignisse«, sagt David Miliband, IRC-Präsident und früherer britischer Außenminister. Es handle sich um »das Versagen eines internationalen Systems, das eigentlich Frieden, Wohlstand und Rechtsstaatlichkeit gewährleisten soll«. Die Zahl der Menschen in humanitärer Notlage sei auf Rekordniveau. Zudem solle eine universelle Gerichtsbarkeit eingesetzt werden, um Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht strafrechtlich ahnden zu können.“ (SPIEGEL.de)

Täglich erweitert sich die Mängelliste der vorhergehenden Regierung, an der die jetzige Kanzlerpartei beteiligt war. Niemand wollte Scholz, nicht mal die eigene Partei: wir haben ihn als Kanzler gleich gehabt. Fragen beantwortet er nicht, nicht anders als seine Vorgängerin, die allen Fragen aus dem Wege ging, die sie in Kinderstubendeutsch nicht hätte beantworten können.

Merkel hat nie regiert. Sie hat sich regieren lassen von einer neoliberalen Staatsmaschinerie, die ihren Kurs für alternativlos hält. Stets war die Regierung erleichtert, dass sie nie prinzipiell eingreifen musste. Die destruktive Macht der jetzigen Krise aber würde ein selbstbewusstes Regieren erfordern. Woher nehmen ohne zu stehlen?

Hier die grundlegenden Mängel des Geldwesens. Nach der letzten Finanzkatastrophe wurden tiefgreifende Reformen angekündigt. Geschehen ist nichts. Die ungezügelte globale Macht der Banken kann jederzeit eine neue Weltkrise auslösen:

„Nie wieder sollten Finanzinstitute so groß und gefährlich werden, dass sie ganze Volkswirtschaften vernichten und die Steuerzahler in Geiselhaft nehmen können. Jeder Finanzplatz, jedes Produkt, jeder Akteur sollte reguliert werden, mahnten Politiker weltweit, nachdem sie mit billionenschweren Staatshilfen und Bürgschaften den GAU abwenden konnten. Jetzt, 13 Jahre später, ist von den markigen Ansagen nicht mehr viel übrig, sagt Gerhard Schick, Gründer des Vereins Bürgerbewegung Finanzwende, der sich für eine nachhaltige Finanzwirtschaft einsetzt. Im Gegenteil: Die Banken seien noch größer und gefährlicher als vor dem Lehman-Crash. Allein in der Eurozone hätten sich die finanziellen Vermögenswerte im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung binnen 20 Jahren verdoppelt. Viele Geschäfte, vor allem mit den von Warren Buffett »Massenvernichtungswaffen« getauften Derivaten, seien nicht nur nutzlos, sondern sogar wertevernichtend.“ (SPIEGEL.de)

„Das christliche Geschichtsbild, das während des Mittelalters Westeuropa prägte, degradierte das Leben in dieser Welt zur bloßen Vorbereitung auf ein jenseitiges. Für den mittelalterlichen Geist war die Welt ein geordneter Organismus, in dem Gott jedes Ereignis kontrollierte. Die Vorstellung, Geschichte zu machen oder zu verändern, wäre undenkbar gewesen.“ (Rifkin)

Heute kein Deut anders, nur Gott wurde ersetzt durch Technik, Wissenschaft und Fortschritt. Auch die deutsche Regierung lief der automatischen Politmaschine nur hinterher: Wohlstand, Wirtschaftswachstum, Wettbewerbsfähigkeit, Digitalisierung lautete das Credo von Mitläufern und Unterwürfigen.

Wir sind stolz auf einen grenzenlosen Fortschritt, mit dem wir alle „Steinzeitmenschen und Ureinwohner“ um Welten überrundet haben. Mit welchen Naturverwüstungen, psychischen Schäden und suizidalen Gefahren aber mussten wir diesen Triumph bezahlen?

Fortschritt muss bezahlt werden, erklären seine Verteidiger. Je höher seine Kosten, umso wertvoller scheint er zu sein. Heute wissen wir: Fortschritt ist der Königsweg in den Untergang. Das entspricht der fast einhelligen Meinung aller neuzeitlichen Philosophen, dass nur das Böse den Fortschritt zum Guten befördern könne.

Wie aber leben Ureinwohner?

„Sie „arbeiten“ nicht mehr als 20 Stunden in der Woche. Ihre freie Zeit verbringen sie mit Spielen, sportlichen Veranstaltungen, Kunst, Musik, Tanz, Zeremonien und Besuchen bei Nachbarn. Sie gehören zu den gesündesten Völkern der Welt. Ihre Kost ist nahrhaft und sie erfreuen sich bis ins Alter guter Gesundheit. Den größten Wert legen sie auf Zusammenarbeit, oft teilen sie alles miteinander. Weder sind sie sonderlich kampflustig noch aggressiv untereinander.“ (bei Rifkin, Entropie)

Wie wurde bislang der Fortschritt verteidigt? Das harte Leben der Menschen würde er erleichtern, sein Leben kontinuierlich lebenswerter machen. Was aber geschah? Das Gegenteil. Die Arbeitsverhältnisse wurden immer asozialer, die Kluft zwischen Reichen und Armen wuchs ins Aberwitzige, die Not der Elenden wurde unerträglich: die gesamte Situation treibt dem Ende zu. All seine Versprechungen hat der Fortschritt ins Gegenteil verkehrt.

Christlicher Fortschritt erwuchs auf dem verfluchten Boden des Sündenfalls mit den Folgen: „Feindschaft und Kampf zwischen allen und allen. Zwischen Mensch und Tier, Mensch und Ackerboden, Mann und Frau, zwischen Frau und Kindern: unter Schmerzen sollst du Kinder gebären.“ (Fromm)

Familien werden kontinuierlich auseinandergerissen durch die Macht des Kapitalismus, Kinder müssen sich von ihren Eltern lösen, um „selbstständig“ zu werden. Dabei sind verlässliche Beziehungen die einzige Möglichkeit, reif und autonom zu werden. Depressionen und psychische Schwierigkeiten nehmen überhand.

Der Mensch wird zum Fremdling in der Gemeinschaft, zum Eindringling und Zerstörer der Natur. Wahrlich, ein Fortschritt in die Hölle, die aus dem Jenseits prophylaktisch vorgezogen wird, dass es dem sündigen Menschen auf Erden nicht zu wohl wird.

Schwestern und Brüder, wir müssen uns zusammentun, um menschliche Perspektiven zu entwickeln. Eine Vision des technischen Fortschritts, die keine sein will, sondern sich als Wille Gottes oder der Heilsgeschichte präsentiert, führt uns endgültig in die Irre.

Warum dürfen wir über menschliche Visionen nicht nachdenken? Weil wir uns noch nie vom Fluch des Sündenfalls befreit haben:

„Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zur Erde zurückkehrst. Weib, nach deinem Mann wirst du verlangen, aber er soll dein Herr sein. Mann, um deinetwillen ist der Erdboden verflucht.“

Fortschritt sollte uns von allen Folgen des Sündenfalls retten. Doch jede seiner Erfindungen treibt uns tiefer in das Verhängnis.

Fortsetzung folgt.